Arch Enemy Geiselwind 2018
Laute Musik ist kein Lärm. Nur, wenn ich sie nicht mag.
Erhard Blank



Geiselwind, Eventzentrum  27.01.2018



Bereits eine Stunde vor Konzertbeginn zeugte die lange Schlange der geduldig in Reih und Glied auf Einlass wartenden Menschen von der immensen Nachfrage die Arch Enemy inzwischen bei den Metal-Fans auslöst. Die Band ist aber sicher nicht der einzige Grund an diesem Abend das Konzert zu besuchen. Das fängt schon beim Eventzentrum Strohofer an. Geografisch perfekt direkt an der Autobahn gelegen ist die etwa 50 Meter lange und ca. 23 Meter breite Halle ein Traum für jeden Konzertbesucher. Durch die Empore und die vielen Steh- und Sitzgelegenheiten auf mehreren Ebenen hat man eine Sicht auf die Bühne, wie sie kaum eine Halle in dieser Art in Deutschland zu bieten hat. Hinzu kommt eine langgestreckte Bar, die ebenso wie die Verköstigungsmöglichkeiten im hinteren Bereich mit den vielen Bierzeltgarnituren keine Wünsche offenlassen. Das ganze dann auch noch zu extrem zivilisierten Preisen, einem reichhaltigen Angebot und anständigen Portionen, was will ein Musikfan mehr. Nicht vergessen sollte man auch das angrenzende Hotel, so können auch Rockfans von weiter weg völlig problemlos Konzerte besuchen und danach zufrieden und auch noch vergünstigt im Hotel ins Bett fallen. Nicht zu vergessen das auffallend freundliche Personal inklusive den zahlreichen Securities und ein Traum von einem Fotograben.
Ein weiteres echtes Argument ist das Line-Up, denn nicht weniger als 3 Supportbands hat Arch Enemy auf ihrer „Will to Power Tour“ mitgebracht. Das alles gibt’s dann auch noch für 40 Euro, also 10 Euro pro Band. Auch hier kann sich wirklich niemand beklagen.
Und natürlich hat bei Arch Enemy „The Hottest Chick of Heavy Metal“, Sängerin Alissa White-Gluz, eine extreme Anziehungskraft, völlig zurecht, wie der Abend einmal mehr eindrucksvoll belegt.
Los ging der Abend aber mit Jinjer, einer wohl auch in Metalkreisen noch relativ unbekannten Gruppe aus der Ukraine, obwohl die Band 2016 bereits zum zweiten Mal seit Bestehen 2009 zum besten Metal-Act der Ukraine gewählt wurden. Wie sie über sich selber sagen sind sie das bestgehütetste Extremmetalgeheimnis des Landes und mit dem dritten Album „King of Everything“ will das Quartett mit einem Mix aus Metalcore, Djent, Hardcore und Groove Metal den ganzen Planeten infizieren. Das hat in Geiselwind definitiv schon mal ganz gut geklappt. Gerade wegen ihrer weiblichen Sängerin Tatiana Shmailyuk. Über die Leggins kann man ja noch diskutieren, über den Rest eher nicht. Sie kann mächtig was, die hübsche Dame mit der tollen Figur und den schönsten Bauch des Abends. Ein wenig erinnert sie zwar an Alissa White-Gluz, von der sie sich sicher das eine oder andere abgeschaut hat, ein Klon ist sie aber definitiv nicht. Ganz im Gegenteil, das Grunzungeheuer kann weit mehr als nur ins Mikrofon brüllen und performen. Ihr Publikum zu unterhalten schafft sie ja eh mit links, ein absoluter Hingucker ist sie auch noch. Auch die Musik hat durchaus Potential, wenn sie es in Zukunft noch mehr schaffen den Abwechslungsreichtum ihrer Musik zum Programm zu machen und noch besser herauszuarbeiten. Ein musikalischer Schlenker in den Metal-Orient, eine Halbballade mit Klargesang, Folkmetalparts, Growls und Screams und düsterer Death Metal und Metalcore machen durchaus Spaß. Mit Napalm Records hat man auch den richtigen Partner und als Arch Enemy Supportband beste Werbemöglichkeiten in eigener Sache. Man wird hoffentlich noch viel Positives von Jinjer hören, Potential hat man auch oder gerade Dank des Organs einer Frau Shmailyuk definitiv genug.
Trübsal blasen musste man auch bei der zweiten Band des Abends Tribulation keineswegs, auch wenn der Name es erst einmal vermuten lässt. Gerade die Death Metal Fraktion im Publikum und das war sicher der größte Teil des Publikums dürfte die Musik der Horrorfreunde durchaus angesprochen haben. Auch weil es die Schweden sehr gut verstehen, ihre Musik optisch so richtig in Szene zu setzen. Für Tribulation ist die Tour eine echte Release-Tour, hat man doch erst vor einigen Tagen das vierte Album der Band „Down Below“ veröffentlicht. Man merkt den Schweden nicht nur die Liebe zu den Horrorfilm-Klassikern an, auch der Wille die Musik anstatt reinen Death-Metal breiter aufzustellen kann durchaus überzeugen. So machte Tribulation da weiter, wo Jinjer aufgehört haben, dem Publikum mächtig was um die Ohren zu fetzen und die Stimmung mit einem voll überzeugenden Auftritt weiter zum Kochen zu bringen.
