Mono Inc. 2017
Stärke hat es nicht nötig Schwäche auszunutzen.



Nürnberg, Hirsch , 28.04.2017



Ein erster Blick auf die Bühne ließ Großes erahnen, so war die Erwartungshaltung im ausverkauften Hirsch vor dem Mono Inc. Konzert auch entsprechend groß. Doch bis zum Auftritt der Goth Rocker musste man sich etwas gedulden, mit Palast hatte man eine befreundete Band als Support dabei. Die erste große Überraschung des Abends. Die auffallend großen Lichtschirme hatte Palast mitgebracht, die weder Kosten noch Mühen gescheut hatten, um den Publikum auch visuell eine beeindruckende Show zu bieten. Mit einem Aufwand wie man es ganz selten von einer Supportband erleben kann.
Die Berliner haben in diesen Tagen ihre Debüt-CD herausgebracht und genauso wie auf der CD war an diesem Tag „Shut the Door" der Auftaktsong. Hört man sich die ersten Klänge an, so kommt einen unweigerlich der Name Falco in den Sinn, doch spätestens als der Text des Songs richtig losgeht ist davon nichts mehr zu merken und es kommen einen Bandnamen wie A-HA oder Hurts in den Sinn, ohne dass die Musik wirklich vergleichbar ist. Die Mischung zwischen 80er Jahre Retropop mit modernen Synthipoprock hat viel Eigenständigkeit. Der topgestylte Sänger der Band Sascha Pace, der daneben auch noch als Modefotograf tätig ist, Tommy Apus und Marc Engel haben sich auch visuell so einiges überlegt und mit Palast ein top gestyltes, auch visuell anspruchsvolles Musikprojekt am Start. Da passt alles perfekt zusammen, Bühnenaufbau, Licht, die Instrumente, die Optik der Musiker, alles sehr stylish genauso wie die Musik ohne dass man Angst haben muss, das alles könnte zu kühl und steril rüberkommen. Auch wenn man musikalisch auf den ersten Blick von Mono Inc. scheinbar ziemlich weit entfernt zu sein scheint, ist dies bei näherer Betrachtung eher nicht so. Denn auch Mono Inc. verstehen es, ihre Auftritte extrem sehenswert und optisch höchst ansprechend zu gestaltet, das konnte man später sehr wohlwollend einmal mehr feststellen. Mit dem „Across the Waves“ Cover hat Palast auch einen Mono Inc. Song zu bieten.
Synthpop, der ja von Haus aus schon etwas Retro ist, lebt also und wird von den 3 Herren auf ein modernes Level gehievt. So Retro wie das auf den ersten Blick auch scheinen mag, textlich setzen sich die Lieder mit der heutigen Zeit auseinander und so hat es Palast geschafft den Synthpop problemlos in die heutige Zeit hinüberzuretten und ein modernes zeitgemäßes Erscheinungsbild zu verpassen. Ein höchst vielversprechender Auftritt, der Dank der 2 E-Drums auch noch einen gehörigen Wumms zu bieten hatte und Lust auf mehr macht. Musik, Konzept und Show passen perfekt, man kann davon ausgehen von den Berlinern dürfte noch einiges zu erwarten sein.
Schade, dass der Hirsch für einen längeren Steg ins Publikum einfach zu klein ist, aber auch so war es eine witzige Idee die Hirschbühne einmal anders zu gestalten. Leuchtende Bullaugen wabernde Nebelschwaden schummrige Lampen und eine geheimnisvolle blaue Lichtstimmung inclusive Meeresrauschen stimmten das Publikum auf die "Together Till the End Tour" von Mono Inc. ein, Rauschen dass in den ersten Song der dem Album und der Tour dem Namen gab, überging. Bleibt ja echt zu hoffen, dass der Name kein schlechtes Omen für die Band ist und man sich nicht an Unheilig ein Beispiel nimmt. Dass da etwas im Busch sein könnte lässt auch die zweideutige "Wir sehen uns mal wieder" Aussage während der Show vermuten. Das wäre allerdings jammerschade, denn die 4 haben sich vom kleinen Act der schwarzen Szene zu einer ganz großen Nummer weiterentwickelt. Von den einen gehasst, von den anderen geliebt und das ist bei weitem die Mehrheit, wovon auch 4 Alben in den Top Ten ein eindrucksvoller Beleg dafür sind. War das letzte Album Terlingua auch optisch Dank der riesigen Cowboy-Hüte eher an Country angelehnt incl. deutscher Songtexte, so gibt es Mono Inc. auf der neuen Scheibe wieder ganz in Englisch und wie auch Bühnenbild und Outfit der Musiker deutlich zeigen, mit maritimen Flair.
Warum die Band beim Publikum so extrem erfolgreich ist, kann jeder Besucher an diesem Abend mit eigenen Augen erleben. Was hat dieser Martin Engler nur für ein Händchen großartige Melodien und beeindruckende Orchestrierungen in Serie entstehen zu lassen. Melodien die sofort ins Ohr gehen und da nicht so schnell wieder raus wollen. Natürlich auch an diesem Abend zu hören.

