mit
Herzleid
Celtica Pipe
Rocks
Faderhead
Joachim Witt
Front 242
Kochkraft
Gasmac
Gilmore
X-RX
Letzte
Instanz
Suicide
Commando
Faun
Peter
Heppner
INVSN
Inkubus
Sukkubus
Klimt 1918
Beyond
Obsession
Stoneman
The
O`Reilleys
and
the
Paddy-
heads
Black
Magic
Fools
Drescher
Elferya
Reliquiae
Heldmaschine
Future
Lied to
us
Merciful
Nuns
Beauty of
Gemina
Irdorath
Waldkauz
u.a.
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Hameln, 13. und 14.10.2017
Der Freitag
Seit dem ersten Festival ist das Autumn
Moon in Hameln zu einem Pflichttermin für die schwarze Szene
geworden. Auch 2018, wo das Konzept einmal mehr voll überzeugt, einmal mehr
aber auch mit kleinen Schwächen aufwartete. Die sind aber im Hinblick auf das,
was geboten wird locker zu verschmerzen, manche auch zu lösen. Wie zum Beispiel
die unglückliche Idee genregleiche Bands wie Waldkauz und Faun oder The Beauty
of Gemina und Peter Heppner gegeneinander um die Gunst der Zuschauer kämpfen zu
lassen. Es wäre weit geschickter gewesen zum Beispiel in der Zeit, in der eine
Pagan Folk Band spielt, woanders sich z.B. einen Elektroact anhören zu
können und nicht noch eine Pagan Folk Band. Da hätten alle was davon, die Bands
mit höheren Besucherzahlen, wobei man deutlich sagen muss, dass trotzdem bei
allen „Überschneidungs-Konzerten“ noch viele Leute anwesend waren. Und
natürlich vor allem die Genreliebhaber im Publikum, die sich nicht
entscheiden müssen oder sich leichter tun zwischen Elektro und Pagan Folk zu
wählen, statt zwischen Pagan Folk und Pagan Folk. Im Fall von Waldkauz kann man
hier natürlich noch sagen, die haben ja mehrmals gespielt, das Argument zieht
bei Heppner und Beauty of Gemina aber gar nicht mehr. Und Waldkauz sind so
großartig, die hört man liebend gern nicht nur einmal an diesem Wochenende, was
viele Leute auch taten.
Das ist aber Jammern auf hohem Niveau, das
Festival war wieder richtig gelungen, die Mitarbeiter inkl. Securities nicht
nur super freundlich, sondern bisweilen extrem liebenswert, wie zum Beispiel
die Dame am Vorraumausschank der Sumpfblume, um nur mal ein Beispiel von vielen
zu nennen. Großartig auch das Lineup, Jahr für Jahr werden neue Bands gebucht,
die man sonst eher selten bis kaum hört und nicht, wie sonst oft üblich nur
immer die gleichen Verdächtigen. Die schwarze Szene ist musikalisch so
unglaublich vielseitig und abwechslungsreich. Wer das nicht glaubt, braucht nur
mal nach Hameln kommen, er wird sich wundern.
Vom Eletroact bis zur Mittelalterrockband,
vom Minimaleletro, bis zum Gothic Rock, vom Indie bis zum
Wave, Hameln bietet alles und mit 4 Bühnen hat man genug
Möglichkeiten sich genau das rauszusuchen, was einen interessiert. Und dank des
besonderen Händchens des Veranstalters hat man das Glück jedes Jahr absolute
Highlights zu erleben, die einen zuvor vielleicht gar nichts sagen. Das war im
ersten Jahr Snöt, Tomas und Daniel von TÜSN (die natürlich auch beim zweiten
Auftritt völlig faszinierten, das hätte im zweiten Jahr Zombie Boy sein sollen,
der sich dann aber eher als Griff ins Klo erwies. Dafür sprang aber Legend ein,
die auch wenig Leute kannten und sich mit einem unglaublich intensiven Gig ins
Musikgedächtnis der Zuschauer spielten. Ein Griff ins Klo kann also
durchaus auch einmal passieren, wenn man neue Künstler präsentiert und das
verzeiht man auch gerne, noch dazu, wenn man 2017 mit INVSN eine Band im Lineup
präsentiert, die so spektakulär agiert, dass einem auch am nächsten Tag die
Bilder des Konzerts und die Musik nicht aus dem Kopf gehen. Übrigens auch eine
Woche danach noch nicht. Schade, dass viele das verpasst haben. Aber dazu
später noch mehr.
