Eigentlich hatte der
Konzertabend in Würzburg ja einen echten
Hauptact-Doppelkonzertcharakter, denn Gothminister sind allein schon
jeden Konzertbesuch wert. Zum Glück hatten Sie zumindest genug
Spielzeit zugestanden bekommen, um sich dem Publikum so zu
präsentieren, dass man einen kleinen Eindruck von Ihnen bekommt.
Allerdings nur in ganz abgespeckter Version, denn neben der Musik
versteht es Gothminister Bjorn Alexander Brem und seine 3 Mitmusiker
diese auch höchst sehenswert zu präsentieren. Wesentlich
spektakulärer als es der Auftritt in Würzburg vermuten
lässt. Deshalb sei jedem, der Spaß an den Norwegern hatte,
unbedingt ein Auftritt im Rahmen eines größeren Festivals zu
empfehlen oder noch besser hoffentlich bald im Rahmen einer eigenen
Tour durch Deutschland. Das wäre den sympathischen Monsterfans ja
echt zu wünschen, die neue CD „The Other Side“
ist ein echter Knaller. Ohne die Demo mitzuzählen hat man bisher
ja bereits 5 gut hörbare CDs veröffentlicht. „The Other
Side“ ist aber ein echter Meilenstein und sollte helfen, sich
einen noch größeren Fankreis zu erspielen. Das gelang in
Würzburg schon mal ganz gut, wenn man die Merch-Nachfrage als
Maßstab nimmt. Die Würzburger konnten sich immerhin an
diesem Abend bereits von der Qualität des neuen Werkes
überzeugen, dessen Songs naturgemäß den Hauptteil
des Sets bestimmten. Und der endete mit dem Song „We are the Ones
who Rule the World“, der mit der markanten Frauenstimme von
Annette Gil das Highlights auf der CD ist. Annette Gil war aber leider
nicht mit dabei, sondern die Stimme wurde eingespielt. Trotzdem bleibt
der Song, einmal gehört auch Dank ihr nachhaltig in Erinnerung.
Genauso wie der Auftakt mit „Ich will alles“ der mit seiner
Deutschen Textzeile nach dem Streichern so richtig losfetzt. The Devils
Advocat, wie sich der erfolgreiche Anwalt, bei seinem
Wrestlingdebüt bezeichnete, hat die Kunstfigur
„Gothminister“ seit seiner Tour im Jahr 2005 mit Lacrimosa
großartig weiterentwickelt. Erfreulicherweise ist ihm seitdem
weder sein Gitarrist, noch das markante Rednerpult abhandengekommen.
Und noch immer muss man befürchten, dass er irgendwann im
Übereifer damit auf der Bühne umkippt. Es würde
definitiv etwas fehlen, wenn es das Pult nicht mehr gäbe, genauso
wie wenn Brem sich nur auf seinen vermutlich deutlich lukrativeren
Anwaltsjob konzentrieren würde. Das ist aber, wenn man sieht
wieviel Spaß er an diesem Abend mit seiner kleinen Horrorshow hat
aber nicht zu befürchten.
Ein besonderes Lob sollte man den Norwegern übrigens für ihre
Merchandisepreise aussprechen. Hier kann sich echt manch einer ein
Beispiel nehmen. 15 Euro für ein Shirt und 39 für eine
Sweatjacke sind super anständig.
Als danach ASP passend gekleidet mit seiner kleinen Lampe die
Bühne betrat fühlte man sich gleich in die Zeit der Seefahrer
zurückversetzt und bereit mit ihm auf 20000 Meilen Tour zu gehen.
„Nach der Mondscheinserenade“ zu beginn fesselte der
markante Anfang des großartigen Songs „Duett“, das
Publikum vollends. Als man dann als 3 Song den Tour-Titelsong „20000
Meilen" folgen ließ war die Stimmung schon richtig prächtig,
sollte sich im Laufe des Abends aber sogar noch steigern. Sehr zur
Freude ASPs der zuvor ausdrücklich zu Beginn darauf hinweisen
ließ, man möge doch die Handys bitte in der Tasche lassen.
Auch die Pressevertreter hatten es da nicht besser, der Graben war
für Fotos gesperrt. Warum erläuterte er dann im Laufe des
Konzerts immerhin dem Publikum. Sicher aufgrund seiner Erklärung
einer Fotophobie nachvollziehbar aber trotzdem auch total schade. Denn
der schwarze Schmetterling da auf der Bühne macht einfach
mächtig etwa her auf Fotos und die Lichtshow an diesem Tag mit den
wirklich tollen Scheinwerfern sorgte für imposante Bilder. Die
kommen leider nur bedingt auf den Fotos zum Abend zur Geltung. Billig
sehen die Strahler ja wahrlich nicht aus, sie sind aber definitiv jeden
Cent wert, so beeindruckend wurden damit die Songs ausgeleuchtet.
