Gleich vorneweg zur
Klarstellung. Auch nach dem Besuch von Gernot Hassknecht hört man
noch genauso gut wie zuvor. Selbst die Frisur sitzt und das auch in der
ersten Reihe. Wer also denkt, man wird 2 Stunden völlig cholerisch
angebrüllt der irrt gewaltig. Hans-Joachim Heist alias Gernot
Hassknecht setzt die Wutanfälle wohldosiert ein. Und unweigerlich
stimmt man ihm bei jedem Wutausbruch zu. Denn es ist ja auch zum aus
der Haut fahren, allein der Name Trump langt und man müsste
eigentlich in cholerisches Dauerschreien verfallen.
Pünktlich angeschrien wird man an diesem Abend auch nicht, der
durch die Heute Show Deutschlandweit bekannte TV Wüterich kommt
ein paar Minuten später auf die Bühne und hat dann mittels
Film auch gleich mal die Erklärung dafür parat. Er musste ja
erst Zeitung lesen, „da steht aber eh nur Scheiß
drin“ wie er im Vorspannfilm meint, sich in Schale werfen und als
der Film mit dem Betreten der Auftrittslocation endete, kam er auf die
Bühne und stellte nach einem freundlichen „Guten
Abend“ erst mal gemütlich fest „schön, dass ich
da bin“. Das trifft es in der Tat, schön dass er den Weg ins
Zentrum gefunden hat. Einer der seltenen Auftritte in Nordbayern und
eine perfekte Gelegenheit in einer genialen Veranstaltungslocation sein
Programm zu genießen.
Und nachdem sich ja der neue Bundestag langsam bildet und findet wird
es Zeit sich in einer Rede an das Parlament zu wenden und sich zur Lage
der Nation zu äußern. So lobt er Frauke Petri besonders,
deren Ein-Mann Partei mit 100% Frauenquote ja geradezu Vorbildcharakter
hat. Auch dass die AFD in den 2 Wochen nach der Wahl nun schon 2
Abgeordnete verloren hat würdigt er mit einem „Nicht
nachlassen“. Die SPD bekommt ihr ebenfalls ihr Fett weg, die nach
der Wahl „ja praktisch nicht mehr existiert und sich nun mit
neuen Gesichtern neu aufstellen will. Schulz und Nahles-Ende des
Gags.“
Auch die FDP die „mit Jamaika todesmutig in den Schredder
wandert“ darf sich die Hassknechtschen Ansichten um die Ohren
fliegen lassen und als er gerade über die Demokratie reden wollte,
die wie er sagt „am wenigsten beschissene Form des
Zusammenlebens“ geht die Tür im Zuschauerraum auf und ein
junger Mann kommt herein.
„Wo kommen Sie den jetzt her? Wendet er sich an den jungen Mann
der ihn erst einmal ignoriert. „Wahnsinn wie zielstrebig sie
einen Platz gefunden haben“ stichelt er weiter um gleich danach
ein „Was war los? Hinterherzuschieben. Der sich daraus ergebende
spontane Dialog über den Bayreuther Nahverkehr zeigte deutlich,
wie spontan Hassknecht agieren kann und das ist mindestens genauso
vergnüglich für die Besucher, wie sein geplantes Programm. Er
hat auch gleich einen Rat für den freundlichen Studenten parat,
nämlich einen Beschwerdebrief zu schreiben, eines seiner Hobbies
wie er voller Ernst feststellt. Auch der Rucksack des Mannes erregte
seine Aufmerksamkeit und so ist die Frage was er denn dabei hat nicht
ganz überraschend. Auf die Antwort „Zeug für die
Schule“ kam wie aus der Pistole geschossen ein überraschtes
„Gehen Sie von hier direkt zurück in die Schule“
während das Publikum das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht bekam.
Die kleine spontane Diskussion beendete er mit den Worten „Wir
freuen uns, dass sie es doch noch geschafft haben“ und er bat um
Verständnis, dass er jetzt nicht noch mal von vorne anfängt.
Sondern sich lieber Dr. Andreas Scheuer, dem Toy-Boy von Seehofer
widmen möchte. „Politik ist halt ein Job der gemacht werden
muss, so wie Staubsaugen und Sex“
Da die AFD ja immer wieder Kleidungsstücke verbieten will wird
natürlich auch dies thematisiert. Mit dem Satz „Wer seine
Frau unbedingt verhüllen muss hätte vor der Hochzeit mal
genauer hinschauen sollen“ bezieht er genauso eindeutig Position
wie im Falle der älteren CSU Männer, die die Haare so
über ihre Glatze kämmen, dass es auch schon fast ein Kopftuch
ist.