Inkubus Sukkubus
Los ging der Samstag sehr stimmungsvoll in
der Sumpfblume mit echten Urgesteinen der schwarzen Szene. Inkubus Sukkubus
sind seit 1989 fester Bestandteil derselben. Die Band deren Name auf die Zeit
der Hexenverfolgung zurückgeht und der für den Satan steht hat somit aufgrund
der langen Bandhistorie reichlich Auswahlmöglichkeiten für eine 45 Minütige
Setlist. Auf der befand sich dann auch das Rolling Stone Cover „Paint it
Black“. War das Konzert in der Sumpfblume ja schon richtig gut, setzte man beim
Akustikset im Schiff dann aber noch eins drauf. Es war sicher eines der
Höhepunkte des Wochenendes die Band da live und unplugged zu erleben.
Herzleid
Das kann man vom ersten Act in der
Rattenfängerhalle wahrlich nicht behaupten. Immerhin hatten sie den Bandnamen
einigermaßen gelungen gewählt, es war echt ein Leid was Herzleid
ablieferten. Weniger was die Pyrotechnik betrifft, die ist bei Rammstein
Coverbands ja unerlässlich und war sicher der Hauptgrund warum nicht mehr Leute
die Halle verließen. Auch wenn es schon verwundert, wer da neben den
Musikern auf der Bühne rumhüpfte. Der zweite Grund war sicher die Liebe zur
großartigen Musik von Rammstein, die ist selbst durchwachsen präsentiert
schöner, als sie gar nicht zu hören. Man darf Herzleid mit Rammstein sicher
nicht vergleichen. Mit Bands wie Stahlzeit und Völkerball aber sehr wohl. Und
da liegen Welten, zeigt aber auch wie großartig beide Rammstein auf die Bühne
bringen. Herzleid taten es definitiv nicht.
Klimt 1918
Zum Glück waren danach Klimt 1918 zu hören,
die mit ihrem stilsicheren Sänger Marco Soellner und seiner schönen Stimme
richtig beim Publikum punkten konnten. Im informativen Programmheft ist zu
lesen, dass ihr Name auf den Wiener Jugendstilmahler Gustav Klimt und sein
Todesjahr zurückgeht und sie versuchen mit ihrem Sound musikalische Bilder
zu schaffen. Nach dem Auftritt muss man feststellen, dass dem definitiv so
war. Klimt 1918 sind mit ihrer Musik, die sehr melancholisch, sphärisch und
träumerisch dem Alternative Rock zugerechnet wird, besser wäre es vielleicht,
es Dream-Indiepop zu bezeichnen, immer einen Konzertbesuch wert. Skygazer,
Comamdante, Sant Angelo, La Notte, They were wed, Nostalghia, Belvedere
und Snow waren die 8 Songs, die es ins Programm geschafft haben.
Celtica Pipes Rock
Danach gab es in der Rattenfängerhalle
einen Ausflug in das Album Steamphonia von Celtica Pipes Rock zu hören. Die
Band Celtica Pipes Rock sind nun 7 Jahre am Touren und haben nach den 3 Alben
zuvor mit einem Album voller Klassischer-, Gothic-, Steampunk- und
Metaleinflüsse eine richtige Einzigartigkeit im Sound geschaffen, der auch live
richtig gut funktioniert. Dudelsack-Hasser werden sicher auch an einem
symphonischen Dudelsacksound wenig Freude haben, alle anderen können
Steamphonia sicher viel abgewinnen. Und Geigerin Aya Georgieva ist einfach
großartig.
Beyond Obsession
Die Sonne ging dann bei Beyond Obsession
auf, Nils Upahl brachte gewaltig gute Laune mit und die sprang sofort
auf das Publikum über. Die Mischung aus Pet Shop Boys, Boy George und And
One macht richtig Spaß und Sänger Nils steckt an. Da fällt es schwer ruhig zu
stehen, alle Daumen hoch für einen sehr gelungenen Auftritt.
