Burg Veldenstein, 25 und 26.07.2014
Technische Probleme, die den Jungs von Stahlmann
den letzten Nerv raubten, eine singende Consec- Security und die
Feuerwehr, die im Gegensatz dazu nicht singen kann. Ein Sänger,
der sein ganzes Publikum derb beschimpfte, ein anderer der sich auf
einen Besucher eingeschossen hatte, ein bestens gelauntes Publikum das
am klasse Line-Up mächtig Spaß hatte und als Highlight des
Tages eine Wahnsinnsshow von Eisbrecher und dessen Frontmann, an dem
sich alle musikalisch und menschlich ein Beispiel nehmen können.
Das Veldenstein 2014 ist reich an Geschichten und brachte vor allem
eins, Spaß pur und 10000 Eindrücke, die auch Tage danach
noch mächtig nachwirken und das Zurückkehren ins hier und
jetzt gar nicht so leicht machen.
Mit einem ganzen Jahr Verzögerung konnte das
Veldenstein Festival endlich wie geplant durchgeführt werden.
Hatte ein Felsabbruch die Durchführung 2013 ja leider verhindert .
Zum Glück hat man beim Concertbüro Franken nach der Absage
2013 versucht für 2014 am Line-Up festzuhalten (Einzig
für die Apokalyptischen Reiter rückte Eluveiti ins
Line-Up) und das lange Warten hat sich wirklich gelohnt. Dank
einer beeindruckenden Stahlzeit Show am Freitag wurden es 2 tolle Tage
, die viel zu schnell vergingen und hoffentlich auch 2015 eine
Neuauflage finden werden.
Der Freitag: Stahlzeit
Es war zwar nicht die Big Show, die Stahlzeit
Pyrotechnisch an diesem Abend abfeuerte, Pyros satt gab es aber
trotzdem , auch wenn die sich leider größtenteils im Laufe
der Show wiederholten. Mehr geht aber halt in Veldenstein nicht und
trotzdem wurde auch in der abgespeckten Version deutlich, wieso man die
Band um den Kulmbacher Lindemann-Klon Heli Reisenweber als beste
Rammstein Coverband bezeichnet. Eigentlich ist mein Verhältnis zu
Cover-Bands schon sehr gespalten, ich halte gar nichts von den zig
Tanzbands die Landauf Landab mächtig Kohle machen und einfach nur
alles mehr oder eher weniger gekonnt live nachspielen. Bei Stahlzeit
seh ich das etwas anders.
Allein schon deshalb, weil Rammstein aufgrund der
exorbitanten Popularität und den Aufwand den sie betreiben nur in
den größten Hallen und Festivals spielen und es bei der Tour
ja schon fast ein Glücksspiel ist an Karten zu kommen. Und da sie
sich ja auch immer wieder sehr rar machen, gibt es eigentlich nur die
Chance Dank Stahlzeit (und z.B Völkerball) die großartigen
Songs der Band live zu erleben. Und wenn man das dann auch noch so
gelungen und mit einem solchen Aufwand betreibt wie Stahlzeit, dann
muss man echt den Hut ziehen.
Es ist schon der Wahnsinn was Rammstein in
ihrer bisherigen Karriere an sensationell guten Songs abgeliefert haben
und die alle mal wieder gebündelt fast wie im Orginal live zu
hören bringt soviel Spaß, von der Show ganz zu schweigen.
Ich tu dir weh, Links, Bett im Flammen, der Meister, Asche zu Asche,
Sehnsucht, Mein Herz brennt, Morgenstern, Mutter, Heirate Mich, Song um
Song knallt aus den Boxen und das Publikum geht begeistert mit.
Irgendwann mitten in der Show der einzige Break als „Heli
Lindemann“ sein Publikum begrüßt, sich artig für
den Besuch bedankt, einen kleinen Schwenk zu Märzfeld und dem
morgigen Tag macht und schon geht’s weiter mit diesem
genreprägenden „Tanzmetal“-Sound der vielleicht
größten deutschen Band. Es sind aber nicht nur die
absoluten Hits wie Benzin, Mein Teil, Sonne , Ohne Dich , Stripped und
Du riechst so gut, Stahlzeit holen auch bei jedem Konzert den einen
oder anderen Titel aus dem Rammstein Fundus, den man eher selten
hört.
