Autumn Moon 2017 
Der Gipfel der Arroganz ist erreicht, wenn man beim Orgasmus seinen
eigenen Namen ruft.



Hameln,  13. und 14.10.2017


Der Freitag



Seit dem ersten Festival ist das Autumn Moon in Hameln zu einem Pflichttermin für die schwarze Szene geworden. Auch 2018, wo das Konzept einmal mehr voll überzeugt, einmal mehr aber auch mit kleinen Schwächen aufwartete. Die sind aber im Hinblick auf das, was geboten wird locker zu verschmerzen, manche auch zu lösen. Wie zum Beispiel die unglückliche Idee genregleiche Bands wie Waldkauz und Faun oder The Beauty of Gemina und Peter Heppner gegeneinander um die Gunst der Zuschauer kämpfen zu lassen. Es wäre weit geschickter gewesen zum Beispiel in der Zeit, in der eine Pagan Folk Band spielt, woanders sich z.B. einen Elektroact anhören zu können und nicht noch eine Pagan Folk Band. Da hätten alle was davon, die Bands mit höheren Besucherzahlen, wobei man deutlich sagen muss, dass trotzdem bei allen „Überschneidungs-Konzerten“ noch viele Leute anwesend waren. Und natürlich vor allem die Genreliebhaber im Publikum, die sich nicht entscheiden müssen oder sich leichter tun zwischen Elektro und Pagan Folk zu wählen, statt zwischen Pagan Folk und Pagan Folk. Im Fall von Waldkauz kann man hier natürlich noch sagen, die haben ja mehrmals gespielt, das Argument zieht bei Heppner und Beauty of Gemina aber gar nicht mehr. Und Waldkauz sind so großartig, die hört man liebend gern nicht nur einmal an diesem Wochenende, was viele Leute auch taten.
Das ist aber Jammern auf hohem Niveau, das Festival war wieder richtig gelungen, die Mitarbeiter inkl. Securities nicht nur super freundlich, sondern bisweilen extrem liebenswert, wie zum Beispiel die Dame am Vorraumausschank der Sumpfblume, um nur mal ein Beispiel von vielen zu nennen. Großartig auch das Lineup, Jahr für Jahr werden neue Bands gebucht, die man sonst eher selten bis kaum hört und nicht, wie sonst oft üblich nur immer die gleichen Verdächtigen. Die schwarze Szene ist musikalisch so unglaublich vielseitig und abwechslungsreich. Wer das nicht glaubt, braucht nur mal nach Hameln kommen, er wird sich wundern.
Vom Eletroact bis zur Mittelalterrockband, vom Minimaleletro, bis zum Gothic Rock, vom Indie bis zum Wave, Hameln bietet alles und mit 4 Bühnen hat man genug Möglichkeiten sich genau das rauszusuchen, was einen interessiert. Und dank des besonderen Händchens des Veranstalters hat man das Glück jedes Jahr absolute Highlights zu erleben, die einen zuvor vielleicht gar nichts sagen. Das war im ersten Jahr Snöt, Tomas und Daniel von TÜSN (die natürlich auch beim zweiten Auftritt völlig faszinierten, das hätte im zweiten Jahr Zombie Boy sein sollen, der sich dann aber eher als Griff ins Klo erwies. Dafür sprang aber Legend ein, die auch wenig Leute kannten und sich mit einem unglaublich intensiven Gig ins Musikgedächtnis der Zuschauer spielten.  Ein Griff ins Klo kann also durchaus auch einmal passieren, wenn man neue Künstler präsentiert und das verzeiht man auch gerne, noch dazu, wenn man 2017 mit INVSN eine Band im Lineup präsentiert, die so spektakulär agiert, dass einem auch am nächsten Tag die Bilder des Konzerts und die Musik nicht aus dem Kopf gehen. Übrigens auch eine Woche danach noch nicht. Schade, dass viele das verpasst haben. Aber dazu später noch mehr.
 

