Selbst wenn man Dudelsack nicht mag, oder generell die Musik
der Band Saltatio Mortis ziemlich schrecklich findet, eins kann selbst der größte
„Saltatio-Mortis-Nicht-Fan“ nicht leugnen. Die Band ist eine furiose Live-Band.
Der Auftritt in Nürnberg zeigte das mal wieder überdeutlich. Und dass Sänger
Alea der Bescheidene einer der fittesten Leadsänger Deutschlands ist, sollte
sich inzwischen auch herumgesprochen haben. So wurde in Nürnberg ein furioses
Live-Spektakel mit Pyrotechnikunterstützung abgebrannt. Bis zu dem Moment, als
Dank der Saunatemperatur im vollen Löwensaal und der überschäumenden Stimmung
selbst die Pyrotechnik kollabierte. Der Stimmung tat das aber keinen Abbruch. Hätte
es Alea nicht thematisiert, wäre es wohl gar nicht aufgefallen.
Bevor Saltatio Mortis mit der Deutschrocknummer „Große
Träume“ loslegten, gab es übrigens 2 Vorbands zum Stimmung anheizen. Die erste,
Indecent Behavior, stand livehaftig auf der Bühne und heizte dem Publikum mit
ihrer Melodic-Hardcore-Punk-Mischung mächtig ein. Ohne Frage traf man damit
nicht unbedingt den typischen Musikgeschmack des Publikums, eher schon den der
wie immer sehr freundlichen Security-Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Trotzdem wurden sie von Song zu Song immer mehr gefeiert und spielten sich in
die Gehörgänge nicht weniger Konzertbesucher. Vorband Nummer 2 war so wohl
nicht geplant und stand auch nicht auf der Bühne. Sie kam vom Band, denn als
der erste Ärztesong angespielt wurde, entwickelte sich sofort eine beeindruckende
1000-fache Mitsingkaraoke, die beim nächsten Ärztesong eine noch unglaublichere
Stimmung erzeugte, wie man es selten vor Beginn eines Konzert erleben kann. Das
Publikum war nun optimal aufgewärmt und erwies sich in der Folge des Konzerts als
leidenschaftlich mitgehende Menschenmasse, die den überzeugenden
Saltatio-Mortis- Gig von der ersten bis zur letzten Minute abfeierte. Besser geht’s
kaum, sieht man einmal von ein paar Idioten ab, die meinen anderen einen
Getränkebecher ins Genick schütten zu müssen und das auch noch lustig finden.
Und so wurden auch bereits bei den ersten Songs wie „Dorn im Ohr“ und das geniale
„Wo sind die Clowns“ kräftig mitgesungen. Selbstverständlich bestand die
Setlist größtenteils aus Songs des Nummer 1 Albums „Brot und Spiele“, das tat
der Stimmung aber keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil, Songs wie Heimdall, Brunhild,
Europa und das stark an Illegal 2001 erinnernde „Nie wieder Alkohol“ sind jetzt
schon Bandklassiker. Selbstverständlich machten Saltatio Mortis aber auch einen
musikalischen Ausflug in Richtung eigene Vergangenheit als Spielmänner in der
Fußgängerzone, allerdings mit ordentlich Trommelbums wie beim Stück „Drachentanz“
und zeigen, dass man trotzdem auch ganz anders klingen kann. Mein absoluter
Höhepunkt des Abends war übrigens der Ausflug ins Französische beim Song „Le
Corsaire“ in einer Mega-Gänsehaut-Version.
Es ist aber nicht nur die Spielfreude und die gewaltige
musikalische Bandbreite die einen Live-Auftritt von Saltatio Mortis so reizvoll
macht, gerade Lasterbalk der Lästerliche versteht es großartig mit seinen Ansagen,
das Publikum ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. So wie z.B. als er von seinem
halbstündigen, verzweifelt auf die Kollegen wartenden Trommelintro erzählt,
während die sich in der nahen Taverne erst mal einen Met reinpfiffen. Oder wenn er von der Schweinetrommel, auch
Davul genannt erzählt, die deshalb so genannt wird, weil es im Tourbus stinkt
wie Schwein. Und einen lockeren Spruch hat er auch immer auf den Lippen. So stellte
er fest „Ihr kommt zu früh Mädels, das ist auch für Frauen uncool“ um dann bei
der Zugabe erstaunt zu bemerken, dass hier im Löwensaal „alle zu früh kommen“.
Auch optisch hatte das Konzert einige besondere Momente, zum
Beispiel die unzähligen leuchtenden Handys oder die unzähligen blauen
Knicklichter an den Armen der Besucher beim Song „Nachts weinen die Soldaten“,
rote wären da allerdings sinnvoller gewesen. Und ein ganz fettes Lob verdiente
man sich auch den Song „Besorgte Bürger“ entsprechend Platz im Konzert gegeben
zu haben.
Einen kleinen Kritikpunkt gab es aber dann doch an diesem Abend,
war es doch der Releasetag der „Brot und Spiele -Klassik und Krawall“ CD. Und
das ging in der Feierstimmung des Abends völlig unter. Das ist total schade,
denn gerade mit der Klassik-CD zeigt eine der besten „Mittelalter-Bands“ eine weitere,
beeindruckende musikalische Facette. Es wäre wohl auch zu aufwändig gewesen,
einen Song live so zu präsentieren, der Wunsch Saltatio Mortis auch einmal nur
klassisch zu erleben ist jedenfalls auch nach diesem beeindruckenden Abend nicht
kleiner geworden.
Die Galerie des Abends