Franz Benton
2012
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Kulturwelten Helmbrechts, 10.11. 2012
Wenn man auf der Bühne steht und einem der Songtext immer wieder entfällt,
man sich ständig verspielt, kein Publikum mehr findet oder einen erschöpften
müden Eindruck macht, dann ist es Zeit als Musiker aufzuhören. Wenn man am
musizieren keinen Spaß mehr findet, beim Publikum keine Emotionen wecken kann
und sich der Applaus auf ein Anstandsklatschen beschränkt, wird es auch Zeit
darüber nachzudenken aufzuhören. Und wenn man auf einmal keine Mitmusiker mehr
findet, dann bleibt einen gar nichts anderes übrig als aufzuhören.
Und was hat das alles mit dem Konzert von Franz Benton in Helmbrechts im
Rahmen des Kulturwelten-Programms 2012 zu tun? Nichts! Und trotzdem war es die
Abschiedstour des Singer-Songwriters, trotzdem will er als Musikrentner in
Zukunft die Bühne meiden, wirklich schwer zu glauben. Denn noch immer ist er ein
Publikumsmagnet und seine "Final Curatin Tour" füllt die Hallen. Nicht nur das
Konzert in Helmbrechts war schnell ausverkauft, auch Tags zuvor in Coburg gab es
keine Karten mehr. Und egal ob in Helmbrechts oder in Coburg, Benton wurde
gefeiert, in Coburg noch deutlich mehr als in Helmbrechts wo das Publikum zwar
reservierter, aber nichtsdestotrotz genauso begeistert war. Das sieht man
allein schon beim CD Verkauf, beide CDs (die angeboten wurden) fanden reißenden Absatz.
Am Publikumszuspruch liegt es also nicht und verspielt oder Texthänger hatte
Benton auch keine. Und wie siehts mit der Emotion aus?
Die wird bei dem im Jahr 1952 in Ratingen geborenen Vollblutmusiker ja schon
seit jeher groß geschrieben. Jeder der ihn 1986 mit "dem kleinen Iren" in der
Freiheitshalle erlebt hat, wie er so schön während des Konzertes sagte, als er
auf seine Karriere in und um Hof zurückblickte. Ein ganz
kleiner Teil des Publikums hat dies auch miterlebt, oder seine Auftritte im
Zedwitzer Rockclub oder im Alten Bahnhof. Wo auch immer Benton spielte, schaffte
er es mit seiner -Zitat Benton- "Frauenmusik" immer Emotionen zu wecken und zwar
nicht nur bei Frauen. Dies hat sich bis heute auch in keiner Weise geändert.
Schon mit dem ersten Lied "Would You" nahm man das Publikum emotional gefangen.
Und Benton wäre nicht Benton, wenn er mit "Fragile Feelings" nicht nachlegen
würde. Nach der Begrüßung des Publikums konnte dies bei dem Song "Dubidudam"
erstmals seine eigenen Sangesqualitäten unter Beweis stellen und die waren
ziemlich dürftig im Vergleich zu einem vor Energie und Kraft in der Stimme nur
so strotzenden Songpoeten. So hart es für Benton sicher damals war, als der nach
Andalusien ausgewanderte Landwirt durch einen Erdrutsch mit einem Schlag seiner
Existenz beraubt wurde, so erfreulich war es in der Folge für das Deutsche
Publikum, denn Benton hat es schon immer verstanden wunderschöne Songs zu
schreiben. Das ging mit seinem ersten Album "Talking to a Wall" 1986 los und hörte
2011 mit "Bach to Benton" auf. Natürlich gibt’s daraus auch Songs zu hören,
Benton mit Bach vermischt wie der Titel des Albums schon vermuten lässt. Dank
der beim Münchner Rundfunkorchester beschäftigten Martina Liesenkötter und ihrem
Bass spielenden Mann gelang es live das auf die Bühne zu bringen, was auf CD ein
ganzes Orchester im Rücken erzeugt hat, wunderschöne Popmusik. Zwar nicht so
pompös wie es es das Orchester kann, aber doch wunderschön zum anhören.
