Hurra die Russen kommen
klingt ja vielleicht im ersten Moment etwas verstörend und
befremdlich, wenn sich der Ausspruch auf die Band Russkaja bezieht ist
das aber gut nachvollziehbar. Wobei das mit den Russen ja eigentlich
nicht stimmt. Denn Russkaja, 2005 gegründet, sind definitiv eine
Österreichische Band, auch wenn der russische Einschlag sowohl bei
2 Musikern, wie auch bei der Musik inspiriert von traditionellem
russischem Liedgut, sowie von Ska, Rock und Turbopolka inklusive
spanischen Einschlag einfach stark russisch geprägt ist.
Sie sind ein Ereignis, die Truppe um den in Moskau geborenen Georgij
Alexandrowitsch Makazaria, nicht nur musikalisch, auch menschlich sind
Russkaja ganz weit vorne. Und es sind echte Könner an den
Instrumenten. Das wird schon klar bei der spektakulären
Showeröffnung mit den großartigen Saitenzupfern Engel Mayr
und Dimitrij Miller im Zusammenspiel mit Schlagzeuger Mario
Stübler. Nicht zu vergessen die danach auf die Bühne kommende
E-Geigerin Ulrike Müllner sowie die Gutternigg-Bläserfraktion.
Wenn dann allerdings Georgij die Bühne betritt ist ihm die volle
Aufmerksamkeit des Publikums beim Auftaktsong „Hello Japan“
sicher. Es ist ja nicht gerade ein Hungerhaken, der da am Mikrofon
steht, umso mehr ist er ein Phänomen. Der
Russisch-Österreichische Charme mit dem er die Herzen der
Nürnberger im Flug erobert, das unbeschreibliche Charisma und das
Showtalent des Sängers faszinieren total. Genauso wie seine
Beweglichkeit, der Mann sieht zwar nicht so aus, bewegen tut er sich
trotzdem wie eine Feder. Da hilft ihn allerdings sicher sein Mitwirken
beim Österreichischen „Lets Dance Ableger“ wo er
mitwirkte und mit einem tollen 3 Platz überraschte.
Er selbst betonte während des Konzertes extra das gute Catering
des Concertbüros Franken, was man ihm halt nun ansieht, weil er
viel zu viel davon gegessen hat. Hoffentlich erinnert und sehnt er sich
ganz arg danach, denn dann sind die Chancen groß, dass man
Russkaja schon bald wieder in Nürnberg erleben kann. Traurig
wäre sicher keiner im fast ausverkauften Nürnberger Hirsch
und das trotz krankheitsbedingter Terminverlegung auf den April dieses
Jahres.
Der Ruf eine grandiose Liveband zu sein kommt nicht von ungefähr.
Auch in Nürnberg erweis sich der Auftritt als extrem publikumsnah
und unterhaltsam. Auch wenn bei „Traktor“ die
„Kornkreisbildung“ um die Tontechnik aufgrund Enge und
Menge nicht möglich war, bzw. Russkaja zu gefährlich
erschien, so dass man sehr schnell im vorderen Bereich einen
„Donut light“ bildete. Vor Traktor eines der
Höhepunkte des Abends stand „Hey Road“,
„Alive“ und „Change“ auf der Setlist. Aber was
heißt schon Höhepunkt, die ganze Setlist, der ganze Auftritt
war einer. Somit kann man Frau nur raten, anstatt einen
Masturbationskurs bei der Uni Bielefeld (kein Witz, der Kurs
Möseale Ejakulation scheint schon komplett ausgebucht zu sein) zu
belegen. Lieber ein Russkaja Konzert zu besuchen. Höhepunkte gibt
es da genug.
Einen langen Songtitel wie „Wir sind jung und machen uns Sorgen
über unsere Chancen auf dem Arbeitsmarkt“ von Peter Licht
oder wie der von den Manic Street Preachers mit „Freedom of
speech won't feed my children and If you tolerate this then you
children will be lost“ um mal einen in Englisch zu
präsentieren wird es von Russkaja wohl nie geben. Darauf deuten
auch Songs wie die nun folgenden „Home Town“, „Volle
Kraft“ und „Energia“ deutlich hin. Aber vielleicht
wird man hier ja auch noch eines Besseren belehrt. Um so länger
sind dafür die Live-Versionen der Songs, das Publikum will aber
auch nicht, dass der eine oder andere Song aufhört. Wie das
großartige Avicii Cover „Wake me Up“ mit dem
höchsten Mitsingfaktor des Abends. Keiner konnte natürlich in
diesem Moment wissen, dass sich der Star DJ kurz danach das Leben
nehmen würde. Ein Jammer. 4 Zugaben u.a. mit den Songs
„Still in Love“ und „Barada“ beendeten die
Dauerparty im Hirsch, bei Saunatemperaturen. Wenigstens die 3
spanischen Gäste hatten begriffen, dass man bei diesen
Temperaturen sich besser der Oberteile entledigt, machte definitiv mehr
als Sinn an diesem Abend.
Ehrensache, dass sich die Band danach geschlossen im Merchbereich
einfand und geduldig für Autogramme, Fotos und einen netten
Plausch mit vielen Fans zur Verfügung stand. Aus
Fotografensicht ein Sonderlob verdiente sich übrigens die
Lichtfrau. Ich kann mich an bisher kein Konzert im Hirsch erinnern,
dass so hell ausgeleuchtet war wie dieses. Und das ist allemal auch
für das Publikum 100 mal besser, als wenn man die Musiker
schemenhaft als dunkle Gestalten vor einem dunklen Hintergrund dunkel
musizieren sieht. Auch ein Konzertbesucher hat ein Recht auf Licht mit
dem Kauf einer Eintrittskarte.