Castle Rock
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Castle Rock-der Samstag
Nach einer für manchen Festivalbesucher viel zu kurzen
Nacht ging es um 13.00 Uhr am Samstag bei strahlenden Sonnenschein mit Hämatom
weiter. Da muss man fast 600 km fahren um die Band aus meiner Gegend
(Bayreuth) erstmals live zu hören. Sicher auch weil ich mit Trash Metal und
Deutschen Metall nicht so wirklich etwas anfangen kann. Und da würde ich die
Band und ihre Musik einordnen. Gleich vorweg , ein Hämatom an den Ohren hab ich
nicht bekommen, im Gegenteil. Ich war positiv überrascht über den Sound der Band
und ihre Showqualitäten. Einen besseren Anheizer und Müde-Glieder-Ausschüttler
kann man kaum verpflichten. Und mit Sänger "Nord" hat die Band auch stimmlich
und charismatisch eine tolle Rampensau zu bieten. Zusammen mit den drei anderen
Bandmitgliedern die logischerweise "Ost" (Gitarre) "West" (Bass) und
Schlagzeuger "Süd" heißen machten sie sich mit ihrer kurzweiligen unterhaltsamen
Show beim Publikum beliebt und bei Heidi Klum, die aber nicht zu sehen war,
einmal mehr extrem unbeliebt , als sie den Song Spieglein anstimmten.
"Fleischbeschau zur besten Zeit, ganz Deutschland steht bereit" und weiter
"jetzt kommt der Henker in den Ring und stellt die jungen Opfer vor" trifft es
schon richtig gut.
Die Texte und die Musik die teilweise an bekannte
Kindermärchen angelehnt ist wie Bi-ba Butzemann oder Hänsel und Gretel sind zwar
durchaus derb (Leck mich) aber aufgrund der darin enthaltenen Sozialkritik auch
inhaltlich durchaus beachtenswert. Besonders "Schau sie spielen Krieg" mit der
tollen Kinderstimme und das geniale EAV-Cover Neandertal inclusive auf die Bühne
stürmenden Neandertaler bleiben extrem im Ohr haften und machen neugierig auf
mehr. Ein fulminanter Auftritt und eine tolle Visitenkarte die Hämatom da
abgaben.
Das kann man auch für In Legend sagen. Das Piano Metal
Projekt des Van Canto Drummers Bastian Emig ist es wirklich wert gehört und
entdeckt zu werden. Und das sagt jetzt jemand der mit Heavy Metal nicht so viel
am Hut hat. Aber die Kombination von eingängigen (Metal)Melodien und der
Verzicht auf den typischen Metal-Gitarrensound , um stattdessen das Piano in den
Vordergrund der Kompositionen zu stellen hat schon etwas. Aber nicht nur der
Klang des Pianos, das Piano selbst ist ein echter Blickfang. Und darauf drischt
und schlägt Bastian Emig ein um es kurz darauf ganz zärtlich zu behandeln.
Selbst spricht er von seinem Musikstil als "hand-hammered piano craft", wenn
man Wikipedia Glauben schenken darf. Ich würde es eher als sehr treibenden
Piano-Rock bezeichnen und das ist sicher auch das besondere an den vorgestellten
Songs. Sie kommen auch bei Leuten an, die mit Heavy Metal sehr wenig am Hut
haben, weil sie extrem melodisch sind und auch die Stimme des Sängers gut ins
Ohr geht. Und dass er Piano spielen kann, konnte er eindrucksvoll unter Beweis
stellen. fast nicht zu Glauben, dass Emig kein geschulter Pianist ist, sondern
sich das Klavierspielen autodidaktisch beigebracht hat, weil er keine Noten
lesen kann. "Ich höre Musik, gesehen habe ich sie noch nicht" steht dazu auf der
Homepage und wenn jeder der keine Noten lesen kann dann so ein klasse Ergebnis
zu Stande bringt, muss man feststellen, dass Notenlesen deutlich überbewertet
wird. Mit Ballads`n`Bullets ist bisher erst eine richtige CD erschienen (mit
allen Liedern der EP darauf), wer also nicht beim Castle Rock war und einmal
wissen will wie "Tori Amos auf Koks klingt" (Webside In Legend) sollte sich mal
um den Kauf der CD bemühen. Es lohnt sich, wie auch der Auftritt der Band am
Samstag.
Band Nummer Drei, die von Michael Bohnes extra
vorgestellt wurde, war Adversus. Und an ihr scheiden sich die Geister. Sicher
keine der 11 Bands am Wochenende polarisiert so wie Adversus. Entweder man mag
sie, oder lehnt sie völlig ab. Dazwischen gibt es glaub ich nicht viel. Das
lateinische Wort Adversus steht in Deutsch für widrig, unglücklich, zuwider oder
verhasst, der Bandname ist also wie geschaffen für die Band. Die Offenbacher
Band gibt es schon seit dem Jahre 2000 und seitdem hat man mit vielen
Musikerwechseln zu kämpfen. Gründungsmitglied und Sänger Torsten Schneyer ist
aber immer noch an Bord, er und die 2 Sängerinnen Aysel und Johanna Dietz sind
für den Gesang zuständig. Die Musik von Adversus zu beschreiben ist wirklich
schwer, da sie sehr speziell ist und ein Mischung der verschiedensten Musikstile
erkennbar sind, wie Neofolk, Gothic, Elektro, Minnesang , Death Metal, RAP usw.
