|
 Staubkind 2018
      Fingerabdrücke die man auf den Seelen anderer hinterlässt
      verblassen nicht.                            aus Remember Me


Nürnberg,  Lux Kirche  12.05.2018

Gefühle in Töne zu verwandeln und Texte zu verfassen, die nicht zu kitschig werden oder zu schnulzig sind, sondern die berühren, zum Nachdenken anregen, wo Menschen sich und ihre Gefühle wiederfinden, die Kraft und Halt geben können ist echt eine Herausforderung. Noch dazu, wenn man in Deutschland deutsch singt. Manche Musiker/innen und Bands haben das fast perfektioniert, wie zum Beispiel Revolverheld. Es ist aber auch die Kernkompetenz von Staubkind, auch wenn man sagen muss, dass die Gradwanderung zum Kitsch bei Unplugged Auftritten noch deutlich größer ist, als wenn man sie „verstärkt“ als Band erlebt. Was natürlich gleichwohl auch für andere Bands gilt.
Aber gleich vorweg um das klarzustellen, auch in Nürnberg ist dem Sänger Louis Manke diese Gradwanderung wieder vortrefflich gelungen. Gerade weil er es, neben seinem Talent Songs zu schreiben, meisterlich versteht diese anzumoderieren, Geschichten dazu zu erzählen, das Publikum zu unterhalten und es mitzunehmen in die „heile“ Staubkind Welt. Sein Ziel, was er auch beim Konzert ausdrücklich betont, ist zu unterhalten, den Menschen zu ermöglichen loszulassen und den Alltag einmal für 2 Stunden zu vergessen und das hat er mal wieder genial hinbekommen.
Und dabei wird er von einer sehenswerten Lichtshow und einem Ton unterstützt der auch Dank Location kaum zu toppen geht.
„Wo wir zuhause sind“ heißt die Unplugged Tour, die mit der Nürnberger Lux Kirche eine Location zu bieten hat, die wie geschaffen für den Abend ist. Und Cello, Geige und akustische Gitarre helfen kräftig mit, das Publikum träumen zu lassen und Emotionen zu erzeugen. So können die Songs auch wirklich berühren, wenn man das denn will und zulässt. Für jedermann ist dieses Gefühlsmaximum sicher nichts, Staubkind Fans lieben es und sind nach dem Intro beim ersten Song des Abends „Immer wenn es anfängt“ schon voll dabei. Was liegt näher als „Angekommen“ als nächsten Song anzustimmen, denn angekommen ist Band und Sänger auch nach wenigen Takten in Nürnberg. Und so berichtet er von seinem ersten Kirchenkonzert als der Bochumer Pfarrer ihn gefragt hatte, ob ein Kreuz mit auf die Bühne darf. Deshalb hat er sich auf der Fahrt nach Nürnberg dann auch überlegt, wo könnte er das denn in Nürnberg anbringen, eine Frage, die sich mit einem ersten Blick auf die Bühne schnell erledigt hat. Seine Aussage, wie gut er es findet, dass sich die Kirche auch für Konzerte öffnet kann man nur unterstreichen. Und einen besseren Botschafter wie Staubkind kann man als evangelische Kirche ja kaum finden. Eine Win-Win Situation sozusagen. „Deine Zeit“, „An jedem einzelnen Tag“ und „Lauter leben“ folgten und sehr schnell stand auch das komplette Publikum trotz Sitzkonzert und feierte kräftig mit.
Mit „Halt dich fest“ stand dann ein neuer Song auf dem Programm, der mit der ersten Textzeile „Manchmal kann ein Leben weh tun“ sofort ein Kopfkino beim Hörer auslöst und mit dem Textende „Da sind so viele Augenblicke, die erzähl`n wie`s weitergeht. Zeigen Dir doch viele Träume. Fang dir den der dich jetzt trägt“ einen Weg aufzeigt, damit umzugehen.
