Der Freitag
Broom Bezzums
Sehr ruhig ging das Festival pünktlich um 18.00 Uhr mit den
2 Engländern von Broom Bezzums los. Wer also noch kurzfristig anreisen
wollte hatte Pech gehabt, erstmals war das Shamrock Castle Festival ausverkauft
und ist mit 2000 Menschen bei seiner Kapazitätsgrenze angelangt. Und so gilt in
Zukunft dasselbe, wie für das Feuertanz Festival. Man sollte sich schnell um
Karten bemühen. Gerade für Fans der Irischen Musik ist das Festival ein Mini-Wacken,
bei dem man einfach dabei sein muss. Aber zurück zu den Broom Bezzums, die als
Duo von Eigenkompositionen über Traditionals bis zu Instrumentals so einiges zu
bieten haben. Mit inzwischen 7 CDs hat man auch reichlich Material, dass die
inzwischen scheinbar in Deutschland lebenden Musiker Andrew Cadie und Mark
Bloomer dem Publikum an diesem Abend vorstellten. Und nicht nur das, auch für
den unsäglichen Präsidenten Amerikas, der just an diesem Abend bei der Queen
weilte, hatte man ein besonders spezielles Tattoo parat, das man dem Publikum
als Gruß an Herrn Trump präsentierte. Und so konnte man ein „Fuck you“ lesen
und nicht wenige dürften Broom Bezzums hier beipflichten.
The Dreadnoughts
Das Highlight des Freitags war sicher der Auftritt der
Dreadnoughts, die es perfekt verstehen Musik und Show zu verbinden. Das geht
schon los, wenn man sich die lustige Truppe anschaut, wie sie da auf der Bühne
stehen. Und „diese Beine…..“
Die Folk-Punk-Band aus dem Kanadischen Vancouver ist höchst
unterhaltsam und sorgt nach dem ruhigen Auftakt für mächtig Bewegung im
Publikum. Die hatten unheimlich Freude an ihrer Mischung aus Europäischer Folkmusik
die sie mit Street Punk und viel Polka vermischen. Gitarre, Akkordeon, Violine,
Mandoline, Bass, Drums und „diese Beine“ sind eine explosive Mischung mit der
man mächtig feiern kann. Zum Beispiel mit dem Partyklassiker „Polka`s not
Dead“. Die Band kann aber auch ganz anders. So hat man mit dem letzten Album
„Foreign Skies“ ein Konzeptalbum veröffentlicht, dass sich just 100 Jahre nach
Beginn des 1. Weltkriegs mit einer der schlimmsten Katastrophen
der Menschheit auseinandersetzt. Das die Menschen daraus bis heute nichts gelernt haben, sieht
man leider täglich. Obwohl es die Band bereits seit 2007 gibt, ist man in
Deutschland immer noch ein Geheimtipp. Das sollte sich nach solch furiosen
Auftritten, wie beim Shamrock Castle Festival aber schnell ändern. Selbst das
Crowdsurfen geht bei dieser Band anders. Erst wird die Bühne gekehrt, dann
macht man es sich auf der Schaumstoffunterlage bequem und dann geht er los der
wilde Ritt mit den Hexenbesen. Besonders witzig die Idee einfach mal 2 Leute
aus den Publikum auf die Bühne zu stellen und mit diesen zusammen zu
singen. Im Gedächtnis ist diese Band
sicher vielen geblieben, nicht wenige würden sich sicher auf ein schnelles
Wiedersehen beim Shamrock oder irgendwo anders freuen. Auch wegen „diesen
Beinen ….“
The Mahones
Welch eine Steilvorlage für die nächste Band des Abends die
in Kingston, Ontario gegründete irisch-kanadische Folk-Punkband „The Mahones“. Deren Irish Folk, Rock und Punkrock lieben die
Fans weltweit 211.450 Likes auf Facebook zeigen, wie beliebt diese Band ist. Und
doch hatten sie es gar nicht so leicht, nach den furiosen Dreadnoughts noch
eins draufzusetzen. Zusammen mit Floggin` Molly und den Dropkick Murphys zählen
sei zu den bekanntesten Folk-Punk Bands Nordamerikas und wurden für ihr Album
„The Black Irish“ als bestes Punk-Rock Album ausgezeichnet. Und auch „Angels
& Devils wurde in allen wichtigen Folk Magazinen als beste Folk-Punk-Platte
gefeiert. 25 Jahre gibt es die Band nun schon, entsprechend groß ist die
Auswahlmöglichkeit an Songs und da die eine oder andere echte Hymne dabei ist,
schaffte man es dann nach einigen Anlaufschwierigkeiten das Publikum
vollständig auf seine Seite zu ziehen.