Mal fett bombastisch, dann wieder extrem reduziert, ja fast intim schafft er es das Publikum von der ersten bis zur letzten Minute zu fesseln. Mit einer Setlist die vom ersten bis zum letzten Song völlig begeistert, mit vielen Krachern von neuem Album wie das wunderschöne gänsehauterzeugende „Boatman“, dem treibenden „Children of the Dark“ Tanzflächenkracher oder die Mega Trommelnummer „Across the Waves“ vom neuen Album, bei dem man sich fragt welche kuttentragende Galeerensklaven haben die Hamburger denn da mitgebracht? Nicht fehlen dürfen natürlich auch klassische Mono Inc. – Gothic - Kracherhymnen wie „Gothic Queen“ und „After the War“. Einen Song, den Martin Engler als Friedensappell nützt, und der einen, wenn man an die angespannte Lage in Korea denkt, den Hals zuschnürt.
Den Ausflug in den Heile Heile Segen Gothic-Kindergarten hat man diesmal weggelassen, dafür hat man dem Publikum eine weitere Überraschung in Person eines singenden Kochs mitgebracht. Die von ihm dazu erzählte Geschichte, wie es dazu kam, dass das Fanclub-Mitglied auf der Bühne steht macht neugierig, bis der Gast, der sich inzwischen Major Voice nennt die Stimme zum Song „Potters Field“ erklingen lässt. Ein Moment fürs Publikum, vergleichbar dem „Susan Boyl Effect“ von Britains Got Talent. Nach dieser Gänsehautnummer, ganz allein nur mit Klavierbegleitung auf der Bühne, wurde er bei Song Nummer zwei „Wonderful Life“ von Martin Engler und Band begleitet.
Wer gedacht hat, dass es nach dem magischen Moment schwer wird, das Publikum wieder einzufangen und zu begeistern, musste erstaunt feststellen, dass dies mit einer Nummer wie „Symphony of Pain“ fast in Lichtgeschwindigkeit geschieht, ein Selbstläufer für die Band schlechthin, die vom lautstarken Publikumschor unterstützt wird.
Am Ende hatte man weder das Gefühl, dass die Band an diesem Abend wirklich zu spielen aufhören wollte, noch das Publikum genug von Mono Inc. bekommen würde, aber auch der schönste Auftritt muss leider irgendwann einmal zu Ende gehen.
Leider, denn es machte mächtig Spaß Mono Inc. an diesem Abend live zu sehen. Da fiel nicht einmal ins Gewicht, dass im Hirsch auf Pyroeffekte verzichtet werden musste. Bei der diesjährigen Eisheiligen Nacht ist das dann vielleicht anders, da sind Mono Inc. auch mit dabei und man darf sich nach der starken Vorstellung im Hirsch sehr darauf freuen.

 

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