Am Freitag
den 11.08. kamen alle Rockfans beim 11.Schloßhof-Festival in Höchstadt an der
Aisch unter anderem beim Auftritt des Headliners Unantastbar auf ihre Kosten.
Der Samstag stand dann wie gewohnt ganz im Zeichen des „Mittelalters“.
Das gemütliche Drumherum, also die leckeren Essenstände mit Hanffladen,
Fleischspießen und Knobibroten gab es an beiden Tagen, allerdings erfreuten die
sich schon allein aufgrund des Wetters über einen deutlich größeren Zuspruch am
Samstag.
Neben dem Bühnenprogramm gab es natürlich auch wieder im Marktbereich beste
Unterhaltung fürs „Musikvolk“. Für die Gaukelei war der Kaltenberger
Gauklerkönig Fabio Esposito zuständig, der zusammen mit Silke Stoll an beiden
Abenden auch eine sehenswerte Feuershow ablieferte, die viele Besucher
interessiert verfolgten.
Dabei wurde er von der Band Draco Faucium musikalisch unterstützt. Die hatten
daneben selbst noch Gelegenheit mit Marktmusik das Publikum in den Umbaupausen
bestens zu unterhalten.
Sie waren es auch, die das diesjährige Musikprogramm im Schlosshof pünktlich um
13.00 Uhr eröffneten. Seit 2012 bewegt sich das „Drachenrachenpack“ auf
diversen Mittelaltermärkten und Festivalbühnen und hat sich seitdem eine stetig
wachsende Fangemeinde erspielt. Dabei haben sie neben diversen Genreklassikern
auch eigene Songs im Gepäck und können auch dank zweier Sänger mit viel
Abwechslung aufwarten. Neben den Sängern fällt besonders Benjamin Mielke mit
seiner fast antiken Quetschkommode, gerne auch als Handorgel,
Maurerklavier, oder einfach Quetsche bezeichnet, positiv auf.
Aber egal wie man das Akkordeon auch bezeichnen möchte, es macht nicht nur
optisch etwas her, sondern den Sound von Draco Faucium noch deutlich
interessanter. So strömten bis zum Ende der Show auch immer mehr Leute auf den
Schlossplatz und wer sie verpasst hatte, der hatte ja im Laufe des Tages noch
Gelegenheit ihr Können im Marktbereich in Augenschein zu nehmen.
Mit der Gossenband Knasterbart stand danach die wilde Kreuzung von Mr. Hurley
und Versengold auf der Bühne. Da haben sich aber auch 2 gefunden, der
Sänger mit der Säufernase von Versengold Malte Hoyer alias Hotze Knasterbart
und Fummelfips Knasterbart, fleischgewordener Frauenschwarm und sonst als Mr.
Hurley bestens bekannt. Erst als Duo unterwegs ist man nun schon einige Zeit
als Band am Musizieren und hat unter anderem mit den 2 Versengold Musikern
Hackepeter Knasterbart und Fidolin Knasterbart (sprich Florian und Daniel)
wirklich ein großartiges Septett zusammengestellt. Schön muss man sich den
Auftritt von Knasterbart, passend zu Ihrer Kultsongs „Sauf mich schön“, den es
natürlich auch live zu hören gibt, wahrlich nicht.
Sie machen einfach um im Gossenjargon zu bleiben Rotzvielspaß, nicht nur für
die Gossengenossen im Publikum, die sich sehr schnell hemmungslos als Fans
outen.
Auch wenn, die eine oder andere Songidee einer Schnapsidee oder einem
fröhlichen Weingelage entsprungen ist, es steckt viel mehr hinter dem
Gossenhauer-Folk der Band. Beste Unterhaltung ist bei Knasterbart immer
garantiert, das Publikum bedankte sich entsprechend lautstark bei der
rüpelhaften Meute.
Gute Bekannte in Höchstadt sind Vroudenspil, die ja schon mehrmals in Höchstadt
aufgetreten sind. Und doch war diesmal so viel anders. Denn mit 2 neuen
Musikern, noch dazu einer als neuer Sänger, war die Neugier natürlich groß, wie
Vroudenspil 2017 klingen würden. Und sie hatten es nicht leicht nach dem
furiosen Gossenjungs das Publikum mitzureißen. So merkte man der Band schon
noch an, dass man sich erst aneinander gewöhnen muss. Ist Gitarrist Absolem an
der Gitarre relativ leicht zu integrieren, so ist das mit einem Sänger, der
bisher kaum Bühnenerfahrung hat, schon eine ganz andere Nummer. Don Santo
war auch eine gewisse Nervosität anzumerken, alles andere wäre auch unnormal
gewesen. Doch je sicherer er wurde, desto mehr nahm die Reserviertheit im
Publikum ab. Die waren mit einer Polonaise und diversen Spielchen mittendrin
und voll dabei. Übrigens auch der ehemalige Sänger der Band der fleißig
mitfeierte. Der traurigste Moment des Tages war gekommen, als Zora
verabschiedet wurde und es sich die 3 Pulveraffen nicht nehmen ließen aus
gegebenen Anlass ein Konfettifeuerwerk abzuschießen. Und so kämpfte eine
sichtbar erschrockene Zora mit Tränen der Rührung. Übrigens hatte bei der
Verabschiedung eine nette Kollegin mit langen Haaren von Subway to Sally ihre
Finger mit im Spiel.
