Ray Wilson, Kulturwelten Helmbrechts 18.10.2013
Kein
Wunder, dass Ray Wilson in Helmbrechts hemdsärmlich und mit zerissener
Jeans die Bühne betrat, hat er doch der Jeans bis heute viel zu
verdanken. Denn ein Werbespot zur 501 von Levis wurde schnell zum Hit
und der Schotte Wilson mit seiner damaligen Band Stiltskin Europaweit
bekannt. Nach dem Ausstieg von Phil Collins als Sänger wurde er von den
beiden verbliebenen Mitgliedern Rutherford und Banks als neuer Sänger
engagiert. Da das daraus entstandene Album Calling all Stations nicht
sehr erfolgreich war, wurde Genesis danach erst einmal zu Grabe
getragen und das Kapitel Genesis und Wilson beendet. Der arbeitete
weiter an seiner Solokarriere, aber trotz inzwischen eigener Alben und
Songs ist das Kapitel Genesis für ihn bis heute trotzdem nicht
beeendet. Mit seinem Projekt Genesis symphonisch ist er bei den
Hembrechtser Kulturwelten zu Gast. Gleich zweimal, denn innerhalb
kürzester Zeit war Konzert Nummer eins ausverkauft und auch für die
Wiederholung am nächsten Tag gab es keine Karten mehr im Vorverkauf.
Die
Musik von Genesis lockt auch heute noch die Menschen in Scharen aus dem
gemütlichen Wohnzimmer in den proppevollen Bürgersaal und ich bin mir
sicher, dass auch ein weiteres Konzert ruckzuck ausverkauft werden
würde. Warum? Weil die Musik einfach wunderschön ist und weil Ray
Wilson es perfekt versteht Genesis /Peter Gabriel oder Phil Collins
Songs live zu präsentieren. Er hat nicht die ganz so markante Stimme
eines Phil Collins, ist nicht so introvertiert wie ein Peter Gabriel,
aber trotzdem eine richtig tolle Alternative.
Und da steht er
dann mit seinem T-Shirt und seiner Jeans, ungestylt in Turnschuhen auf
der Bühne und wil optisch irgendwie so gar nicht zu den beiden
totschick gekleideten Damen des Berlin Symphony Ensembles passen.
Musikalisch dafür umso mehr. Alle die den Schotten bisher noch nicht
gehört haben, sind sicher spätestens nach dem zweiten Song des Abends
Another Day in Paradise restlos überzeugt, dass die Musik von Genesis,
Ray Wilson und die klassische Begleitung einfach ganz toll
zusammenpassen. Großen Anteil daran hat natürlich auch der Bruder von
Ray Steve und besonders Pianist Derek Tarczewski, der nicht nur mit
seinem gefühlvollen Klavierspiel sondern auch als Sänger voll punkten
konnte. Denn der Abend ist kein rein auf Ray Wilson zugeschnittener
Konzertabend, immer wieder gibt er seinen Mitmusikern Raum sich zu
beweisen und zu entfalten und verlässt die Bühne. Und die wissen ihn zu
nützen auch für den einen oder anderen Klassik-Ausflug der eigentlich
so gar nichts mit den poppigen Mainstream-Songs späterer Jahre zu tun
hat.
Auch richtig swingen kann die Band und bewies dies bei
Swing your Bag, einer von Ray Wilsons eigenen Songs und Prog-Rock
Klänge sind natürlich auch kein Problem für die Musiker, die als
harmonisches Ganzes einen sehr gelungenen Konzertabend abrundeten. Da
störte auch kaum, dass das Bühnenlicht immer wieder einmal ausfiel, was
Ray Wilson mit Humor nahm. Überhaupt ist der Sänger einer, den durchaus
einmal der Schalk reitet und der aus seinem langen Musikerleben genug
amüsantes erzählen kann. Das kam an diesem Abend leider etwas zu kurz,
genauso wie die rauherere Seite des Sängers. Denn richtig dreckig
klingen und rockig von Leder ziehen, das hat er auch problemlos drauf.
Bei Mama hat er das angedeutet, mein absoluter akustischer und
optischer Höhepunkt eines Konzertes mit vielen Genesis-Hits. Und das
beendete Ray Wilson mit der Zusicherung, dass er die Handys der
Konzertbesucher sicher nicht nach dem Konzert abhören werde. Die
NSA-Affäre lässt grüßen. Hätte er aber ruhig können, er hätte viel Lob
eines entzückten Publikums vernommen, das ihn und seine Mitmusiker mit
Standing Ovations feierten.
Bilder folgen