Stoppok Solo mit Tess Wiley 2017 
Dass ich ein guter Entertainer bin, kann jeder bestätigen, der schon mal mit mir
in einer Kneipe gesessen hat.       Stefan Stoppok



Zwickau, Alter Gasometer 02.12.2017





Ein Jahr und einen Tag nach seinem letzten Auftritt in Zwickau besuchte Stefan Stoppok das Gasometer in Zwickau erneut. Damals Solo hat er diesmal einen besonderen Gast mitgebracht. Tess Wiley, die in Houston Texas geborene Musikerin lebt jetzt schon gefühlt eine halbe Ewigkeit in Deutschland und war an diesem Abend nicht nur als geniale Duettpartnerin für den Höhepunkt des Abends zuständig, sondern erwies sich auch als Multiinstrumentalistin die neben Klavier Stoppok u.a. auch mit Geige und einer Chroma Harp begleitete, als perfekte musikalische Partnerin.

Wenn einer aus dem Ruhrpott nach Sachsen zu Besuch kommt und noch dazu nicht wirklich eine Radioberühmtheit ist, dann ist nicht unbedingt zu erwarten, dass er die Massen nur so anzieht. Auch wenn Stoppok einen großen Fankreis hat und ein lebender Beweis ist, dass man auch abseits der Radiocharts sehr beliebt sein kann.

So war der Gasometer war nur sehr gut besucht, sondern die Zuschauer erwiesen sich auch als sehr Textsicher und sorgten zum Schluss beim Song „Aus dem Beton“ als Megachor für Gänsehautfeeling.

Stoppok und Zwickau, das ist eine echte Liebesbeziehung, auch wenn sich die an sich wunderschöne Konzertlocation Alter Gasometer einmal mehr als soundtechnisch schwierig erwies und auch die Lichttechnik des Hauses nicht wirklich überzeugen konnte. Stefan Stoppok und Tess Wiley machten das Beste daraus und ließen sich auch nicht vom ständigen Lärm der Bar in der Location verunsichern. Ganz im Gegenteil. Stoppok nützte das echte Ärgernis, nachdem man seinen ersten Hinweis in Richtung Bar völlig ignorierte dafür, die eine oder andere witzige oder spitze Bemerkung loszulassen, sehr zur Erheiterung des Publikums. Respekt vor seiner Coolness und seiner Schlagfertigkeit, trotzdem ist eine Dauerstörung nicht akzeptabel und hier sollte der Veranstalter einmal nachdenken, ob das der richtige Weg ist, um dem Publikum und den Künstlern einen besonderen Abend zu bieten und man „seinen“ Künstlern den nötigen Respekt entgegenbringt. Das gilt natürlich im gleichen Maß für einen kleinen Teil des ansonsten großartigen Publikums.

Aber zurück zu Stoppok und Wiley die mit „Schöne Grüße“ den Abend eröffneten und erst nach weit über 2 Stunden und einem Zugabeblock das Konzert beendeten.

Mit inzwischen fast 30 Stoppok-Alben ist es naturgemäß schwer, eine Setlist zusammenzustellen, die das Publikum nicht in dem Gefühl nach Hause entlässt, das schönste nicht gespielt zu haben. Und das ist umso schwerer, wenn man nicht den einen Hit geschrieben hat, den man unbedingt spielen muss und auf den das Publikum nur wartet. Beides thematisierte der redefreudige Sänger in seiner witzigen Art. So erzählte von einem Konzert eines Künstlers (ohne den Namen zu nennen) bei dem sich das Publikum das ganze Konzert langweilte, bis zu dem Moment als der Superhit kam. Da drehten sich dann 2000 Leute um und standen plötzlich mit dem Rücken zur Bühne um ein Selfie mit dem Sänger im Hintergrund zu machen. Das kann Stoppok wie er sagt zum Glück definitiv nicht passieren. Man hört ihm gerne zu und die Texte des „Pott-Poeten“ mal etwas zynisch, mal nachdenklich mal voller Ironie sind es wert darüber nachzudenken und vor allem zuzuhören.