Tortuga heißt das neue Album von Mr. Hurley und den Pulveraffen und ist das
dritte Highlight im Musikschaffen der 3 Brüder. Der Auftritt in Höchstädt war
beste Werbung dafür und das Publikum ließ sich vom ersten Song an von der
wilden Kaperfahrt gefangen nehmen. Und als Pegleg Peggy ihr Achterdeck
schüttelte gab es kein Halten mehr und die Stimmung hatte den Höhepunkt
erreicht. Schade dass sie nur bei einem Song die Bühne entern durfte, aber auch
so hatten die 3 aus dem karibischen Osnabrück mal wieder alle und alles im
Griff. Besonders beeindruckend zu erleben war das große Finale, bei dem ein gut
gefüllter Schlossplatz lautstark "Blau wie das Meer" mitsang.
Wer mit den Piraten nichts anfangen kann, der wird sicher auch nicht viel
Freude am Knasterbart Auftritt gehabt haben. für alle andern war es ein Fest
beide im Lineup wiederzufinden.
Was die Stimmung betrifft hatte es Versengold leicht, das Publikum am Kochen zu
halten und die Stimmung weiter nach oben zu schrauben. Denn mit der neuen CD
Funkenflug hat man das eh schon beeindruckende Live-Repertoire um einige Perlen
erweitert. Allen voran der Song "Haut mir kein Stein", in dem man
sich dem Thema Tod einmal, typisch Versengold, auf fröhliche Weise nähert. Sie
sind halt echte Frohnaturen, die Jungs aus Norddeutschland und so gibt es auch
auf Funkenflug den passenden Song zum Feiern und Trinken mit dem Titel
"Verliebt in eine Insel". Eine Versengold-Liebeserklärung an Irland
und seine unzähligen Pubs. Wieviel die Band musikalisch drauf hat zeigt der
Song Feuergeist besonders gut. Da geht eine akustische Gitarre auf einmal im
wilden Gefidel unter und der Chor und die Trommeln lösen die besinnlichen
Momente ab, um kurz danach wieder eine romantisch schöne Stimmung aufzubauen.
Wurde ja schon der letzte Versengold-Auftritt ein echter Triumphzug für
Versengold, so stieß man auch 2017 auf große Begeisterung im Publikum. Trotzdem
soll nicht verschwiegen werden, dass Pinto alias Thomas Heuer leider nicht
dabei war. Ein Gesicht, dass man trotz des wirklich furiosen Auftritts
definitiv vermisst hatte.
Auch bei Schandmaul wird man ein Gesicht in Zukunft ganz schön vermissen. Anna
Katharina Kränzlein, Gründungsmitglied der Band wird diese nach 19 Jahren
verlassen, der Auftritt in Höchstadt war einer der letzten der
sympathischen Geigerin. Als Mama wird sie in Zukunft zugunsten des Nachwuchses
musikalisch etwas Kürzer treten, zusammen mit Prinz Chaos wird man sie aber trotzdem
auch in Zukunft auf Bühnen erleben können. Somit wird sie bei der durch
Krankheit bedingten Tourneeverschiebung in Nürnberg nicht mehr dabei sein.
Dafür darf man sich auf Toby von Fiddlers Green als Ersatz freuen, der wie auch
Saskia von Ganaim als Vertretung bei den Konzerten kurzfristig einspringt. Wer
schließlich endgültig ihren Platz einnehmen wird, das wird die Zukunft
zeigen.
Voller Energie nach der unfreiwilligen Zwangspause präsentierte sich der
Headliner des Tages und beeindruckte mit einem Konzert, das gewaltig Lust auf
die nachzuholenden Termine machte. Eindrucksvoll zeigte die Band, dass sie
alles beherrscht, egal ob die zu Tränen rührende Liebesballade "Willst
Du", die Hymne zum Feiern "Der Teufel" oder das gesungene
musikalische Statement gegen Rassismus "Bunt und nicht Braun".
Daneben versteht es gerade Sänger Thomas Lindner hervorragend sein Publikum
immer wieder großartig ins Geschehen mit einzubeziehen, dass beim „Spion“ auch
gerne einmal textlich aushilft.
Musikalisch schöner kann ein einmal mehr großartiges Festival kaum zu Ende gehen.
Den Schlusspunkt
setzte dann Fabio Esposito und Silke Stoll mit dem zweiten Teil seiner
sehenswerten Feuershow.
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