Als die Band Frida Gold um 10 Minuten nach
20 Uhr im völlig abgedunkelten Saal der Lux-Kirche die Bühne betrat, hätte man eine Stecknadel
fallen hören können. Voller Spannung wartete das bis auf den letzten
eingestuhlten Platz gefüllte Publikum gespannt auf den
Konzertbeginn. Als die Lichter dann angingen, die ersten Klaviertöne und die
Stimme von Alina Süggeler einsetzte war man sofort gefangen. Völlig überflüssig
somit auch die Frage nach ein paar Songs ans Publikum von ihr, ob sie die das
Publikum denn erreicht. Da braucht Frau Süggeler sich wahrlich keine Gedanken
zu machen. Zu strahlend ist die Erscheinung da auf der Bühne, zu beeindruckend
die Stimme, als dass es einen kalt lassen könnte. Frieda Gold unplugged
sind neben ihr noch der Mann an der Gitarre Andreas „Andi“ Weizel und letztlich
sind es nur noch die beiden, die die Band Frida Gold inzwischen verkörpern. Ihr Ex,
wie sie in Anmoderation zum letzten Lied des Abends „Andis Song“ erzählt. Und
wie wertvoll es ist, sich nach einer gescheiterten Beziehung trotzdem so gut zu
verstehen, wie mit ihm. Es waren vielleicht die persönlichsten Worte des
Abends, den Frida Gold mit dem Song „Langsam“ begann. Das ganze Konzert über
präsentierte sich Alina extrem ehrlich, offen und persönlich, wie wenn sie gerade
in ihrem Wohnzimmer sitzt und mit richtig guten Freunden quatscht und dazu
Musik macht. Und sie erzählt von einem nicht gerade positiven Gefühl, mit dem
sie gerade etwas kämpft, von ihrer Jugend und der Tretroller-Gang. Persönlicher
und offener geht’s kaum und das war neben der Musik mit Sicherheit mindestens
genauso schön und beeindruckend an diesem ganz besonderen Abend zu erleben.
Irgendwie sind es ja auch wirklich ihre Freunde all die Leute im Publikum, die ehrliche
Dankbarkeit für den Besuch des Konzertes war ihr jedenfalls sichtlich
anzumerken. Und während manch anderer Künstler gerade bei so intimen Konzerten,
wie das an diesem Abend, oft der Welt entrückt zu sein scheint, da hatte sie
trotzdem immer das Publikum im Blick und machte sich über deren Wohlergehen
ständig Gedanken. Kein Wunder, dass sie mehr als einmal die Bühne in Richtung
Zuschauerraum verließ, den Leuten anbot die Stühle doch auseinanderzurücken und
es sich richtig gemütlich zu machen. Was allerdings dann daran scheiterte, dass
sie miteinander verbunden waren. Und irgendwann war sie dann ganz im
Zuschauerraum verschwunden um bei einem Song allen, auch denen ganz hinten einmal
richtig nah zu sein.
Zurück ins Ruhrgebiet sei sie inzwischen
gezogen berichtete sie und wie wichtig es ist wieder Boden unter den Füßen zu
bekommen, sich neu zu erden. Und selbstverständlich hat sie auch den passenden
Song dazu im Gepäck. Egal ob „Zurück zu mir“, den Megahit „Wovon sollen wir
träumen“ „das großartige „Liebe ist meine Religion“ oder „Ich habe Angst“.
Die beiden Musiker der Band Frida Gold haben eine echte Qualität Gefühle in Töne zu
verwandeln. Songs zu schreiben die mit ihrer Eingängigkeit ins Ohr gehen ohne
zu nerven. Und gegen die man sich nicht wehren kann, ja sie sogar gerne mitsingt.
Zwar nicht besonders intensiv an diesem Abend, auch wenn sie das Publikum immer
wieder dazu animierte. Aber das lag sicher auch an dem intimen Rahmen, an der
Ergriffenheit die sie beim Publikum in den 90 Minuten auslöste, und an der
großartigen Stimme Alinas an diesem Abend, die einen demütig gegenüber der
eigenen werden lässt.
Gerade die Deutschen Songs gehen oft
besonders unter die Haut, aber auch die Englischen Songs haben durchaus ihren
Reiz. „In my Sleep“, „The Time is always now“, „Last to Love“ machen genauso
Spaß wie „Wer einmal lügt“ und besonders das umwerfende „Rosegarden“.
Der Spagat zwischen Kitsch und Kunst ist gerade,
wenn man Gefühle so offen offenbart und zur Schau stellt, wie Frida Gold nicht
so einfach. Und es bedarf einer gehörigen Portion Mut.
Beide haben an diesem Abend einen
perfekten Weg dafür gewählt. So schön wie Gitarre und Klavier auch klingen,
selbst nur die Stimme Alinas würde reichen um die Lux-Kirche mit ihrer tollen
Akustik völlig auszufüllen. Bei einem Song nahm die ehemalige Wahlberlinerin
dann auch die Querflöte zur Hand und bewies auch da, dass das nicht
durchgezogene Studium doch etwas genützt hat. Völlig zurecht endete der Abend
mit Standing Ovations für die 2 Musiker, für viel Schlaues was Alina Süggeler
an diesem Abend so von sich gab und für großartige Songs beeindruckend
präsentiert. Und wenn dann einmal ein Ton nicht ganz so sitzt, dann wird
einfach noch mal neu begonnen. Auch das ist Größe und fast überflüssig zu
erwähnen, dass es nur ein einziger war.