Das zweite Festival Mediaval vom 11-13.09.2009 in Selb - Tag 1
Zum zweiten mal das Festival Mediaval in Selb und
irgendwie wiederholte sich doch vieles. Allem voran die Kälte. Bewusst hatte man
das Festival um eine Woche
vorverlegt, in der Hoffnung die Polartemperaturen des
letzten Jahres wiederholen sich nicht. Unter Null ging das Thermometer diesmal
zwar nicht, trotzdem war es lausekalt.
Man fragt sich wirklich, ob es nicht
sinnvoller wäre, das Festival noch um eine Woche nach vorne zu verlegen, auch
wenn man dann in die Urlaubszeit rutscht. Aber man
würde dann auch dem
Mittelalter-Fest in Lichtenberg aus dem Weg gehen, das nicht allzu weit weg ist und, laut Frankenpost, in
diesem Jahr 8000 Zuschauer anlockte. Ob allerdings
potentielle
Mediaval-Besucher dabei waren, darf zurecht bezweifelt werden, denn das Festival
Mediaval bleibt trotz vieler Stände und tollem Rahmenprogramm von
Gesangsworkshop
bis Mittelalter-Tanzkurs trotzdem in erster Linie ein Musikfestival. Deswegen
werde ich auch die Diskussionen um den Eintrittspreis einfach nicht
verstehen.
Klar für jemand der nur den Markt besuchen will, ist es viel, aber das
Festival Mediaval nur deswegen zu besuchen wär anhand des tollen Musikprogramms Frevel. Und
wenn man sieht, dass Künstler im Schnitt gut 30 Euro für einen Auftritt von knapp
2 Stunden verlangen und man das ins Verhältnis setzt , was in Selb geboten wird,
dann kann man zwecks solcher Diskussionen nur mit dem Kopf schütteln.
Immerhin hatte man 2 Tage Sonne. Erst Sonntag zog es
sich immer mehr zu, um ausgerechnet vor dem Faun-Auftritt zu regnen. Super
ärgerlich, das nicht besonders
tolle Sonntagswetter hat doch einiges an
Zuschauerzuspruch gekostet und manche sind, gut durchgefroren ,schon vor Faun
abgereist.
Im Vergleich zum letzten Jahr bleibt festzustellen,
dass das Festival nichts an seinem Reiz und Charme verloren hat. Auch wenn
diesmal deutlich weniger Stände aufgebaut
waren und ich auch die Fressmeile
weniger gelungen fand, als im letzten Jahr ,wo die
Fressbuden auf dem ganzen
Gelände verteilt waren. Dafür schmeckte es auch in
diesem Jahr wieder
außerordentlich gut. Ob Mutzbraten, die gigantisch leckeren
Feuerspieße, Crepes
und Flammkuchen, Knoblauchbrot, Kräuternudeln, Mittelalterliche
Kartoffelspalten, Schupfnudeln oder Langos um nur mal einige Gerichte zu
erwähnen,
man hätte immerzu futtern können. Besonders gut kam scheinbar auch der
Hanfbäcker
an, der Sonntag Abend völlig ausverkauft war und auch der Marokkaner
war eine echte
Bereicherung. Beide waren erstmals in Selb. Das galt auch für
viele Aussteller. Ein
Großteil hatte wohl aufgrund des nicht so starken
Besucherandrangs im letzten Jahr keine große Lust auf Selb gehabt. Nicht gerade
weitsichtig, meiner Meinung nach.
Denn man wird sehen, dass das Festival von Jahr
zu Jahr mehr Besucher anlocken wird. Sicher auch, wegen dem bestens dafür
geeigneten Goldberg und der wirklich
liebevollen Organisation . Ich hab den Mut
der 3 "Verrückten" Karl-Heinz Schwarz,
Rudolf Meier und Oliver Karolkewik ja schon
beim ersten Festival gelobt, auch diesmal
ganz viel Respekt und ich hoffe, das 2009 wenigstens ein kleines Plus übrigbleiben wird und Festival Nummer 3 dann
erneut mehr Zuschauer anlockt. Aber da hab ich
keine Zweifel, zumindest was die Besucher betrifft.. Und ich hoffe, dass
alle Konzertbesucher den Organisatoren das Einlasschaos vom Freitag verzeihen.
