Für die einen ist ein Weihnachten ohne Stollen, Plätzchen
oder den Weihnachtsbraten undenkbar. Für die schwarze Szene ist es eher die
Eisheilige Nacht. Das zeigt die Veranstaltung in Würzburg wieder überdeutlich.
Subway to Sallys Weihnachtstour mit Freuden ist jedes Jahr nicht nur ein toller
Konzertausklang, sondern ein grandioser musikalischer Gegenpol zu den
Weihnachtsgedudel ala Wham, das einen überall entgegenschallt. Jahr für Jahr
kann man sich hundertprozentig darauf verlassen, einen tollen Abend verbringen zu können und so
war in Würzburg auch sehr viel los. Kein Wunder, das Lineup war in diesem Jahr
wieder vom Feinsten.
Mr. Hurley und die Pulveraffen
Den Anfang machten Mr. Hurley und die Pulveraffen. Die
Kanoniercrew wurde ja bekanntlich vom legendären Captain Black und seinem
ebenso legendären Piratenschiff Lightning geworfen, treibt seitdem ihr Unwesen
in allen möglichen Konzerthallen und Festivalvenues. Auch wenn Mr. Hurley an diesem Abend betonten,
dass man als Vorbild, gerade für Kids, nur bedingt bis gar nicht taugt, so muss
man neidlos anerkennen, dass die Karriere der Piratenband aus dem Karibischen
Osnabrück geradezu vorbildlich verläuft.
Selbst wenn man ziemlich spaßbefreit ist und die Band und deren Musik
nicht witzig findet. Das ist aber nur eine ganz kleine Gruppe. Die Meute der
Pulveraffenfans nimmt dagegen immer mehr zu, das zeigt auch der Abend in
Würzburg, wo die Stimmung in der Halle schon beim Auftakt „Tortuga“ kochte. Die
Setlist gab aber auch Anlass zur Freude.
Der „Plankentanz“ mit der besten Achterdeck Schüttlerin des Abends
Pegleg Peggy, „Komm zur Marine“, „Ach ja“, „Achtung, fertig Prost“, es folgte
Highlight um Highlight und dass die Familie Erichsen live eine Bank sind hat
sich ja inzwischen auch bis in den letzten Winkel unserer Republik
herumgesprochen. Mr. Hurley und die Pulveraffen haben aber noch viel mehr auf
dem Kasten, wie witzige Piratenmugge. Angefangen haben die 3 Brüder ja mit
Irish Folk und so erinnerte man trotz der knappen Spielzeit an diesem Abend mit
einem Medley daran. Und das können die 3 noch immer so gut, dass sie auch für
das vielleicht schönste Irish Folk Festival, das Shamrock Castle Festival von
Fiddlers Green eine echte Bereicherung wären. Die Freibeuter der Herzen
haben sich ja hauptberuflich nicht der Musik sondern der profitorientierten
Seefahrt verschrieben, wie sie an diesem Abend betonen, trotzdem gibt es wohl
kein talentierteres Geschwisterquartett wie die vier Geschwister. Denn ausgerechnet das Schwesterlein Pegleg
Peggy sorgt im Song „Schlechtes Vorbild“ singend für das Highlight des Mr.
Hurley Auftritts. Der standesgemäß mit „Blau wie das Meer“ natürlich viel zu
schnell zu Ende ging und bei dem Ingo Hampf von Subway to Sally als Teilzeitpirat mit Ringelsocken
keine schlechte Figur machte.
Feuerschwanz
Dort wo Mr. Hurley aufgehört hatten machten Feuerschwanz
weiter. Nämlich dem Publikum so richtig einzuheizen. So starte man mit dem vom
stylischen Eric Fish traditionsgemäß in der Anmoderation erwähnten Sex ist Muss
in den Abend, der man mit 1000-facher Stimmunterstützung aus dem Publikum
„Blöde Frage, Saufgelage“ folgen ließ. „Hexenjagd“ wurde ebenso gefeiert wie
der Song „Ketzerei“, beides auch visuell Dank der bildhübschen Miezekatze
besonders schön umgesetzt. „Metnotstand“ und „Seemannsliebe“ folgten und wurden
natürlich ebenfalls lautstark mitgesungen. Bevor es dann mit „Hörner Hoch“
weiterging, verteilte die Mieze schnell mal einen Satz Trinkhörner an das
Publikum, damit einige Hörner mehr gen Himmel gereckt werden konnten.
