Seit Jahren ist das Schlosshof
Festival ein Pflichttermin im Festivalkalender. Leider auch in diesem Jahr
parallel zum Mera Luna Festival, wohl auch der Grund, warum es selbst am
Festivaltag noch Karten gab.
Trotzdem war es natürlich auch in diesem Jahr gut besucht und das Wetter
spielte natürlich auch mit. Das erfreulichste am Schlosshof Festival ist aber
Jahr für Jahr der Mut der Macher um Thomas Ackermann, was das Line-Up betrifft.
Auch diesmal hat man sich getraut mit Knorkator eine Band zu buchen, die man
auf einem "Mittelalterfestival" vielleicht nicht erwartet. Gleich
vorweg, es hat sich gelohnt. Dazu aber später mehr. Auch Cellar Darling gehört
in die Kategorie „Neues zum Entdecken".
Trollfaust
Los ging es am Samstag mit Trollfaust, die man unbedingt einmal ganz besonders
loben muss. Denn sie standen nicht nur Samstag auf der Bühne, sondern sorgten
auch am Freitag und Samstag im Marktbereich für Stimmung. Und das wild bemalt
und am Abend besonders stimmungsvoll mit Fackeln und Feuerschalenbeleuchtung. Dass
sie höchst unterhaltsam sein können hat sich ja inzwischen herumgesprochen,
gerade auch was die recht derben Ansagen betrifft. Daran hat sicher nicht jeder
seine Freude, genauso am Dudelsacksound der Band. Das ist aber eine Minderheit,
der Fankreis wächst zurecht immer mehr. Und dass sie sowohl als Marktband, wie
auf der Bühne die Menschen bestens unterhalten können hat man an diesem Tag wieder
live miterleben können.
Cellar
Darling
Seit dem Sommer 2016 gibt es nun die Schweizer Band Cellar Darling.
Gegründet haben die Band Anna Murphy (Gesang und Drehleier), der Schlagzeuger
Merlin Sutter, wohl einer der besten Schlagzeuger den die Schweiz so zu bieten
hat und Ivo Henzi an Gitarre/Bass.
Die Drei waren quasi so etwas wie das Herz der Band Eluveitie, die meiner
Meinung nach immer noch damit kämpfen die Lücken zu schließen. Ein
Eluveitie-Klon ist Cellar Darling aber nicht, Ganz im Gegenteil. Mit Folk Metal
hat das sehr wenig zu tun. Cellar Darling versuchen einen eigenen Sound zu
schaffen, auf der 2017 erschienen CD "This is the Sound" hatte man da
erstmals Gelegenheit sich ein Bild zu machen, live macht das natürlich gleich
noch mal mehr Spaß. Mit Avalanche hat man auch einen echten Knaller im
Programm, der sofort ins Ohr geht und nur einer von einer ganzen Reihe von
Songs ist, die richtig fetzen.
Einen Kritikpunkt habe ich dann aber doch beim Auftritt von Cellar Darling.
Anna Murphy hat einfach eine so schöne Stimme, dass es auch mal gar nichts
schadet, sie völlig ohne Instrumente bzw. ganz dezent instrumentiert zu hören.
Was ich damit meine, konnte man beim singenden Bühnenabgang der hübschen
Sängerin gut nachvollziehen. Ein ganz starkes Ende einer Band die Lust auf mehr
macht. Und eine strahlende Frontfrau, die sich in ihrer Rolle sichtlich wohl
fühlt.
Coppelius
Das gilt auch schon immer für Coppelius, die werten Herren aus dem 19.
Jahrhundert haben einfach ein Alleinstellungsmerkmal mit ihrem Kammercore aus
Schlagzeug, Kontrabass, Klarinette und Cello. Und sie haben einfach Stil, wie
sich das für die Herren aus dem 19. Jahrhundert halt so gehört. Bis irgendwann
die Nachricht kam, dass das Ende von Coppelius gekommen ist. Nicht verwunderlich
bei dem Alter der Akteure, wer mag schon weit länger Musik machen als Johannes Heesters.