Faderhead
Mit Faderhead folgte dann der erste
richtige Elektroact von mehreren, vielleicht auch der beste. Die Mischung aus
Aggrotech, Pop, Elektro und House kann man selbst als „Nichtfan“ der
Elektrobeats viel abgewinnen und die Bühnenpräsenz des Herrn Faderhead ist
ebenfalls überzeugend.
Stoneman
Kontrastprogramm anschließend in der
Sumpfblume, bei Stoneman trifft Neue Deutsche Härte oder besser gesagt Neue
Schweizer Härte auf Darkrock. Das ist mal brachial und erinnert an Bands wie
Eisbrecher, dann wieder deutlich melancholischer in Richtung Unheilig oder mehr
in Richtung Gothic ala ASP. Viel Abwechslung also die dadurch entsprechend
viele Schwarze Seelen anspricht.
Mikki Chixx ist ein ziemlich untypischer
Schweizer, kein Freund der Langsam-und Gemütlichkeit, sondern ein Verfechter
des Gasgebens beim 45 minütigen Stoneman Auftritt. Seine charmante
Schweizer Art kommt bei den Ansagen dann allerdings doch zum Vorschein. Nach
dem gelungenen Auftakt mit „Eiskalt“, „An die Geräte“, und dem „Kofferlied“
folgte mit Mord ist Kunst ein Song mit einem durchaus fragwürdigen Titel.
Danach nahm das Konzert mit Songs wie „Lolita“,
„Goldmarie“, „Liebe Liebe“ und „Gott
weint“ richtig Fahrt auf, bevor ein „Liebeslied“
und „Wer f.. will muss freundlich sein“ einen der besten
Auftritte des Freitags
viel zu schnell beendeten.
Joachim Witt
Um zu Beginn die wilden Gerüchte, die sich
um die Ikone Joachim Witt an diesem Abend entwickelten, gleich mal zu
entkräften, der Herr Witt ist keinesfalls 80 und auch deutlich jünger als Mick
Jagger. Und er ist neben Nena wohl der einzige Neue Deutsche Welle Star, der
seinen Sound konsequent weiterentwickelt hat und trotz des Goldenen Reiters Übersongs
bis heute eine Discographie geschaffen hat, die voller musikalischer
Perlen ist. Es gibt so viele schöne Witt Songs. 60 Minuten sind da nicht
annähernd genug um dem einigermaßen gerecht zu werden. Die Zusammenstellung der
Setlist war dann aber doch sehr erstaunlich. „Thron“, „Einheit“, „Lebe dein
Leben“, „Geh deinen Weg“ und „Winterwald“ sind Songs die man bei der kurzen
Spielzeit sicher so nicht erwartet hat. Vielleicht war das auch der Grund warum
sich der Rauschebart auf der Bühne so despektierlich über das Autumn Moon
Festival geäußert hat. So ernst darf man, wenn man ihn und seine merkwürdigen
und bisweilen sehr skurrilen Ansagen erlebt hat, sicher nicht alles Gesagte nehmen. Mit Songs
wie „Es regnet in mir“, und dann zum Schluss „das geht so tief“, der Megahit „Die
Flut“ und als Krönung „Goldener Reiter“ inklusive 1000 fachen Publikumschor
hatte das Konzert einen richtig langen Höhepunkt, etwas was ja auch nicht zu
verachten ist. „Gloria“ gab es leider, vielleicht auch aufgrund vieler
Anfeindungen nicht zu hören, es ist vielleicht sein bisher bester von vielen
grandiosen Songs.
The O`Reilly`s and the Paddyheads
Wer schnell war konnte danach in der
Sumpfblume das Ende von „The O Reilly`s and the Paddyhats miterleben, die die
Sumpfblume so richtig zum Kochen und tanzen brachten. Irish Folk ist halt eine
Stimmungsgarantie, schon gleich, wenn er so gekonnt und mit so viel
Leidenschaft dargeboten wird, wie von den Paddys.
Front 242
Was die 2 Bauarbeiter von Front 242
geritten hat grußlos deutlich vor offiziellen Spielzeitende die Bühne zu
verlassen und die Zugaberufe des Publikums zu ignorieren bleibt wohl für immer
ihr Geheimnis. Am Sound, dem Publikum, dass in großer Zahl
die Halle füllte oder der Stimmung kann es nicht gelegen haben. Ein
mehr als unwürdiges Ende eines Auftritts.
