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Glühmet Festival 2016
        Rotwein ist für alte Knaben eine von den besten Gaben
                                                          Wilhelm Busch         


Nürnberg, Hirsch 27.12.2015


Für reichlich Wirbel im Vorfeld hat der Termin des Glühmet Festivals 2015 parallel zur Würzburger Eisheiligen Nacht gesorgt. Haben in der Vergangenheit nicht wenige Konzertbesucher gerne beide Veranstaltungen besucht, war dies in diesem Jahr durch die Terminüberschneidung leider nicht möglich. Verblüffend auch, weil beide Veranstaltungen vom selben Booker gebucht werden und sich gegenseitig Konkurrenz zu machen ist sicher auch nicht im Sinne der gut befreundeten Bands.
Im Nachhinein muss man allerdings feststellen, dass der Termin sicher eher der Eisheiligen Nacht geschadet hat, denn das Glühmet Festival war, wie auch schon im Jahr zuvor, restlos ausverkauft. Und das bereits im Vorfeld der Veranstaltung, so dass es abends gar keine Kasse mehr gab und nicht alle Einlass fanden. Wer also nun schon wieder leer ausging, der sollte sich schon jetzt für Karten für 2016 bemühen, dass einem dies nicht zum dritten Mal in Folge passiert. Und damit ist bei der Qualität der Veranstaltung definitiv zu rechnen.

 
Dass das Festival wieder so gut besucht war liegt sicher in erster Linie an Feuerschwanz und seinen treuen Fans, die von wer weiß woher zum Partyfeiern angereist sind. So wie die 2 Hamburger Mädels in der ersten Reihe, die sich mangels Geld acht Stunden lang mit allen möglichen Regionalzügen nach Nürnberg gequält haben und am nächsten Tag das Ganze retour, weil der ICE einfach zu teuer ist. Oder die Fans aus der Schweiz, die es sich nicht nehmen ließen beim Glühmet Festival dabei zu sein.
Aber auch die anderen Bands  zogen die Leute an. Es hat sich inzwischen herumgesprochen, dass das Glühmet Festival nicht nur Feuerschwanz in Bestform garantiert, sondern das Lineup jedes Mal beste Unterhaltung bietet. Und da machten 2015 auch Fiolka, Harpyie und Tir Nan Og keine Ausnahme. So dass das Glühmet Festival 2015, einschließlich des kleinen aber feinen Außenbereichs vergnügliche Stunden garantierte und der Genuss eines Glühmets auch kulinarisch gesehen nicht zu verachten war.

Fiolka


Fiolka hatten die Rolle des Einheizers inne, womit die Band aus dem Nürnberger Raum absolut keine Probleme hatte.  Mehr schon mit dem Ton, ähnlich wie auch bei Harpyie danach, war der nicht wirklich gut. Es scheint aber auch kein allzu leichtes Unterfangen zu sein, den Sound mit einem sehr speziellen Mix aus Elektronik und handgemachter Musik mit akustischen Instrumenten live richtig gut hinzubekommen.
Und genauso ungewöhnlich wie der Mix aus alten Instrumenten mit modernen Grooves sind es die Songs, die in unterschiedlichen Sprachen gesungen werden. Ein Weltmusikmix im besten Sinne des Wortes einer Band , die mit „Elec Tree“ inzwischen ein erstes Album am Start hat und immer mehr Fans gewinnt. Warum, kann man sowohl auf „Elec Tree“ gut nachvollziehen, wie auch an diesem Abend im knackvollen Hirsch, der sich im Laufe des Abends von einer reinen Konzertlocation zur Wohlfühlsauna mit Klamotten veränderte. Ein guter Grund also die Klamotten abzulegen, wozu auch der eine oder andere männliche Konzertbesucher gleich Fiolkas Sängerin Lauren Weser aufforderte. Die erwies sich aber einmal mehr nicht nur als echte Frontfrau um das Wort Rampensau einmal nicht zu gebrauchen, sondern auch als extrem schlagfertig und wollte dem genauso wenig nachkommen, wie Fiolkas Männerquartett mit Peter Söltl, Armin Rauls, Alex Zwingmann und Robert Herold.
Stattdessen machte man lieber Musik und damit beste Fiolka-Eigenwerbung. Eine junge Band von der man auch in Zukunft hoffentlich noch mehr hören und sehen wird.