Für die schwarze Szene war das aber definitiv keine gute Nachricht. Man trat
allerdings nicht einfach ab, sondern schenkte der Nachwelt noch die
Steampunk-Oper "Klein Zaches genannt Zinnober", Ableben ohne
Erbschaft macht sich ja auch nicht besonders gut. Glücklicherweise haben sie
auf ihren Reisen durch die Zeit aber scheinbar einen Jungbrunnen entdeckt und
so stehen sie in alter Frische, selbstverständlich wieder bestens gekleidet mit
Frack und Zylinder (inklusive bekannte asiatisch gekleidete Ausnahme) auf der
Bühne.
Und wie, allein der Anfang als Diener Bastille den Stromhebel umlegt, und das
Chaos losbricht war schon soundtechnisch ein Highlight für sich. Geht der Titel
"bester Konzertschluss" eindeutig an Cellar Darling, so dürfen sich
die Herren Coppelius über den Titel "Bester Konzertanfang" freuen.
Max Copella, Nobusama, Graf Lindorf, Comte Caspar und Sissy Voss haben nichts
verlernt, wirken geradezu taufrisch, trotz ihres hohen Alters und dazwischen
wirbelt Diener Bastille wie eh und je. Hurra, die werten Herren sind zurück und
das ist für die Szene und natürlich auch die Fotografen ein echter Gewinn. Allein
die Aktion mit der "Hair-Band" war ein Highlight für sich.
Knorkator
Knorkator haben mit Mittelalter ja wahrlich nichts am Hut. Das ist aber sowas
von egal, denn ohne Frage ist diese Band für jedes Festival eine Bereicherung,
wenn auch natürlich eine extrem polarisierende. Wer sich mit Grausen abgewand
hatte, verpasste auf alle Fälle eine sehenswerte Show. Und das ist es allemal
wert zuzusehen, selbst wenn einen die Musik nicht gefällt. Deutschlands „Meiste
Band der Welt" hat mal wieder abgeliefert. Das ging schon los, als der
klassisch ausgebildete Sänger Gero Ivers, besser bekannt als Stumpen im
pink/roten Ganzkörperanzug die Bühne betrat und die Songs „Alter Mann" und
danach „Ich lass mich klonen" anstimmte. Es war der Anfang einer 20 Songs
umfassenden Setlist. Allerdings blieb er nicht allzu lange im
"Ganzkörperkondom", dann befreite er sich in einer Art
Entfesselungsnummer, man könnte auch sagen der Mann hat Defizite beim
Ausziehen, des lästigen Teils um fortan im heißen Höschen die Bühne zu rocken.
Trotz Reißverschluss wurde es während der Show überraschender Weise nicht noch
weniger.
Sein gesanglicher Gegenpart im weißen Fummel Alf Ator malträtierte neben dem
Keyboard bei "Ich will nur fickn", als er kurz vor dem gesanglichen
Orgasmus stand, zwar auch die Nerven so manchen Besuchers, aber so sind sie
halt die Herren Knorkator. Und zusammen ein geniales Gespann. Gerade Stumpen
ist auf der Bühne so außer Rand und Band, dass er bisweilen alles um sich herum
vergisst. Auch sein lädiertes Knie, dem er mal wieder weit mehr zumutete, als
eigentlich möglich. Und die Setlist unter anderem mit „Highway to Hell",
dem Kultsong „Zähneputzen pullern und ab ins Bett" und dem genialen
Zugabeteil mit „Böse", „Weg nach unten", „Eigentum " und als
absolutes Highlight „Wir werden alle sterben" machte ebenfalls richtig
Freude. Ja sterben werden wir irgendwann alle, bevor es soweit ist sollte man „Deutschlands
meiste Band" definitiv mal live gesehen haben.