Black Magic Fools
Mehr Freude strahlten da die Schweden von
den Black Magic Fools aus. Die aus einer Taverne des heimatlichen Gothenburg
entstandene Medieval Dark Metal Band ist in Deutschland noch relativ unbekannt,
solche Auftritt wie in Hameln können sehr schnell etwas daran ändern.
Kochkraft durch KMA
Danach gab es ganz zum Schluss als
Rauswerfer in der Rattenfängerhalle endlich den langersehnten und extrem beliebten
„Neue Deutsche Kelle“ Musikmix, dargeboten von Kochkraft durch KMA, wobei KMA
sicher nicht für Ketchup meets Artischocke steht. Es war auch keine Kochshow
die man nun in der Rattenfängerhalle erleben konnte und Steffen Henssler war
auch weit und breit nicht zu sehen.
Etwas ans Kochen erinnerte das Ganze dann
aber schon, an ein halbgares unfertiges Musikgebräu. Dadamusik, Anti-Musikkunst
unklassifizierbar irgendwo zwischen „kann man mögen, muss man aber wirklich nicht“.
Die Krönung des Irrsinns auf der Bühne sind jedoch der Schlagzeuger der Band
und Sängerin Lana Vandavla. Die hat so viel Charisma, dass es locker für 2
Bands langt. Unser nächster Song wird bestimmt ein Hit, heißt eines ihrer
Lieder und es wird bestimmt keiner. Wenn Kochkraft allerdings etwas
zugänglichere Musik und Texte schreiben würden, dann wäre das allerdings nicht
so abwegig, sie wären wohl aufgrund ihrer weiblichen Rampensau sogar eine ganz
große Nummer.
Drescher
Zum Abschluss hatte die Sumpfblume noch
lustige Österreicher in Tracht zu Gast. Der Crossover Mix der Alpenländer mit
viel Trash und deutlich weniger Volksmusik ist definitiv gewöhnungsbedürftig.
Es wäre trotzdem durchaus lustig zu sehen,
wenn man sie so volkstümlich gekleidet einmal in ein Oktoberfest Bierzeltsteckt
und man miterleben kann, wie die Volksmusikfans „Dresch Metal“ so finden.
Der Samstag
Der zweite Tag glänzte wie schon Tag 1 mit
wunderschönen Wetter. Geradezu perfekt für Konzerte im Freien. Die gab es an
beiden Tagen natürlich auch in Hameln und sie waren an beiden Tagen auch immer
gut besucht, wobei die Besucher aus Hameln, die diese kostenlos besuchen
konnten, deutlich in der Minderheit waren. Trotzdem ließen es sich die Hamelner
natürlich nicht nehmen das Spektakel und die „komischen“ schwarzen Gestalten näher
in Augenschein zu nehmen.
Irdorath
Konnte man Irdorath bereits am Freitag auf
der Outdoorbühne bewundern, so hatte man am Samstag um 12.30 Uhr das große
Glück die großartige Weißrussische Mittelalterband und ihre Mischung aus Pagan
Folk, gemischt mit Folk Metal eine ganze Stunde als Opener auf der Marktbühne
des Mystic Halloween Marktes zu bewundern. Ganz ohne Parallelogramm, eine
grandiose Idee der Verantwortlichen damit in den Tag zu starten. Etwas das man
jedes Jahr in dieser Form so wiederholen sollte.
Elferya
Um 13.30 startete dann das Musikprogramm
in der Sumpfblume mit Elferya. Die Schweizer Power und Melodic Metal Band gibt
es nun schon seit 2008, allerdings nicht in dieser Besetzung. Denn mit Lola Van
Loo hat man im August 2017 eine neue Sängerin vorgestellt. Eine echte
Rockröhre, deshalb wird der Weg der Schweizer Band sicher auch in diese
Richtung gehen. Wenn es höher mit den Tönen geht ist das definitiv nicht ihr
Ding, aber rocken, das kann die Frau, die auch mit großer Bühnenpräsenz überzeugt.
Wie auch der gesamte Auftritt der Band. Sicher für viele der zu so frühen
Stunde schon überraschend zahlreichen Besucher eine nette Überraschung und ein
gelungener Sumpfblume-Konzertauftakt. Lieder wie „With all my Love“, „Cruel
Night“, „Mystic Land“, „Toys of a modern Man“ und der gelungene Abschluss mit
„Close your Eyes“ kamen zurecht gut an.