Inkubus Sukkubus

 
Los ging der Samstag sehr stimmungsvoll in der Sumpfblume mit echten Urgesteinen der schwarzen Szene. Inkubus Sukkubus sind seit 1989 fester Bestandteil derselben. Die Band deren Name auf die Zeit der Hexenverfolgung zurückgeht und der für den Satan steht hat somit aufgrund der langen Bandhistorie reichlich Auswahlmöglichkeiten für eine 45 Minütige Setlist. Auf der befand sich dann auch das Rolling Stone Cover „Paint it Black“. War das Konzert in der Sumpfblume ja schon richtig gut, setzte man beim Akustikset im Schiff dann aber noch eins drauf. Es war sicher eines der Höhepunkte des Wochenendes die Band da live und unplugged zu erleben.
 

Herzleid

 
Das kann man vom ersten Act in der Rattenfängerhalle wahrlich nicht behaupten. Immerhin hatten sie den Bandnamen einigermaßen gelungen gewählt, es war echt ein Leid was Herzleid ablieferten.  Weniger was die Pyrotechnik betrifft, die ist bei Rammstein Coverbands ja unerlässlich und war sicher der Hauptgrund warum nicht mehr Leute die Halle verließen. Auch wenn es schon verwundert, wer da neben den Musikern auf der Bühne rumhüpfte. Der zweite Grund war sicher die Liebe zur großartigen Musik von Rammstein, die ist selbst durchwachsen präsentiert schöner, als sie gar nicht zu hören. Man darf Herzleid mit Rammstein sicher nicht vergleichen. Mit Bands wie Stahlzeit und Völkerball aber sehr wohl. Und da liegen Welten, zeigt aber auch wie großartig beide Rammstein auf die Bühne bringen. Herzleid taten es definitiv nicht.
 

Klimt 1918

 
Zum Glück waren danach Klimt 1918 zu hören, die mit ihrem stilsicheren Sänger Marco Soellner und seiner schönen Stimme richtig beim Publikum punkten konnten. Im informativen Programmheft ist zu lesen, dass ihr Name auf den Wiener Jugendstilmahler Gustav Klimt und sein Todesjahr zurückgeht und sie versuchen mit ihrem Sound musikalische Bilder zu schaffen. Nach dem Auftritt muss man feststellen, dass dem definitiv so war. Klimt 1918 sind mit ihrer Musik, die sehr melancholisch, sphärisch und träumerisch dem Alternative Rock zugerechnet wird, besser wäre es vielleicht, es Dream-Indiepop zu bezeichnen, immer einen Konzertbesuch wert. Skygazer, Comamdante, Sant Angelo, La Notte, They were wed, Nostalghia, Belvedere und Snow waren die 8 Songs, die es ins Programm geschafft haben.
 
Celtica Pipes Rock
 
Danach gab es in der Rattenfängerhalle einen Ausflug in das Album Steamphonia von Celtica Pipes Rock zu hören. Die Band Celtica Pipes Rock sind nun 7 Jahre am Touren und haben nach den 3 Alben zuvor mit einem Album voller Klassischer-, Gothic-, Steampunk- und Metaleinflüsse eine richtige Einzigartigkeit im Sound geschaffen, der auch live richtig gut funktioniert. Dudelsack-Hasser werden sicher auch an einem symphonischen Dudelsacksound wenig Freude haben, alle anderen können Steamphonia sicher viel abgewinnen. Und Geigerin Aya Georgieva ist einfach großartig.
 
 

Beyond Obsession

 
Die Sonne ging dann bei Beyond Obsession auf, Nils Upahl brachte gewaltig gute Laune mit und die sprang sofort auf das Publikum über.  Die Mischung aus Pet Shop Boys, Boy George und And One macht richtig Spaß und Sänger Nils steckt an. Da fällt es schwer ruhig zu stehen, alle Daumen hoch für einen sehr gelungenen Auftritt.
 

Faderhead

 
Mit Faderhead folgte dann der erste richtige Elektroact von mehreren, vielleicht auch der beste. Die Mischung aus Aggrotech, Pop, Elektro und House kann man selbst als „Nichtfan“ der Elektrobeats viel abgewinnen und die Bühnenpräsenz des Herrn Faderhead ist ebenfalls überzeugend.
 

