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Schlosshof Festival 2018
 Die Stellung des Schwanzes gibt Auskunft über das emotionale
            Befinden einer Katze. Ähnlich wie beim Mann.


Schloss Höchstadt, Höchstadt Aisch,  11.08.2018

Seit Jahren ist das Schlosshof Festival ein Pflichttermin im Festivalkalender. Leider auch in diesem Jahr parallel zum Mera Luna Festival, wohl auch der Grund, warum es selbst am Festivaltag noch Karten gab.
Trotzdem war es natürlich auch in diesem Jahr gut besucht und das Wetter spielte natürlich auch mit. Das erfreulichste am Schlosshof Festival ist aber Jahr für Jahr der Mut der Macher um Thomas Ackermann, was das Line-Up betrifft. Auch diesmal hat man sich getraut mit Knorkator eine Band zu buchen, die man auf einem "Mittelalterfestival" vielleicht nicht erwartet. Gleich vorweg, es hat sich gelohnt. Dazu aber später mehr. Auch Cellar Darling gehört in die Kategorie „Neues zum Entdecken".

Trollfaust


Los ging es am Samstag mit Trollfaust, die man unbedingt einmal ganz besonders loben muss. Denn sie standen nicht nur Samstag auf der Bühne, sondern sorgten auch am Freitag und Samstag im Marktbereich für Stimmung. Und das wild bemalt und am Abend besonders stimmungsvoll mit Fackeln und Feuerschalenbeleuchtung. Dass sie höchst unterhaltsam sein können hat sich ja inzwischen herumgesprochen, gerade auch was die recht derben Ansagen betrifft. Daran hat sicher nicht jeder seine Freude, genauso am Dudelsacksound der Band. Das ist aber eine Minderheit, der Fankreis wächst zurecht immer mehr. Und dass sie sowohl als Marktband, wie auf der Bühne die Menschen bestens unterhalten können hat man an diesem Tag wieder live miterleben können.

Cellar Darling


Seit dem Sommer 2016 gibt es nun die Schweizer Band Cellar Darling.
Gegründet haben die Band Anna Murphy (Gesang und Drehleier), der Schlagzeuger Merlin Sutter, wohl einer der besten Schlagzeuger den die Schweiz so zu bieten hat und Ivo Henzi an Gitarre/Bass.
Die Drei waren quasi so etwas wie das Herz der Band Eluveitie, die meiner Meinung nach immer noch damit kämpfen die Lücken zu schließen. Ein Eluveitie-Klon ist Cellar Darling aber nicht, Ganz im Gegenteil. Mit Folk Metal hat das sehr wenig zu tun. Cellar Darling versuchen einen eigenen Sound zu schaffen, auf der 2017 erschienen CD "This is the Sound" hatte man da erstmals Gelegenheit sich ein Bild zu machen, live macht das natürlich gleich noch mal mehr Spaß. Mit Avalanche hat man auch einen echten Knaller im Programm, der sofort ins Ohr geht und nur einer von einer ganzen Reihe von Songs ist, die richtig fetzen.
Einen Kritikpunkt habe ich dann aber doch beim Auftritt von Cellar Darling. Anna Murphy hat einfach eine so schöne Stimme, dass es auch mal gar nichts schadet, sie völlig ohne Instrumente bzw. ganz dezent instrumentiert zu hören. Was ich damit meine, konnte man beim singenden Bühnenabgang der hübschen Sängerin gut nachvollziehen. Ein ganz starkes Ende einer Band die Lust auf mehr macht. Und eine strahlende Frontfrau, die sich in ihrer Rolle sichtlich wohl fühlt.