Standesgemäß nahm man auch vom „Taugenix“ musikalisch Abschied der leider zum
vorletzten Mal im Mittelpunkt des ihm gewidmeten Songs stand. Verlässt er doch
nach dem Glühmet Feuerschwanz, die nun auf der Suche nach einem neuen Bassisten
sind. Mit „Krieger des Met“ und „Zuckerbrot und Peitsche“ stimmte man auf den
passenden Abschluss ein „Das niemals endende Gelage“ hätte sich sicher auch das
Publikum gewünscht, die die Franken im Frankenland begeistert feierten. Kaum zu
Glauben trotz der grandiosen Stimmung an diesem Abend, aber wenn Feuerschwanz
am 05. Januar 2018 zum eigenen Glühmet-Festival einlädt wird der Mitsing- und
Lautstärkepegel noch ein paar Dezibel lauter sein. Auch showtechnisch wird man
noch einiges mehr in petto haben, wie an diesem Abend und das Feuerschwanz ja
auch noch andere Songs als Mitgröhlnummern drauf haben wird man dann auch
erleben können. In der Setlist zur Eisheiligen Nacht mit der verkürzten
Spielzeit war dafür verständlicherweise kein Platz. Einer wird dann ebenfalls
auf der Bühne fehlen, Simon Michael ließ es sich nicht nehmen bei einem Song
mitzuspielen, erstaunlicherweise übrigens nicht als Schlagzeuger.
Mono Inc.
Nach zwei absoluten Stimmungsbands war eigentlich zu
erwarten, dass der Stimmungspegel gerade bei den Goth-Rockern von Mono Inc. etwas
nach unten geschraubt wird. Überraschenderweise passierte aber genau das
Gegenteil.
Eigentlich sind Mono Inc. ja momentan im Urlaub, wobei man
sich eh die Frage stellen muss, ob ein umtriebiger Martin Engler überhaupt so
etwas wie Pause kennt. Für gute Freunde unterbricht man den natürlich gerne und
so war es eine Selbstverständlichkeit für Mono Inc., dass man die Subway to
Sally Einladung an der Eisheiligen Nacht teilzunehmen trotz Konzertpause nicht
ausschlägt, schon gleich, wenn man Subway to Sally beim Karrieredurchbruch so
einiges zu verdanken hat.
Im Jahr 2000 wurde Mono Inc.
gegründet, ganz am Anfang mit
Martin Engler am Schlagzeug. Das er dies noch immer natürlich
perfekt
beherrscht, deutete er bei der großartigen Trommelnummer an
diesem Abend an,
als er sich auf ein unterhaltsames Duell mit der Schlagzeugerin Katha
Mia
einließ. Begleitet von den trommelnden Bandkollegen. Es ist schon
bewundernswert,
wie sich die Band seit 2000 bis heute entwickelt hat. Sie sind
eine große Nummer geworden, füllen
problemlos die Hallen und ihr Fankreis wächst und wächst,
ohne dass ein Ende
absehbar ist. Das liegt auch an der außergewöhnlichen
Songschreibefähigkeit des
Sängers, der ein unglaubliches Händchen für
eingängige Melodien hat. So sind im
Laufe der Jahre unzählige großartige Songs entstanden, die
es geballt an diesem
Abend aufs Ohr gab. Und da kann man es sich locker erlauben, den
vielleicht
besten Mono Inc. Song überhaupt „Boatman“ einfach mal
wegzulassen. „Arabia,The
Banks of Eden, Symphony of Pain, Gothc Queen, Forgiven und Get some
sleep“, das
Programm hangelte sich von Hit zu Hit und die Posthalle kochte.
Mit dem Iggy Pop Cover „The Passenger“ wurde es dann etwas
akustischer, aber nur für ein Lied, danach gaben Mono Inc wieder
richtig Gas
und beendeten mit den Songs „Children oft he Dark“,
„After the War“ und „Voices
of Doom“ eine wirklich beeindruckende Vorstellung. Auch bei Mono
Inc. kam mit
Michael Simon ein Subway to Sally Musiker als Verstärkung bei
einem Song mit
auf die Bühne. Eine wirklich schöne Idee und ein gutes
Beispiel dafür wie
freundschaftlich die Atmosphäre bei den Eisheiligen Nächten
Jahr für Jahr auch
unter den Musikern ist. Schade nur, dass Major Voice im Gegensatz zu
manch anderem Konzert der Eisheiligen Nacht, diesmal nicht mit dabei
war.
