Die Capercaillie-Seite
          Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich. Man wird ja auch
                 kein Auto, wenn man in einer Garage steht.                  Albert Schweizer

                         


Helmbrechts, Kulturwelten 26.10.2012



Was lange währt wird endlich gut kann man zum Auftritt der schottischen Folkgruppe sagen, der nach einjähriger Verzögerung glücklicherweise doch noch in Helmbrechts im Rahmen der Kulturwelten stattgefunden hat, selbstverständlich bei ausverkauftem Saal. Das Konzert musste vom letzten auf dieses Jahr verschoben werden, weil just zum angesetzten Termin Bob Dylan mit 2 Capercaillie Mitgliedern tourte und angeblich der Rest der Gruppe in Australien beim Staatsbesuch der Queen einen Auftritt hatte. 


Endlich hat es aber nun geklappt, wenn auch nicht in voller Besetzung, denn die besteht aus 8 Mitgliedern. Doch Percussionist und Schlagzeuger hat man daheim gelassen, was für den intimen Rahmen einer Accoustic Tour sicher kein Problem darstellte, im Gegenteil. Umso mehr kam der Gesang der großartigen Sängerin Karen Matheson zur Geltung. Mit Jarlath Henderson an den Pipes hat man für Michael McGoldrick , der auch fehlte, einen tollen Ersatz gefunden. Bisweilen handierte er mit 2 Pipes gleichzeitig und begeisterte damit sichtlich Zuhörer und Band. Doch neben den Pipes ist es besonders die Fiddle von Charlie McKerron und das wunderschöne alte Akkordeon von Donald Shaw, die den Sound von Capercaillie prägen. Die Band komplettierten im Helmbrechtser Bürgersaal Ewen Vernal am Kontrabass und Manus Lunny mit Bouzouki und Gitarre.

Auf die Sekunde pünktlich um 20.00 erklangen die ersten Takte des "Skye walking Songs" gefolgt von "An Buachaille Ban" und sofort kam richtig Stimmung im Saal auf. Cappercaillie, der Name ist übrigens der schottisch-gälische Ausdruck für Auerhuhn gibt es nun schon seit 1984 als mit Cascade das erste Album erschien. Und auch wenn die Band bis heute, wie viele Gruppen, einige Besetzungswechsel hinter sich hat, die Gründer Donald Shaw und Sängerin Karen Matheson sind der Band und ihrem Stil bis heute treu geblieben. Um die 18 CDs gibt es seitdem, man hat also einen unerschöpfliche Fundus an Liedern, die man bei einem Liveauftritt spielen kann und davon machte man auch reichlich Gebrauch. Es gab also nicht nur Songs der neuesten CD Roses and Tears zu hören sondern auch Älteres.

Leicht hatten es die Besucher nicht, den Songs zu folgen, sind ein Großteil doch in Gälisch gesungen und da nützt selbst gutes Englisch nichts um etwas zu verstehen. Aber irgendwo macht dies aber auch den Reiz der Band aus, die mit dem Song Coisich a Ruin 1992 erstmals einen gälischen Song in den UK Top 40 platzieren konnten. Das zugehörige Album Delirium wurde übrigens in Deutschland mit einer goldenen Schallplatte ausgezeichnet.

Englisch wird aber auch gesungen z.B. bei Song Nummer 4 im Programm Don`t you go geschrieben von John Martyn den ersten absoluten Höhepunkt des Konzerts, das anklagende Anti-Kriegslied mit dem ergreifenden Chorus "Don`t you go, don`t you go my son" ist sicher vielen Konzertbesuchern bleibend in Erinnerung geblieben. Nach "Fasgail an Doraich" ehren Capercaillie Michael Marra, der im Alter von 60 Jahren am 23. Oktober also gerade mal 3 Tage vor dem Konzert an einem Krebsleiden verstorben ist. 

Dem Schottische Singer-Songwriter aus Dundee zu Ehren erschallt Green Grow the Rushes `o und man kann eine Stecknadel im Saal fallen hören so andächtig lauscht das Publikum. Bevor es in die Pause geht wird es mit Seice Ruairdh wieder fröhlicher und die nun folgende Pause nützt man zum Verkauf der letzten CD, die immerhin schon 2008 erschienen ist. Trotzdem fand sie reissenden Absatz und die vielen Exemplare langten nicht, um alle Konzertbesucher zu befriedigen.


Nach der Pause ging es mit Calum`s Road und Seinneam Cliu Nam Fear ur weiter. Nach dem Song Evit ar Bar hatte Jarlath Henderson Gelegenheit bei einem Pipe Solo sein Können zu zeigen und Band und Publikum lauschten fasziniert.

Richtig Gänsehaut erzeugt Capercaillie, wenn alle 6 Mitglieder, dominiert natürlich von der Stimme Karen Mathesons mitsangen wie z.B. in Both Sides of the Tweed. Omnia Fans dürften die Zeilen 

Let virtue distinguish the brave

lace riches in lowest degree

hink them poorest who can be a slave

hem richest who dare to be free

bekannt vorkommen. Fängt Steve Sic seine Live Version des Lieds En Avant Blonde auf Worlds of Omnia genau mit diesen Worten an.

Capercaillie sind ein akustischer Soundtrack für den Kopf, es lässt sich gar nicht vermeiden sich die Schottischen Highlands vorzustellen über die man gerade läuft oder das fröhliche Pub, in dem gerade eine wunderbare Band stimmungsvoll aufspielt. Capercaillie ist ein musikalischer Schottlandausflug der ganz besonders stimmungsvollen Art der natürlich mit Zugaben und den Songs The Tree und Fear A Bhata (oh my Boathan) unter großem Applaus leider langsam zu Ende geht. Und so sorgte der Auftritt nicht nur bei meinem italienischen Sitznachbarn Cristian, der extra aus Italien zum Konzert angereist war und schon unzählige Konzerte in ganz Europa besucht hat für strahlende Augen.

Danach war aber noch lange nicht Schluss, Autogramme schreiben und ein Plausch mit dem Publikum gehören für Cappercaillie auch dazu und damit dürften sie noch ein paar mehr Fans gewonnen haben, an diesem denkwürdigen Abend.



Und nun noch einige weitere Bilder vom Auftritt in unserer Bildergalerie