Der Samstag
Strings and Drones
Zum Glück wurde der Samstag dann pünktlich mit einer
liebgewonnenen Tradition verbal eingeläutet. Denn üblicherweise sagt
wechselweise ein Fiddlers Green Mitglied die Bands an, oft recht witzig und
unterhaltsam. Davon war verständlicherweise am Freitag nichts zu sehen. Da
weilte Fiddlers Green noch in Südtirol und heizten den Massen dort so richtig
ein. Dank Nightliner war man Samstag früh dann aber auch relativ ausgeruht in
Oberfranken eingetroffen und so ließ es sich Rainer Schulz auch nicht nehmen
echte Überraschungs-
gäste anzukündigen. Die Feuertanzbesucher, die das Glück
hatten Schelmish im Burgsaal erleben zu dürfen, kannten ja Strings and Drones
bereits, die einen denkwürdigen Schelmish-Auftritt musikalisch eröffneten. Diesmal hatten sie einen denkbar
undankbareren Job, die von der Nacht geschädigten Folkis aus den Zelten und vor
die Bühne zu treiben. Strings and Drones sind Rainer Ehrig-Braun, den unter
diesen Namen ja wohl niemand kennt, und Mick Loos, zwei alte Buddys die bereits
1979 zusammen Musik machten. Noch lange bevor der Rainer als Dextro mit
Schelmish der Mittelalterszene seinen ureigenen Stempel aufdrückte. Wie steht
so schön auf der Homepage „Neuer Name – alte Säcke“, ohne Frage die beiden
können es immer noch. Und wie. Das größte Plus ist aber Dextros
unbezahlbarer musikalischer und durchs Leben geprägter Erfahrungsschatz, den er
immer wieder, wie man ihn kennt musikalisch und besonders verbal mit viel Augenzwinkern
an Frau und Mann bringt. Musikalisch überzeugend, höchst unterhaltsam und Dank
Tonmann und Sohn Brian auch tontechnisch ein echter Genuss, wie und wann immer eigentlich,
wenn der der „alte Sack Dextro“ mit auf der Bühne steht. Und das passiert
leider gesundheitsbedingt viel zu selten. Und Stil hat der Mann halt auch, wenn
schon Badelatschen zum Auftritt, dann wenigstens welche in Irisch-Grün, über
die Jahre natürlich etwas ausgebleicht. Die beiden sind einfach großartige
Musiker, und sie können wie sie an diesem Tag deutlich gezeigt haben auch ganz
anders. Und so schön hat man den alten Gassenhauer „Dirty old Town“ auch schon
lange nicht mehr gehört.
Punch N` Judy
Einer dessen Anmoderationen immer zu den Highlights der
beiden Tage gehört ist der Fiddlers Green Drummer Frank „The Tank“ Jooss. Diesmal durfte sich Sänger Sascha Käufer über
den Trommelwirbel freuen. Die in Recklinghausen gegründete Crossover-Folkrockband
hat es sich aber auch verdient mit Trommelwirbel empfangen zu werden. Denn wann
immer man das Glück hat sie zu erleben, was in Bayern leider sehr selten
passiert, Langeweile kommt definitiv keine auf. Und mit ihrem ureigenen Mix mit
Anleihen an Mittelalter, Folk, Metal und NDH, den „Kindergarten“ nicht zu
vergessen, ist Abwechslung und Unterhaltung Programm. Bisweilen kann es dann
auch schon mal ziemlich historisch zugehen, wie beim Song über Klaus
Störtebecker, der natürlich bei keinem Auftritt fehlen darf. Bereits 2012 waren
Punch N`Judy schon einmal zu Gast beim Shamrock Castle Festival, auch da war
der „Koboldkönig“ einer der Highlights, daran hat sich 2018 nichts geändert.