Spätestens bei der Textzeile „Fülle mich mit
leben. Komm und fülle mich mit Dir“ aus dem Song
Werben wusste ASP auch, dass er sich auch in Würzburg auf sein
Publikum total verlassen konnte, das den Song fast geschlossen laustark
mitsang. Der Würzburger Chor hatte noch öfters an diesem
Abend Gelegenheit sich auszuzeichnen und selbst wenn der Einzelne noch
so falsch singt. Als Ganzes klingt es einfach großartig.
„Wie gut dass wir uns in dieser Nacht gefunden haben, denn oft
ist der Nebel viel zu dicht, stellte er erfreut fest. Und
Band und Publikum hatten sich wirklich gefunden an diesem Abend, selbst
bei Sola Arta, als ASP relativ ungewohnt einen Song in Englisch vom
neuesten Werk Zutiefst zum Besten gab. Mit den Worten „Gut dass
es einen Ort gibt, wo man niemals allein ist, denn da ist schon
jemand“ und der Frage „Wollt ihr mit mir ins Hotel
gehen?“ stimmte er den Würzburger Chor auf den Ausflug ins
Hotel Astoria ein, mit dem er Leipzig Dank der beiden Astoria-Alben
auch gleich für immer ein musikalisches Denkmal gesetzt hat.
Lustig wurde es, als mitten im Konzert plötzlich ein Zuhörer
lautstark den ASP-Kulthit mit dem Wort „Brennen“ forderte,
was ASP spontan mit der Bemerkung „Du bist wohl neu hier“
konterte. Keine Frage natürlich wird der Song auch diesmal in der
Setliste stehen aber wie gewohnt immer ziemlich am Ende eines
ASP-Konzerts.
So ganz gab sich der Besucher dann doch nicht zufrieden und forderte
nach einiger Zeit erneut lautstark den Song, was ASP zur Bemerkung
veranlasste, er möge doch die nächsten 20 Minuten vielleicht
ein Bier trinken gehen und dann wiederkommen. Scheinbar hat er das
tatsächlich getan, zumindest ein Bier trinken. Denn als ASP mit
den Worten „haben wir das nächste Lied nicht schon zu oft
gespielt“ ankündigte und jeder wusste dass jetzt nur
„Ich will brennen“ kommen kann, da war vom lautstarken
Songforderer nichts mehr zu hören, was ASP mit der Bemerkung
„jetzt ist er nach Hause gegangen“ quittierte. Nach
Brennen ließ man aber genial passend zur anstehenden Pause
„Fortsetzung folgt“ als Schlusssong folgen. Besser und
passender hätte man das Konzert eigentlich nicht beeenden
können. Doch ASP kam danach noch einmal heraus um als
tatsächlich letzten Song das Simon und Garfunkel Cover „I Am A Rock“ zu spielen.
Danch packte er seine kleine Lampe und ging von der Bühne wie er
sie schon betreten hatte. Schade, es wäre wesentlich effektvoller
und passender er hätte das nach „Fortsetzung folgt“
getan und die Setlist entsprechend umgestellt.
Apropos Setlist. In der fanden sich u.a. auch die Songs „Die
Kreatur mit der stählernen Maske“,
„Wechselbalg“, „Torpedos“, „Das
Kollektiv“, „Schwarzes Blut“ und
„Bernsteinmeerengel“ wieder.
ASP ging an diesem Abend auch auf die anstehende Pause ein und wartete
gleich mal mit einer echten Knallernachricht auf. Denn danach will er
den kompletten Krabat-Zyklus auf die Bühne bringen. Welch eine
Nachricht, die mit donnernden Applaus bedacht wurde. Und mit dem Song
Krabat ließ er eine weitere Wahnsinnsnummer daraus folgen. Und
das Ende mit „Zutiefst", „und wir tanzen" und „Ich will brennen", nicht zu vergessen „Fortsetzung folgt" war eh eine Klasse für sich.
Als er mit seiner Lampe schon lange verschwunden war, das Hallenlicht
anging und auch der letzte nun wusste das wars dann, da hätte man
trotzdem noch viel mehr vom Gesamtkunstwerk ASP erleben mögen. Zum
Glück ist es ja nur ein Abschied auf Zeit.