Gasmac Gilmore
Das gilt auch für die Songs von Gasmac
Gilmore, die einmal mehr als bestes Beispiel für den großen
Abwechslungsreichtum der Szene dienen können. Ein großartiger Trompeter, eine
spielfreudige Band denen der Spaß am Auftritt anzusehen war und eine
Soundmischung irgendwo zwischen Balkanbeats, Polka-Punk, Rock, Metal und Folk
begeisterten nicht nur die Besucher der Rattenfängerhalle. Auch Gina Klause von
Waldkauz war nach ihrem Auftritt noch mit Mikrofon ausgerüstet, in die
Rattenfängerhalle geeilt um so wenig wie möglich von einer ihrer Lieblingsbands
zu verpassen. Und so feierte sie zusammen mit den anderen Zuhörern eine Musik
die begeistert und aufs Tanzbein bzw. die Tanzbeine der Zuhörer abzielt.
Waldkauz
Apropos Waldkauz, die haben zuvor auf der
Marktbühne mit ihrem Pagan Folk wieder alle verzaubert. Schön, dass man an dem
Wochenende gleich mehrmals die Möglichkeit hatte sie live zu erleben. Egal wie
oft man sie hört, die Faszination der extrem sympathischen Band wird nicht
kleiner, man könnte ihnen ständig zuhören.
Reliquiae
Ein ganz dickes Ausrufezeichen muss man
hinter den Namen Reliquiae setzen, die sich mehr als nachhaltig für die großen
Festivals empfohlen haben. Musikalisch höchst überzeugend, ein charismatischer
Sänger Bastus, eine großartige Musikerin namens Svea Elderthal an der Geige und
eine überzeugende Band sind das eine, die Mischung aus Show und Musik die
positive Draufgabe die den Auftritt von Reliquiae zu einem der überzeugendsten
des ganzen Wochenendes werden ließ. Besonders erfreulich, es war der einzige
Auftritt in der Sumpfblume, der mit einer vernünftigen Lichtausleuchtung
glänzte. Man konnte die Mimik und Gestik der geschminkten Musiker sehen und
ihnen in die Augen schauen. Besonders nachhaltig bleibt der Song Bergmann mit
einem mächtigen Hammer schwingenden Bastus im Gedächtnis.
[x] - RX
[x] - RX lockten
besonders die Elektromusikfans in die Halle. Wie schon im Programm zu lesen
war, wird hier Techno im Industrial Style auf Tanzbarkeit getrimmt. Das trifft
es echt gut, was auch die vielen tanzenden Besucher im Publikum belegen. Das ist
nichts kompositorisch extrem Hochwertiges was die Band ablieferte, auch
gesanglich gesehen. Die Mischung aus Show und Musik funktioniert aber trotzdem
sehr gut nicht nur in den Clubs der Republik, sondern auch in der großen
Rattenfängerhalle und selbst jemand (wie z.B. der Schreiber dieser Zeilen), der mit dieser
Art Musik eher weniger anfangen kann, konnte dem Auftritt der Kölner Band
einiges abgewinnen.
Heldmaschine
Es war gar nicht so leicht danach überhaupt
in die Sumpfblume reinzukommen um den Auftritt von Heldmaschine mitzuerleben.
Die Koblenzer NDH-Band (Neue Deutsche Härte) um Sänger Rene Anlauff hat ja mit
Völkerball noch ein weiteres sehr erfolgreiches Projekt am Start. Während da,
logischerweise bei einer Rammstein Coverband, vor allem das Element Feuer eine
tragende Rolle spielt, nützt Heldmaschine großartig die Möglichkeiten von Licht,
um den Auftritt auch visuell zu einem Genuss werden zu lassen. Und das können
sie genauso gut, wie mit Feuer zu spielen. Nach dem Intro kochte bereits beim
ersten Song „Himmelskörper“ die Sumpfblume, nach „Collateral“ und „Die Braut,
das Meer“ hatte der Raum Saunatemperaturen erreicht und bei „Wer einmal lügt“
bewies auch das Publikum richtige Mitsing-Qualitäten. Mittendrin im Publikum übrigens
die Band Stahlzeit und Renes optischer und geistiger Klon Heli. Die beiden
Bands, also Märzfeld und Heldmaschine sind ja gerade gemeinsam auf Tour, so
erklärt sich übrigens auch der Stahlzeit Bus, und so nützte man die Gelegenheit,
mal ganz ohne Stress die Kollegen abzufeiern. Beide Bands verstehen sich
übrigens musikalisch und menschlich großartig, was liegt da näher, sehr zur
Freude der Liebhaber dieser Musik, öfters gemeinsam etwas zu machen. Nicht nur
mit Heldmaschine und Märzfeld, gerne auch mit Stahlzeit und Völkerball.