Stoneman

 
Kontrastprogramm anschließend in der Sumpfblume, bei Stoneman trifft Neue Deutsche Härte oder besser gesagt Neue Schweizer Härte auf Darkrock. Das ist mal brachial und erinnert an Bands wie Eisbrecher, dann wieder deutlich melancholischer in Richtung Unheilig oder mehr in Richtung Gothic ala ASP. Viel Abwechslung also die dadurch entsprechend viele Schwarze Seelen anspricht.
Mikki Chixx ist ein ziemlich untypischer Schweizer, kein Freund der Langsam-und Gemütlichkeit, sondern ein Verfechter des Gasgebens beim 45 minütigen Stoneman Auftritt. Seine charmante Schweizer Art kommt bei den Ansagen dann allerdings doch zum Vorschein. Nach dem gelungenen Auftakt mit „Eiskalt“, „An die Geräte“, und dem „Kofferlied“ folgte mit Mord ist Kunst ein Song mit einem durchaus fragwürdigen Titel.
Danach nahm das Konzert mit Songs wie „Lolita“, „Goldmarie“, „Liebe Liebe“ und „Gott weint“ richtig Fahrt auf, bevor ein „Liebeslied“ und „Wer f.. will muss freundlich sein“ einen der besten Auftritte des Freitags viel zu schnell beendeten.
 

Joachim Witt

 
Um zu Beginn die wilden Gerüchte, die sich um die Ikone Joachim Witt an diesem Abend entwickelten, gleich mal zu entkräften, der Herr Witt ist keinesfalls 80 und auch deutlich jünger als Mick Jagger. Und er ist neben Nena wohl der einzige Neue Deutsche Welle Star, der seinen Sound konsequent weiterentwickelt hat und trotz des Goldenen Reiters Übersongs bis heute eine Discographie geschaffen hat, die voller musikalischer Perlen ist. Es gibt so viele schöne Witt Songs. 60 Minuten sind da nicht annähernd genug um dem einigermaßen gerecht zu werden. Die Zusammenstellung der Setlist war dann aber doch sehr erstaunlich. „Thron“, „Einheit“, „Lebe dein Leben“, „Geh deinen Weg“ und „Winterwald“ sind Songs die man bei der kurzen Spielzeit sicher so nicht erwartet hat. Vielleicht war das auch der Grund warum sich der Rauschebart auf der Bühne so despektierlich über das Autumn Moon Festival geäußert hat. So ernst darf man, wenn man ihn und seine merkwürdigen und bisweilen sehr skurrilen Ansagen erlebt hat,  sicher nicht alles Gesagte nehmen. Mit Songs wie „Es regnet in mir“, und dann zum Schluss „das geht so tief“, der Megahit „Die Flut“ und als Krönung „Goldener Reiter“ inklusive 1000 fachen Publikumschor hatte das Konzert einen richtig langen Höhepunkt, etwas was ja auch nicht zu verachten ist. „Gloria“ gab es leider, vielleicht auch aufgrund vieler Anfeindungen nicht zu hören, es ist vielleicht sein bisher bester von vielen grandiosen Songs.
 

The O`Reilly`s and the Paddyheads

 
Wer schnell war konnte danach in der Sumpfblume das Ende von „The O Reilly`s and the Paddyhats miterleben, die die Sumpfblume so richtig zum Kochen und tanzen brachten. Irish Folk ist halt eine Stimmungsgarantie, schon gleich, wenn er so gekonnt und mit so viel Leidenschaft dargeboten wird, wie von den Paddys.
 

Front 242

 
Was die 2 Bauarbeiter von Front 242 geritten hat grußlos deutlich vor offiziellen Spielzeitende die Bühne zu verlassen und die Zugaberufe des Publikums zu ignorieren bleibt wohl für immer ihr Geheimnis. Am Sound, dem Publikum, dass in großer Zahl die Halle füllte oder der Stimmung kann es nicht gelegen haben. Ein mehr als unwürdiges Ende eines Auftritts.
 

Black Magic Fools

 
Mehr Freude strahlten da die Schweden von den Black Magic Fools aus. Die aus einer Taverne des heimatlichen Gothenburg entstandene Medieval Dark Metal Band ist in Deutschland noch relativ unbekannt, solche Auftritt wie in Hameln können sehr schnell etwas daran ändern.
 