Und dann gibt es ja noch den Entertainer Stefan Stoppok, der höchst unterhaltsam und witzig durch den Abend führte. Und aus der Ruhe bringt ihm so leicht auch nichts. Auch nicht als ausgerechnet beim Regenlied von seinem Freund Danny Dziuk das Mikrofon streikte. Kommentar von Stoppok, „das Mikro ist auch nicht seine 50 Euro wert“ um gleich danach mit einer Spitze in Richtung Bar nach dem Wechsel des Mikrofons nachzuschieben. „Na wollen wir mal vertrauen, dass es jetzt geht. Vielleicht sollte man auch an der Bar mehr vertrauen statt soviel zu erzählen“. Und so ließ er dem Publikum wissen, wie gut es doch ist, für jede Situation den passenden Song zu haben. So wie „Das Lied von dem einsamen Mikrofon in der Wüste“.  Das stimmte er dann aber nicht an, sondern dann doch lieber „Alles Klar“ vom Album „Auf Sendung“.  Auch zu seiner Ähnlichkeit mit Bono von U2 hat er etwas zu sagen, nachdem er ja immer wieder mit ihm verwechselt wird. Bono hat die Brille von ihm geklaut und die Steuertricks gleich noch dazu erzählt er mit Grinsen im Gesicht. Und spielt damit auf Bonos Investments in Steuerparadies an. So haben die Paradise Papers dem Wasser predigenden und Wein trinkenden U2 Frontmann ziemlich alt aussehen lassen. Ganz anders Stoppok der mit seinen inzwischen 61 Jahren noch immer auf der Bühne wirkt wie ein junger Hüpfer. Trotzdem kündigte der an, dass in 3 Jahren seine Lizenz für die Bühne abläuft. Denn dann darf man nur noch mit Bachelor die Bühne betreten, z.B. über die Pop-Akademie, alles aufgrund einer neuer EU-Verordnung. Um gleich danach hinterherzuschieben, dass er schon jetzt Geld für die Strafzahlungen anspart, denn er macht dann halt Musik im Untergrund. Die Bemerkung ist umso witziger, wenn man weiß, dass Stoppok von einem Musikprofessor den Tipp bekam, doch lieber die Finger von Musik zu lassen. Zum Glück war er trotzig genug, sich trotzdem zunächst mit Straßenmusik über Wasser zu halten und sich autodidaktisch weiterzubilden. Es gäbe sonst weder den höchst unterhaltsamen Musiker noch den begnadeten Gitarrenspieler der gerade bei seinem Solo so richtig zeigen konnte, wie gut er Gitarre und Waldzither beherrscht. Und trotz all seines Könnens wäre der Abend weit weniger vergnüglich, wenn er nicht Tess Wiley mitgebracht hätte, die bei 2 eigenen Songs wie „Little Secrets“ ihr Können unter Beweis stellen durfte. Sehr zur Freude des Publikums, dass den beiden natürlich nicht mal die Hälfte, von dem was sie da auf der Bühne erzählten, glauben durfte. Wie die Geschichte vom Übertragungswagen, der das Konzert direkt nach Houston überträgt oder von Stoppoks Abneigung für Handys. So ließ er das Publikum wissen, dass er auf Tour als absoluter Handyverweigerer immer 4 Telefonzellen mit sich herumfährt, damit er, wenn eine mal ausfällt wenigstens noch telefonieren kann. Natürlich auch nicht, dass man gerade in Houston eine Rakete in das All schießt, beladen mit 4 Krokodilen, wobei eines davon gerade mit Donald Trump ausgetauscht wird. Schön wäre es ja, wobei die armen Krokodile.

Und als bei der Zugabe ein Monitor brummt stellt er erfreut fest, schön dass er das Brummen überhaupt noch hören kann. Und damit hat er wie so oft an diesem Abend einmal mehr die Lacher auf seiner Seite.

Wer mit der hausgemachten Mischung aus Folk Blues und Rock, die schon mal auch den Reggae Funk oder wie an diesem Abend kurz mal in Richtung Asien abdriftet, abseits des Mainstreams etwas anfangen kann, der wird mit großartiger Musik zweier höchst liebenswerten Musiker voller Musikleidenschaft belohnt. Und beide live zu genießen macht halt am meisten Spaß und dazu gibt es bei einer ganzen Reihe weiterer Konzerte noch Gelegenheit. Hoffentlich über die Tour 2017 hinaus, vielleicht ja auch sogar mal mit einem gemeinsamen Album. Schön wärs.





Die Bildergalerie des Tages







































































































































































































































































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