Nürnberg, Serenadenhof 11.07.2013
Einen Konzertbericht mit "die Schöne und das Biest" zu beginnen ist ja schon
fast eine Plattitüde aus der Mottenkiste, aber es passt einfach wie die Faust
aufs Auge um gleich noch eine Plattitüde hinterherzuschieben. Die Schöne ist
natürlich Candice Night, elfengleiche Ehefrau von Gitarrenlegende Richie
Blackmore, der die Rolle des Biestes inne hat. Es gab in der Vergangenheit
unterschiedlichste Presseberichte über Blackmores Night von sehr negativ bis
extrem positiv und die von begeisterten bis total verärgerten Zuhörern
berichteten. Zu letzten gehörte ich übrigens auch schon mal. Meist wohl abhängig
von den Tageslaunen des Richie Blackmore der seinen Starstatus auslebt (warum
auch immer) und der auch den einen oder anderen
Veranstalter zur Verzweiflung
treibt. Da kann seine Frau noch so von der Bühne herunter strahlen und
wunderschön singen, retten kann auch sie dann nichts mehr. Blackmores Night kann
man sehr positiv oder sehr negativ erleben und das ist bei dem Eintrittspreis
der Band kein unerhebliches Risiko auf das sich der Konzertbesucher somit
einlässt. In Nürnberg war die Laune auf alle Fälle bestens, Candice strahlte als
wolle sie der Sonne an diesem Tag echte Konkurrenz machen und so konnten ein
extrem gut gefüllter Serenadenhof Blackmores Night incl. einer Zugabe bis 22.00
Uhr sehr positiv erleben. Dass es keine weiteren Zugaben gab, kann man der Band
übrigens wirklich nicht anlasten, es liegt an den mir völlig unverständlichen
Lärmschutzauflagen im Serenadenhof, die ein Ende um 22.00 Uhr vorschreiben. Und
das nützen Blackmores Night bis auf die letzte Sekunde aus und man hatte nicht
den Eindruck, dass sie wirklich aufhören wollten.
Unglaublich, dass die, bei der Vorband des Geiers
Schwarzer Haufen noch ziemlich schweigsame, Zuschauermasse bereits beim ersten
Song des Abends für prächtige Stimmung sorgte. Spätestens nach den Songs "Under
a Violet Moon" und "Soldier of Fortune" hatte Blackmores Night die Meisten des
Auditoriums völlig für sich gewonnen, die letzten spätestens als Mini-Blackmore
auf die Bühne stürmte und seiner Mama um den Hals fiel und damit für die erste
Pause im Konzertprogramm sorgte. Der Nachwuchs war übrigens auch für den größten
Lacher des Abends verantwortlich. Denn just als das stimmungsvolle Intro zu
Troika endete und Candice Night anfangen wollte zu singen, übernahm Baby
Blackmore dies mit durchdringender Stimme höchstselbst. Vielleicht hätte man den
Hinweis vor dem Konzert unbedingt die Handys auszuschalten auf Kinder ausdehnen
sollen. Zum Glück geht das ja nicht und so wurde Baby Blackmores Kurzauftritt zu
einem unfreiwilligen Highlight der Show. Übrigens hat eine Soap Opera aus der
Ukraine Blackmores Night zu diesem Song inspiriert, wie Candice Night auf sehr
charmanter und fröhlicher Art dem Publikum erklärte.
Troika ist einer von
mehreren neuen Songs die an diesem Abend gespielt wurden, alle kamen prächtig
beim Publikum an und Troika ist eines der Beispiele wie viele verschiedene
Musikstile Blackmores Night an einem Konzertabend für die eigenen Zwecke so
verwursten, Russische Folklore, Klassik wie das Intro aus Carmina Burana, dass
in einem furiosen Trommelsolo endet, Celtic Folk, Blues, Pop bis zum Schlager
und zur Bierzeltmusik. Geboten wird an diesem Abend alles, da wird der
begeisterte (Prog-) Rock Fan ebenso bedient, wie beim Bad Romance Cover der Lady
Gaga Fan. Moskau von Dschingis Khan erklingt genauso, wie das hebräische
Volkslied Hava Nagila, was übersetzt "Lasst uns glücklich sein" bedeutet und
sehr passend für das steht, was Blackmores Night an diesem Abend ihrem Publikum
bieten wollen. Ein Crossover-Mix in dem sich jeder irgendwo wiederfinden kann,
ob man mit solch einer Bandbreite von anspruchsvoller Renaissance Musik bis zum
Bierzeltklopfer einen wirklich total begeistern kann ist die Frage.