Kochkraft durch KMA

 
Danach gab es ganz zum Schluss als Rauswerfer in der Rattenfängerhalle endlich den langersehnten und extrem beliebten „Neue Deutsche Kelle“ Musikmix, dargeboten von Kochkraft durch KMA, wobei KMA sicher nicht für Ketchup meets Artischocke steht. Es war auch keine Kochshow die man nun in der Rattenfängerhalle erleben konnte und Steffen Henssler war auch weit und breit nicht zu sehen.
Etwas ans Kochen erinnerte das Ganze dann aber schon, an ein halbgares unfertiges Musikgebräu. Dadamusik, Anti-Musikkunst unklassifizierbar irgendwo zwischen „kann man mögen, muss man aber wirklich nicht“. Die Krönung des Irrsinns auf der Bühne sind jedoch der Schlagzeuger der Band und Sängerin Lana Vandavla. Die hat so viel Charisma, dass es locker für 2 Bands langt. Unser nächster Song wird bestimmt ein Hit, heißt eines ihrer Lieder und es wird bestimmt keiner. Wenn Kochkraft allerdings etwas zugänglichere Musik und Texte schreiben würden, dann wäre das allerdings nicht so abwegig, sie wären wohl aufgrund ihrer weiblichen Rampensau sogar eine ganz große Nummer.
 

Drescher

 
Zum Abschluss hatte die Sumpfblume noch lustige Österreicher in Tracht zu Gast. Der Crossover Mix der Alpenländer mit viel Trash und deutlich weniger Volksmusik ist definitiv gewöhnungsbedürftig.
Es wäre trotzdem durchaus lustig zu sehen, wenn man sie so volkstümlich gekleidet einmal in ein Oktoberfest Bierzeltsteckt und man miterleben kann, wie die Volksmusikfans „Dresch Metal“ so finden.
 

  Der Samstag

 
Der zweite Tag glänzte wie schon Tag 1 mit wunderschönen Wetter. Geradezu perfekt für Konzerte im Freien. Die gab es an beiden Tagen natürlich auch in Hameln und sie waren an beiden Tagen auch immer gut besucht, wobei die Besucher aus Hameln, die diese kostenlos besuchen konnten, deutlich in der Minderheit waren. Trotzdem ließen es sich die Hamelner natürlich nicht nehmen das Spektakel und die „komischen“ schwarzen Gestalten näher in Augenschein zu nehmen.
 

Irdorath

 
Konnte man Irdorath bereits am Freitag auf der Outdoorbühne bewundern, so hatte man am Samstag um 12.30 Uhr das große Glück die großartige Weißrussische Mittelalterband und ihre Mischung aus Pagan Folk, gemischt mit Folk Metal eine ganze Stunde als Opener auf der Marktbühne des Mystic Halloween Marktes zu bewundern. Ganz ohne Parallelogramm, eine grandiose Idee der Verantwortlichen damit in den Tag zu starten. Etwas das man jedes Jahr in dieser Form so wiederholen sollte.
 

Elferya

 
Um 13.30 startete dann das Musikprogramm in der Sumpfblume mit Elferya. Die Schweizer Power und Melodic Metal Band gibt es nun schon seit 2008, allerdings nicht in dieser Besetzung. Denn mit Lola Van Loo hat man im August 2017 eine neue Sängerin vorgestellt. Eine echte Rockröhre, deshalb wird der Weg der Schweizer Band sicher auch in diese Richtung gehen. Wenn es höher mit den Tönen geht ist das definitiv nicht ihr Ding, aber rocken, das kann die Frau, die auch mit großer Bühnenpräsenz überzeugt. Wie auch der gesamte Auftritt der Band. Sicher für viele der zu so frühen Stunde schon überraschend zahlreichen Besucher eine nette Überraschung und ein gelungener Sumpfblume-Konzertauftakt. Lieder wie „With all my Love“, „Cruel Night“, „Mystic Land“, „Toys of a modern Man“ und der gelungene Abschluss mit „Close your Eyes“ kamen zurecht gut an.
 