Dies
wurde u.a auch durch die Frankenpost verursacht, die im Vorfeld falsche
Preise
veröffentlichte und somit sahen sich die Besucher mit Schnuppertickets
genötigt wie wild rumzudiskutieren, was den Einlass extrem blockierte. Nicht
ganz freisprechen
kann man allerdings auch die Organisation, die mit dem
Freitagsansturm trotzdem etwas überfordert war. Eine Kasse ist da einfach zu
wenig. Das war aber meiner
Meinung nach die einzige echte Panne, die aber
definitiv so nicht passieren darf.
Neu war in diesem Jahr auch ein Teil des
Moderatorenteams. Dem bereits vom letzten
Jahr bekannten "Wandelbar" hatte man
diesmal eine Frau "Elfrun von Halla" an die Seite
gestellt. Wohl eine der
undankbarsten Aufgaben des Festivals, die Leute bei Laune zu
halten, wenn eine Sängerin noch schnell ihr Baby stillen musste und sich dadurch
der
Auftrittsbeginn verzögerte oder wenn man den enttäuschten Festivalbesuchern
die gewünschten Zugaben verweigern musste. Die junge Dame machte ihre Sache sehr gut
und bewies auch fundiertes Wissen im Gegensatz zu Wandelbar , der mehr mit
dummen Sprüchen glänzte und wie schon im letzten Jahr für einige höchst lustige
Momente sorgte. An das Dreamteam vom letzten Jahr kamen die 2 allerdings nicht
heran, ohne die Leistung von Elfrun jetzt abwerten zu wollen. Aber wie die 2
sich im letzten Jahre die Bälle zugespielt haben ist einfach unerreicht.
Trotzdem auch diesmal
ein dickes Lob für die kurzweilige Moderation und auch
wenn manche Festivalbesucher das anders sehen, ohne die 2 wäre das Festival um einiges ärmer gewesen.
Das letzte Lob , was ich noch loswerden möchte,
bevor es endlich mit den Bildern von den Bands und meinen kleinen Konzertbericht
losgeht sollen aber alle Besucher
abbekommen. Wie auch im letzten Jahr gab es so
viele nette Festivalbesucher. Zwar erneut wenige aus Selb am Samstag und
Sonntag, dafür aber umso mehr nette Gäste
aus nah, fern und ganz fern. Und es
war einfach total schön, soviele inzwischen
bekannte Gesichter wieder zu sehen. Angefangen von den Fotografen
über meine nette Spanierin, die gleich 2
Freundinnen mitgebracht hatte, bis zu vielen
bekannten Gesichtern unter den
Besuchern. Alex und Lisa nicht zu vergessen. Und so
freu ich mich schon jetzt aufs
nächste Jahr, wenn hoffentlich auch da alle wieder die dann 3.
Auflage besuchen kommen.
Apropos Besucher, richtig süß fand ich auch das
ältere Selber Ehepaar, das dem Goldberg einen Besuch abstattete und es sich
nicht nehmen lies auch die eine oder andere Bühne zu besuchen.Die 2 waren sicher
die ältesten Besucher des Festivals und hatten, obwohl keine Mittelalterfans,
genauso ihren Spaß. Toll!
Ach, ein Lob muß ich doch noch loswerden,
stellvertretend für die Stadt Selb kann das Bürgermeister Kreil in Empfang
nehmen, der sich zur Begrüßung extra mittelalterlich
gekleidet hatte. Man tut
auch gut daran, das Festival wo es nur geht zu unterstützen. Es ist ein
herausragender Werbeträger für die Stadt und schon jetzt ein bedeutender
Wirtschaftsfaktor. Und wenn man vergleicht was Wacken inzwischen für Dimensionen
erreicht hat und welchen Bekanntheitsgrad dann sollte man auch die
nächsten Jahre die Festivalmacher unterstützen wo es nur geht. Umso mehr,
wenn man sieht
wie der Goldberg nach dem Wiesenfest oder nach diesem Festival
ausschaut. Kein Polizeieinsatz, wenn man von einigen Falschparkern absieht ,und
kaum Verschmutzungen, besser geht es nicht.Allein dies ist schon ein tolles
Spiegelbild für
die vielen angenehmen Menschen die am Wochenende in Selb
verweilten um eine tolle Mittelalterparty zu feiern. Die Größte in Europa und
sicher eines der schönsten Festivals des Jahres überhaupt.
