Ein Jahr und einen Tag nach seinem letzten Auftritt in Zwickau
besuchte Stefan Stoppok das Gasometer in Zwickau erneut. Damals Solo hat er diesmal einen
besonderen Gast mitgebracht. Tess Wiley, die in Houston Texas geborene
Musikerin lebt jetzt schon gefühlt eine halbe Ewigkeit in Deutschland und war an diesem
Abend nicht nur als geniale Duettpartnerin für den Höhepunkt des Abends
zuständig, sondern erwies sich auch als Multiinstrumentalistin die neben Klavier
Stoppok u.a. auch mit Geige und einer Chroma Harp begleitete, als perfekte musikalische
Partnerin.
Wenn einer aus dem Ruhrpott nach
Sachsen zu Besuch kommt und
noch dazu nicht wirklich eine Radioberühmtheit ist, dann ist nicht
unbedingt zu
erwarten, dass er die Massen nur so anzieht. Auch wenn Stoppok einen
großen Fankreis hat und ein lebender Beweis ist, dass man auch
abseits der Radiocharts sehr beliebt sein kann.
So war der Gasometer war nur
sehr gut besucht, sondern die Zuschauer erwiesen sich auch als sehr Textsicher
und sorgten zum Schluss beim Song „Aus dem Beton“ als Megachor für
Gänsehautfeeling.
Stoppok und Zwickau, das ist eine echte Liebesbeziehung,
auch wenn sich die an sich wunderschöne Konzertlocation Alter Gasometer einmal mehr als soundtechnisch schwierig erwies
und auch die Lichttechnik des Hauses nicht wirklich überzeugen konnte. Stefan Stoppok und
Tess Wiley machten das Beste daraus und ließen sich auch nicht vom ständigen
Lärm der Bar in der Location verunsichern. Ganz im Gegenteil. Stoppok nützte
das echte Ärgernis, nachdem man seinen ersten Hinweis in Richtung Bar völlig
ignorierte dafür, die eine oder andere witzige oder spitze Bemerkung
loszulassen, sehr zur Erheiterung des Publikums. Respekt vor seiner Coolness
und seiner Schlagfertigkeit, trotzdem ist eine Dauerstörung nicht akzeptabel
und hier sollte der Veranstalter einmal nachdenken, ob das der richtige Weg ist,
um dem Publikum und den Künstlern einen besonderen Abend zu bieten und man „seinen“
Künstlern den nötigen Respekt entgegenbringt. Das gilt natürlich im gleichen Maß
für einen kleinen Teil des ansonsten großartigen Publikums.
Aber zurück zu Stoppok und Wiley die mit „Schöne Grüße“ den
Abend eröffneten und erst nach weit über 2 Stunden und einem Zugabeblock
das Konzert beendeten.
Mit inzwischen fast 30 Stoppok-Alben ist es naturgemäß
schwer, eine Setlist zusammenzustellen, die das Publikum nicht in dem Gefühl
nach Hause entlässt, das schönste nicht gespielt zu haben. Und das ist umso
schwerer, wenn man nicht den einen Hit geschrieben hat, den man unbedingt
spielen muss und auf den das Publikum nur wartet. Beides thematisierte der
redefreudige Sänger in seiner witzigen Art. So erzählte von einem Konzert eines
Künstlers (ohne den Namen zu nennen) bei dem sich das Publikum das ganze
Konzert langweilte, bis zu dem Moment als der Superhit kam. Da drehten sich
dann 2000 Leute um und standen plötzlich mit dem Rücken zur Bühne um ein Selfie
mit dem Sänger im Hintergrund zu machen. Das kann Stoppok wie er sagt zum Glück
definitiv nicht passieren. Man hört ihm gerne zu und die Texte des „Pott-Poeten“
mal etwas zynisch, mal nachdenklich mal voller Ironie sind es wert darüber
nachzudenken und vor allem zuzuhören.