Und Captain Cooper macht mit seiner unbändigen Spielfreude, Leidenschaft und
den Schuss Wahnsinn im Blick unglaublich Spaß. Besonders erfreulich ist auch,
dass es im Gegensatz zu manch anderer Band, wo es immer wieder Musikerwechsel
gibt, es sich bei Punch N´Judy um eine bestens eingespielte Band handelt und so
freut man sich jedes Mal aufs Neue, die vielen bekannten Gesichter live zu
erleben. Hoffentlich bald auch mal wieder in Franken.
Tir Nan Og
Fast zum Stammpersonal gehört Tir Nan Og in
Bammersdorf. Bereits zum dritten Mal war die Band nun schon beim Shamrock
Castle Festival dabei und es ist immer wieder eine Freude die spielfreudige
Band live erleben zu dürfen. Als Novum wurde diesmal übrigens das erste Tir Nan
Og Fancamp gefeiert und so war gerade bei den Anhängern der Band der Auftritt
nur einer von vielen Höhepunkten an diesem Wochenende mit den Tir Nan Og Musikern.
Eine schöne Idee, die Schule machen sollte. Aber zurück zum Konzert, das schon
gleich zu Beginn mit lauten „Who the f++k is Shaun O`Malley Rufen aus dem
Publikum begann. Und vom ersten Lied an strömten immer mehr Menschen wieder in
den Innenhof um bei der Tir Nan Og Party dabei zu sein. Besonders auffallend
ist die Weiterentwicklung von Leadsängerin Sarah am Mikrofon, die sich immer
mehr zu einer echten „Rampensau“ weiterentwickelt und zusammen mit Sänger
Robert perfekt harmoniert. Und je rotziger das ganze wird, desto mehr Spaß
macht es. Sichtbar auch dem Publikum, dass die Eichstätter Iren nicht nur mit
einer Polonaise, sondern auch einem lauten Hip-Hop-Jo. Passend zum Lied
Troosers, dem wohl untypischsten Tir Nan Og Song des Abends, unterstützten. Und ganz am Ende löste
der Sänger auch noch ein Versprechen ein, dass er den Consec-Team gegeben
hatte, nämlich erstmals sich im Crowdsurfen zu versuchen. Und so trugen ihn die
Besucher, als das Konzert eigentlich schon zu Ende war auf Händen in Richtung
Backstage. Ein starkes Schlussbild einer starken Band.
In Search of a Rose
Die Band aus Nordrhein-Westfalen dürften in Bayern auch die
wenigsten schon mal live gehört haben. Obwohl sie sich bereits 1992 in Lemgo
gegründet haben. Eigentlich sind die Ostwestfalen also alte Hasen und gehören
zu einer ganzen Reihe von Celtic Rockbands aus Deutschland mit mehr Nähe zum Folkpop.
Dabei setzen sie weniger auf viel Bühnenaction, sondern versuchen mehr mit Witz
Charme und natürlich musikalisch zu überzeugen. Sie waren die wohl melancholischsten
Geschichtenerzähler des Wochenendes und sorgten damit für einen
abwechslungsreichen Gegenpol zu Bands wie den Dreadnoughts oder Sir Reg.
Sir Reg
Nun war Speedfolk angesagt, anmoderiert von Albi Alberts,
der Sir Reg ankündigte. Die Schwedische Folkband hat von Celtic Folk über Punk
Rock bis zum Speedfolk so allerhand zu bieten, entsprechend dynamisch geht es
auf der Bühne auch zu. So dynamisch, dass man ganz am Ende Angst um die
Instrumente der Musiker haben muss. Sir Reg sind wild und voller Energie,
trotzdem geht es in den selbstgeschriebenen Songs nicht nur ums Feiern, sondern
sie beschäftigen sich mit gesellschaftlichen Problemen einer Welt, die immer
mehr aus den Fugen zu geraten scheint. Auch Terrorismus, Gewalt und Flucht sind
Themen mit denen sich Sir Reg beschäftigen. Und das Ganze gibt’s dann
musikalisch direkt dynamisch auf die Zwölf. Ein perfekter Anheizer für Fiddlers
Green, auch wenn die das, wie der nun folgende Auftritt beeindruckend belegt
gar nicht nötig haben.
