Wenn man schon einmal Pech hat, dann kommt es meist noch etwas dicker. So
auch beim Konzert von Fiddlers Green im Löwensaal. Denn durch die Krankheit von
Pat musste das Konzert verlegt werden. Und ausgerechnet diese Verlegung kostete
der Band dann doch eine Menge Besucher, die die Karten zurückgaben, weil es
halt kein Wochenendtermin mehr war. Zwar war die Location noch immer richtig
gut besucht, beim eigentlich vorgesehenen Termin am Wochenende wäre der
Löwensaal aber wohl ausverkauft gewesen. Pech für alle die auf eine Nacht mit
mal weniger Schlaf nicht verzichten wollten, der Konzertabend war wieder einmal
furios. Und zwar nicht nur allein wegen Fiddlers Green. Wer schon einmal deren
eigenes Festival, das Shamrock Castle Festival besucht hat, weiß, dass die Band
auch ein sehr feines Händchen dafür hat dem Publikum interessante Bands zu
präsentieren, die zumindest in Deutschland noch nicht so bekannt sind. Eine
davon hat man nun als Toursupport mitgebracht. The Moorings waren auf Schloss
Jägersburg bei Forchheim bereits 2016 zu Gast, wo man nicht nur bei
Fiddlers Green bleibend in Erinnerung blieb. Seitdem hat sich in der
Bandbesetzung etwas verändert, die auffällige Geigenspielerin war nicht im
Löwensaal dabei, was definitiv etwas schade ist. Dafür blieb der treibende Celtic
Folk (-Punk) Sound gleich und Sänger DPhil versteht sein Handwerk. Die
Franzosen singen ihre Songs ja in erster Linie in Englisch und einen in
Französisch, an dem Tag tauchte als kleine Überraschung zum Abschluss in der
Setlist auch ein deutsches Evergreen „Auf der Reeperbahn“ auf, was das Publikum
dankbar zum kollektiven Umarmen und Massenschunkeln annahm. Zuvor hatte man bei
Songs wie u.a. „United We Stand“, „Broken Heartet Man“, „Amsterdam“, „Ice Cold
Jar“ und „Dancy Cargo“ das Publikum schon mächtig angeheizt. Mit der „Bro Hymn“
für alle Freunde und einen flammenden Appell für Sea Shepherd zeigte man ein
Herz fürs Publikum und die unglaublich wichtige internationale
Meeresschutzorganisation, ein positives Beispiel mehr für Bands die sich zum
Glück auch einer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst sind und nicht nur
unterhalten wollen. Davon gibt es wahrlich immer noch zu viele.
Auch Fiddlers Green hat sich dies übrigens auf die Fahne geschrieben und so
war beim Konzert auch ein Stand der Umweltschutzorganisation Greenpeace
vertreten und es wurde damit die Kampagne „Autofrei in die Zukunft“
unterstützt. Dafür gab es aber nicht nur Lob, der eine oder andere Besucher hat sich sogar
richtig darüber geärgert. Völlig zu Unrecht meiner Meinung nach, es geht
überhaupt nicht darum das Auto zu verbannen und der Band ist auch bewusst, dass
der Nahverkehr in Deutschland gerade am Land ein echtes Drama ist, so dass nicht
jeder problemlos zum Beispiel dieses Konzert mit Bus oder Bahn besuchen kann.
Ihnen geht es mehr darum bei jedem Einzelnen Veränderungsbereitschaft ins
Bewusstsein zu rücken, auch mal zugunsten des Nahverkehrs oder des Fahrrads auf
das Auto zu verzichten. Und das sollte doch gerade in größeren Städten möglich
sein. Denn das inzwischen durch die Automassen viele Großstädte vor dem Kollaps
stehen, steht ja wohl außer Frage.
Wer sich wenigstens einmal die Mühe gemacht hat, mit den übrigens sehr
netten Greenpeace-Team zu reden an diesem Abend, hätte spätestens da gemerkt,
dass es Mitnichten darum geht das Auto zu verdammen. Zusätzlich kann sich auch einmal
bei Greenpeace über die Kampagne informieren. Leider haben davon aber viel zu
wenig Gebrauch gemacht, was auch für die engagierten „Greenpeaceler“ und die
total sinnvolle Kampagne wirklich schade ist. Völlig daneben ist es übrigens
die Band über die sozialen Medien deswegen auch noch (wüst) zu beschimpfen.
Zum Glück gibt es Menschen die, im Gegensatz zum Beispiel eines egoistischen
Präsidenten in Amerika, dem die Zukunft der Welt ziemlich egal ist (er hat ja
keine mehr), sich engagieren. Und es werden zum Glück immer mehr die gerade
auch in Deutschland einer in vielen Bereichen völlig verfehlten Politik die
rote Karte zeigen.
Aber
zurück zu Fiddlers Green, die das Konzert mit den Songs „The
Freak of
Eniskillen“, „Slainte“ und dem Knaller „A Night
in Dublin“ eröffneten. Sofort
war die Stimmung im Publikum am Kochen und der Löwensaal zur Sauna
geworden.
Und die Band sprühte mal wieder nur so vor Spielfreude. Es ist
schon wirklich
erstaunlich, es gibt wohl kaum eine Band die so oft irgendwo live
unterwegs
ist. Aber egal das wievielte Konzert das in dem Jahr auch ist, man kann
sich
hundertprozentig darauf verlassen, dass die Jungs sich mächtig ins
Zeug legen
und selbst genauso unglaublich viel Spaß am Musizieren und auf
der Bühne
stehen, haben, wie das feiernde Publikum im Saal. Das ist schon
wirklich
außergewöhnlich. Selbstverständlich gab es auch wieder
einiges an Interaktion
mit dem Publikum zu erleben, Angefangen von Circle Pits über eine
Wall of Folk
bis zum kollektiven Striptease und T-Shirt Wirbeln, bei den
Saunatemperaturen
übrigens die beste Idee des Abends. Auch die Setlist ließ
kaum Wünsche offen,
egal ob „Pat Murphy“, „Raise your Arms“,
„John Kanaka“, „Take me Back“, „One
Fine Day“, „Down“, „Rocky Road to Dublin“
oder „Yindy“, die totale Hitfabrik
wurde da abgefeuert. Und natürlich ließ man sich auch bei
den lautstarken Zugaberufen
nicht Lumpen und holte auch einen Teil der Moorings noch einmal zum
gemeinsamen Musizieren
mit auf die Bühne. Ein Sonderlob verdiente sich übrigens der
Lichtmann der
wirklich eine tolle Lichtshow in den Löwensaal zauberte Und zum
Abschluss bei
dem Song „Blarney Roses“ holte man sich abschließend
noch eine ganze Reihe weiblicher Konzertbesucherinnen auf die Bühne,
ein hübsch anzuschauender Gegenpol zur Männerdominierten Fiddlers Green Musikerwelt.
Und so kochte die Stimmung noch einmal richtig hoch, nicht zu vergessen der
Konfettiregen zuvor. Wer mehr von der Band in Franken sehen will, sollte
unbedingt das Shamrock Castle Festival besuchen. Denn da sind die Erlangener
immer ganz besonders gut. Da sieht man sich im Juli dann bestimmt wieder.
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