Und dann gibt es ja noch den Entertainer Stefan Stoppok, der
höchst unterhaltsam und witzig durch den Abend führte. Und aus der Ruhe bringt
ihm so leicht auch nichts. Auch nicht als ausgerechnet beim Regenlied von
seinem Freund Danny Dziuk das Mikrofon streikte. Kommentar von Stoppok, „das
Mikro ist auch nicht seine 50 Euro wert“ um gleich danach mit einer Spitze in
Richtung Bar nach dem Wechsel des Mikrofons nachzuschieben. „Na wollen wir mal
vertrauen, dass es jetzt geht. Vielleicht sollte man auch an der Bar mehr vertrauen
statt soviel zu erzählen“. Und so ließ er dem Publikum wissen, wie gut es doch
ist, für jede Situation den passenden Song zu haben. So wie „Das Lied von dem
einsamen Mikrofon in der Wüste“. Das
stimmte er dann aber nicht an, sondern dann doch lieber „Alles Klar“ vom Album „Auf
Sendung“. Auch zu seiner Ähnlichkeit mit
Bono von U2 hat er etwas zu sagen, nachdem er ja immer wieder mit ihm
verwechselt wird. Bono hat die Brille von ihm geklaut und die Steuertricks
gleich noch dazu erzählt er mit Grinsen im Gesicht. Und spielt damit auf Bonos
Investments in Steuerparadies an. So haben die Paradise Papers dem Wasser
predigenden und Wein trinkenden U2 Frontmann ziemlich alt aussehen lassen. Ganz
anders Stoppok der mit seinen inzwischen 61 Jahren noch immer auf der Bühne wirkt
wie ein junger Hüpfer. Trotzdem kündigte der an, dass in 3 Jahren seine Lizenz
für die Bühne abläuft. Denn dann darf man nur noch mit Bachelor die Bühne
betreten, z.B. über die Pop-Akademie, alles aufgrund einer neuer EU-Verordnung.
Um gleich danach hinterherzuschieben, dass er schon jetzt Geld für die
Strafzahlungen anspart, denn er macht dann halt Musik im Untergrund. Die
Bemerkung ist umso witziger, wenn man weiß, dass Stoppok von einem
Musikprofessor den Tipp bekam, doch lieber die Finger von Musik zu lassen. Zum
Glück war er trotzig genug, sich trotzdem zunächst mit Straßenmusik über Wasser
zu halten und sich autodidaktisch weiterzubilden. Es gäbe sonst weder den
höchst unterhaltsamen Musiker noch den begnadeten Gitarrenspieler der gerade
bei seinem Solo so richtig zeigen konnte, wie gut er Gitarre und Waldzither
beherrscht. Und trotz all seines Könnens wäre der Abend weit weniger
vergnüglich, wenn er nicht Tess Wiley mitgebracht hätte, die bei 2 eigenen
Songs wie „Little Secrets“ ihr Können unter Beweis stellen durfte. Sehr zur Freude
des Publikums, dass den beiden natürlich nicht mal die Hälfte, von dem was sie
da auf der Bühne erzählten, glauben durfte. Wie die Geschichte vom
Übertragungswagen, der das Konzert direkt nach Houston überträgt oder von
Stoppoks Abneigung für Handys. So ließ er das Publikum wissen, dass er auf Tour
als absoluter Handyverweigerer immer 4 Telefonzellen mit sich herumfährt, damit
er, wenn eine mal ausfällt wenigstens noch telefonieren kann. Natürlich auch
nicht, dass man gerade in Houston eine Rakete in das All schießt, beladen mit 4
Krokodilen, wobei eines davon gerade mit Donald Trump ausgetauscht wird. Schön
wäre es ja, wobei die armen Krokodile.
Und als bei der Zugabe ein Monitor brummt stellt er erfreut
fest, schön dass er das Brummen überhaupt noch hören kann. Und damit hat er wie
so oft an diesem Abend einmal mehr die Lacher auf seiner Seite.
Wer mit der hausgemachten Mischung aus
Folk Blues und Rock,
die schon mal auch den Reggae Funk oder wie an diesem Abend kurz mal in
Richtung Asien abdriftet, abseits des Mainstreams etwas anfangen kann,
der wird mit großartiger Musik zweier höchst
liebenswerten Musiker voller Musikleidenschaft
belohnt. Und beide live zu genießen macht halt am meisten
Spaß und dazu gibt es
bei einer ganzen Reihe weiterer Konzerte noch Gelegenheit. Hoffentlich
über
die Tour 2017 hinaus, vielleicht ja auch sogar mal mit einem
gemeinsamen Album. Schön wärs.