Mit John Grishams Roman "Die Kammer" hat die
gleichnamige Musikband zwar wenig zu tun, trotzdem war es mindestens genauso
spannend zu beobachten was aus dem Projekt von Marcus (Max) Testory und
Matthias (Matze) Ambre entstehen würde seit man im letzten Jahr eine gemeinsame
Zusammenarbeit bekannt gegeben hatte.
Der L`Orchestre De Chambre Noir (kurz
Chamber) -Bandchef und der langjährige Gitarrist und Produzent von ASP, die
sich ja auch aus gemeinsamer ASP-Zeit bestens kennen, zusammen in einer Band,
das konnte ja nur gut werden. Mittels Youtube-Videos wird die Entstehungsphase
der Band dokumentiert und mit dem Auftritt beim WGT 2012 hat man sich dann fast
in einer Nacht und Nebelaktion
unter großer Publikumsbegeisterung erstmals live
vorgestellt. Man blieb den Besuchern damals genauso nachhaltig in Erinnerung,
wie all jenen , die die Single „Welcome to the Orphenage“ erstmals gehört oder
das von Ingo Römling hergestellte Scherenschnitt-Animations-Video dazu gesehen
hatten und spätestens da war wohl auch dem letzten "Dark Music Liebhaber
klar, dass da was ganz Großes entstehen wird.
Inzwischen gibt’s auch die erste
CD mit dem Titel Season I: The Seeming and the Real und was liegt da näher als
mit Release-Konzerten die Musik dem Publikum live vorzustellen. Als erstes
kamen die Kölner in den Genuss und heute waren die Leipziger dran und durften
lauschen was die 2 Musiker ausgetüftelt haben. Dafür hat man mit der
Moritzbastei die perfekte Location gefunden. Als sich die schweren Holztüren
zum Saal öffneten, fühlte man sich etwas an das Video zurückerinnert.Es lag
eine echte Spannung in der Luft, als um kurz nach 20 Uhr Die Kammer das Konzert
eröffneten. Eine Spannung die sich auch auf die Musiker übertrug, wirkten sie beim
Interview um 18.30 noch extrem entspannt und gelöst, so gab Max Testory seine
Nervosität bereits in der ersten Ansage ans Publikum ganz offen auch zu.
Einen heimeligen Ort wollte man sich mit der Kammer schaffen
und gemeinsam ehrliche Musik in bewährter Singer-Songwriter Tradition abliefern
ist auf der Bandhomepage zu lesen, das hat man fraglos geschafft. Wie auch auf
der CD ging es mit der Single The Orphenage los und das ist vielleicht der
einzige Schwachpunkt des Abends und auch der CD. Mit seiner wunderschönen
Melodie und dem eindrucksvollen tiefen Gesang Testorys hat man es geschafft ein
melancholische Ballade zu schreiben in einer Qualität wie z.B. Nick Caves
"where the wild roses grow". Ein Song für die Ewigkeit, einen den man
einmal gehört einfach nie mehr vergisst, der nicht mehr aus dem Ohr raus will, an
dem man sich nicht satt hören kann und den man auch nach 100-fachen Hören immer
wieder toll finden wird.
Eine Qualität, die die anderen Songs so nicht
aufweisen, aber es wäre auch vermessen dies zu erwarten. Man tut echt gut
daran, am Ende das Konzerts den Song nochmals anzustimmen , das beste gabs also
am Anfang und Ende zu Gehör. Dazwischen gabs dann den Rest der CD und der ist
wahrlich ebenfalls ein Genuss, so wie z.B. das geringfühig schnellere Fate/Illusion
gleich im Anschluss oder The Seeming and the Real das dem Album den Namen gab.
Nicht nur in diesem Song geht es um Schein und Sein im Leben und es ist für
Ambre und Testory ein leichtes die melancholische Stimmung der CD in den Saal
zu zaubern. Unterstützt werden sie dabei von einer bestens harmonierenden Band
mit Oliver Himmighoffen, ein alter ASP-Weggefährte an den Drums, Dirk Klinkhammer
an der Tuba, Aline Deinert , die auch bei Haggard und Empyrium Geige spielt und
Filmkomponist Matthias Raue an der Violine sowie Tabea Müller am Cello, die Max
in der S-Bahn aufgelesen hat und die nun als festes Kammermitglied mit auf Tour
unterwegs ist. Neben den ganzen eigenen Song gibt es aber auch noch einen kleinen
Einblick , welche musikalischen Vorbilder die 2 so haben und schon erklingt Max
Testory -Cash und der Song Hurt.
Man muss echt dankbar sein, dass die 2 den Mut aufgebracht
haben alles bisherige über Bord zu werfen und nochmals ganz von vorne
anzufangen , genug Wirbel und Ärger hat
die Zusammenarbeit im Vorfeld ja eh verursacht und es ist wirklich jammerschade
dass daran die Freundschaft zu ASP zerbrochen ist.
Aber vielleicht heilt auch hier die Zeit die Wunden, wie oft
im Leben und was gibt es schöneres für den Musikliebhaber als mit ASP und der
Kammer 2 so tolle Bands zu haben. Auf alle Fälle merkte man den beiden an,
welchen Spaß es ihnen bereitete an diesem Abend in Leipzig aufzuspielen und
dass sie nicht nur geniale Musiker sind, sondern es auch noch bestens verstehen
ein Publikum zu unterhalten und in ihren Bann zu ziehen, konnten sie ebenfalls
unter Beweis stellen. Es schadet nämlich gar nichts , dass zwischen den Songs
in Moll auch mal herzhaft gelacht wird und schwer fällt das vor allem den
lustigen Österreicher mit Bart und Fleischbadekappe , dem der Schalk im Nacken
sitzt überhaupt nicht, auch wenn er mit seinem Tattoo auf dem Kopf und seinem
beim Singen manchmal etwas grimmigen Gesichtsausdruck einen anderen Eindruck
vermittelt. Da haben sich 2 gefunden, die Kammer hat die Tür ganz weit
aufgestoßen mit Album Nummer 1 und man kann sicher sein, dass noch ganz ganz viel
von dem tollen Projekt zu erwarten ist. Bis es aber mit Album Nummer 2 weiter geht,
gilt es das erste Album dem Publikum vorzustellen und dazu ist man gerade am
Verhandeln wegen weiterer Konzerttermine. Mehr dazu sobald bekannt auf
www.jarwinbenadar.de und allen die die Kammer noch nicht live gehört haben und
die an dieser Art Musik gefallen finden ist der Besuch eines Konzertes sehr zu
empfehlen.
Aber vorsicht, man wird die Musik und die Ausnahmestimme von
Testory im Gedächtnis behalten und einen Ohrwurm bekommt man gratis zusätzlich
mitgeliefert. Übrigens gibts auf www.jarwinbenadar.de auch noch ein ein
Interview mit den beiden.
Und nun gibt es die Kammer noch in Bildern zum Lust machen
auf ein Live-Konzert. Es lohnt sich!