Und das Ganze wird natürlich nicht nur
runtergespielt, man versucht soweit möglich auch Showtechnisch am
Original dran zu sein mit brennenden Microständern, Flammenwerfern
auf den Kopf, mit einem im Kochtopf sitzend und über das
Händemeer treibenden „Flake Weber“ im Schlauchboot und
einem spritzenden Penis, der Heli sichtlich Freude bereitete und u.a
auch Teile der Band Stahlmann im Publikum „erfrischte“.
Stahlzeit machen einfach mächtig Spaß und ich kann jeden nur
raten einmal eine Big Show anzuschauen. Denn Pyrotechnisch ist das
Kindergeburtstag was es in Veldenstein zu sehen gab. In der passenden
Location (wenn sie dürfen) gibt’s da schon noch ganz was
anderes zu sehen.
Aber auch so ein klasse Auftritt der neben ganz
viel toller Rammstein Musik aber auch eins drastisch aufzeigte. Es wird
echt Zeit, daß das Original wieder eine neue CD rausbringt.
Weniger glücklich war die Vorband Joey Debp
und Dark Country gewählt. Die aus der Nähe stammenden Musiker
gaben sich zwar redlich Mühe, konnten die vielen NDW-Fans im
Publikum mit ihren Dark Country aber nicht wirklich begeistern.
Der Samstag: Veldenstein Festival
Das Veldenstein Festival
am Samstag stand dann ganz im Zeichen der Neuen Deutschen Härte,
ein Oberbegriff der ziemlich unglücklich für eine Art Musik
ist, die inzwischen so vielschichtig und abwechslungsreich ist und mit
stumpfsinniger Hau-Drauf Rhythmik und martialistischen Sangeseinlagen
überhaupt nichts zu tun hat. Das bewiesen auch die 3 Bands
Maerzfeld, Stahlmann und Eisbrecher, die man zwar zu diesem Genre
zählt, die aber alle drei deutlich anders klingen.
Rabenschrey
Los ging es aber mit der Abschiedsvorstellung von
Rabenschrey
Berufliche und private Gründe sind der Grund,
warum sich Donar von Rabenschrey mit seiner Formation erstmals und
vielleicht wirklich für immer von der Bühne verabschiedete.
Und dies ausgerechnet in Veldenstein, wo man doch
bereits 2007 ein tolles Konzert erleben durfte, wie er dem Publikum
erklärte.
Und dann lies es Peter Wohlers noch mal so
richtig krachen mit Pyros und der einen oder anderen derben Bemerkung
an das seiner Meinung nach recht schlaffe Publikum. Die nahmen es sich
zu Herzen und machten prächtig mit, so dass bereits bei
Rabenschrey, die übrigens 15 Minuten früher als geplant
begonnen hatten, schon richtig Stimmung aufkam. Und auch wenn der
Heiden-Metal-Folk von Rabenschrey nicht jedermanns Geschmack ist
(besonders der der Kirche), spätestens beim grandiosen Hey wir
sind Heiden, das ihnen eine schwedische Kinderbuchautorin klaute,
wippte auch der Nicht Rabenschrey Fan gerne mit. Natürlich darf
man ihm die sicher spaßig gemeinte Bemerkung nicht glauben, wie
so manch andere bei dieser Abschiedsvorstellung. Dagegen ist es
ihm absolut Ernst damit, seiner Ex mit dem Song Dreckstück ein
musikalisches Denkmal zu setzen. Ob sie sich allerdings über
Textstrophen wie „dafür bekommst Du die Pest an den Hals,
die Syphilis im Schoß … „ freut , darf zurecht
bezweifelt werden. Rabenschrey waren halt schon immer etwas derber
unterwegs und die Zuhörer freuts, zumindest zum Teil.
