Anna Calvis Vorstellung
im Hirsch ist ein klassisches Beispiel dafür, dass man als
Veranstalter schnell zum Buhmann wird, obwohl man gar nichts dafür
kann und selbst mit der Situation alles andere als glücklich ist.
Das ging damit los, dass das Konzert um 20.00 Uhr losgehen sollte und
sich die Zuschauer bis 20.50 gedulden mussten, ehe Frau Calvi bereit
war aufzutreten. Vorgruppe übrigens Fehlanzeige,
schade. Deutliche Unmutsbekundungen aus dem Publikum
waren die Folge, doch die waren schnell verstummt, als Frau Calvi
loslegte. Eilt ihr doch ein beeindruckender Ruf voraus. Von der BBC als
spannendste Newcomerin 2011 bezeichnet, als überaus talentierte
Tochter eines David Bowie oder einer PJ Harvey gefeiert, als weiblicher
Jimi Hendrix oder Prince wegen ihres beeindruckenden Gitarrenspiels,
als musikalisches Ereignis, gar als musikalische Sensation.
Viele Lobeshymnen für die 34- jährige Tochter
eines Italieners , die an der University of Southampton Musik studierte
und seit 2006 als Musikerin auftritt. Und dies gleich vorweg, warum es
einen Anna Calvi Hype in England gibt ist durchaus nachvollziehbar. Die
Songs, die wie kleine Minimovies wirken und auch jeden Tarantino Film
bestens untermalen könnten , oder als James Bond Titelsong
weltbekannt werden würden, haben durchaus ihren Reiz und
dann erst diese Stimme. Verletzlich, zärtlich, romantisch,
zerbrechlich, düster, depressiv, sehnsuchtsvoll, leidenschaftlich,
glamourös, verführerisch, druckvoll, fesselnd, faszinierend.
Es finden sich unzählige Adjektive, die das beschreiben, was Anna
Calvi musikalisch zu bieten hat. Und das ist, egal ob
düsterromantisch, voller Pathos oder auch schon mal richtig
bluesig oder mit progressivem Gitarrenspiel unterlegt, ohne Frage
höchst hörenswert. Nichts zum abfeiern, zum Tanzen und
jubilieren. Aber zum Zuhören und fürs Kopfkino.
Keine Ahnung ob der Support von Nick Cave und das
ständige Hören seines Überhits „Where the
wild roses grow“ dazu geführt hat, dass der Sound der junge
Dame genau da anknüpft, das spielt letztlich auch keine
Rolle. Anna Calvi hat bis heute zwei höchst hörenswerte CDs
veröffentlicht. 2011 Anna Calvi, und 2013 einen nicht weniger
reizvollen Nachfolger mit dem Titel „One Breath“. Und die
sind die Basis für die 15 Songs umfassende Setlist, die mit
„Suzanne and I“ und „Eliza“ gleich 2
Singleauskopplungen zu Beginn des Konzerts bereithält.
Selbstverständlich gibt’s auch die anderen beiden vom ersten
Album „Blackout“ und „Desire“ zu
Gehör und ganz zum Schluss gibt es mit ihrer ersten Single
„Jezebel“ einen beeindruckenden musikalischen
Schlusspunkt, das letzte Lied dreier Zugabesongs.
Und doch bleibt wie schon oben erwähnt, ein echt
bitterer Beigeschmack. Weil 75 Minuten einfach zu wenig sind, um einen
Eintrittspreis von knapp 30 Euro rechtfertigen zu können.
Und die müssen halt sein, wenn man als Veranstalter
einigermaßen kostendeckend wirtschaften will. Es ist dem
Concertbüro Franken hoch anzurechnen, dass man sich überhaupt
um eine Anna Calvi, die zwar sehr gehypt wird, aber schon allein
songbedingt nicht die Leute in Massen anzieht, bemüht. Zumindest
momentan noch nicht. Und so war der Hirsch zwar ordentlich besucht,
aber es hätten schon noch einige Leute Platz gefunden.
Die gekommen waren, waren aber richtig klasse, selbst
als nach dem Konzert schon die Musik ertönte und das Licht anging,
untrügliches Zeichen, dass es das war, da rissen die lautstarken
Zugaberufe nicht ab, aber auch die konnten Anna Calvi nicht
überzeugen , nochmals auf die Bühne zu kommen. Und Autogramme
oder ein kleiner Plausch mit dem Publikum, Fehlanzeige. Lobende
Ausnahme hier die wunderbare Multiinstrumentalistin Mally Harpaz, die
neben E-Bass und gefühlvollem Percussionspiel auch noch ein
indisches Harmonium ausgezeichnet beherrscht. Schon beim Konzert konnte
sie als Musikerin voll überzeugen und nach dem Konzert war
sie sich nicht mal zu schade nicht nur zum Merchandisestand zu kommen,
sondern für Autogrammwünsche der Besucher in den
Backstagebereich zu Anna Calvi zu laufen.
Ob sich Anna Calvi mit all dem wirklich einen Gefallen
tut und man damit langjährige Fans und wiederkehrende
Konzertbesucher gewinnen kann darf zurecht bezweifelt werden. Trotz
aller musikalischer und stimmlicher Qualität.
Nun zur Bildergalerie, die leider etwas durch das
schwierige Licht und den vielen Nebel leidet.