Ich bin da ziemlich ratlos und genauso ratlos hat mich
der Auftritt gemacht. Es lag sicher nicht an der Mischung einer Sophran-Sängerin
und einem Metall Sänger, dass ich dem Auftritt wenig abgewinnen konnte. Und auch
zu den poetischen und künstlerischen Texten keinen Zugang fand. Das ging aber
vielen Festivalbesuchern so, die sich in immer größerer Zahl auf der Wiese vor
dem Schloss einfanden. Es gab aber auch einige, die dem Auftritt von Adversus
viel abgewinnen konnten, andere Festivalbesucher diskutierten dafür wie schräg
und neben den Tönen die Band im Gesang gerade liegt.
Und trotzdem hat mich der Auftritt so neugierig gemacht,
dass ich unbedingt einmal in eine Platte hereinhören will, wie das da dann
klingt. Auf der CD 2005 sind mit ASP, Marcus Testroy von "Die Kammer bzw
EX-Chamber" und Thomas Zöller (Qntal,Estampie) auch 3 ganz prominente
Gastmusiker vertreten.
Auch A Life Divided habe ich noch nie gehört und dachte
beim ersten Song eigentlich , dass es sich um eine Amerikanische Nu-Metal-Band
handeln könnte.Linking Park ohne Hip Hop sozusagen. Doch spätestens als sich
Sänger Jürgen Plangger in perfektem Deutsch an das Publikum wandte , war klar
die Band muss aus Deutschland kommen. Auch wenn der Bad Tölzer bzw Geretsrieder
Dialekt nicht zu erkennen war. Schnell schafften es A Life Divided mit ihrem
treibenden Rock und ihren dynamischen Auftritt die Menge wieder vor die Bühne zu
locken. 3 CDs gibt es von der Band , die 2003 gegründet wurde, bisher, wobei die
letzte "Passengers" erstmals bei einem richtigen Vertrieb erschienen ist. Es
macht wirklich Spaß der Band und ihren aggressiven Gitarrenrock , der immer
wieder auch Platz für melancholischer Töne lässt, zuzuhören Und Sänger Jürgen
Plangger versteht es wirklich zu performen. Vielleicht kam den einen oder
anderen Besucherr ja sein Gesicht bekannt vor, weil man ihn als Gitarrist bei
Eisbrecher auf der Bühne gesehen hat. Oder die Mitmusiker Fuhrmann und Berger
die bei Lacrimas Profundere spielen bzw. spielten. Kein Wunder dass es mit der
Karriere der Band in den letzten Monaten extrem steil bergauf geht und der
Auftritt beim Castle Rock und beim anstehenden Amphi Festival sorgen sicher für
eine perfekte Mundpropaganda. Mich hat die Band auf alle Fälle völlig überzeugt
und ich freu mich schon darauf die Band mal irgendwann wieder zu hören. Und bis
dahin ist es ähnlich wie bei In Legend angesagt , mal in die CD hineinzuhören.
Die Vistenkarte die man in Form des Live-Auftritts bekommen hat warauf alle
Fälle schon beeindruckend.
Mit Xandria
stand dann die Ersatzband des 13. Castle Rock auf der Bühne. Sie
sprangen kurzfristig für Edenbridge ein. Sehr zu meiner Freude,
wollte ich die Band mit neuer Sängerin unbedingt endlich einmal
live hören. Denn spätestens nach dem phantastischen neuen
Album Neverworld`s End war ich extrem neugierig auf Manuela Kraller,
die die vorherige Sängerin Kerstin Bischof ersetzte. Diese
wiederum sollte Lisa Middelhauve ersetzen, jahrelang das Gesicht und
die Stimme von Xandria, was ihr nie richtig gelang. Kein Wunder hatte
die Band mit Lisa doch eine echte Röhre und Top-Performerin als
Sängerin gefunden und nach ihrem Ausstieg war für mich
Xandria eigentlich ziemlich tod. Doch nun feiert man Dank Manuela
Kraller und Dank des großartigen Albums , das ich eigentlich von
Nightwish erwartet hatte und das nun Xandria herausgebracht haben,
nicht nur Widerauferstehung sondern ist auf dem besten Weg eine der
absoluten Top Symphonic Metal Bands mit weiblicher Sängerin zu
werden. Und da helfen Auftritte wie der beim Castle Rock, der alle
Qualitäten der Band eindrucksvoll unter Beweis stellen konnte ,
natürlich gewaltig. Es war deutlich zu sehen, dass Manuela und die
Jungs gut miteinander harmonieren und dass man so richtig Spaß am
Auftritt hatte . Und eine am Anfang noch leicht nervös wirkende
Manuela Kraller bewies wohl auch dem letzten Zweifler, dass Xandria
endlich wieder eine herausragende weibliche Vokalistin gefunden hat.