Coppelius


Das gilt auch schon immer für Coppelius, die werten Herren aus dem 19. Jahrhundert haben einfach ein Alleinstellungsmerkmal mit ihrem Kammercore aus Schlagzeug, Kontrabass, Klarinette und Cello. Und sie haben einfach Stil, wie sich das für die Herren aus dem 19. Jahrhundert halt so gehört. Bis irgendwann die Nachricht kam, dass das Ende von Coppelius gekommen ist. Nicht verwunderlich bei dem Alter der Akteure, wer mag schon weit länger Musik machen als Johannes Heesters. Für die schwarze Szene war das aber definitiv keine gute Nachricht. Man trat allerdings nicht einfach ab, sondern schenkte der Nachwelt noch die Steampunk-Oper "Klein Zaches genannt Zinnober", Ableben ohne Erbschaft macht sich ja auch nicht besonders gut. Glücklicherweise haben sie auf ihren Reisen durch die Zeit aber scheinbar einen Jungbrunnen entdeckt und so stehen sie in alter Frische, selbstverständlich wieder bestens gekleidet mit Frack und Zylinder (inklusive bekannte asiatisch gekleidete Ausnahme) auf der Bühne.
Und wie, allein der Anfang als Diener Bastille den Stromhebel umlegt, und das Chaos losbricht war schon soundtechnisch ein Highlight für sich. Geht der Titel "bester Konzertschluss" eindeutig an Cellar Darling, so dürfen sich die Herren Coppelius über den Titel "Bester Konzertanfang" freuen. Max Copella, Nobusama, Graf Lindorf, Comte Caspar und Sissy Voss haben nichts verlernt, wirken geradezu taufrisch, trotz ihres hohen Alters und dazwischen wirbelt Diener Bastille wie eh und je. Hurra, die werten Herren sind zurück und das ist für die Szene und natürlich auch die Fotografen ein echter Gewinn. Allein die Aktion mit der "Hair-Band" war ein Highlight für sich.

Knorkator


Knorkator haben mit Mittelalter ja wahrlich nichts am Hut. Das ist aber sowas von egal, denn ohne Frage ist diese Band für jedes Festival eine Bereicherung, wenn auch natürlich eine extrem polarisierende. Wer sich mit Grausen abgewand hatte, verpasste auf alle Fälle eine sehenswerte Show. Und das ist es allemal wert zuzusehen, selbst wenn einen die Musik nicht gefällt. Deutschlands „Meiste Band der Welt" hat mal wieder abgeliefert. Das ging schon los, als der klassisch ausgebildete Sänger Gero Ivers, besser bekannt als Stumpen im pink/roten Ganzkörperanzug die Bühne betrat und die Songs „Alter Mann" und danach „Ich lass mich klonen" anstimmte. Es war der Anfang einer 20 Songs umfassenden Setlist. Allerdings blieb er nicht allzu lange im "Ganzkörperkondom", dann befreite er sich in einer Art Entfesselungsnummer, man könnte auch sagen der Mann hat Defizite beim Ausziehen, des lästigen Teils um fortan im heißen Höschen die Bühne zu rocken. Trotz Reißverschluss wurde es während der Show überraschender Weise nicht noch weniger.
Sein gesanglicher Gegenpart im weißen Fummel Alf Ator malträtierte neben dem Keyboard bei "Ich will nur fickn", als er kurz vor dem gesanglichen Orgasmus stand, zwar auch die Nerven so manchen Besuchers, aber so sind sie halt die Herren Knorkator. Und zusammen ein geniales Gespann. Gerade Stumpen ist auf der Bühne so außer Rand und Band, dass er bisweilen alles um sich herum vergisst. Auch sein lädiertes Knie, dem er mal wieder weit mehr zumutete, als eigentlich möglich. Und die Setlist unter anderem mit „Highway to Hell", dem Kultsong „Zähneputzen pullern und ab ins Bett" und dem genialen Zugabeteil mit „Böse", „Weg nach unten", „Eigentum " und als absolutes Highlight „Wir werden alle sterben" machte ebenfalls richtig Freude. Ja sterben werden wir irgendwann alle, bevor es soweit ist sollte man „Deutschlands meiste Band" definitiv mal live gesehen haben.