Festzustellen bleibt, dass es dem Publikum durchaus gefiel, bei mir im Laufe des
Konzertes aber auch schon mal das Gefühl hochkam, wie gerne würde ich jetzt das
Micro ausdrehen. So diskussionswürdig das Repertoire der Band auch ist, was Ton
und im Fortgang des Konzertes auch Lichttechnik betrifft, da gibt es wahrlich
nichts zu nörgeln. Ein klasse Sound der mit perfekter Lautstärke ausgesteuert,
dem Publikum ermöglicht jedes Wort was Candice Night singt, zu verstehen.Die
Lichtshow und die stimmungsvolle Gestaltung der Bühne machen genauso Freude und
sind wichtige Bestandteile des stimmungsvollem Ganzen. Abgerundet wird das
positive Gesamtbild natürlich durch die hervoragenden Begleitmusiker/innen,
allen voran der bassspielende "Wurzelsepp", der sich auch um die Show bemühte,
wie auch der Mann am Keyboard. Es gab also tatsächlich auch eine ganze Reihe von
Musikern, die man nach Song 5 auch alle ganz brav dem Publikum vorstellte. Dass
trotzdem keine Bilder davon zu sehen sind, liegt einfach daran, dass man gerade
einmal nur die ersten beiden Songs fotografieren durfte und da hielt man die
tolle Backgroundsängerin und äußerst begabte Violinistin vor uns versteckt. Dies
gilt übrigens auch für das Publikum inklusive Handyfotos, was die arme Security
auch genau überwachen musste. Zurück zum Mittelalter sozusagen, richtig Action
für die Männer in Schwarz. Erinnerungsfotos sind im Eintrittspreis nicht
enthalten.
Die größte Gefühlsregung zeigte Richie Blackmore
übrigens bei Home Again, als er eine Mini-Mini-Tanzeinlage mit seiner Frau
vorführte. Den Song widmete Candice Night übrigens dem Deutschen Publikum für
die nun 16- jährige treue Unterstützung und so ist in Deutschland touren auch
immer etwas wie heimkommen, wie sie deutlich unterstrich. Um in der Folge mit
einer "Shawn", auf Deutsch Schalmei, den Song anzustimmen. Mein absoluter
Höhepunkt des Abends war Something in the Darkness, ein großartiger Song
getragen von der engelsgleichen Stimme von Candice Night, der mit seiner
wunderschönen sehnsuchstvollen Melodie für das steht, was den Reiz Blackmores
Night ausmacht und weshalb an diesem Abend auch Gäste aus Australien und England
den Weg in den Serenadenhof gefunden hatten. Auch der extrem stimmungsvolle
ruhige musikalisch total reduzierte Christmas- Abschlusssong hatte durchaus
etwas von Gänsehaut zu bieten und Weihnachten steht ja auch bald wieder vor der
Tür und kommt was die Geschenke betrifft für viele Ehemänner sicher wieder
völlig überraschend und unvorbereitet daher. Warum also nicht schon im Juli
darauf hinweisen. Ob man allerdings von Humba Täterä bis zur Klassik an einem
Abend alles bedienen muss und sich nicht doch lieber auf die Magie solcher Songs
wie z.B. Dancer and the Moon vom gleichnamigen neuesten Album, der der Tour auch
den Namen gibt, oder Fires at Midnight beschränkt muss jeder Konzertbesucher für
sich selbst herausfinden. Und das kann, wenn die Stimmung bei der Band
Blackmores Night gut ist und das Publikum jedesmal so gut mitmacht, wie in
Nürnberg, durchaus vergnüglich sein.
Nun gehts los mit einer
kleinen Bildergalerie, da die Fotoerlaubnis aber gerade einmal 2 Lieder
umfasste , gibts leider keine Fotos von den anderen tollen Musikerinnen
und Musikern. Dafür aber ein Foto der Babysitter-Bühnencrew#
und zwei von der Vorband.