Feuerschwanz
Kurz vor dem offiziellen Release der neuen CD „Methämmer" hatte Feuerschwanz
beim Schlosshof Festival wieder ein echtes Heimspiel. Und die neue Scheibe warf
definitiv ihre Schatten voraus. Am auffälligsten natürlich beim Titelsong „Methämmer"
des neuen Albums, der visuell ganz stark präsentiert wurde, ohne jetzt allzu
viel verraten zu wollen. Zwar ist Feuerschwanz ja schon immer eine Band die es
versteht showtechnisch voll zu überzeugen, bei „Methämmer“ hat man sich aber
selbst übertroffen und neben der Ketzerei-Nummer darf Methämmer in keinem
Konzert mehr fehlen. Überhaupt hat die neue Platte so einige Nummern zu bieten,
allen voran natürlich der „Schubsetanz“, die die zukünftigen Setlisten der Band
um einige starke Nummern bereichern werden. Aber zurück zur Schlosshof-Show von
Feuerschwanz, die die Stimmung im Publikum zum Kochen brachte. Es wurde fleißig
gerudert, der Schlossinnenhof sang und sprang und am langen „Lindwurm"
durchs Publikum beteiligten sich auch extrem viele Leute. Alles beim
Alten auch bei den Ansagen, die eine oder andere zweideutige Bemerkung,
wie zum Beispiel als Mieze Myu mit 2 Signalhörnern die Bühne betrat, was
man treffend mit den Worten "Jetzt kommt die Mieze mit ihren 2 Hupen"
kommentierte. Man kann wirklich gespannt auf die neue Bühnenshow sein, wenn die
Songs der neuen CD sich sprichwörtlich in die Herzen gehämmert haben. Beim
eigenen Glühmet Festival am 28.12 haben die Franken Gelegenheit
Feuerschwanz wieder zu feiern und sich das Spektakel anzugucken.
Subway to Sally
Wenn was ziemlich egal ist bei einem Konzert von Subway to Sally, dann ist es
die Setlist. Was die Band inzwischen an echten Knallersongs angehäuft hat ist
schon beachtlich. Der Abend zeigte das mal wieder absolut eindrucksvoll. In
Höchstadt ging es nach dem Intro mit „Grausame Schwester“, „Henkersbraut“, „Kleid
aus Rosen“, „Unsterblich“, „Eisblumen“ und „Falscher Heiland“ los. Keine Zeit
zum Luftholen für das Publikum, Genauso eindrucksvoll ging es weiter mit „Tanz
auf dem Vulkan“, „Feuerkind“ und „Böses Erwachen“ vom 1999 erschienen 5
Studioalbum der Potsdamer Band mit dem Titel „Hochzeit“. Das sind jetzt
immerhin auch schon 19 Jahre und trotzdem klingt der Song wie so viele andere einfach zeitlos
schön. Die nächsten Knaller folgten sofort mit „Arme Ellen Schmitt“ und „Besser
du rennst“. Es ging Hit für Hit weiter bis zum letzten Lied vor der Zugabe
"Veitstanz".
So faszinierend wie die Setlist, war es Eric Fish an diesem Abend zu erleben.
Er hatte wirklich einen Sahnetag erwischt und ließ es sich auch nicht nehmen
die eine oder andere kritische Bemerkung vom Stapel zu lassen, was den ganzen
Auftritt nur noch eindrucksvoller machte. Es wird schon lange Zeit, dass sich
Musiker auch mal einer Aufgabe der Musik besinnen, nämlich Kritik zu üben.
Heile Welt und Liebe und Sonnenschein braucht kein Mensch. Derzeit arbeitet
Subway to Sally an einem neuen Album, neue Songs auf die man leider noch etwas
warten muss.
„Schwarzes Meer" und „Seemannslied" waren die Songs der Zugabe, bevor
das traditionelle Ende mit „Julia und die Räuber“ unter lautstarker
Mitsingunterstützung des Publikums stimmungsvoll zu Ende ging. Überflüssig zu
erwähnen, dass es zuvor lautstark gefordert wurde.
Das Schlosshof Festival war damit aber noch nicht beendet, mit einer Feuershow
und einem weiteren Auftritt von Trollfaust bei Fackelschein war dann leider
aber doch Schluss.
Ein Tag der wie im Fluge verging, ein bestens organisiertes Festival und eine
großartige Stimmung machen schon jetzt Lust auf die nächste Ausgabe am 10.
August 2019. Sicherlich auch mit der einen oder anderen musikalischen
Überraschung.
Nun aber zu den Fotogalerien.