Nun aber zur ersten Band des Festivals die Herren von
Coppelius
Wie steht es so schön auf der Homepage: "Seit nunmehr vielen Jahrzehnten arbeitet
ein Historiker an dem Thema
"Coppelius", um dem geneigten Publikum mehr
Informationen zu dieser über 200
Jahre alten Musikgruppe zur Verfügung stellen zu
können." Und weiter "COPPELIUS lassen den guten Ton in die Konzertsäle
zurückkehren. Fünf elegante
Herren geben sich in Gehröcken die Ehre.
Ursprünglich aus dem 19. Jahrhundert
erschienen, ließ die klassischen Musiker am 18.Juni 1815 ein dauerhafter
Stromschlag ungebührlich laut werden. Mit
mysteriösen Tonwerkzeugen
(Klarinetten, Cello, Kontrabaß, Schlagzeug) in den
Händen verbreiten sie nebst
Butler glückseelige Hysterie. Ein musikalischer Kinski
in fünffacher
Ausfertigung verpfeift das Erbe der deutschen Romantik, unverschämt
wild und
unverschämt gut. Wo sie einmal einkehrten, wartet man täglich auf ihre
Wiederkehr".
In Selb waren sie zum ersten Mal und zeigten auch hier ihre kurzweilige Show. Ich
hab an anderer Stelle ja schon mehr zu Coppelius geschrieben zuletzt zum Auftritt
beim Feuertanz-Festival. Deshalb möchte ich nun mehr die Bilder sprechen lassen,
denn die Stärke der Band ist zweifelsfrei die Live-Show. Außerdem möchte ich
erneut auf den sehr guten Artikel zur Band auf Wikipedia verweisen , den man
hier lesen kann. Lohnt sich wirklich.
Hatte ich Coppelius schon zweimal zuvor gesehen , so war mir die zweite Band des Tages völlig unbekannt.
Dectera Lugh
gibt es jetzt schon seit dem Jahr 2000 allerdings in wechselnder
Besetzung. Was Dectera Lugh ausmacht charakterisiert am besten die
Homepage , die ich hier zitieren möchte:
"das ist Kraftvolle, virtuose Rhythmik, erdiger Gesang verspielte Melodien und
extravagante Arrangements die sich seelenvoll zu einem ganz besonderen und
eigenständigen Klang verweben.
Elemente von Mittelalter bis Moderne etwas Folk, Rock, Pop, Metall, Jazz und
viel Liebe zur Musik, übergreifen schwerelos Grenzen und Jahrhunderte:
Von
vormittelalterlichem Runengesang über mittelalterliches und traditionelles
Liedgut verschiedener Länder, alten und modernen Stilelementen bis zu allem, was
Musik erlaubt, was Freude macht und wobei wir selber gerne tanzen und träumen."
Die nächste Band stammt aus den Niederlanden und macht Irish-Folk
Rapalje
Rapalje spielen neben Traditionals aus Schottland und Irland auch eigene Stücke.
Wie man auf Wikipedia lesen kann sind die 3 festen Bandmitglieder Dieb,
Maceal
und William Multiinstrumentalisten und haben mit der Gitouki ein
eigenes Instrument
entwickelt, eine Mischung aus irischer Bouzouki
und Gitarre. Und so kann sich die
Instrumentenauswahl mit Geige,
Mandoline, Tin und Low Whistle, Akkordeon,
Mundharmonika, Gitouki,
Bodhran, Teekistenbass und nicht zu vergessen
Dudelsack, der
übrigens ganz anders klang, sehen lassen.
Rapalje fetzten und besonders die rauchige, versoffene Stimme von
William passt
wunderbar zu den Folksongs. Ein sehr gelungener Auftritt
der Niederländer.
