Das
Cruexshadows-Konzert ist wieder ein Beispiel dafür, dass ein guter Support ein
echter Gewinn für einen Konzertabend ist. Denn bevor die Amerikaner die Bühne
betraten durfte Godex eine kleine Visitenkarte ihrer Sangeskunst abgeben. Bereits
2009, also nach dem Split seiner Gothic-Metal Band Thora gründete Sänger Tommy
Tom Godex. Mit dem Erscheinen des vierten Albums „The Heart Collection"
gelang der Band ein richtiger Sprung nach vorne. Völlig zurecht wurde das Album
aller Orten gelobt und es sind darauf der eine oder andere Ohrwurm zu
entdecken. Kein Wunder, dass mit „The Heart Collection“, „Miss Tragedy“, „Shine
so Bright“, „Glory Glitter and Gold“ und „Burning Inside“ 5 der 6 Songs, die
man an diesem Abend präsentiere darauf zu finden sind. Einzig der Song „The
Best“ ist vom Album „Gates of the Universe“. Zwar ist die Band mit ihrem Darkwave
und Gothic Sound deutlich vom Klang der Cruexshadows entfernt, trotzdem passen
beide Bands hervorragend zusammen und sicher hat der eine oder andere des komplett
schwarz gekleideten Publikums viel Freude am Auftritt der Band und der
interessanten Gothic-Stimme des Sängers. Alle Besucher des diesjährigen Autumn
Moon dürfen sich auf eine interessante Band freuen, die eine echte Bereicherung
des Line-Ups darstellen wird.
Typisch Cruexshadows startete das Konzert mit einem aus dem Publikum auf die
Bühne kletternden Sänger Rogue, der seine Kletterleidenschaft auch 2017 zum
Glück nicht verloren hat. Genauso wenig wie die Liebe zu seinem Publikum, was
er wie kaum ein Musiker sonst immer wieder unter Beweis stellte. So unternahm
er ständig Ausflüge in den dunklen Hirsch, begrüßte die Leute beim Singen mit
Handschlag, holte sich einen Hocker um inmitten der Zuschauer auf dem Hocker
stehend zu singen. Auch zum gemeinsamen Tanz wurde ein Besucher
aufgefordert, für Rogue ist die Bühne halt auch diesmal die gesamte Halle. Die
Krönung der Besucherausflüge war übrigens am Ende des Konzerts bei der Zugabe
von „Marilyn my Bitterness“ erreicht, als neben ihm auch die grandiose
Violinabteilung im Publikum den treibenden Song noch mehr Drive verlieh und die
Stimmung zusätzlich anheizte. Überhaupt sind die beiden, also JoHanna Moresco
und David Wood ganz wichtig für den extrem charakteristischen Sound der Band.
Dass JoHanna Moresco, daneben auch noch ein totaler Hingucker ist, der
irgendwie nicht älter zu werden scheint und sich mit dem diesjährigen Kleid mal
wieder selbst übertroffen hat, ist eine nette Zugabe. Überhaupt hat die Band
schon immer auch ein großes Augenmerk auf den visuellen Auftritt gelegt, das
hat sich auch 2017 nicht geändert. Umso unverständlicher, wieso man
ausgerechnet an einem vernünftigen Lichtmann spart. Um wieviel beeindruckender
wäre die grandiose Show der Band, wenn man sie auch ins rechte Licht setzen
würde. Da würde manchmal schon ein einziger Spot langen, der einen im Dunklen,
nur durch die Positionslampen erkennbaren Sänger, aus der Masse heraushebt.
Auch die in der Vergangenheit eingesetzten Tänzer gab es 2017 nicht zu
bewundern, man setzte voll auf die Strahlkraft der Band und ihres
charismatischen Kletterkünstlers am Mikrofon. Und das kann man auch beruhigt
tun.
Ein absoluter Knaller war übrigens auch die Setlist, die mit Songs wie „Helios“,
„Singularities“, „Stay“ und „Valkyrie“ von Anfang an überzeugte, um zum Ende
perfekt zum Höhepunkt hinzuführen. Bereits die beiden letzten Songs vor der
Zugabe „Winter Born“ und „Birthday“ waren in den Live-Versionen gewaltig, der
erste Song der Zugabe „Monsters“ aber der Knaller schlechthin. Da konnte sogar
der wohl beliebteste Song der Band „Marilyn my Bitterness“ nicht mehr
mithalten. „Monsters“ ist live eine Granate, die Cruexshadows Nummer
schlechthin. Gehen ja eh schon viele Songs brutal ins Ohr und ins Bein, aber
Monsters setzt allen die Krone auf.
Danach will man gar nicht mehr, dass das Konzert endet, leider tut es das nach
Marilyn dann doch viel zu schnell. Etwas überraschend die relativ kurze
Spielzeit und wenn ich richtig gezählt habe gerade mal 14 Songs. Definitiv
lieber Rogue etwas zu kurz.
Eine Selbstverständlichkeit ist es übrigens auch, dass die Band sich nach dem
Konzert beim Merch sehen lässt. So hatte jeder einmal Gelegenheit die
spektakulären Stiefel von Keyboarderin Jen „Pyromantic" Jawidzik aus der
Nähe zu begutachten, mit JoHanna ein Erinnerungsfoto zu schießen oder mit dem
inzwischen erstaunlich gut Deutsch sprechenden Rogue das eine oder andere Wort
zu wechseln.
Die Cruexshadows sind auch 2017 eine grandiose Liveband und mit ihrer
Publikumsnähe etwas ganz Besonderes. Nicht auszudenken, wenn jetzt noch ein
toller Lichtmann zeigen dürfte was er kann.
Gut dass die Band ein Faible für Deutschland hat. So kann man sie wenigstens
öfters live erleben. Zusätzlich hat Henning Verlage das neue
Album produziert und beeindruckende Arbeit abgeliefert. Denn wer
denkt das klingt bestimmt wie Unheilig wird sich ganz schön wundern. Auch
im 25. Jahr ihres Bestehens hat die Band nichts von der Soundmagie verloren,
treibende Synthesizersounds, Ohrwurmverdächtige Melodien mit Suchtcharakter,
die charismatische Stimme Rogues und die wunderschönen Violinenklänge, alles
auch auf „The Astromythology“ in reicher Menge zu finden, ein tolles Album ist
das geworden. Apropos Verlage, der ist nicht nur für „The Astromythology“
verantwortlich sondern hat auch das Mitte Oktober erscheinende Album von
Gothminister produziert und liefert damit erneut einen absoluten Szeneknaller
ab. 2 Alben die in jeden gut sortierten Plattenschrank eines Liebhabers der
schwarzen Szenemusik gehören. Und da Musik live erleben ja bekanntlich am
schönsten ist, ist sowohl die Cruexshadows Tour, wie auch die demnächst
anstehende von Gothminister jeder schwarzen Seele dringend ans Herz gelegt.