Subway to Sally
Der Weg war also perfekt für den Hauptakt des Abends Subway
to Sally bereitet und die ließen sich natürlich nicht lumpen, sondern
versuchten stimmungsmäßig noch eins Draufzusetzen.
Ohne Anmoderation, was eigentlich
schade ist, es gäbe ja genug Kollegen die das hätten
übernehmen können, betraten dann Subway to Sally die
Bühne und starteten ihren Set mit „Sarabande de Noir“
und der „Schneekönig“. Ein Set, der eigentlich wie
immer bei Subway to Sally voll überzeugen konnte. Bei der Setlist
kann man ja inzwischen eh nichts falsch machen, zu viele schöne
Lieder hat die Band im Angebot, so dass einige immer fehlen werden und
einige sowieso unverzichtbar sind. So wie „Kleid aus Rosen“
mit dem obligatorischen Rosenspiel von Eric Fish. Der tiefenentspannte
Frontmann hatte sichtlich Spaß an diesem Abend. Unverzichtar aus
meiner Sicht sind auch die Songs „Eisblumen“ leider ohne
Schneemaschine präsentiert und „Sieben“ die sich
ebenso in der Setlist wiederfanden wie das großartige „Arme
Ellen Schmitt“ vom letzten Album vor der tollen E-Kustik
Veröffentlichung. Überhaupt hat man diesmal sehr auf
Spezialeffekte verzichtet. So gab es auch kein Feuer auf der
Bühne. Dafür eine überzeugende Lichtshow und einen
traditionell extrem guten Sound, der auch in der Posthalle, die nicht
gerade eine Akustikoffenbarung ist, voll überzeugen konnte. Man
setzte also vor allem auf seine musikalischen Qualitäten und da
hat Subway to Sally mit einem herausragenden Frontmann ja wirklich viel
zu bieten.
Die beste Nachricht des Abends kam auch von Eric Fish.
So stellte er allen Gerüchten zum Trotz eindeutig klar, dass
Bannkreis, das neue Projekt eines Teils der Subway to Sally Truppe
zusammen mit einer großartigen Sängerin Johanna Krins als
zusätzliche weibliche Stimme nicht das Ende von Subway to Sally
bedeutet. Ganz im Gegenteil, er kündigte auch gleich ein neues
Subway to Sally Album an. Und darauf kann man sich nach dem wahrlich
extrem gelungenen letzten Alben Mitgift und Neon besonders freuen.
Genauso wie auf Bannkreis, die im März ihr Album
veröffentlichen werden. Es wird also auch für die
Fans das Subway to Sally Jahr 2018 schlechthin werden.
Überraschungen gibt es aber in jedem Subway to Sally Konzert auch,
diesmal in erster Linie mit einem SaMo Cover und besonders bei der
Zugabe, als man alle beteiligten Musiker aller Bands auf die Bühne
holte und zum „Veitstanz“ aufspielte. Eine All-Star-Band
der ganz besonderen Art, die es wohl so nie mehr geben wird. Und die
mächtig Spaß an diesem Abend hatte. Und das war auch ganz
klar ein Verdienst des wirklich großartigen Publikums, dass sich
bei der obligatorischen Zugabe „Julia und die Räuber“
dann nochmal so richtig ins Zeug legte und Subway to Sally stimmlich
eindrucksvoll seine Zuneigung ausdrückte. Wie auch bei den anderen
Bands, besser gehts kaum.
Nicht vergessen wurde auch noch auf die Eisheilige Nacht 2018
hinzuweisen, mit Paddy and the Rats, Russkaja und Versengold hat man
sich auch fürs nächste Jahr eine großartige Besetzung
von befreundeten Bands eingeladen, so dass auch das Konzertjahr 2018
mit der Eisheiligen Nacht einen wunderbaren Abschluss erhalten wird. So
wie 2017, wer nicht dabei war hat definitiv etwas verpasst.
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