Das anschließende Quiz Hitler oder Höcke bzw. A oder B also
Adolf oder Bernd sorgte nicht nur für belustigte sondern auch
für erstaunte Gesichter im Publikum. Denn man war bei keinem Satz
in der Lage 100% sicher das Zitat einem der beiden zuzuordnen,
geschweige denn das letzte, was von Luther stammte, „auf dem
immer Verlass ist, wenn es um fröhliche Hetze geht.“ Wie
Hassknecht süffisant bemerkte. Wie Bernd Höcke zum neuen
Vornamen Bernd kommt erklärte er selbstverständlich auch
seinem Publikum.
Das Thema „echter Deutscher“ wurde natürlich auch
abgearbeitet an diesem Abend. Mal witzig nämlich, wenn er z.B.
feststellte, dass man sich als echter Deutscher bezeichnen kann,“
wenn der Ur Ur Ur Ur Ur Großvater seine Schwester genagelt
hat“ und sich daraus der heutige Deutsche entwickelt hat. Mal
aber auch sehr Ernst, wenn er den Medien am Erstarken der Rechten eine
Mitschuld gibt um gleich hinterherzuschieben, der „Gauland sieht
immer etwas aus, wie wenn er den Mundgeruch erfunden hätte.“
Weitere Themen an diesem Abend sind die sozialen Netzwerke, das
postfaktische Zeitalter, der slowenische Roboter der Donald Trump
geheiratet hat. Nicht zu vergessen Mr. President himself. Gerade er ist
ja ein gutes Beispiel dafür, wie schlimm es ist, wenn Frauen von
Politikern sich politisch einmischen. Und so muss man seine Forderung
nur noch Singles in hohen Ämtern zuzulassen bedingungslos
unterstützen. Internet Datingseiten haben auch seine
Aufmerksamkeit erregt, wobei der Hassknecht weder Verständnis
für die Lust auf eine Jungfrau hat (Zitat „die kann doch
nix“) noch für alle die sich in die Luft sprengen,
„nur um wenigstens mal im Jenseits ranzukönnen.“ Auch
die Oldschool-Kontaktanzeigen von den „Spinnern die das Internet
nicht verstanden haben“ sind Thema an diesem Abend.
Viele bekommen an diesem Abend ihr Fett weg, die Arschlöcher von
Mc Kinsey“, die Politiker für ihre gewollte 2
Klassen-Medizin, die Tätowierten und Gepiercten, bei denen das
Chinesische Drachentattoo im Alter ausschaut wie ein toter Regenwurm,
der Gesundheitsminister, dem er einen Brief geschrieben hat und den
eigentlich kaum jemand mit Namen kennt.
Bis zur Pause waren schon reichlich Themen abgearbeitet, wie man nach
der Pause feststellen konnte gab es allerdings noch weit mehr. Zum
Beispiel des Deutschen liebstes Technikspielzeug, sein Handy. Wer
wäre schon früher auf die Idee gekommen, sich jährlich
ein neues Posttelefon zu holen, eine Erkenntnis die ihn einmal mehr
eine Frage ans Publikum stellen ließ. Diesmal wollte er wissen,
wer schon das neue Apple hat, eine Firma die weniger Steuern zahlt als
seine 90- Jährige Nachbarin. Zweifellos hat er damit genauso
recht, wie mit seinem Brief an Präsident Trump, den er
genüsslich vortrug und der in der Aussage „lieber ein
drogensüchtiges Stinktier gewählt zu haben, statt Sie Herr
President“ gipfelte.
Wer mehr zu Wechseljuicern erfahren will, ob der Mülleimer Brexit
tatsächlich von Ikea ist, was passiert wenn Seehofer den
Karl-Theodor zurückholt, wieso die Welt den Bach runter geht und
die Deutschen stattdessen Angst vor Gluten im Brot haben oder was es
neues zum „Thermomix, diese arschteuere
Küchenmaschine“ gibt um nur einige Themen zu nennen sollte
sich unbedingt Herrn Hassknecht live gönnen. Es ist ein
kurzweiliges und höchst amüsantes Vergnügen, das trotz
mehr als 2 Stunden viel zu schnell vergeht.
Die Bildergalerie des Tages