Bevor er in der Pause unters Sauerstoffzelt muss, gab es eine ganze Reihe
weiterer Songs aus dem Benton-Repertoire wie No matter what i do, Jimena und zum
Abschluss Turn Back Time, den Ausflug zu Vivaldis 4 Jahreszeiten mit passend zur
Jahreszeit "Sommer" nicht zu vergessen.
Ein Sauerstofffzelt gab es dann übrigens keines, sondern fleißig Autogramme und
einen großen Andrang beim CD- Stand.
Bevor es im zweiten Teil
mit "Your skin is my castle" und "Ohne mich" weiterging kann man also
schon mal feststellen, dass Franz Benton überhaupt nichts von
seiner Emotion verloren hat, weder in seinen Liedern noch in seinem
Vortrag, der genauso emotional begeistert und leidenschaftlich wirkt
wie vor 20 Jahren. Und noch dazu hat er mit Liesenkötter eine
perfekte Begleitung gefunden.
Eine, die ihn nicht nur mit Geige sondern
auch mit Trompete, Keyboard und stimmlich perfekt unterstützt. So
gut, dass die beiden von der Presse zurecht schon als Traumpaar ala
Cindy und Bert bezeichnet wurden. Doch dies hatte für ihn Folgen,
wie er humorvoll dem Publikum berichtete. Denn so bekam er irgendwann
nicht nur einen Anruf des eifersüchtigen Ehemanns von
Liesenkötter, sondern auch einen Bassspieler dazu, aus einem Duo
wurde ein gut harmonierendes Trio, das sich da Helmbrechts
präsentierte.
Und so durfte nach "Once upon a Time", den Deutschen
"Wollte Dir noch sagen" , "Catch a Falling Star" und einem Medley Albert Frasch
mit einem Basssolo beweisen, dass er auch im Mittelpunkt stehen kann.
Ansonsten stand der introvertiert wirkende Musiker nicht nur was die
Ausleuchtung der Bühne betrifft etwas im Schatten im Vergleich zu
seiner gut ausgeleuchteten extrovertierten Ehefrau, von Benton ganz zu
schweigen, der einem in keiner Sekunde das Gefühl gab, als
würde er das, was er da gerade macht, nicht genießen. Und
nach "One by One" und "Let me Go" gabs vor und in der Zugabe mit "How I
wish you were here" und "She´s mine" noch einmal die ganz
großen Gefühle und einen eindrucksvollen Beweis dafür,
dass Benton ein Händchen dafür hat, wunderschöne
Lovesongs zu schreiben.
Einen Beweis, den es eh nicht bedürft hätte, wenn einem der Name Franz Benton
irgendwann schon einmal musikalisch untergekommen ist. Erfreulicherweise hat er
immerhin ein neues Album in Aussicht gestellt. Weil seine Idee auf jeder Platte
seiner Tochter ein Lied zu widmen und dies mit der Geburt seines Enkelkindes zu
beenden, noch nicht möglich war, mangels "Fortpflanzungsmotivation".
Und so bleibt echt zu hoffen, dass die neue CD mit Tochterunterstützung bald
kommt und Benton wieder Lust verspürt, die tollen Songs, die er dann sicher
wieder verfasst hat, auch live zu präsentieren. Denn Altersmüdigkeit kann man ihm
genauso wenig bescheinigen, wie irgendeinen anderen der obenstehenden Gründe, die
ein Adieu von der Bühne rechtfertigen würden. Und wenn schon "The Final Curtain"
dann kann der nur in der nagelneuen Freiheitshalle vor Tausenden vor
Leuten fallen, die ihren in Oberfranken verwurzelten Singer- Songwriter gebührend
abfeiern und ihn für so wunderschöne Songs danken wie in Helmbrechts zum Abschluss "Heaven
Knows".
Und nun gibts noch ne fette Bildergalerie von Franz
Benton verbunden mit der Hoffnung ihn irgendwann wieder live erleben zu
können-trotz Final Curtain.
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