Gasmac Gilmore

 
Das gilt auch für die Songs von Gasmac Gilmore, die einmal mehr als bestes Beispiel für den großen Abwechslungsreichtum der Szene dienen können. Ein großartiger Trompeter, eine spielfreudige Band denen der Spaß am Auftritt anzusehen war und eine Soundmischung irgendwo zwischen Balkanbeats, Polka-Punk, Rock, Metal und Folk begeisterten nicht nur die Besucher der Rattenfängerhalle. Auch Gina Klause von Waldkauz war nach ihrem Auftritt noch mit Mikrofon ausgerüstet, in die Rattenfängerhalle geeilt um so wenig wie möglich von einer ihrer Lieblingsbands zu verpassen. Und so feierte sie zusammen mit den anderen Zuhörern eine Musik die begeistert und aufs Tanzbein bzw. die Tanzbeine der Zuhörer abzielt.
 
 

Waldkauz

 
Apropos Waldkauz, die haben zuvor auf der Marktbühne mit ihrem Pagan Folk wieder alle verzaubert. Schön, dass man an dem Wochenende gleich mehrmals die Möglichkeit hatte sie live zu erleben. Egal wie oft man sie hört, die Faszination der extrem sympathischen Band wird nicht kleiner, man könnte ihnen ständig zuhören.
 

Reliquiae

 
Ein ganz dickes Ausrufezeichen muss man hinter den Namen Reliquiae setzen, die sich mehr als nachhaltig für die großen Festivals empfohlen haben. Musikalisch höchst überzeugend, ein charismatischer Sänger Bastus, eine großartige Musikerin namens Svea Elderthal an der Geige und eine überzeugende Band sind das eine, die Mischung aus Show und Musik die positive Draufgabe die den Auftritt von Reliquiae zu einem der überzeugendsten des ganzen Wochenendes werden ließ. Besonders erfreulich, es war der einzige Auftritt in der Sumpfblume, der mit einer vernünftigen Lichtausleuchtung glänzte. Man konnte die Mimik und Gestik der geschminkten Musiker sehen und ihnen in die Augen schauen. Besonders nachhaltig bleibt der Song Bergmann mit einem mächtigen Hammer schwingenden Bastus im Gedächtnis.
 

[x] - RX

 
 
[x] - RX lockten besonders die Elektromusikfans in die Halle. Wie schon im Programm zu lesen war, wird hier Techno im Industrial Style auf Tanzbarkeit getrimmt. Das trifft es echt gut, was auch die vielen tanzenden Besucher im Publikum belegen. Das ist nichts kompositorisch extrem Hochwertiges was die Band ablieferte, auch gesanglich gesehen. Die Mischung aus Show und Musik funktioniert aber trotzdem sehr gut nicht nur in den Clubs der Republik, sondern auch in der großen Rattenfängerhalle und selbst jemand (wie z.B.  der Schreiber dieser Zeilen), der mit dieser Art Musik eher weniger anfangen kann, konnte dem Auftritt der Kölner Band einiges abgewinnen.
 

Heldmaschine

 
Es war gar nicht so leicht danach überhaupt in die Sumpfblume reinzukommen um den Auftritt von Heldmaschine mitzuerleben. Die Koblenzer NDH-Band (Neue Deutsche Härte) um Sänger Rene Anlauff hat ja mit Völkerball noch ein weiteres sehr erfolgreiches Projekt am Start. Während da, logischerweise bei einer Rammstein Coverband, vor allem das Element Feuer eine tragende Rolle spielt, nützt Heldmaschine großartig die Möglichkeiten von Licht, um den Auftritt auch visuell zu einem Genuss werden zu lassen. Und das können sie genauso gut, wie mit Feuer zu spielen. Nach dem Intro kochte bereits beim ersten Song „Himmelskörper“ die Sumpfblume, nach „Collateral“ und „Die Braut, das Meer“ hatte der Raum Saunatemperaturen erreicht und bei „Wer einmal lügt“ bewies auch das Publikum richtige Mitsing-Qualitäten. Mittendrin im Publikum übrigens die Band Stahlzeit und Renes optischer und geistiger Klon Heli. Die beiden Bands, also Märzfeld und Heldmaschine sind ja gerade gemeinsam auf Tour, so erklärt sich übrigens auch der Stahlzeit Bus, und so nützte man die Gelegenheit, mal ganz ohne Stress die Kollegen abzufeiern. Beide Bands verstehen sich übrigens musikalisch und menschlich großartig, was liegt da näher, sehr zur Freude der Liebhaber dieser Musik, öfters gemeinsam etwas zu machen. Nicht nur mit Heldmaschine und Märzfeld, gerne auch mit Stahlzeit und Völkerball.
Aber zurück zum Auftritt, der mit „Radioaktiv“ und „Die Maschine spricht“ noch weiter an Fahrt gewinnt. Auch für seine Kritiker hat Rene Anlauff mit „Ich roll das R“ eine tolle Antwort in Form eines Liedes parat und gerade, wenn er etwas nach Lindemann klingt macht Heldmaschine ganz besonders viel Spaß.
 