Nun noch einige Bilder vom sehr gelungenen Auftritt der Niederländer:
Danach stand der Auftritt von Marcus
van Langen
an. Im letzten Jahr für mich einer der besten Auftritte mit seinen
Projekt "Des
Teufels Lockvögel", die (Jubel) im nächsten Jahr
wieder dabei sind. Wird schon
lange Zeit, sie mal wieder zu hören
aber Nordfranken und Sachsen bespielen sie
leider so gut wie nie.
Diesmal gabs dafür Van Langen , das
Mittelalter-Rockprojekt von Marcus auf
der Burgbühne.
Es war sicher mit der tragischte Auftritt des Wochenendes , eigentlich nur noch
vom Pech von Dazkarieh getoppt, aber dazu später mehr.
Grund waren wohl falsch montierte Lautsprecher (erklärte uns zumindest der
Tontechniker), die in den ersten Reihen einen dermaßen schlechten Sound
produzierten, wie ich ihn noch selten erlebt habe. Marcus war quasi nicht zu
verstehen, dafür waren die Instrumente viel zu laut. Kein Wunder,
dass immer wieder Rufe aus dem Publikum kamen, die Stimme
hochzudrehen. Und so lichteten
sich die ersten Reihen schon nach 2-3 Songs. Auch wir hatten genug
gehört und so machten sich Alex und ich auf zum
Tontechniker um ihn zu fragen, ob er taub
sei. Doch, oh Wunder, direkt beim Mischpult kam ein perfekter Sound an.
Marcus war auf einmal zu verstehen, der Sound klang tatellos. Wirklich
tragisch, der Sound
schmälerte den Spaß doch sehr und so kam Marcus völlig
zu unrecht bei vielen Leuten nicht wirklich gut an, wie man auch vor
dem Haggard-Konzert vernehmen
konnte. Solche Probleme gab es beim Headliner vom Freitag
Haggard
nicht. Im Gegenteil. Der Sound war genauso wie die Lightshow beeindruckend.
Das
deutsche Rock-Metal-Klassik-Mittelalterorchester wurde 1991 von dem in
München lebenden Asis Nasseri gegründet , der schon mal
bis zu 20 Mitmusiker
um sich schart. Die Instrumentierung
weist neben der klassischen
Rockinstrumentierung (Schlagzeug,
E-Gittare und E-Bass) Instrumentierungen der
Klassik wie
Streichinstrumente (Geige , Cello, Bratsche und Kontrabass) ,
Tasteninstrumente (Klavier, Orgel, Cembalo) , Blasinstrumente ( Oboe,
Horn,
Querflöte und Klarinette), wie auch mittelalterliche
Instrumentierungen auf
(Krummhorn, Harfe und Timpani) .Die Hauptlast
des Gesangs, mal gegrowlt ,
gesprochen und gesungen , am liebsten
mehrstimmig hat Asis Nasser und die
Sopranistin Susanne Ehlers
inne und es gibt Textpassagen in englischer,
französischer,
schwedischer, deutscher, italienischer, spanischer, russischer und
lateinischer Sprache.
Haggard hatten fraglos die meisten Fans am Goldberg, das war schon an
den zahlreichen Haggard Shirts erkennbar. Allerdings ist die
Anhängerschar in
Deutschland noch gar nicht so groß. Dagegen sind sie in
Südamerika noch viel populärer und Ende des Jahres sind sie
da auch wieder am touren.
In Selb gab es Altes und Neues und mit Herrn Mannelig hatte man auch
eines der bekanntesten Mittelalterstücke im Programm,
natürlich in typischem Haggard
Sound. Ein Sonderlob verdient noch der Sonnenschein der Band. Susanne
Ehlers fiel schon beim Soundcheck mit besonders guter Laune positiv
auf, im Konzert
natürlich wegen ihrer Stimme. Und auch am nächsten Tag
war sie bestens gelaunt , wie man auf dem Bildern sehen kann.
2010 wird es übrigens mit Haggard ein Wiedersehen geben, dann bei der dritten Auflage des Festivals Mediaval.
Zum Abschluß am Freitag wurde den Zuschauern an der Burgbühne eine
einstündige Feuershow geboten, die ich mir allerdings nur zum Teil anschaute.
Erstens wegen der Kälte und zweitens , weil es wirklich nicht besonders prickelnd
war, was da geboten wurde. Immerhin sind wenigstens einige nette Pics
entstanden.