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Russkaja 2018
    Wer sich zum Wurm macht, kann nachher nicht klagen, wenn er mit Füßen getreten
                                         wird.                                    Immanuel Kant


Nürnberg,  Hirsch  12.04.2018

Hurra die Russen kommen klingt ja vielleicht im ersten Moment etwas verstörend und befremdlich, wenn sich der Ausspruch auf die Band Russkaja bezieht ist das aber gut nachvollziehbar. Wobei das mit den Russen ja eigentlich nicht stimmt. Denn Russkaja, 2005 gegründet, sind definitiv eine Österreichische Band, auch wenn der russische Einschlag sowohl bei 2 Musikern, wie auch bei der Musik inspiriert von traditionellem russischem Liedgut, sowie von Ska, Rock und Turbopolka inklusive spanischen Einschlag einfach stark russisch geprägt ist.
Sie sind ein Ereignis, die Truppe um den in Moskau geborenen Georgij Alexandrowitsch Makazaria, nicht nur musikalisch, auch menschlich sind Russkaja ganz weit vorne. Und es sind echte Könner an den Instrumenten. Das wird schon klar bei der spektakulären Showeröffnung mit den großartigen Saitenzupfern Engel Mayr und Dimitrij Miller im Zusammenspiel mit  Schlagzeuger Mario Stübler. Nicht zu vergessen die danach auf die Bühne kommende E-Geigerin Ulrike Müllner sowie die Gutternigg-Bläserfraktion.
Wenn dann allerdings Georgij die Bühne betritt ist ihm die volle Aufmerksamkeit des Publikums beim Auftaktsong „Hello Japan“ sicher. Es ist ja nicht gerade ein Hungerhaken, der da am Mikrofon steht, umso mehr ist er ein Phänomen. Der Russisch-Österreichische Charme mit dem er die Herzen der Nürnberger im Flug erobert, das unbeschreibliche Charisma und das Showtalent des Sängers faszinieren total. Genauso wie seine Beweglichkeit, der Mann sieht zwar nicht so aus, bewegen tut er sich trotzdem wie eine Feder. Da hilft ihn allerdings sicher sein Mitwirken beim Österreichischen „Lets Dance Ableger“ wo er mitwirkte und mit einem tollen 3 Platz überraschte.
Er selbst betonte während des Konzertes extra das gute Catering des Concertbüros Franken, was man ihm halt nun ansieht, weil er viel zu viel davon gegessen hat. Hoffentlich erinnert und sehnt er sich ganz arg danach, denn dann sind die Chancen groß, dass man Russkaja schon bald wieder in Nürnberg erleben kann. Traurig wäre sicher keiner im fast ausverkauften Nürnberger Hirsch und das trotz krankheitsbedingter Terminverlegung auf den April dieses Jahres.
Der Ruf eine grandiose Liveband zu sein kommt nicht von ungefähr. Auch in Nürnberg erweis sich der Auftritt als extrem publikumsnah und unterhaltsam. Auch wenn bei „Traktor“ die „Kornkreisbildung“ um die Tontechnik aufgrund Enge und Menge nicht möglich war, bzw. Russkaja zu gefährlich erschien, so dass man sehr schnell im vorderen Bereich einen „Donut light“ bildete. Vor Traktor eines der Höhepunkte des Abends stand „Hey Road“, „Alive“ und „Change“ auf der Setlist. Aber was heißt schon Höhepunkt, die ganze Setlist, der ganze Auftritt war einer. Somit kann man Frau nur raten, anstatt einen Masturbationskurs bei der Uni Bielefeld (kein Witz, der Kurs Möseale Ejakulation scheint schon komplett ausgebucht zu sein) zu belegen. Lieber ein Russkaja Konzert zu besuchen. Höhepunkte gibt es da genug.
Einen langen Songtitel wie „Wir sind jung und machen uns Sorgen über unsere Chancen auf dem Arbeitsmarkt“ von Peter Licht oder wie der von den Manic Street Preachers mit „Freedom of speech won't feed my children and If you tolerate this then you children will be lost“ um mal einen in Englisch zu präsentieren wird es von Russkaja wohl nie geben. Darauf deuten auch Songs wie die nun folgenden „Home Town“, „Volle Kraft“ und „Energia“ deutlich hin. Aber vielleicht wird man hier ja auch noch eines Besseren belehrt. Um so länger sind dafür die Live-Versionen der Songs, das Publikum will aber auch nicht, dass der eine oder andere Song aufhört. Wie das großartige Avicii Cover „Wake me Up“ mit dem höchsten Mitsingfaktor des Abends. Keiner konnte natürlich in diesem Moment wissen, dass sich der Star DJ kurz danach das Leben nehmen würde. Ein Jammer. 4 Zugaben u.a. mit den Songs „Still in Love“ und „Barada“ beendeten die Dauerparty im Hirsch, bei Saunatemperaturen. Wenigstens die 3 spanischen Gäste hatten begriffen, dass man bei diesen Temperaturen sich besser der Oberteile entledigt, machte definitiv mehr als Sinn an diesem Abend.
Ehrensache, dass sich die Band danach geschlossen im Merchbereich einfand und geduldig für Autogramme, Fotos und einen netten Plausch mit vielen Fans zur Verfügung stand.  Aus Fotografensicht ein Sonderlob verdiente sich übrigens die Lichtfrau. Ich kann mich an bisher kein Konzert im Hirsch erinnern, dass so hell ausgeleuchtet war wie dieses. Und das ist allemal auch für das Publikum 100 mal besser, als wenn man die Musiker schemenhaft als dunkle Gestalten vor einem dunklen Hintergrund dunkel musizieren sieht. Auch ein Konzertbesucher hat ein Recht auf Licht mit dem Kauf einer Eintrittskarte.

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