Feuerschwanz

Kurz vor dem offiziellen Release der neuen CD „Methämmer" hatte Feuerschwanz beim Schlosshof Festival wieder ein echtes Heimspiel. Und die neue Scheibe warf definitiv ihre Schatten voraus. Am auffälligsten natürlich beim Titelsong „Methämmer" des neuen Albums, der visuell ganz stark präsentiert wurde, ohne jetzt allzu viel verraten zu wollen. Zwar ist Feuerschwanz ja schon immer eine Band die es versteht showtechnisch voll zu überzeugen, bei „Methämmer“ hat man sich aber selbst übertroffen und neben der Ketzerei-Nummer darf Methämmer in keinem Konzert mehr fehlen. Überhaupt hat die neue Platte so einige Nummern zu bieten, allen voran natürlich der „Schubsetanz“, die die zukünftigen Setlisten der Band um einige starke Nummern bereichern werden. Aber zurück zur Schlosshof-Show von Feuerschwanz, die die Stimmung im Publikum zum Kochen brachte. Es wurde fleißig gerudert, der Schlossinnenhof sang und sprang und am langen „Lindwurm" durchs Publikum beteiligten sich auch extrem viele Leute. Alles beim Alten auch bei den Ansagen, die eine oder andere zweideutige Bemerkung, wie zum Beispiel als Mieze Myu mit 2 Signalhörnern die Bühne betrat, was man treffend mit den Worten "Jetzt kommt die Mieze mit ihren 2 Hupen" kommentierte. Man kann wirklich gespannt auf die neue Bühnenshow sein, wenn die Songs der neuen CD sich sprichwörtlich in die Herzen gehämmert haben. Beim eigenen Glühmet Festival am 28.12 haben die Franken Gelegenheit Feuerschwanz wieder zu feiern und sich das Spektakel anzugucken.


Subway to Sally



Wenn was ziemlich egal ist bei einem Konzert von Subway to Sally, dann ist es die Setlist. Was die Band inzwischen an echten Knallersongs angehäuft hat ist schon beachtlich. Der Abend zeigte das mal wieder absolut eindrucksvoll. In Höchstadt ging es nach dem Intro mit „Grausame Schwester“, „Henkersbraut“, „Kleid aus Rosen“, „Unsterblich“, „Eisblumen“ und „Falscher Heiland“ los. Keine Zeit zum Luftholen für das Publikum, Genauso eindrucksvoll ging es weiter mit „Tanz auf dem Vulkan“, „Feuerkind“ und „Böses Erwachen“ vom 1999 erschienen 5 Studioalbum der Potsdamer Band mit dem Titel „Hochzeit“. Das sind jetzt immerhin auch schon 19 Jahre und trotzdem klingt der Song wie so viele andere einfach zeitlos schön. Die nächsten Knaller folgten sofort mit „Arme Ellen Schmitt“ und „Besser du rennst“. Es ging Hit für Hit weiter bis zum letzten Lied vor der Zugabe "Veitstanz".
So faszinierend wie die Setlist, war es Eric Fish an diesem Abend zu erleben. Er hatte wirklich einen Sahnetag erwischt und ließ es sich auch nicht nehmen die eine oder andere kritische Bemerkung vom Stapel zu lassen, was den ganzen Auftritt nur noch eindrucksvoller machte. Es wird schon lange Zeit, dass sich Musiker auch mal einer Aufgabe der Musik besinnen, nämlich Kritik zu üben. Heile Welt und Liebe und Sonnenschein braucht kein Mensch. Derzeit arbeitet Subway to Sally an einem neuen Album, neue Songs auf die man leider noch etwas warten muss.
„Schwarzes Meer" und „Seemannslied" waren die Songs der Zugabe, bevor das traditionelle Ende mit „Julia und die Räuber“ unter lautstarker Mitsingunterstützung des Publikums stimmungsvoll zu Ende ging. Überflüssig zu erwähnen, dass es zuvor lautstark gefordert wurde.

Das Schlosshof Festival war damit aber noch nicht beendet, mit einer Feuershow und einem weiteren Auftritt von Trollfaust bei Fackelschein war dann leider aber doch Schluss.  
Ein Tag der wie im Fluge verging, ein bestens organisiertes Festival und eine großartige Stimmung machen schon jetzt Lust auf die nächste Ausgabe am 10. August 2019. Sicherlich auch mit der einen oder anderen musikalischen Überraschung.



 

Nun aber zu den Fotogalerien.



Sollte sich jemand hier nicht sehen wollen, schreibt mir einfach und das Bild wird natürlich umgehend entfernt. Das war aber schon immer so. Die Galerien sind dafür gedacht den Besuchern eine Freude zu machen, die tollen Bands zu unterstützen und vor allen Lust zu machen auf Festivals und Konzerte. Digitale Bilder sind nicht nur Pixel. Es sind Erinnerungen, es sind Emotionen, es ist Trauer, Wut, Freude und Humor. Es ist ein Abbild was das Leben so schön machen kann, man sieht es vielen Menschen im Gesicht an denke ich. 



zu den Galerien


Trollfaust

Cellar Darling

Coppelius

Knorkator

Feuerschwanz

Subway to Sally
 

Impressionen vom Festival Teil 1



Impressionen vom Festival Teil 2









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