Aber zurück zum Auftritt, der mit „Radioaktiv“
und „Die Maschine spricht“ noch weiter an Fahrt gewinnt. Auch für seine
Kritiker hat Rene Anlauff mit „Ich roll das R“ eine tolle Antwort in Form eines
Liedes parat und gerade, wenn er etwas nach Lindemann klingt macht Heldmaschine
ganz besonders viel Spaß.
Letzte Instanz
45 Minuten Letzte Instanz, das ist wie Sex
ohne Vorspiel. Rein, raus, Schluss sozusagen. Das kann zwar auch Spaß machen,
aber genießen geht anders und dabei haben Letzte Instanz so unglaublich viele
Songs die man gerade Live richtig genießen kann. Allein schon der beiden
Ausnahme-Streicher wegen. Ohne Frage machte der Auftritt wieder richtig Spaß,
Holly verstand es vom ersten Ton an das Publikum mitzunehmen und die Band
machte das Beste aus der kurzen Spielzeit. Aber wohl alle in
der Halle hätten so gerne noch viel mehr gehört. Zum Glück gibt’s die
Möglichkeit ja bald, die Band arbeitet fleißig an der neuen CD. Die ersten
veröffentlichten Bilder im „Raumfahrlook“ machen unglaublich neugierig, auch
auf die dann folgende Live-Umsetzung. Und die ist bekanntlich bei Letzte
Instanz ja immer sehenswert.
Future Lied to us und Suicide Commando
Future Lied to Us in der Sumpfblume
bedienten dann wieder die Liebhaber der elektronischeren Klänge, ein hartes
Kontrastprogramm zu den melodiösen Streichern zuvor. Eine ähnliche Zielgruppe
haben Suicide Commando mit ihrem minimalistischeren Elektro- Industrial Klängen
im Blick. Neben einem neugierig machenden Auftakt eines ganz in schwarz
gehaltenen singenden Kegels, blieben hier vor allem viele verstörende Bilder
der Videowand im Gedächtnis. Da sind ja Kriegsbilder aus dem kaputten Syrien eh
schon schwer zu verkraften und fällt einem beim Betrachten eh nur noch der Satz
ein die Dummheit der Menschen ist unendlich, so fragt man sich schon ob man das
Thema Selbstmord so thematisieren muss, wie es Suicide Commando an diesem Tag
und vor allem zu so einer Zeit, bei einem Festival, an dem auch Kinder zu den
Besuchern zählen, getan haben.
Merciful Nuns
In der Sumpfblume folgte danach „The
Fog“ mit Musikuntermalung. Das erfreuliche, alle kamen im Gegensatz zum
gleichnamigen Carpenter-Film wenigstens lebend raus beim Auftritt von Merciful
Nuns. Muss das wirklich sein Gothic Rock so zu präsentieren, dass man erstmals
minutenlang rätselt ob da jetzt eine Frau oder ein Mann auf der Bühne steht.
Artaud Seth ist einer vom alten Schlag, einer der sich dem Goth Rock
verschrieben hat wie man ihn seit der Zeit der Sisters of Mercy schätzen und
lieben gelernt hat. Die Nachfolgerband von Garden of Delight hat inzwischen 9
Alben herausgebracht und der Auftritt machte neugierig, sich dem neuesten Werk
A-U-M länger und intensiver zu widmen.