Eine die nicht nur singen und performen kann , sondern auch noch toll
aussieht (was ja nie ein Nachteil ist) und mit ihrem bayerischen Akzent
auch noch einen witzigen Kontrast zu den Bielefelder Jungs darstellt.
Ein Kracher-Auftritt , ein phantastisches neues Album. jetzt noch etwas
Pyros und Show live und Xandria steht die Musikwelt offen und Epica,
Nightwish und Within Temptation können sich warm anziehen. Hammer
! Übrigens gab es dann nach dem Castle Rock eine betrübliche
Nachricht von Xandria zu hören. Denn Nils Middelhauve wird die
Band verlassen.
Nun folgte eine von mir besonders neugierig beäugte
Umbaupause . Hatte ich doch das Glück Gothminister ganz am Anfang seiner
Karriere als Vorband von Lacrimosa dreimal zu erleben. Eine Show gab es damals
auch schon und das Stehpult mit dem Gothminister Zeichen wackelt heute noch
genauso wie damals, das ist aber schon alles an Parallelen zumindest was die
Show betrifft. Musikalisch hat sich nichts geändert , alle inzwischen 4 Alben
sind guter und hörenswerter Gothic Metal. Völlig verändert haben sich aber
Bekanntheitsgrad und Show der Norwegischen Band um Frontmann , Macher und Anwalt
im Normalberuf Bjorn Alexander Brem. Schon der Aufbau lies einiges erwarten die
Show toppte das ganze aber zumindest visuell noch. Allerdings war es auch ein
Abend den man mit Pleiten Pech und Pannen umschreiben kann. Zu verantworten
hatten dies vor allem Tontechniker und die Pyromannschaft. Die ließen warum auch
immer mit lauten Knall bereits vor der Show Rauchbomben und Sternenenwerfer los.
Und auch während der Show lief so einiges schief. Da fiel der außergewöhnliche
Microfonständer der schon beim Aufbau nicht stehen wollte einfach um, Teile der
Maske lösten sich aus Brems Gesicht. Und auch bei Gothminister war das Phänomen
des schlechten Soundabmischens zu beobachten. Die Stimme zu leise, die
Instrumente viel zu laut, schade denn Brem kann wirklich singen . Gothminister
konnten einen richtig leid tun. Denn der Aufwand , den man mit dieser
großartigen Horrorshow die man durchaus als Persiflage auf das Splatter und
Horrorgenre verstehen kann, war beträchtlich. In diesem Zusammenhang ein großes
Lob an den Security vor der Bühne der das Anbrennen der Bühne geistesgegenwärtig
verhinderte. Geraucht hat es mal schwarz mal rot ja eh schon genug.
Action gab es also genug auf der Bühne und Brem hetzte
von Nummer zu Nummer und von Showeffekt zu Showeffekt , unfassbar das der
Blusauger im blutverschmierten Hemd nicht selbst in die Anderswelt eingezogen
ist. Großes Kino, dass eine bessere Soundabmischung verdient hatte.
Wies geht konnte man dann bei ASP erleben. Ich hab ja eh
noch nie ein tontechnisch schlechtes ASP Konzert erlebt, aber bei dem
Akustikprojekt von Zaubererbrüder ist ein guter Ton umso wichtiger. Und das
gelang wirklich auf beeindruckende Weise. Gänsehaut pur war das, was ASP und
seine großartigen Musiker ablieferten. In diesem Jahr gab ASP ja bekannt, dass
er neben dem Bandprojekt ASP auch den Krabat-Liederzyklus Zaubererbruder weiter
und als eigenstädnige Band fortführen will. Sicher mit die beste Idee seiner
Musikerkarriere. Ich finde den Krabat Liederzyklus das genialste Gesamtkunstwerk
was der Gothic-Bereich überhaupt musikalisch abgeliefert hat. Ein Werk für die
Ewigkeit wie Cantus Buranus von Corvus Corax im Bereich Mittelaltermusik.
Musikalisch herausragend gut mit einem Sänger den man mit seiner beeindruckend
markanten Stimme sofort heraushört . Vom ersten Lied an hatte ein optisch mit
Haaren etwas anders aussehender ASP das Publikum im Griff. Mit Charisma ohne Ende
ausgestattet und bestens gelaunt sorgte er auch ohne große Show für das absolute
Highlight des Tages. Unterstützt von großartigen Musikern wie Ally Storch an der
Geige (Haggard, Schandmaul, Ally the Fiddle, ASP) , Dudelsackakademie-Leiter
Thomas Zöller (Dudelsack, Flöten, etc.) , Ralph Müller an der Gitarre (Ex
Chamber) , Katharina Kranich am Cello , Tossi Gross an der Gitarre und Carlos an
den Percussions sorgten für einen ganz ganz großen magischen Moment im
Konzertkalender Deutschlands 2012 und alle die beim Castle Rock dabei waren und
ASP und Band gnadenlos abfeierten werden den Auftritt sicher so schnell nicht
vergessen. Ein würdiger Headliner und ein furioses Ende eines einmal mehr
legendären Festivals , dass mit Ausgabe 14 am 12 und 13. Juli 2013 seine
Fortsetzung finden wird.
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