Wenn das
Sonar eines U-Boots die Halle des Schlachthofs ausfüllt, die dunkle Bühne
durch Positionslichter erleuchtet wird und die Band einsetzt um den Song „Das
Boot“ als letzten Song des Abends zu präsentieren, dann geht einem das positiv
durch Mark und Bein. Es ist der krönende Abschluss und das spektakuläre Ende
einer Sturmfahrt die eindringlicher und mitreißender kaum sein konnte. Dass die
Tour ausgerechnet mit dem Stapellauf des russischen Atom-Eisbrechers Sibir in
St. Petersburg zusammenfällt ist sicher Zufall. Der Erfolg der der Band
entgegenschlägt ist es sicher nicht und so wird der Abend auch zu einem echten
Triumphzug. Egal wo Eisbrecher auf der Tour spielen, die Location ist
ausverkauft und das Publikum feiert die Protagonisten auf der Bühne gnadenlos
ab. Völlig zurecht, es ist wieder ganz großes Kino was Alex Wesselsky und seine
Jungs in Verbindung mit dem Veranstaltungstechnik-Dienstleister Rain AGE GmbH
an diesem Abend auffahren. Allein die Lichtshow ist vom allerfeinsten und dass,
obwohl man aufgrund der Enge und Höhe des Schlachthofes Kompromisse eingehen
musste. Kompromisse die nicht zu sehen und wahrzunehmen waren. Es versteht sich
von selbst, dass auch der Sound an diesem Abend voll überzeugen konnte, von der
Qualität der Band und des Sängers ganz zu schweigen. Eisbrecher ist inzwischen
einer der sehenswertesten Live-Acts die auf deutschen Bühnen unterwegs sind,
das scheint sich immer mehr herumzusprechen, so dass man gar nicht anders kann,
als immer größere Hallen zu bespielen. Ein Meilenstein ist da natürlich auch
die gelungene neue CD Sturmfahrt, die erstmals in der Bandgeschichte Nr. 1
Status erreichen konnte. Ohne viel Werbung, ohne ständige Dauerrotation im
Radio und vor allem auch ohne dass die CD in den Lebensmittelläden zwischen
Zigaretten, Gummibärchen und Kondomen zu hunderten als Massenprodukt a la
Helene Fischer angeboten wurde. Witzigerweise wurde jedes Album einen Platz
erfolgreicher, mehr geht nun Charttechnisch logischerweise aber nicht mehr.
Musikalisch allerdings schon, jede Wette, dass man noch lange nicht am Ende
seiner Kreativität angekommen ist, jede Wette, dass auch das nächste Album
genauso ein Knaller wird, wie Sturmfahrt, deren Songs die Basis der Setlist
bildeten.
Los geht es
nach einem Intro mit Sturmfahrt, dem Titelsong der neuen CD. Außerdem finden
sich noch die Songs „Das Gesetz“, „ Automat“, „Eisbär“. „Wo geht der Teufel
hin“, und als Krönung „Was ist hier los“ in der Setlist. Die lässt daneben
mit Krachern wie „Prototyp“, „Himmel Arsch und Zwirn“, „This is Deutsch“ und
1000 Narben kaum Wünsche offen und natürlich findet auch „Miststück“ seinen
Platz im Set. Besser geht’s kaum, einzig „Wo geht der Teufel hin“ kann mich wie
schon auf der CD nicht vollständig überzeugen, was aber leicht zu verschmerzen ist.
Es ist aber
nicht nur Eisbrecher, die an diesem Abend das Publikum in Verzückung
versetzten. Schon die Vorband Unzucht sorgt richtig für Stimmung im
ausverkauften Dresdner Schlachthof, der mit einer Besonderheit aufwartete.
Nämlich einen extra Kinder und Familienbereich, so ist es, wie auch schon von
Unheilig und der Kelly Family bekannt, auch Familien mit jungen Kids
problemlos möglich ein Eisbrecher Konzert zu besuchen. Soweit das baulich eine Halle
hergibt, leider wie zu vernehmen war, ist dies jedoch nicht immer auf der
Tour möglich. Eine tolle Idee die hoffentlich immer mehr Bands übernehmen.
Aber zurück
zu Daniel Schulz, Daniel De Clerq, Toby Fuhrmann und Alex Blaschke, die mit
ihrem Bandprojekt Unzucht geradezu genial zu Eisbrecher passen. Und so gibt es
auch genug Besucher im Publikum, die beide Bands wertschätzen, diejenigen, die
sie noch nie live gesehen haben sicher in größerer Zahl danach auch. Allein die
lange Schlange am Merch ist ein guter Beleg dafür, wo alle 4 Musiker gutgelaunt
auch für Autogramme zur Verfügung standen. Unzucht sind einfach eine grandiose
Liveband, der Auftritt in Dresden war einmal mehr ein guter Beleg dafür. Selbst
wenn er naturgemäß kürzer ausfiel, als bei einem eigenen Unzucht-Konzert. Wer
sie länger sehen will muss noch bis November warten, wenn die Band nach dem
Eisbrecher Support in Zwickau bei der eigenen Tour wieder sächsischen Boden
betreten wird. Sicher wird man da den einen oder anderen im naturgemäß fast nur
schwarz gekleideten Publikum wiedersehen. Es lohnt sich.
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