Faun
2 ½ Monaten nach seinem
Bandscheibenvorfall gab Stephan Groth endlich sein Comeback bei Faun, die
einige Konzerte leider ohne ihren Multiinstrumentalisten auskommen mussten. Mit
ihm gewinnt der Faun Sound natürlich und so freute sich auch die ganze Band
sehr darüber ihn wieder an Bord zu haben. Entsprechend wurde der Auftritt von
Oliver SaTyr dann auch liebevoll zelebriert und zum Soundtrack von Rocky betrat
die Drehleier-Koryphäe die Bühne und stellte gleich mal unter Beweis, dass selbst
die Rocky Filmmusik auf der Drehleier gespielt richtig klasse klingt. Das muss
man auch über die Stimme von Laura Fella sagen, die immer sicherer wird und
inzwischen sichtbar in der Band angekommen ist. Man kann wirklich gespannt
sein, auf Neues von Faun, wenn die Schweizerin erstmals auch auf Platte zu
hören ist. Wie zu erwarten verzauberte
Faun auch diesmal sein Publikum, live sind sie einfach eine Bank.
Waldkauz
Wer nach Pagan Folk noch etwas Pagan Folk
höre wollte konnte das bei Waldkauz, die eigentlich um 22.00 Uhr ihren Set
beenden sollten, aber weder Band noch das reichlich vorhandene Publikum hatte
dazu wirklich Lust. Und was bleibt einem schon übrig, wenn man so gefeiert
wird, einfach noch ein paar Songs dranzuhängen. Da außerdem das Licht den Auftritt
stimmungsvoll unterstützte, war der Waldkauz Auftritt wieder ein echtes
Highlight. Da Chewie und sein Sousafon, sowie Sänger Basti von Fuchsteufelswild
als Gäste zum Schluss des Auftritts die Bühne betraten wurde es richtig eng.
Das war Fuchsteufelswild in Hameln aber ja
schon gewöhnt, die Band auf die Minibühne des Papa Hemingway zu stecken war
schon eine ziemlich kühne Idee.
Peter Heppner
Mr. Wolfsheim Peter Heppner war nicht nur
der Headliner des Tages, sondern bei seinem Auftritt war die Rattenfängerhalle
auch am besten besucht am 2 Tag des Autumn Moons. Keine Überraschung, Peter
Heppner ist Kult in der Schwarzen Szene. Wolfsheim immer noch eine Legende,
aber auch als Solokünstler hat er viele tolle Songs veröffentlicht. Auch als
Gastmusiker vor allem mit Witt, Milu, Nena und besonders Schiller hat der
Hamburger tolle Songs veröffentlicht. Er ist einer der Sänger, die man sofort
erkennt, wenn man sie singen hört und live hat er durchaus Gänsehautqualitäten.
Und so betritt er wie gewohnt unter lautstarken Applaus mit seinem Textbuch in
der Hand die Bühne. Der introvertierte Sänger ist bekanntlich nicht der größte
Redner, etwas mehr als in Hameln hätte es aber schon sein können. Zumindest
eine Begrüßung des Publikums sollte möglich sein. Auch der Auftritt wollte
nicht so recht zünden, warum ist eine gute Frage. War es die etwas unglücklich
zusammengestellte Setlist, die Lichtshow, das fehlende Leben auf der Bühne oder
Heppners Stimme? Schwer zu sagen, irgendetwas fehlte auch wenn Peter Heppner
viel Applaus für seinen Auftritt bekam. Der am Ende mit Dream of You sein
größtes Highlight zu bieten hatte.
Beauty of Germina
Wer keine Lust auf Heppner hatte konnte
sich in der Sumpfblume am Auftritt von The Beauty of Germina erfreuen. Die Band
des Lichtensteiners Michael Sele ist immer einen Besuch wert. Leider gab es nach
dem Heppner Ende nur noch 2 unplugged Songs zu hören, wofür die Band natürlich
nichts konnte, sondern der Zeitplan, der danach mit ganzen 45 Minuten glänzte.
Warum nur, hätte man nicht stattdessen The Beauty of Gemina einfach später
anfangen lassen können.
INVSN
Die Folge dieser Pause war sicher auch,
dass sich ein Großteil der Besucher auf den Heimweg gemacht hat. Ein gewaltiger
Fehler, wie sich beim folgenden INVSN-Auftritt herausstellen sollte. INVSN ist
die Band des Schweden Dennis Lyxzen, den der eine oder andere vielleicht als
Frontman der Rockband The International Noise Conspiracy oder von der Hardcore
Band Refused kennt.
