Alles andere als
glücklich war die Tourplanung von „And Then She Came“,
die ausgerechnet am Tag des Erscheinens der zweiten CD der Band in
Aachen startete. Auch wenn „Kaosystematiq“ mit Platz 51 in
der ersten Woche des Erscheinens einen tollen Verkaufsstart hinlegte,
so war die Tour einfach viel zu früh terminiert, sicher auch ein
Grund für den schwachen Besuch in Nürnberg. Der zweite ist
ohne Frage, dass das Nachfolgeprojekt der ehemaligen Krypteria-Musiker
um die fantastische Frontfrau Ji-In Cho bis heute noch immer nicht den
Bekanntheitsgrad erlangt hat, den die Band „And Then She
Came“ eigentlich verdienen. Und als dritten Grund muss man die
Musik selbst anführen, die „And Then She Came“ nun
macht. Hat der Symphonic Metal von Krypteria eine ziemlich klar
umrissene Hörerschaft aus, in erster Linie, Metal und
Gothicliebhabern, so ist das mit dem „New Rock“ von And
Then She Came“ schon weitaus schwieriger. Denn der ist für
eine sehr breite Zielgruppe reizvoll, die muss man aber erst mal finden
und sich erspielen.
Rock, Country, Pop, Metal, Punk,
Elektro, Wave und progressive Töne, eine bunte Mischung die auch
beim ersten Hören der neuen CD nicht sofort zündet. Da
nützt auch die Rakete am Mikrofon nichts, die sieht man
nämlich beim Hören der CD leider nicht. Man muss sich
definitiv, wie eigentlich auch schon beim Vorgänger, erst
reinhören, aber je intensiver man sich damit beschäftigt, und
dazu gehören auch die alles andere als banalen Texte, desto
reizvoller ist „Kaosystematiq“. Ein Album, bei dem man so
viel entdecken kann, das so abwechslungsreich geworden ist und einfach
richtig Spaß macht, wenn man dem Album die Chance gibt, sich im
Gehörgang zu entfalten und festzusetzen.
Zum Glück sieht man Ji-In Cho live
im Gegensatz zum CD-Hören ja umso mehr. Die Frau hat eine
unbeschreibliche Bühnenpräsenz und eine Energie, die auch im
Hirsch sofort aufs Publikum überschwappt. Völlig egal, wie
viele Menschen sich vor der Bühne versammelt haben, ein Song
später wird man zum Ji-In-Fan.
Mag die Stimme auch noch so
polarisieren, was Bühnenpräsenz und Publikumsunterhaltung
betrifft gibt es sicher keine zwei Meinungen. Es ist einfach
großartig, was das kleine Energiebündel mit koreanischen
Wurzeln an diesem Abend wieder ablieferte. Und nicht nur sie, auch die
Band bewies, wie eigentlich immer, extrem große Spielfreude und
Leidenschaft. Man merkt ihnen, trotz des gerade auch für sie
enttäuschenden Besuchs an, dass sie selbst bei einer kleinen
Kulisse alles geben und sich über jeden der gekommen war freuten.
Das gilt übrigens auch für die zwei Vorbands Grey Attack und
My Own Ghost, die den schon eh sehr hohen Unterhaltungswert von
„And Then She Came“ nur noch erhöhten.
„Perfect as you are“ von
„Kaosystematiq“ ist ein echter Ohrwurm mit großem
Hitpotential geworden, „Sick of you“ fetzt“ und so
finden sich noch eine ganze Reihe weitere Perlen auf der neuen Scheibe
und in der Setlist. Aber auch Hörenswertes von der ersten
„And Then She Came“ betitelten CD, „Hellfire
Halo“ zum Beispiel, gibt die Band an diesem Abend zum
Besten. Und dann gibt es in der Zugabe diese unglaublich
gelungene Blues Country Nummer „White Dog“ und Ji-In als
verführerisches Countrygirl mit Cowboyhut obendrauf.
Geht die Klasse des Songs auf der CD
fast etwas unter, so ist er live einer der größten
Highlights des Abends. Da bleibt einen dann doch etwas der Mund
offenstehen, selbst wenn man Ji-In schon öfters live erleben
durfte.
Trotz des schwachen Besuchs war die
Stimmung im Publikum bestens, was man auch daran sieht, dass wohl alle
danach noch auf die Bandmitglieder warteten um sich mit
unterschriebenen CDs und Bandmerchandise einzudecken.
Ein sehr gelungener Konzertabend der
weit mehr Besucher verdient hätte mit einer Band, die immer einen
Besuch wert ist Hoffentlich in Zukunft ohne den Videomann, aber
dafür vor größerer Kulisse.