Harpyie


Der komische Vogel, der danach auf der Bühne stand und dem es gar nicht so leicht fiel mit der Vogelmaske den ersten Song zu singen war Aeloo die Windböe und seine Truppe, die ihre ganz besondere Freakshow sehr zur Freude des begeistert mitgehenden Publikums zelebrierten. Und die waren so begeistert dabei, das dem liebenswerten und hochengagierten Sänger der Band das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht wich, als er nach dem ersten Song die Maske ablegte.
Das Konzeptalbum Freakshow, die gleichnamige CD ist ein Meilenstein für die Band aus Ostwestfalen geworden und ist auch bühnentechnisch sehenswert umsetzbar, allerdings weniger an diesem Abend, denn bei 4 Bands ist der Platz auf der eh schon nicht großen Bühne doch extrem begrenzt und somit auch die Möglichkeiten der showtechnischen Umsetzung.
Es war schon nicht einfach die 6 alle unterzubringen und gerade Bassist Gyronimus Basstard stand leider meist ganz im Dunkeln am Rande der Bühne. Ein Schicksal , das er mit Robert Herold von Fiolka teilte, so dass es von beiden leider kaum brauchbare Fotos gibt.
Aber zurück zu Harpyie, die mit „Freakshow“, „Monster“ und „Fauler Zauber“ gleich 3 Folk-Metall Knaller nacheinander raus hauten. Die härtesten Klänge des Tages kamen sichtbar gut beim Publikum an und auch der Refrain zum Metal-Kinderlied „Der schwarze Mann“ wurde enthusiastisch mitgesungen bzw. gegrölt.
Als mit dem neunten Song „Sturmvögel“, die Hymne der Band um Quotenfrau Mechthild Hexengeige, unweigerlich das Ende gekommen war, hätten sich nicht wenige über Zugaben gefreut, im strammen und hervorragend geplanten Ablauf war dafür aber verständlicherweise kein Platz.
Die Band arbeitet übrigens schon fleißig am Freakshow Nachfolger, der ebenfalls als Konzeptalbum mit einem höchst spannenden Thema daherkommen wird, ein Stoff der auch Bühnentechnisch gewaltig etwas hergibt. Mehr sei aber noch nicht verraten. Aufgrund des Themas und der Leidenschaft mit der die Band wieder mit Oberfränkischer Produzentenhilfe von Simon Michael an die  Sache rangeht, lässt vermuten dass die immer mehr wachsende Fangemeinde sich auf einen erneuten Knaller freuen kann, der Freakshow vielleicht sogar in den Schatten stellen kann. Und um den Sound noch satter zu machen sucht man gerade nach einem weiteren Dudelsack- bzw. Drehleierspieler/in.

