Totgesagte leben länger. Das
gilt auch für Ignis Fatuu, die nach dem Verlust zweier weiterer
Musiker kurz vor Veröffentlichung der neuen CD und Start der Tour
vor dem endgültigen Aus standen. Doch gibt es, wie der Titel der
neuen CD schon sagt „Unendlich viele Wege“, zum Glück.
Und so richtig glücklich konnte Irene Gawlik, letztes verbliebenes
Gründungsmitglied von Ignis Fatuu, nach den vielen positiven
Reaktionen der Konzertbesucher im Hirsch auch sein. Denn trotz einer
extrem kurzen Zeit zum Proben erwies sich die neu zusammengestellte
Truppe als sehr homogene Einheit und so wurde das Release Konzert auch
Dank eines begeistert mitgehenden Publikums, die für echte
Heimspielatmosphäre sorgten und einer sehr hörenswerten
Vorband Faey zu einer rumdum gelungenen Veranstaltung.
Als Ignis Fatuu mit „Frühlingsreigen“ das Konzert
eröffneten vermissten sicher viele das ein oder andere bekannte
Bandgesicht. Vor allem der kurzfristig gefundene Schlagzeuger Carsten
Muhl und der Drehleier und Dudelsack spielende Nico Niederlich waren
die Überraschung des Tages. Auch musikalisch. Beide machten ihre
Sache ganz hervorragend und hatten starken Anteil daran, dass Ignis
Fatuu 2014 , wie in Lied 2 des Abends besungen, zu „Neuen
Ufern“ aufbrechen kann und vielleicht so gut klingt wie noch nie.
Sicher auch weil der neue Sänger der Band P.G. vor Lust und Freude
am Musizieren mit den Scheinwerfern um die Wette strahlte. Mit seinem
Charisma zog er das Publikum schnell auf seine Seite und gerade die
Duette mit Irene hatten es in sich. So erwies sich „Wenn Worte
schweigen“ als Konzerthighlight des Abends, Gänsehautfeeling
inklusive. Der Lohn für die leidenschaftliche Darbietung war ein
langanhaltender Sonderapplaus des Publikums, der zeigt dass Ignis Fatuu
2014 beim Publikum ankommen und auf dem richtigen Weg sind. Eine klasse
neue Scheibe im Gepäck und eine unbändige Spielfreude auf der
Bühne lassen hoffen, dass die sympathische Band aus Franken nach
einem turbulenten Jahr mit Krankheit, Um-und Neubesetzungen sowie
Konzertabsagen endlich zur Ruhe kommt und erfolgreich nach vorne
blicken kann.
Wohltuend anders, nämlich mit der Vorstellung der Musiker startet
das Konzert der Supportband Faey an diesem Abend. Ein echtes Comeback
im Hirsch für Bandchefin Sandra Elflein, bis 2010 eine der
weiblichen Stimmen von Faun. Und noch heute gibt es viele Fans die sich
Sandra liebend gern wieder bei Faun wünschen würden. Doch nun
ist sie nach ihrer Mutterpause sicher sehr zur Freude vor allem der
Liebhaber handgemachter akustischer Musik wieder öfters live mit
ihrem eigenen Projekt zu hören. Untätig war sie in den
letzten vier Jahren also nicht. Ganz im Gegenteil, fleißig wurde
an der ersten CD gearbeitet. Mit Simon Michael Schmitt , Trommler von
Subway to Sally als Produzenten hat sie genau den richtigen gefunden,
der ihren musikalischen Ideen den letzten Schliff geben kann und so ist
mit „Golden Apples“ ein sehr ruhiges, hörenswertes
Werk entstanden, das Ende März bei einem Relasekonzert in
Breitengüßbach in einer ganz besonderen Location erstmals
live präsentiert wird. Die Nürnberger bekamen zumindest schon
einmal einen kleinen Eindruck, was man von Faey erwarten kann. Mit
Percussions, Geige, Gitarre und Drehleiher instrumentiert schwebt
über allem Sandras Stimme und in ihren Texten vertont sie neben
vielem eigenen auch schon mal etwas von Friedrich Schiller oder dem
Schatzinselautor Robert Louis Stevenson. Und wenn man sich die
Tracklist des Abends so anschaut steht mit "Neue Wege" ein Song auf dem
Programm dessen Titel genauso gut zur Situation von Ignis Fatuu passt,
haben beide Bands in der Vergangenheit doch einige Steine aus dem Weg
räumen müssen, um nun endlich den Blick nach vorne richten
und mit neuen Musikern das Publikum wieder verzaubern und begeistern zu
können. Und beiden Bands ist das an diesem Abend vortrefflich
gelungen.