 

Letzte Instanz

 
45 Minuten Letzte Instanz, das ist wie Sex ohne Vorspiel. Rein, raus, Schluss sozusagen. Das kann zwar auch Spaß machen, aber genießen geht anders und dabei haben Letzte Instanz so unglaublich viele Songs die man gerade Live richtig genießen kann. Allein schon der beiden Ausnahme-Streicher wegen. Ohne Frage machte der Auftritt wieder richtig Spaß, Holly verstand es vom ersten Ton an das Publikum mitzunehmen und die Band machte das Beste aus der kurzen Spielzeit. Aber wohl alle in der Halle hätten so gerne noch viel mehr gehört. Zum Glück gibt’s die Möglichkeit ja bald, die Band arbeitet fleißig an der neuen CD. Die ersten veröffentlichten Bilder im „Raumfahrlook“ machen unglaublich neugierig, auch auf die dann folgende Live-Umsetzung. Und die ist bekanntlich bei Letzte Instanz ja immer sehenswert.
 

Future Lied to us und Suicide Commando

 
 
Future Lied to Us in der Sumpfblume bedienten dann wieder die Liebhaber der elektronischeren Klänge, ein hartes Kontrastprogramm zu den melodiösen Streichern zuvor. Eine ähnliche Zielgruppe haben Suicide Commando mit ihrem minimalistischeren Elektro- Industrial Klängen im Blick. Neben einem neugierig machenden Auftakt eines ganz in schwarz gehaltenen singenden Kegels, blieben hier vor allem viele verstörende Bilder der Videowand im Gedächtnis. Da sind ja Kriegsbilder aus dem kaputten Syrien eh schon schwer zu verkraften und fällt einem beim Betrachten eh nur noch der Satz ein die Dummheit der Menschen ist unendlich, so fragt man sich schon ob man das Thema Selbstmord so thematisieren muss, wie es Suicide Commando an diesem Tag und vor allem zu so einer Zeit, bei einem Festival, an dem auch Kinder zu den Besuchern zählen, getan haben.
 

Merciful Nuns

 
In der Sumpfblume folgte danach „The Fog“ mit Musikuntermalung. Das erfreuliche, alle kamen im Gegensatz zum gleichnamigen Carpenter-Film wenigstens lebend raus beim Auftritt von Merciful Nuns. Muss das wirklich sein Gothic Rock so zu präsentieren, dass man erstmals minutenlang rätselt ob da jetzt eine Frau oder ein Mann auf der Bühne steht. Artaud Seth ist einer vom alten Schlag, einer der sich dem Goth Rock verschrieben hat wie man ihn seit der Zeit der Sisters of Mercy schätzen und lieben gelernt hat. Die Nachfolgerband von Garden of Delight hat inzwischen 9 Alben herausgebracht und der Auftritt machte neugierig, sich dem neuesten Werk A-U-M länger und intensiver zu widmen.
 

Faun

 
2 ½ Monaten nach seinem Bandscheibenvorfall gab Stephan Groth endlich sein Comeback bei Faun, die einige Konzerte leider ohne ihren Multiinstrumentalisten auskommen mussten. Mit ihm gewinnt der Faun Sound natürlich und so freute sich auch die ganze Band sehr darüber ihn wieder an Bord zu haben. Entsprechend wurde der Auftritt von Oliver SaTyr dann auch liebevoll zelebriert und zum Soundtrack von Rocky betrat die Drehleier-Koryphäe die Bühne und stellte gleich mal unter Beweis, dass selbst die Rocky Filmmusik auf der Drehleier gespielt richtig klasse klingt. Das muss man auch über die Stimme von Laura Fella sagen, die immer sicherer wird und inzwischen sichtbar in der Band angekommen ist. Man kann wirklich gespannt sein, auf Neues von Faun, wenn die Schweizerin erstmals auch auf Platte zu hören ist.  Wie zu erwarten verzauberte Faun auch diesmal sein Publikum, live sind sie einfach eine Bank.
 

