Fiddlers Green 2019
                                               
                     Es ist gut langsamer zu gehen, damit wir die Blumen am Wegrand sehen.

                                                                                          Beat Jan


Nürnberg, Löwensaal 16.05.2019




Wenn man schon einmal Pech hat, dann kommt es meist noch etwas dicker. So auch beim Konzert von Fiddlers Green im Löwensaal. Denn durch die Krankheit von Pat musste das Konzert verlegt werden. Und ausgerechnet diese Verlegung kostete der Band dann doch eine Menge Besucher, die die Karten zurückgaben, weil es halt kein Wochenendtermin mehr war. Zwar war die Location noch immer richtig gut besucht, beim eigentlich vorgesehenen Termin am Wochenende wäre der Löwensaal aber wohl ausverkauft gewesen. Pech für alle die auf eine Nacht mit mal weniger Schlaf nicht verzichten wollten, der Konzertabend war wieder einmal furios. Und zwar nicht nur allein wegen Fiddlers Green. Wer schon einmal deren eigenes Festival, das Shamrock Castle Festival besucht hat, weiß, dass die Band auch ein sehr feines Händchen dafür hat dem Publikum interessante Bands zu präsentieren, die zumindest in Deutschland noch nicht so bekannt sind. Eine davon hat man nun als Toursupport mitgebracht. The Moorings waren auf Schloss Jägersburg bei Forchheim bereits 2016 zu Gast, wo man nicht nur bei Fiddlers Green bleibend in Erinnerung blieb. Seitdem hat sich in der Bandbesetzung etwas verändert, die auffällige Geigenspielerin war nicht im Löwensaal dabei, was definitiv etwas schade ist. Dafür blieb der treibende Celtic Folk (-Punk) Sound gleich und Sänger DPhil versteht sein Handwerk. Die Franzosen singen ihre Songs ja in erster Linie in Englisch und einen in Französisch, an dem Tag tauchte als kleine Überraschung zum Abschluss in der Setlist auch ein deutsches Evergreen „Auf der Reeperbahn“ auf, was das Publikum dankbar zum kollektiven Umarmen und Massenschunkeln annahm. Zuvor hatte man bei Songs wie u.a. „United We Stand“, „Broken Heartet Man“, „Amsterdam“, „Ice Cold Jar“ und „Dancy Cargo“ das Publikum schon mächtig angeheizt. Mit der „Bro Hymn“ für alle Freunde und einen flammenden Appell für Sea Shepherd zeigte man ein Herz fürs Publikum und die unglaublich wichtige internationale Meeresschutzorganisation, ein positives Beispiel mehr für Bands die sich zum Glück auch einer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst sind und nicht nur unterhalten wollen. Davon gibt es wahrlich immer noch zu viele.

Auch Fiddlers Green hat sich dies übrigens auf die Fahne geschrieben und so war beim Konzert auch ein Stand der Umweltschutzorganisation Greenpeace vertreten und es wurde damit die Kampagne „Autofrei in die Zukunft“ unterstützt. Dafür gab es aber nicht nur Lob,  der eine oder andere Besucher hat sich sogar richtig darüber geärgert. Völlig zu Unrecht meiner Meinung nach, es geht überhaupt nicht darum das Auto zu verbannen und der Band ist auch bewusst, dass der Nahverkehr in Deutschland gerade am Land ein echtes Drama ist, so dass nicht jeder problemlos zum Beispiel dieses Konzert mit Bus oder Bahn besuchen kann. Ihnen geht es mehr darum bei jedem Einzelnen Veränderungsbereitschaft ins Bewusstsein zu rücken, auch mal zugunsten des Nahverkehrs oder des Fahrrads auf das Auto zu verzichten. Und das sollte doch gerade in größeren Städten möglich sein. Denn das inzwischen durch die Automassen viele Großstädte vor dem Kollaps stehen, steht ja wohl außer Frage.

Wer sich wenigstens einmal die Mühe gemacht hat, mit den übrigens sehr netten Greenpeace-Team zu reden an diesem Abend, hätte spätestens da gemerkt, dass es Mitnichten darum geht das Auto zu verdammen. Zusätzlich kann sich auch einmal bei Greenpeace über die Kampagne informieren. Leider haben davon aber viel zu wenig Gebrauch gemacht, was auch für die engagierten „Greenpeaceler“ und die total sinnvolle Kampagne wirklich schade ist. Völlig daneben ist es übrigens die Band über die sozialen Medien deswegen auch noch (wüst) zu beschimpfen. Zum Glück gibt es Menschen die, im Gegensatz zum Beispiel eines egoistischen Präsidenten in Amerika, dem die Zukunft der Welt ziemlich egal ist (er hat ja keine mehr), sich engagieren. Und es werden zum Glück immer mehr die gerade auch in Deutschland einer in vielen Bereichen völlig verfehlten Politik die rote Karte zeigen.

Aber zurück zu Fiddlers Green, die das Konzert mit den Songs „The Freak of Eniskillen“, „Slainte“ und dem Knaller „A Night in Dublin“ eröffneten. Sofort war die Stimmung im Publikum am Kochen und der Löwensaal zur Sauna geworden. Und die Band sprühte mal wieder nur so vor Spielfreude. Es ist schon wirklich erstaunlich, es gibt wohl kaum eine Band die so oft irgendwo live unterwegs ist. Aber egal das wievielte Konzert das in dem Jahr auch ist, man kann sich hundertprozentig darauf verlassen, dass die Jungs sich mächtig ins Zeug legen und selbst genauso unglaublich viel Spaß am Musizieren und auf der Bühne stehen, haben, wie das feiernde Publikum im Saal. Das ist schon wirklich außergewöhnlich. Selbstverständlich gab es auch wieder einiges an Interaktion mit dem Publikum zu erleben, Angefangen von Circle Pits über eine Wall of Folk bis zum kollektiven Striptease und T-Shirt Wirbeln, bei den Saunatemperaturen übrigens die beste Idee des Abends. Auch die Setlist ließ kaum Wünsche offen, egal ob „Pat Murphy“, „Raise your Arms“, „John Kanaka“, „Take me Back“, „One Fine Day“, „Down“, „Rocky Road to Dublin“ oder „Yindy“, die totale Hitfabrik wurde da abgefeuert. Und natürlich ließ man sich auch bei den lautstarken Zugaberufen nicht Lumpen und holte auch einen Teil der Moorings noch einmal zum gemeinsamen Musizieren mit auf die Bühne. Ein Sonderlob verdiente sich übrigens der Lichtmann der wirklich eine tolle Lichtshow in den Löwensaal zauberte Und zum Abschluss bei dem Song „Blarney Roses“ holte man sich abschließend noch eine ganze Reihe weiblicher Konzertbesucherinnen auf die Bühne, ein hübsch anzuschauender Gegenpol zur Männerdominierten Fiddlers Green Musikerwelt. Und so kochte die Stimmung noch einmal richtig hoch, nicht zu vergessen der Konfettiregen zuvor. Wer mehr von der Band in Franken sehen will, sollte unbedingt das Shamrock Castle Festival besuchen. Denn da sind die Erlangener immer ganz besonders gut. Da sieht man sich im Juli dann bestimmt wieder.





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