„Fliegen Lernen“, war auch in der Unplugged Version incl. der Geschichte von Mareike ein ganz besonderer Gänsehautmoment, dem Staubkind mit „Kleiner Engel“ und „Mit Kinderaugen“ gleich 2 weitere hinterherschoben. Hier bewies der gelernte Erzieher Manke mal wieder eindrucksvoll, wie sinnvoll er es versteht Songtexte anzumoderieren und damit auch Botschaften zu vermitteln. Wichtige, wie zum Beispiel die Aufforderung an Eltern das Smartphone auch mal zur Seite zu legen und den Kindern die volle Aufmerksamkeit zu schenken. Aufmerksamkeit die sie verdienen. Und die Welt eben wieder versuchen mal mit Kinderaugen zu sehen. Nachvollziehen kann man das wohl so richtig, wenn man so einen kleinen Knirps daheim hat. Wenn man miterlebt, wie er die Pusteblume gerade so toll findet und es ihn so viel Freude macht, obwohl man die selbst eigentlich gar nicht mehr wahr nimmt. Dann weiß man umso mehr, mit dem Song etwas anzufangen. Einer der wohl genialsten Staubkind Songs überhaupt übrigens.
In der Setliste fanden u.a. auch die Songs „Scherben“ „Durch den Regen“, „Alles was ich bin“ „Feuer ohne Asche“ mit Feuer ohne Rauch im Hintergrund und „Wunder“ ihren Platz und natürlich endete der Abend nach einer ausführlichen Zugabe mit dem Song  „Das beste kommt noch“. Auch der Hinweis auf die besondere Weihnachtsshow im Nürnberger „Parks“ am 01. Dezember wurde nicht vergessen. Staubkind 2018 sogar nochmal in Nürnberg, in einem wieder etwas anderen Rahmen, erleben zu können ist gerade für die Fans sicher die beste Nachricht des Tages gewesen. Und so dürften die 50 Karten, die man danach schon erwerben konnte auch schnell ausverkauft gewesen sein.
Wer das Staubkind-Konzert verpasst hat, kann sich immerhin die CD zur Akustik-Tour „Wo wir zuhause sind“ gönnen und damit etwas Lux-Kirche Stimmung ins eigene Wohnzimmer holen. Und für alle die die Stimme des Sängers mal satthaben, gibt es die ganzen Songs auch instrumental, wie Louis beim Konzert lachend erwähnte um danach einen Konzertbesucher eine Ausgabe davon zu schenken.
Ich möchte aber nicht versäumen eher auf die Live CD „Immer wenn es anfängt“ hinzuweisen, die die Live Atmosphäre eines Staubkind-Konzertes grandios einfängt und ein famoses Live Album geworden ist.
Damals hatte Staubkind mit Batomae auch einen wirklich grandiosen Support dabei. Da musste sich selbst Louis Manke richtig anstrengen, so nachhaltig hat Batomae das Publikum beeindruckt. Diesmal hatte er es da deutlich leichter. Waren die Batomae-Fußstapfen für den Konzertsupport doch gleich einige Nummer zu groß. Die zwei netten Mädels von Ohrenpost aus Münster kamen durchaus beim Publikum an und Sängerin Christin Koll hat auch eine überzeugende Stimme, aber so wirklich überzeugen konnte der Auftritt an diesem Abend nicht. Vor allem die Mitmach-Nummer „Schere, Stein, Papier“ konnte kaum jemand zum Mitmachen motivieren. Vielleicht ist eine Unplugged-Vorstellung aber auch nicht gerade die beste Idee, um sich bei einem breiten Publikum nachhaltig in Erinnerung zu bringen. Das funktioniert mit voller Besetzung und Bass und Schlagzeug wohl besser.

Bilder vom Abend



































































































































































































































































































































































































































































































































































































www.gruftimusik.de / www.konzertreport.de / www.konzertimpressionen.de