Waldkauz

 
Wer nach Pagan Folk noch etwas Pagan Folk höre wollte konnte das bei Waldkauz, die eigentlich um 22.00 Uhr ihren Set beenden sollten, aber weder Band noch das reichlich vorhandene Publikum hatte dazu wirklich Lust. Und was bleibt einem schon übrig, wenn man so gefeiert wird, einfach noch ein paar Songs dranzuhängen. Da außerdem das Licht den Auftritt stimmungsvoll unterstützte, war der Waldkauz Auftritt wieder ein echtes Highlight. Da Chewie und sein Sousafon, sowie Sänger Basti von Fuchsteufelswild als Gäste zum Schluss des Auftritts die Bühne betraten wurde es richtig eng.
Das war Fuchsteufelswild in Hameln aber ja schon gewöhnt, die Band auf die Minibühne des Papa Hemingway zu stecken war schon eine ziemlich kühne Idee.
 

Peter Heppner

 
Mr. Wolfsheim Peter Heppner war nicht nur der Headliner des Tages, sondern bei seinem Auftritt war die Rattenfängerhalle auch am besten besucht am 2 Tag des Autumn Moons. Keine Überraschung, Peter Heppner ist Kult in der Schwarzen Szene. Wolfsheim immer noch eine Legende, aber auch als Solokünstler hat er viele tolle Songs veröffentlicht. Auch als Gastmusiker vor allem mit Witt, Milu, Nena und besonders Schiller hat der Hamburger tolle Songs veröffentlicht. Er ist einer der Sänger, die man sofort erkennt, wenn man sie singen hört und live hat er durchaus Gänsehautqualitäten. Und so betritt er wie gewohnt unter lautstarken Applaus mit seinem Textbuch in der Hand die Bühne. Der introvertierte Sänger ist bekanntlich nicht der größte Redner, etwas mehr als in Hameln hätte es aber schon sein können. Zumindest eine Begrüßung des Publikums sollte möglich sein. Auch der Auftritt wollte nicht so recht zünden, warum ist eine gute Frage. War es die etwas unglücklich zusammengestellte Setlist, die Lichtshow, das fehlende Leben auf der Bühne oder Heppners Stimme? Schwer zu sagen, irgendetwas fehlte auch wenn Peter Heppner viel Applaus für seinen Auftritt bekam. Der am Ende mit Dream of You sein größtes Highlight zu bieten hatte.
 

Beauty of Germina

 
Wer keine Lust auf Heppner hatte konnte sich in der Sumpfblume am Auftritt von The Beauty of Germina erfreuen. Die Band des Lichtensteiners Michael Sele ist immer einen Besuch wert. Leider gab es nach dem Heppner Ende nur noch 2 unplugged Songs zu hören, wofür die Band natürlich nichts konnte, sondern der Zeitplan, der danach mit ganzen 45 Minuten glänzte. Warum nur, hätte man nicht stattdessen The Beauty of Gemina einfach später anfangen lassen können.
 