Sein neuestes Projekt ist nun INVSN und
damit hat er an diesem Wochenende allen die Schau gestohlen. Welch ein
spektakulärer Auftritt der Post Punk bzw. Indiewaveband, der einen
ziemlich
sprachlos in der Halle stehend zurücklässt. Als der stylische
Schwede die Bühne
betrat konnte wohl keiner ahnen was sich nun abspielen sollte. Es war,
wie wenn
man ihn an ein Stromkabel angeschlossen hätte, auf einmal ging der
Punk ab. Unermüdlich war Mr. Lyxzen unterwegs, wenn er
nicht gerade mal wieder in der Luft zu schweben schien. Ein
Punchingball dem
gar nichts auf der Bühne hielt. Irgendwann war er dann
nämlich im Publikum
verschwunden, bis das Mikrofonkabel seinen Bewegungsdrang begrenzte.
Spätestens
mit dem anschließenden Sprung über den Fotograben, der mit
einem Sturz auf der
Bühne endete musste man sich ernsthaft um die Gesundheit des
Sängers Sorgen
machen. Die teilte der Schwede scheinbar nicht, der einfach im Liegen
weitersang und sich Insektengleich auf der Bühne bewegte.
Irgendwann stand er dann wieder, zeigte Herkulesqualitäten
als er mit Mikrofon im Mund einen Bühnenumbau startete. Spektakulär auch was
man mit einem Mikrofon so alles anstellen kann, wenn man Lyxzen heisst.
Hochwerfen (so hoch wie es nur geht natürlich) zum Beispiel um es dann mit der
Brust aufzufangen. Oder Richtung Publikum werfen, als Lasso benützen, als
Sprungseil, wieder hochwerfen um es mit dem Hals aufzufangen, für ihn gibt es
scheinbar keine Grenzen und erstaunlicherweise verweigerte es trotzdem nicht
seine eigentliche Aufgabe als Schallwandler.
Bereits mit Refused war Dennis Lyxzen auch
politisch engagiert und typisch Punk voller Energie und Wut. Die Wut ist vielleicht
etwas geringer geworden, die Energie sicher nicht was der unglaubliche Auftritt
eindeutig zeigte. Und dass er etwas zu sagen hat, bewies seine intelligente
Ansprache an das Publikum überdeutlich.
Dennis Lyxzen ist ein herausragender
Performer, sein Musikprojekt INVSN auch musikalisch eine große Nummer. Die CD The
Beautiful Stories mehr als eine Entdeckung wert, sie macht süchtig, genauso wie
weitere Auftritten von INVSN. Man tut gut daran, die Band 2018 erneut zu
verpflichten, damit viel mehr Leute in den Genuss eines Live-Spektakels kommen,
wie es das Autumn Moon bisher noch nicht gesehen hat.
Mit einer Aftershowparty ging das
diesjährige Autumn Moon dann in der Sumpfblume zu Ende, zuvor hatte Irdorath
vor großer Kulisse noch einmal seine Qualitäten unter Beweis stellen dürfen.
Natürlich war auf dem Autumn Moon noch
viel mehr geboten. Allein die 12 Konzerte im Papa Hemingway gingen an mir
völlig vorbei. Und da waren mit Vlad in Tears, Fuchsteufelswild und Godex auch
ganz tolle Sachen dabei. Viellicht ja auch die Bollock Brothers, die danach
eher mit einer lautstarken Auseinandersetzung vor der Sumpfblume negativ
auffielen. Auch über 11 von 12 Veranstaltungen auf dem Schiff kann ich nichts
berichten, man kann halt nicht überall sein. Von weiteren Konzerten auf der
Outdoorbühne oder im Marktbereich ganz zu Schweigen. Langweilig wird einen
definitiv keine Sekunde und verhungern muss man Dank des großartigen Essensangebots
sicher auch nicht. Entsprechend groß ist die Freude auf 2018, wenn mit dem
vierten Autumn Moon eine erneute Pflichtveranstaltung für die Schwarzen Szene
in Hameln stattfinden wird.
Zu den Bildergalerien
Die Konzerte der Rattenfängerhalle
Die Bildergalerien werden nach und nach freigeschaltet-viel Arbeit - bitte Geduld.
Front 242
Kochkraft
Gasmac Gilmore
X-RX
Suicide Commando
Faun
Peter Heppner
INVSN
Die Konzerte der Sumpfblume
Klimt 1918
Beyond Obsession
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The O`Reilleys and the
Paddyheads
Black Magic Fools
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