Letzte Instanz 2018
                         Es geht nicht darum Grenzen zu verschieben, sondern ihnen den trennenden Charakter zu nehmen .
                   Dr. Richard von Weizäcker



Nürnberg, Hirsch 15.03.2018

Die Letzte Instanz Live ist immer ein besonderer Spaß und so  ist auch 2018 ein Pflichttermin. Schon gleich, wenn man mit einem neuen, extrem hörenswerten Album auf Tour ist. Und auch wenn es mit Morgenland, passend zur Morgenlandtour sofort mit dem Titelsong des neuen Albums losging, ein reines Abspielen der neuen Songs war es keineswegs. Ganz im Gegenteil. Es gab wohl noch nie eine so eine grandios gut zusammengestellte Setlist dieser Band wie an diesem Abend. Natürlich fällt auch diesmal, kein Wunder nach inzwischen 13 Alben, der eine oder andere Song durchs Raster, wie zum Beispiel Kopfkino oder von der neuen Scheibe das Orphaned Land Cover „Children“, was beides wirklich extrem schade ist, aber ansonsten lässt die Setlist zusammengestellt aus „Alt und Neu“ kaum Wünsche offen. Einfach Songs abspielen bei einer Band wie Letzte Instanz ist eh nicht denkbar. Das zeigt auch dieser Abend mal wieder überdeutlich. Mit viel Leidenschaft und Spaß steht man beim Heimspiel von Schlagzeuger Andy Horst und Gitarrenmann Bernie Geef, die Frankenfraktion der Band, ans Werk. Zur Frankenfraktion zählt eigentlich auch der im tiefsten Oberfranken geborene Michael Ende, damit haben die Franken eindeutig die Oberhand gewonnen. Und auch wenn nicht immer alles ganz rund läuft, wenn zum Beispiel Holly Hoffmann bei einem Song einfach zu früh zum Singen anfängt, oder ihm beim Singen das Mico fast aus der Hand fällt, das macht den Auftritt nur noch sympathischer und das Live-Feeling nur noch transparenter.

Apropos Holly Hoffmann, der zeigt sich so fit wie schon lange nicht mehr, stimmlich grandios schafft er es, dass hübschen Frauen die Tränen in den Augen stehen. Denn Letzte Instanz Texte enthalten Botschaften, weitab der heilen Schlagerwelt-Rhetorik. „Morgenland“ ließ man „Maskenball“ folgen, bevor man mit „Schwarz“ den zweiten Song des neuen Albums vorstellte. „Das schönste Lied der Welt“ aus dem Jahr 2011 ist ein echter Instanz-Klassiker, „Asche zu Gold“ vom Album Morgenland könnte einer werden.  „Mein Land“ der elfte Song des Abends ist eh schon nach kurzer Zeit einer geworden. Der wohl beste Song des neuen Albums kommt genau zur richtigen Zeit. Schön, dass es Bands gibt, die immer wieder den Mund aufmachen statt nur von „Luft und Liebe“ zu singen, was Holly in der Ansage zum Song auch betonte um danach mit Schuld noch eins draufzusetzen. Echte Klassiker sind auch „Mein Todestag“ und „Wir sind allein“ die natürlich nie fehlen dürfen, genauso wie Rapunzel in der Zugabe. Beendet wurde der Abend mit „Noch einmal“ und scheinbar wird damit auch ein Gefühl transportiert. Denn nur zu gerne will man sich die Morgenland-Tour möglichst schnell nochmals angucken. Und das ist sicher das schönste Kompliment, dass man dieser Band machen kann, wenn sie ganz viele Wiederholungstäter im Publikum entdecken.

Es war aber nicht nur der Auftritt der Letzte Instanz, der einen begeistern konnte. Auch der musikalische Support war vom Feinsten. Die Kammer ist eigentlich eine im Jahr 2011 gegründete achtköpfige Band in rein akustischer Besetzung. Mit Tuba, 2 Gitarren, 2 Violinen, Bass, Drums und Cello, nicht zu vergessen Glockenspiel und Melodica hat man nicht gerade eine alltägliche Bandinstrumentierung aufzuweisen, entsprechend ungewöhnlich ist auch ihre Musik, die extrem abwechslungsreich und seit Bestehen der Band einige absolute musikalische Perlen für die Ewigkeit hervorgebracht hat. An diesem Abend konnte man Die Kammer minimized erleben. Minimized bedeutet bei der Kammer 2 Gitarren und 2 großartige Musiker. Marcus „Max“ Testory und Matthias „Matz“ Ambre und Dank ganz viel Charisma langt das locker, um das Publikum auch in Minimized Besetzung zu fesseln und bestens zu unterhalten. Auf dem dazugehörigen Album, oder besser gesagt der EP sind neben 3 neuen und 3 bekannten Kammer Songs im Minimized-Stil auch 3 „Vor-Kammer Songs“ zu finden, Cover Versionen von Depeche Mode, ASP und Chamber, das „Vorgänger-Kammerorchester“. Sinister Sister sucht man allerdings darauf leider vergeblich und das ist echt ein Jammer. Denn der Song erweist sich an diesem Abend auch als Minimized Version als absolutes Highlight der Kammer-Setlist. Leider hatte man beim kurzen Gastspiel von Benni Cellini und seinem Cello Tonprobleme, die die Techniker des Hirsch leider auf die schnelle nicht zufriedenstellend lösen konnten, so dass das Cello etwas unterging. Das trübte den Auftritt aber nur geringfügig, die Vorfreude ist jedenfalls jetzt schon gewaltig, wenn im Herbst Seasons 4 im Kammer-Feinkostladen erhältlich sein wird.

Die Bildergalerien des Abends

Die Kammer- mal im Minimzed Stil

Die Kammer

Letzte Instanz Teil 1

Letzte Instanz Teil 2

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