Die Calexico-Seite
     Es ist nicht erforderlich, Musik zu verstehen. Man braucht sie nur zu genießen.
             
                                                     L. Stokowski


Nürnberg, Serenadenhof  11.07.2013




Nicht ganz zu Unrecht fühlen sich die Engländer aufgrund der vielen tollen Bands als Nabel der Musikwelt. Die Klasse von Calexico haben sie aber noch nicht entdeckt. Calexico touren kaum in England und so musste eine Engländerin extra nach "Good Old Germany" kommen um die Band live zu hören. In der ersten Reihe stehend fieberte sie wie der gut gefüllte Serenadenhof dem Konzert entgegen. Ob die amerikanische Band aus Tucson Arizona erneut einen so furiosen Auftritt wie 2006 und 2009 an gleicher Stelle abliefern kann? Um dies gleich vorwegzunehmen, sie können. Sie können sogar noch eins draufsetzen. Weil man nachdem die Pedal Steel Koryphäe Paul Niehaus nicht mit auf Tour ist, umso mehr auf den Klang der Trompeten von Jacob Valenzuela und Martin Wenk setzt und gerade die sind es, die den Sound der Band, natürlich neben der sehnsuchtsvollen Stimme von Joey Burns, so außergewöhnlich machen.

Ganz anders als in England haben Calexico in Deutschland eine gewaltige Fanschar, fast ohne Radiounterstützung hart erspielt mit einer Musik, die es in der Art von keiner anderen Band zu hören gibt. Sie haben es geschafft mit ihrem furiosen Mix aus Mariachi Klängen, Fado, Son Cubano, Country Folk und (Indie-) Rock einen eigenen Musikstil zu erschaffen, den "Tucson-Desert-Rock". Und so sind die Musikjournalisten angefangen vom Rolling Stone über den Musikexpress bis zum RCN Magazin meist voll des Lobes für eine Band, die trotz fehlender Showelementen zurecht als eine der furiosesten Live Bands gelten. Calexico Auftritte sind legendär, auch wenn nicht jeder Auftritt so unvergessen bleibt wie der 2005 beim Bardentreffen in Nürnberg, als ein Sturm aufzog und der folgende unwetterartige Platzregen das Konzert jäh beendete. Die spontane Unplugged-Fortsetzung im "Cafe Ruhestörung" führte in der Folge zu einem Massenaufmarsch im und um das Cafe und unvergesslichen Momenten. Ein ganz klein wenig fühlte man sich an diesem milden Juliabend daran erinnert als kurzzeitig Wind aufkam und einen der Wind und die Musik nur so um die Ohren blies.

Ob es um die Wellen am Malecon geht, oder die Ufermauer von Cubas Hauptstadt Havanna, ob von Einwanderung oder dem Grenzzaun zwischen Mexico und den USA gesungen wird, Calexico erzählen Geschichten und der in Montreal/Kanada geboren Sänger Joey Burns gibt diesen Geschichten seine unverwechselbare Stimme. Mit viel Charisma ausgestattet weckt er Sehnsucht und gleichzeitig Freude, Schönheit und Traurigkeit im Wechsel oder zusammen. Genauso wie die Musik, die mit Akkordeon, Trompeten, Vihuela, Vibrafon, Keyboard usw. abwechslungsreich instrumentiert und doch so typisch nach Calexico klingt. Nicht zu vergessen das großartige Schlagzeugspiel von John Convertino, neben Burns Gründungsmitglied der Band.

Maybe on Monday heißt die neueste EP, daraus gibt’s alle Songs zu hören, einer davon Peter Harasim´s rührigem Manager des Concertbüros Franken gewidmet. Natürlich finden sich auch Songs von der neuesten CD Algiers im Programm wie z.B. Para oder Epic, doch es gibt auch viele alte Songs zu hören, wie das wunderschöne Crystal Frontier oder Roka. Die Setlist lässt kaum Wünsche offen, ein Kunststück bei dieser Auswahlmöglichkeit an Songs.

Und live klingt alles noch viel besser, da sind die Bläser noch wuchtiger und die Dynamik der Songs größer und kräftiger als auf CD.

Das erste Calexico Album ist auf einem Deutschen Label erschienen, mit Martin Wenk ist ein Deutscher bei Calexico dabei und wie gern die Jungs nach Deutschland kommen um hier zu spielen merkt man ihnen während des ganzen Konzerts auch an. Und wieviel Spaß das Publikum mit der US-Band hat auch. Ruhig stehen geht gar nicht, da wird gewippt, getanzt, geklatscht, geschunkelt und eine Party gefeiert. Und die heizen gerade die Trompeten ständig aufs Neue an. Aber doch versteht es die Band auch ruhige Töne fürs Kopfkino zu produzieren. Auch tun sie gut daran, am Ende den Gang noch mal rauszunehmen und mit The Vanishing Mind einen ganz ruhigen Schlusspunkt zu setzen. Großes Kino für die Ohren und auf ein Neues 2014, mit einem der perfektesten Werbeträger für Live Musik- Calexico.

Die Nürnberger wurden an diesem Tag übrigens ein zweites Mal reich beschenkt. Mit Depedro durfte der Lap-Steel-Guitar und Gitarrenspieler von Calexico Solo als Vorprogramm ran. Die musikalische Leidenschaft des Spaniers Depedro, eigentlich Jairo Zavala, gehört der Lateinamerikanischen und mexikanischen Musik beeinflusst von Reggae, Blues Salsa und Calexico. Mit intensiver Stimme singt er zuerst ganz allein sich selbst auf der Gitarre begleitend Lieder aus seinen bisher erschienenen 2 CDs. Und dann, ja dann bekommt er als Verstärkung die großartigste Band die man sich als Musiker nur wünschen kann mit auf die Bühne gestellt. Die Jungs von Calexico sind alle da und irgendwie mit ihnen auch der Sound von Calexico. Und doch irgendwie auch nicht, Depedro klingt halt völlig anders als Joey Burns, der im Hintergrund am Kontrabass herumzupft. Spätestens in dem Moment hat der sympathische Spanier mit seiner Musik auch den letzten im Publikum erreicht.




Nun zur Bildergalerie, erst noch etwas Depedro und dann Calexico






















Ein Blick ins Publikum