INVSN

Die Folge dieser Pause war sicher auch, dass sich ein Großteil der Besucher auf den Heimweg gemacht hat. Ein gewaltiger Fehler, wie sich beim folgenden INVSN-Auftritt herausstellen sollte. INVSN ist die Band des Schweden Dennis Lyxzen, den der eine oder andere vielleicht als Frontman der Rockband The International Noise Conspiracy oder von der Hardcore Band Refused kennt.
Sein neuestes Projekt ist nun INVSN und damit hat er an diesem Wochenende allen die Schau gestohlen. Welch ein spektakulärer Auftritt der Post Punk bzw. Indiewaveband, der einen ziemlich sprachlos in der Halle stehend zurücklässt. Als der stylische Schwede die Bühne betrat konnte wohl keiner ahnen was sich nun abspielen sollte. Es war, wie wenn man ihn an ein Stromkabel angeschlossen hätte, auf einmal ging der Punk ab.  Unermüdlich war Mr. Lyxzen unterwegs, wenn er nicht gerade mal wieder in der Luft zu schweben schien. Ein Punchingball dem gar nichts auf der Bühne hielt. Irgendwann war er dann nämlich im Publikum verschwunden, bis das Mikrofonkabel seinen Bewegungsdrang begrenzte. Spätestens mit dem anschließenden Sprung über den Fotograben, der mit einem Sturz auf der Bühne endete musste man sich ernsthaft um die Gesundheit des Sängers Sorgen machen. Die teilte der Schwede scheinbar nicht, der einfach im Liegen weitersang und sich Insektengleich auf der Bühne bewegte.
Irgendwann stand er dann wieder, zeigte Herkulesqualitäten als er mit Mikrofon im Mund einen Bühnenumbau startete. Spektakulär auch was man mit einem Mikrofon so alles anstellen kann, wenn man Lyxzen heisst. Hochwerfen (so hoch wie es nur geht natürlich) zum Beispiel um es dann mit der Brust aufzufangen. Oder Richtung Publikum werfen, als Lasso benützen, als Sprungseil, wieder hochwerfen um es mit dem Hals aufzufangen, für ihn gibt es scheinbar keine Grenzen und erstaunlicherweise verweigerte es trotzdem nicht seine eigentliche Aufgabe als Schallwandler.
Bereits mit Refused war Dennis Lyxzen auch politisch engagiert und typisch Punk voller Energie und Wut. Die Wut ist vielleicht etwas geringer geworden, die Energie sicher nicht was der unglaubliche Auftritt eindeutig zeigte. Und dass er etwas zu sagen hat, bewies seine intelligente Ansprache an das Publikum überdeutlich.
Dennis Lyxzen ist ein herausragender Performer, sein Musikprojekt INVSN auch musikalisch eine große Nummer. Die CD The Beautiful Stories mehr als eine Entdeckung wert, sie macht süchtig, genauso wie weitere Auftritten von INVSN. Man tut gut daran, die Band 2018 erneut zu verpflichten, damit viel mehr Leute in den Genuss eines Live-Spektakels kommen, wie es das Autumn Moon bisher noch nicht gesehen hat.
 
Mit einer Aftershowparty ging das diesjährige Autumn Moon dann in der Sumpfblume zu Ende, zuvor hatte Irdorath vor großer Kulisse noch einmal seine Qualitäten unter Beweis stellen dürfen.
 
Natürlich war auf dem Autumn Moon noch viel mehr geboten. Allein die 12 Konzerte im Papa Hemingway gingen an mir völlig vorbei. Und da waren mit Vlad in Tears, Fuchsteufelswild und Godex auch ganz tolle Sachen dabei. Viellicht ja auch die Bollock Brothers, die danach eher mit einer lautstarken Auseinandersetzung vor der Sumpfblume negativ auffielen. Auch über 11 von 12 Veranstaltungen auf dem Schiff kann ich nichts berichten, man kann halt nicht überall sein. Von weiteren Konzerten auf der Outdoorbühne oder im Marktbereich ganz zu Schweigen. Langweilig wird einen definitiv keine Sekunde und verhungern muss man Dank des großartigen Essensangebots sicher auch nicht. Entsprechend groß ist die Freude auf 2018, wenn mit dem vierten Autumn Moon eine erneute Pflichtveranstaltung für die Schwarzen Szene in Hameln stattfinden wird.




Zu den Bildergalerien



Die Konzerte der Rattenfängerhalle




Die Bildergalerien werden nach und nach freigeschaltet-viel Arbeit - bitte Geduld.


Herzleid


Celtica Pipe Rocks


Faderhead


Joachim Witt


Front 242

Kochkraft

Gasmac Gilmore

X-RX

Letzte Instanz


Suicide Commando

Faun

Peter Heppner

INVSN


Die Konzerte der Sumpfblume

Inkubus Sukkubus


Klimt 1918


Beyond Obsession

Stoneman

The  O`Reilleys and the
Paddyheads

Black Magic Fools

Drescher

Elferya

Reliquiae

Heldmaschine

Future Lied to us

Merciful Nuns

Beauty of Gemina

Irdorath

Waldkauz



Der Marktbereich



Impressionen vom Freitag


Impressionen vom Samstag








































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