Die Blockflöte des Todes-Seite
         
Auch die schönste Frau ist an den Füßen zu Ende               Spanisches Sprichwort     
                         


Blockflöte des Todes, Zwickau 06.06.2012



5 Tänzerinnen auf der Bühne, ein Blockflötenorchester, Schlagzeug, Gitarren und nen Chor. Das
alles gab es am Samstag nicht zu bewundern. Nicht mal ne Blockflöte gab es . Nur eine Schildkröte


und einen Mann mit Gitarre. Und trotzdem war das Konzert der Blockflöte des Todes alles andere
als langweilig. Das lag vor allem an Herrn Blockflöte oder besser gesagt an Matthias Schrei, der

unter seinen Künstlernamen Blockflöte des Todes inzwischen einen gewissen Bekanntheitsgrad
erreicht hat. Sicher war dazu auch der Bundesvision Song Contest sehr hilfreich, an dem die

Blockflöte als Sachsens Vertreter 2010 teilnahm. Gnadenlos ist er da gescheitert sagt er. Seine
Plattenfirma hat halt lauter so blöde Ideen kommentierte er das ganze Bundesvision-Erlebnis beim

Konzert, als er den damaligen Teilnahmesong Alles wird teuerer anmoderierte. Die Konkurrenz mit

Unheilig (Gewinner), Ich und Ich und der Ost-Kultband Silly war aber auch übermächtig und man darf

sich nicht wundern ,dass die bissig ironische Kokainbotschaft "Nicht der Klimawandel ist schuld am

teueren Schnee, nein die Ware kommt aus fairen Handel" nicht auf breite Akzeptanz stieß. Und

doch sorgte der eingängige "Fair-Trade-Koks-Song" für genug Schlagzeilen und bei einigen für

große Beigsterung. Ein Massenphänomen wird die Blockflöte des Todes sicher nie werden. Dafür

ist er zum Glück zu speziell und auch die zum Teil sehr ironisch - skurilenTexte behagen sicher nicht
allen. Mit einem hatte auch ich so mein Problem. Wenn der Vegetarier im Schlachthofsong den Tag

des offenen Tieres besingt. Mehr solche Texte und Lieder es würde mir viel leichter fallen ganz auf

Fleisch zu verzichten.

Bereits vor Beginn des Konzertes wurde einem schon klar, dass heute ein anderes Konzert

ansteht. Denn die Blockflöte saß schon länger auf der abgedunkelten Bühne rum und machte

Sudokos. Kurz nach Acht wurde ihm dann langweilig, wie er sagte, und so begann er mit dem

Konzert. Das Konzert ist in zwei Teile geteilt informierte er das Publikum, wobei Teil 1

autobiographisches zum besten gibt und mal schauen ob ihr dann zum 2. Teil noch da seid. Mit dem

herrlichen Song Mädchenhaarallergie begann er dann das Konzert nicht um zuvor sein Publikum

noch aufzufordern , einfach zu fragen, wenn sie was wissen wollen. Aber davon machten die trägen

Zwickauer Konzertbesucher an diesem Tag wenig gebrauch. Schade, denn die Blockflöte lebt auch

von der Interaktion mit dem Publikum. Es gibt zwar einen roten Faden und natürlich auch eine

Setlist, aber richtig zur Hochform läuft er auf, wenn er mit dem Publikum interagieren kann. Der wie

er sagt "Single-Songwriter " gibt gleich zu Beginn alles für sein Publikum. Nämlich sein Shirt, denn

er hat beschlossen das Lied immer oben ohne zu singen. Und spätestens da schreitet dann wie er

sagt der Jugendschutz wegen den Brüste ein. Gerade zum Thema dick sein, hat er einige witzige

Bemerkungen auf  Lager, wie z.B. wer zunimmt spart Wasser beim Baden.

Die im damaligen Karl-Marx-Stadt (jetzt Chemnitz) 1981 geborene und auf dem Bauernhof der

Eltern großgewordene Blockflöte kam als Kirchen- und Beerdigungsorganist sowie Chorleiter nicht

nur frühzeitig mit der Musik sondern auch


 mit dem Tod in Berührung. Und irgendwie scheint das bis

heute ziemlich abgefärbt zu haben. Augelassene Stimmung und Halli Galli sieht anders aus und

auch die Songs haben durchaus etwas depressives wie z.B. wenn er im Selbstmordsong diverse auf unnatürliche Weise zu Tode gekommene Musiker aufzählt. Und wieviele es da gibt, angefangen bei

Amy Winehouse bis zu Kurt Cobain. Man muss ja richtig Angst um die Blockflöte bekommen, wenn

er von seiner gescheiterten Beziehung aufgrund der Eigenurin-Therapie singt. Freunde macht er

sich an diesem Abend nicht unbedingt, besonders bei den FDP-Anhängern, wenn er singt, dass er

genug Fehler gemacht hat, aber nie die FDP gewählt hat. Immerhin!. Und außerdem neigt er dazu

sein Publikum lieber mal anzupöpeln oder dumm anzureden als sich anzubiedern.