Brauchten die ersten zwei Bands noch etwas Anlaufzeit, um das Publikum für sich zu gewinnen, hatte es Wintersun da viel leichter. Wenn der Finne Jari Mäenpää mit einem breiten Grinsen im Gesicht die Bühne betritt, seine Arme ausbreitet und das Publikum zur Begrüßung gleich mal anschreit kocht der Saal. Die Melodic-Death-Metal Band hat einen ausgezeichneten Ruf in Metal-Kreisen. Warum, konnte man an diesem Abend deutlich sehen. Neben der spielfreudigen Band ist vor allem der Sänger als „echte Rampensau“ eine Attraktion. Vom klaren hymnischen Gesang über das Metalltypische Screamen bis zu hohem typischen Power-Metal-Falsett Gesang kann der Finne alles abdecken und dadurch dem Musikstil von Wintersun so richtig seinen Stempel aufdrücken. Und je epischer das Ganze wird, desto mehr Spaß macht es.  Mit dem Ambros-Hit „Du bist wie de Wintasun“ hat der Sound zwar nichts zu tun, seine Strophe „a Goldstück unter Steinen“ trifft aber auch auf die Finnen zu. Die haben mit ihren komplexen Songstrukturen und den bombastisch orchestrierten Sound, mit Songs, die sich vom typischen Zeile Refrain Schema und der radiotauglichen 4 Minuten-Grenze zum Glück weit entfernt haben, das Publikum völlig in der Hand das begeistert die Fäuste in den Himmel reckt. Egal wieviel Technik da dahintersteckt um den Sound so auf die Bühne zu bringen, Wintersun machen nicht nur auf Platte, sondern auch an diesem Abend in Geiselwind richtig Spaß und konnten den Stimmungspegel nochmals deutlich nach oben heben.
Die 6 Songs des Abends mit „Awaken from the dark slumber“, „Winter Madness“, „Sons of Winter and stars“, „Loneliness“, „Battle against Time“ sowie „Time“ deckten alle 3 Alben der Band ab und wahren ein guter Beleg für das musikalische Schaffen der Co-Headliner des Abends.
Kein leichtes Unterfangen für Arch Enemy die als Höhepunkt des Abends danach auf der Bühne standen. Und so brauchte selbst eine Alissa White-Gluz tatsächlich eine kleine Anlaufzeit um das Publikum völlig von sich einzunehmen. Probleme hat der kleine Wutnickel damit allerdings keine, die Bühnenpräsenz der „Metal-Schönheit“ ist einfach exorbitant. Spätestens nach dem Auftakt mit den 3 Songs „Word is yours“, „Ravenous“ und „Stolen Life“ war Band, Sängerin und Publikum auf Betriebstemperatur und bereit eine gemeinsamen Metal-Party zu feiern. „The Race“, „War Eternal“ und „My Apocalypse“ folgten und Kanadas Guttural-Gesangsexport White-Gluz grunzte, röhrte und brüllte was die Stimmbänder hergaben. Das ist eigentlich richtig harte Arbeit, sieht bei dem trotzdem recht zierlichen Wesen aber so leicht und locker aus, dass es einmal mehr verblüfft, wie gut sie das hinbekommt. Apropos Zierlichkeit, die Bühnendesigns der jungen Dame sind einfach ebenfalls eine Augenweite. Besonders das weiße Outfit aus dem Video „The Eagle Flies alone“, leider gab es das aber nicht zu sehen, dafür aber Alissa in Schwarz und dazu natürlich auch den Song, der sich immer mehr zum echten Arch Enemy Hit mausert. Arch Enemy aber allein auf die engagierte Umwelt- und Tierschützerin zu reduzieren wäre höchst unfair. Immer wieder verschwindet sie von der Bühne um den Mitmusikern Raum zu Entfaltung zu geben und gerade die Saitenfraktion um Michael Amott und Jeff Loomis ist Weltklasse. Sie sind es auch die es immer wieder schaffen, dass die Melodie in den Songs nicht zu kurz kommt, während White-Gluz der Melodik dann grunzend den Garaus macht. 19 Songs lang geht das so, eine Setlist die auch mit Songs aus der „Vor-White-Gluz-Ära“ keine Wünsche offenlässt. Als nach deutlich über 90 Minuten mit „Nemesis“ und „Fields of Desolation“ das Ende des Konzertes gekommen war wirft Frau White-Gluz zur Verabschiedung als Dankeschön die zusammengeknüllte Setlist ins Publikum und dabei ertappt man sich dann bei dem Gedanken, dass Werfen nicht so ganz ihr Ding ist. Dafür springen umso mehr und warum auch, sie will ja keine Handballerin werden, sondern ist als Ausnahmeerscheinung auf der Bühne auf den besten Weg mit ihrer Band zu absoluten Superstars der Szene zu werden, wenn sie das nicht schon sind. Ein mehr als gelungener Konzertabend in einer tollen Location setzte Alissa und ihre Band die Krone auf.

 



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Jinjer

Tribulation

Wintersun

Arch Enemy Teil 1

Arch Enemy Teil 2





















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