Fürth, Stadthalle 27.03.2014
"Wetten
dass?" wird doch
tatsächlich eingestellt, das ZDF besiegelt damit das Ende seiner
erfolgreichsten Familienunterhaltungssendung. Ist Unterhaltung für
die ganze Familie nicht mehr gefragt? Man kommt zu einem ganz
anderen Schluss beim Besuch eines Konzertes der "Unendlich"- Tour der
Folkrocker von Schandmaul. Vom Goth zum Mittelalterfan, vom stolzen
Familienvater mit seinem Nachwuchs bis zum rüstigen Rentner trifft
man Gott und die Welt bei Schandmaul live und irgendwie hat man das
Gefühl das Publikum und die Schandmaul-Fans werden immer mehr,
unendlich mehr. Kein Wunder also, dass Schandmaul mit dem
großartigen neuen Album "Unendlich" auf Platz 2 der Top 100
Charts einsteigen konnten (und nur die neue Maffay CD einen verdienten
ersten Platz verhindern konnte). Wenig überraschend, dass man
inzwischen trotz noch immer relativ wenig Radiopräsenz höchst
erfolgreich und zu Deutschlands Top Bands gehört und die Konzerte
meist bestens besucht oder ausverkauft sind. Das dies so ist hat viel
mit der Band selbst zu tun. Keine Musikerwechsel in all den Jahren,
sieht man von den Babyvertretungen ab, bis heute absolute Fannähe
praktizierend und eine musikalische Entwicklung die nach Erscheinen
eines Albums schon wieder neugierig und Lust auf Neues macht sind
Mosaiksteine des Erfolges, genauso wie die Live-Konzerte, Events
für die ganze Familie, so wie in Fürth, wo man sich nach
einem furiosen Auftritt noch ganz viel Zeit für die
Konzertbesucher nahm, Autogramme schrieb, für Fotos zur
Verfügung stand und mit der Untersützung von Viva Con Aqua
auch die soziale Verantwortung als erfolgreiche Musikband nicht aus den
Augen verlor und nach Kräften unterstützte. Alles keine
Selbstverständlichkeit, genauso wie das Konzert in Fürth
selbst, das just am gleichen Abend stattfand als Deutschlands
wichtigster Musikpreis "Echo" bei dem auch Schandmaul in der
Kategorie Rock/Alternative National nominiert waren TV-Werbewirksam
verliehen wurde und die nationale Musikwelt anwesend war. Für
manche Band sicher ein guter Grund das Konzert zu verschieben,
Schandmaul verschwendeten daran keinen Gedanken. Galt es doch
stattdessen das Publikum in Fürth zu verzaubern und das gelang mit
einer Setlist aus alten und neuen Songs vorzüglich. Selbst den
ersten Schandmaul Song holte Sänger Thomas Lindner unter
großem Publikumsapplaus aus seiner Schatztruhe heraus , genauso
wie viele Songs vom neuen Album, wie z.B. den Konzertopener "In Deinem
Namen", wie "Tippelbruder, Trafalgar, Little Miss Midleton" und das
besonders Live extrem gut kommende "Kaspar" und "Der Teufel". Eine
bunte Mischung, mal fetzig rockig und mitreissend, dann wieder
nachdenklich ruhig und voller Gefühl. Nie ins Kitschige abdriftend
hat man aus dem Schandmaul-Fundus eine extrem stimmige Setlist
zusammengestellt, die das Publikum immer wieder zu einem rießigen
Mitsingchor macht und egal ob alter oder neuer Hit großartig
ankommt. Und so quasi als absolutes Highlight gibt es dann noch 2 ganz
besondere Lieder zum Abschluss als zweite Zugabe die Seinesgleichen
suchen. Es gibt keinen deutschen Song der besser dazu geeignet ist
seiner Liebsten ein "Ja ich will" abzuringen wie "Willst Du". "Euch zum
Geleit" vom neuen Album schafft es im traurigen Moment des Todes eines
geliebten Menschen trotzdem mit Hoffnung nach vorne zu schauen.
"Hab mein Leben gelebt, geliebt und gelitten, bekommen,
verloren,
genommen, gegeben, hab gelacht und geweint, mich versöhnt und
gestritten, ich bin am Ziel und es war schön, dieses Leben."
heißt es da und Thomas Lindner erzählt wie der Song
entstanden ist und wie geflashed man von dem Text und der Geschichte
dazu war. Schandmaul hat daraus einmal mehr großes
Gefühlskino gebastelt, einen Song für die Ewigkeit
geschaffen, wunderschön und zu Tränen rührend erreicht
man einmal mehr an diesem Abend die Gefühle des großartigen
Publikums, die vielstimmig singend die Band leidenschaftlich
unterstützten. Wie so oft an diesem Abend, einzig ein Herr wollte
trotz persönlicher Bitte des Sängers bei einem Song absolut
nicht in die Hocke gehen. Warum wird für immer sein Geheimnis
bleiben, der Rest war mit Freude dabei, auch als Schandmaul mit ihrem
Statement "Bunt und nicht Braun" Rassismus ganz gleich welcher Art eine
klare Absage erteilten. Man muss ganz im Sinne des Schandmaul Songs
"Traumtänzer" den es auch live zu hören gab kein
Traumtänzer sein um die 2 Stunden Schandmaul genießen zu
können. Es langt schon sich einfach auf die Musik und das, was von
der Bühne rüberkommt einzulassen und zu genießen. So
wie meine Konzertnachbarin, die erstmals überhaupt auf einem
Live-Konzert war und mit Schandmaul an diesem Abend gleich ein
großes Los gezogen hat. Wer es verpasst hat bekommt übrigens
beim zweiten Teil der Unendlich Tour nochmals Gelegenheit dazu sich
selbst von der Live Qualität der Band zu überzeugen. Am 24.10
machen die Oberbayern nochmals im Frankenland, in Würzburg,
Station.
Auch da wird es mit Feuerschwanz ein Fränkisches
Heimspiel
für die Supporting Band Feuerschwanz geben, so wie für
Fiddlers Green an diesem Abend in Fürth. Und die nützten den
Heimvorteil und hinterließen besonders bei all jenen, die sie
noch nie live gesehen haben sicher einen bleibenden Eindruck. "Folk`s
not Dead", der letzte Fiddlers Song an diesem Abend passt perfekt zum
furiosen Auftritt der Band die sich immer wieder etwas Neues einfallen
lässt um das Publikum zu begeistern. Mit Scheinwerfern ins
Publikum leuchtend ging die Party los, die Ganz im Stil der Blue Man
Group mit einem farbspritzenden Schlagzeug seinen optischen
Höhepunkt erreichte. Die 11 Song umfassende Setlist mit Songs wie
A Night in Dublin, Mrs Mc Grath, Raise your Arms und Yindy wurde mit
Bedacht zusammengestellt und ermöglichte es Fiddlers Green perfekt
ihre musikalische Vielseitigkeit und Qualität als Top Live-Band
eindrucksvoll zu beweisen. Und während die anderen Bandmitglieder
sich danach entspannen und Schandmaul genießen konnten, musste
Tobias Heindl noch einmal als Schwangerschaftsvertretungsgeige bei
Schandmaul ran und machte auch da seinen Job ausgezeichnet.