Feuerschwanz


Nach der furiosen Harpyie-Freakshow und einer wieder wohltuend kurzen Umbaupause war alles für die Hausherren, Lokalmatadoren und Glühmet-Veranstalter (zusammen mit dem Concertbüro Franken) Feuerschwanz gerichtet. Und wie kann man besser ein Feuerschwanz-Set beginnen als mit dem Song „Aufs Leben“, die lebensbejahende Feierhymne der Band, die 2015 ganz unfreiwillig gewaltig für Schlagzeilen gesorgt hat. Einigen studentischen Wirrköpfen fiel nichts Besseres ein, als Feuerschwanz als Frauenfeindlich zu brandmarken, worauf ein fragwürdiger Veranstalter sie erst gebucht und nach den irrwitzigen Protesten wieder ausgeladen hatte. Dass dieser Vorwurf größter Blödsinn ist, konnte man nach „Zuckerbrot und Peitsche“ auch beim Song „Herz im Sturm“ erleben, als Prinz „Superlistig-Hodenherz“  mit großer Freude erst die hübsche junge Dame aus dem Publikum bezirzte, um ihr dann gekonnt einen Kuss zu entlocken. Immer wieder schön anzuschauen und einer der Klassiker zu der natürlich auch die Metverkostung gehörte, auf die man diesmal auch nicht verzichten wollte.
Am schönsten anzuschauen ist allerdings auch diesmal eine der Feuerschwanz Miezen, Mieze Myu, an deren Anblick sich nicht nur die Männer erfreuen durften und ohne die eine Feuerschwanz Show nur halb so schön wäre. Und die arme Fellnase hatte richtig Stress, galt es doch in der Folge der Show ein Schlauchboot klar zu machen und einen Leichtmatrosen aus dem Publikum über das Händemeer des Publikums durch den Hirsch zu befördern.
Einen internen Wettbewerb, der übrigens eindeutig unentschieden endete, hatte der Feuerschwanz Auftritt ziemlich unbemerkt für das Publikum auch zu bieten. Die weibliche
Geige Johanna von der Vögelweide gegen die männliche Geige von Tir Nan Og, Johannas Bruder Matze, der danach zeigen durfte, dass man das Geigentalent in der Familie wohl schon mit der Muttermilch eingetrichtert bekommen hat.
Mit „Ketzerei“ hatte Feuerschwanz als große Überraschung auch einen neuen Titel im Programm der genauso gut ankam, wie die anderen 17 Songs an diesem Abend.

Tir Nan Og


Nach dem vielumjubelnden Gig durfte sich das Publikum im Außenbereich bei einer heißen Feuershow bei erstaunlich moderaten Wintertemperaturen ordentlich abkühlen, während im Innenbereich die Bühne für den letzten Programmpunkt Tir Nan Og hergerichtet wurde.
Und das war noch mal eine richtige Überraschung. Der gällische Bandname, der so viel bedeutet wie „Land der ewigen Jugend“ ist Gedächtnistechnisch und in richtiger Schreibweise wiedergebend  eine Herausforderung, die Musik macht es da schon viel leichter nachhaltig im Gedächtnis haften zu bleiben.
Es sind zwar keine irischen Sagenhelden, Feen und Elfen, die die Bühne rockten, sondern echte Franken aus Eichstätt, ihr Irish Folk Rock angelehnt an Bands wie den Dubliners, Dropkick Murphys , den Pogues und nicht zu vergessen die bekanntesten irischen Franken Fiddlers Green, geht aber auch ohne mystische Wesen unglaublich irdisch direkt ins Bein und in die Gehörgänge. Und so machen die rockigen Klänge, die launigen Ansagen und die stimmungsvollen Lieder Lust auf Wippen, Tanzen, kräftigen Mitsingen bzw. bei manchem auch auf Mitgröhlen und auf mehr von Tir Nan Og live.
Die Gelegenheit dazu wird es beim Schlosshof Festival 2016 in Höchstadt Aisch geben, wo die  Band sicher wieder groß aufspielen wird. Da dann aber mit einem echten Wehrmutstropfen. Denn Tir Nan Ogs absoluter Eyecatcher, die singende Flöten, Akkordeon und Waschbrett spielende Carina, wird dann leider nicht mehr mit dabei sein, was wirklich jammerschade ist. Mit Ella stand die „Neue“ an diesem Abend aber bereits mit auf der Bühne hielt sich aber noch dezent im Hintergrund. Kein leichtes Unterfangen für sie die charismatische Carina zu ersetzen und man könnte sich wirklich gut auch an das Sextett gewöhnen, dass den Hirsch auch zu später Stunde richtig rockte . Die Entscheidung ist aber wohl endgültig gefallen, bei Carinas Abschiedskonzert wird die hübsche Dame letztmalig dabei sein.
Das war vielleicht die einzige schlechte Nachricht an diesem Abend, der dem Publikum für das Eintrittsgeld wieder beste Unterhaltung bot. Die Weihnachtsfeiertage ohne Glühmet Festival, undenkbar und somit auf ein Neues 2016!
 

Die Bildergalerien vom Abend

Fiolka


Harpyie


Feuerschwanz


Tir Nan Og




























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