Fiddlers Green
Ohne jetzt den bisher auftretenden Bands zu nahe treten zu
wollen, die wirklich viel Freude bereiteten, der Auftritt von Fiddlers Green
war einfach noch einmal eine ganz andere Hausnummer, eine Liga für sich
sozusagen.
Das
liegt einfach daran, dass die Band live grandios
ist. Dabei kommen ihnen sicher auch die vielen vielen Shows zu gute die
Fiddlers Green im Laufe eines Jahres so absolvieren. Gefühlt
scheint man
eigentlich ständig auf Tour zu sein, entsprechend eingespielt sind
die Musiker
und das merkt man in jeder Sekunde ihres mal wieder herausragenden
Shamrock-Auftritts auch an. Trotzdem wirkt eine Show nie einfach
heruntergespielt, die Musiker sind mit Feuereifer dabei und geben quasi
fast ihr letztes Hemd.
Hinzukommt, dass sie sich immer wieder was Neues einfallen
lassen und die Interaktion mit dem Publikum nicht nur eine große Stärke der
Band ist, sondern das Konzert dadurch auch noch unglaublich an Reiz gewinnt.
Und so wirbeln wieder die T-Shirts, flogen wieder die Becher
durch die Gegend, verwandelt sich der Innenhof in ein einziges Händemeer und
alle machten mit. Es wurde gesungen, gesprungen und gefeiert, es gab aber auch
die ruhigen nachdenklichen Momente, die Fiddlers Green genauso beherrschen wie
jede Party zum kochen zu bringen.
Einer der Höhepunkte war natürlich „John Kanaka“ mit den
fliegenden Plastikbechern, eine Nummer die es zum Glück aus der Akustiktour,
wenn auch abgewandelt, ins reguläre Rockprogramm geschafft hat.
Viel Luft gab es im ganzen Innenhof keine mehr, scheinbar
waren wirklich alle Besucher zum Konzert gekommen, Ausnahme natürlich die
Alkoholleichen, aber davon waren an den beiden Tagen erfreulicherweise so gut wie keine zu sehen.
Eigentlich ist jedes weitere Wort zuviel, Fiddlers Green
setzten mal wieder ein ganz dickes Ausrufezeichen hinter einen beeindruckenden
Auftritt, der mit einem gemeinsamen Lied der Bands des Tages sehr harmonisch
sein Ende fand.
Nicht unerwähnt soll noch das Rahmenprogramm bleiben, bei
der ein kurzfristig eingesprungener Atze Bauer mehr als ein Ersatz war und natürlich
das ganze Drumherum mit vielen leckeren Sachen zum Essen und Trinken. Auf ein
Neues beim Miniwacken Irlands dem Shamrock Castle 2019.
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Bevor ihr die Bildergalerien anklickt bitte beachten:
Sollte
sich jemand hier nicht sehen wollen, schreibt mir einfach und das Bild
wird natürlich umgehend entfernt. Das war aber schon immer so. Die
Galerien sind dafür gedacht den Besuchern eine Freude zu machen,
die tollen Bands zu unterstützen und vor allen Lust zu machen auf
Festivals und Konzerte. Digitale Bilder sind nicht nur Pixel. Es sind
Erinnerungen, es sind Emotionen, es ist Trauer, Wut, Freude und Humor.
Es ist ein Abbild was das Leben so schön machen kann, man sieht es
vielen Menschen im Gesicht an denke ich. Es war ein wunderschönes
Festival, eine große Familie die sich, das Leben, die Musik
gefeiert hat. Wer das mit unsinnigen Gesetzen zerstören will, dem
ist nicht zu helfen. Viel Spaß mit den Bildern, auch auf
Facebook. Und vielleicht lässt ja sogar der eine oder andere ein
Like dann da. Es steckt echt viel Arbeit darin.