Er besingt an diesem Abend alles was so wichtig ist im Leben, da geht es um

Volkshochschulkurse, die GEZ, um die schwangere Nadine und Weihnachtslieder im Juni können

für die Stimmung ja auch nicht schlecht sein. Auch die Religion ist Thema in Happy Birthday Jesus

und in Wir sind Helden geht es nicht um die gleichnamige Musikband sondern um die sexuellen

Superhelden Vulvarine und Orgasman. Sexuelle Spielarten werden thematisiert, auch wenn der

beinamputierte Musiker mit dem Fußfetischissmus so seine negativen Erfahrungen hat, hat man

doch wie er sagt mit der One-Leg-Band sexuell doch nur den halben Spaß. Und dann gibt es

natürlich noch diesen Song über eine der am weitesten verbreitesten Geschlechtskrankheiten die 

Chlamydien der so brutal ins Ohr geht, dass man wirklich aufpassen muss, ihn nicht an der

Supermarktkasse vor sich hinzusingen.

Zwischen Teil eins und zwei entlässt die Blockflöte die Konzertbesucher in eine exakt 17-minütige

Pause, die er wieder auf der Bühne verbringt. Danach geht es weiter mit Songs größtenteils aus

dem Album "Wenn Blicke Flöten könnten" weiter, allerdings wird Teil 2 etwas flach teilt er gleich zu

Beginn mit, aber der letzte Song reisst dann alles raus, beruhigt er das Publikum. Und so geht es

nun um ein Lied ohne Titel, die Bombe Ilka Ida, ne Scheiß Frisur und Schambehaarung ("Mösen

Hitler") und die Droge Nummer eins "Zimt". Und da kommt dann auch mal Leben ins Publikum wenn

der Publikumschor nach Aufforderung mit einstimmt.

Ein Blockflötensolo wird gepfiffen weil eine studierte Flötistin zu teuer ist. Die bräuchte die

Blockflöte aber eh nicht, kann der Multiinstrumentalist doch neben Gitarre auch Blockflöte, Klavier,

Querflöte, Klarinette, Trompete, Bass , Schlagzeug und Orgel. Davon merkt man aber nichts, die

Songs gibt’s reduziert nur mit Gitarre und ein Solo wird schon mal zugunsten einer Geschichte

unterbrochen. Die Aufforderung aus dem Publikum nach Rock wird mit einem tierischen

Weihnachtslied nur begrenzt erfüllt und auch dem Hobby "Publikum beleidigen" wird wieder gefröhnt. Und auch wenn er schon zu Beginn gesagt hat, dass die letzte Reihe spätestens nach dem 2. Lied

geht ist niemand gegangen. Ganz im Gegenteil. Geradezu enthusiastisch wird ne Zugabe gefordert,

die die Blockflöte auch gerne erfüllt. Und es gibt nichts gefühldusseliges ala Knipphausen oder

Poisel zu hören, da Männer ja keine Gefühle haben und deswegen kann Mann ja nicht über Gefühle

singen. Aber er kann der Frau Rückendeckung geben, wenn er sie von hinten nimmt- die Blockflöte

ist in ihrem Element Sein schräger Humor der einen das Lachen bisweilen im Halse stecken

bleiben lässt , die beissende Ironie , die Geschichten wie die vom T- Shirt "Ich bin ein positiver

Mensch" beim Aids Test und die vielen Wortspiele in den Liedern machen auch im zweiten Teil
genauso viel Spaß wie in Teil 1
und es ist wirklich schade, dass mit dem letzten Lied " Es ist vorbei"

das Konzert auch wirklich vorbei ist. Und daran lässt er keinen Zweifel, verlässt er doch erstmals die

Bühne an diesem Abend. Nicht um sich zuvor noch undynamisch und leidenschaftsarm fürs

Kommen und Bleiben zu bedanken, wie es seine Art ist. Er hat die Dynamik nicht erfunden, als
Partymacher und Stimmungskanone würde man die Blockflöte des Todes nicht gerade einladen

(Zugern würde ich die Gesichter meiner Gäste bei meiner bald anstehenden Hochzeit sehen, wenn
er da ein paar Lieder zum besten geben würde). Er ist eine introvertierte Version eines Olli Schulz

oder eines Funny van Dannen aber nicht weniger unterhaltsam und hörenswert. Ich bin wirklich

schon sehr gespannt wenn er mit Sven van Thom im September in Helmbrechts wieder auf der Bühne steht.