Maerzfeld
Mit ihrem eigenen
Bandprojekt Maerzfeld, waren die „Stahlzeit-Franken“ am
Samstag am Start und verstanden es auch damit zu überzeugen. Auch
wenn die Musik der beiden bisherigen entstanden CDs Tief und
Fremdkörper sicher noch nicht an die Klasse der Rammstein
Veröffentlichungen herankommt, hörenswert ist das allemal und
live ist man im Gegensatz zum Stahlzeit Auftritt auch sichtlich
bemüht eine Eigenständigkeit im Gesang und mit der
Bühnenshow zu entwickeln. Obwohl man, wenn man harte Rockriffs mit
Industrial Klängen mischt und noch dazu als Rammstein Tribute
unterwegs ist ja all zu schnell als billiger Rammstein-Verschnitt
kritisiert wird, womit man Maerzfeld aber wirklich Unrecht tut. Trotz
der Pyros, die es auch bei Maerzfeld zu sehen gibt, es wäre auch
Verschwendung , wenn man schon einen solch guten Pyromann hat nicht
auch für Märzfeld einzusetzen. Maerzfeld sind ein
eigenständiges beachtenswertes Musikprojekt und durchaus unbequem
mit ihren ehrlichen Songtexten. Sie legen den Finger in Wunden egal ob
es um Selbstherrlichkeit oder das horizontale Gewerbe geht, Maerzfeld
scheuen sich nicht anzusprechen, aufzudecken, zu kritisieren,
gewürzt mit einer Prise Selbstironie die der sympathischen Band
gut zu Gesicht steht. Maerzfeld rockt!
Stahlmann
So angefressen und traurig wie die Jungs von
Stahlmann war wohl keiner an diesem Tag und würde die silberne
Farbe der geschminkten Gesichter der Bandmitglieder nicht alles
überdecken, der eine oder andere von ihnen wäre wohl rot
angelaufen vor Wut als kurz nach dem Intro just mit Beginn des ersten
Songs erst mal gar nichts mehr ging. Nach längerer Pause brachte
man zwar das (Apple-)Notebook wieder zum laufen, aber immer wieder gab
es technische Probleme und zum Schluß ging gar nichts mehr. 15
Songs hätten es werden sollen und mit dem Song
„Traumfrau“ und „Asche“ wollte man die Show
auch beenden, die Technik hatte einfach etwas dagegen. Ärgerlich
ohne Frage, aber was solls. So etwas kann einfach passieren,
„that`s live“ sozusagen und Stahlmann unplugged ohne
Technik ist undenkbar. Bemerkenswert an dem Auftritt ist
trotzdem, wie cool das geduldige Publikum das ganze aufnahm und vor
allem wie man die Band feierte und mitmachte, wenn sie zum
spielen kamen. Denn trotz aller technischer Schwierigkeiten hat die
2008 in Göttingen gegründete Band um Sänger Martin Soer
und Schlagzeuger Niklas Kahl trotzdem eins beweisen können.
Stahlmann sind absolut einen Konzertbesuch wert. Das fängt bei der
Optik der Band an und hört bei der Musik mit so starken Songs wie
Hass mich.. lieb mich , Die Welt verbrennt und Schwarz auf, um nur
einmal drei zu nennen. Stimmungsmäßig waren sie fraglos
trotzdem einer der Abräumer des Tages , sicher für viele die
Entdeckung des Festivals.
Stahlmann machen mächtig Spaß und man
kann jeden nur raten den 16. Oktober ganz dick im Kalender
anzustreichen, denn dann spielen sie im Hirsch, hoffentlich vor vollem
Haus und ohne technische Probleme, damit die Jungs so richtig zeigen
können was sie drauf haben und mit einem besseren Gefühl den
Nürnberger Raum verlassen dürfen, als diesmal.
Mono Inc.
Den Gothic Part des Tages hatte Mono Inc. inne,
die seit Gründung 2000 bis heute einen unglaublichen Erfolgsweg
hinter und sicher noch vor sich haben. Ohne Frage kann sich nicht
jeder mit der Musik von Mono Inc. anfreunden, den manchen sind sie zu
seicht, zu poppig, zu langweilig, zu eintönig und was sich
nicht alles noch finden ließe. Ich kann das in keiner Weise
teilen. Ich liebe die Stimme von Sänger Martin Engler und
Schlagzeugerin Katha Mia, am besten im Duett. Ich mag die
hochmelodischen Songs der Truppe, die eine echte Begabung hat
Ohrwürmer am Fließband zu schreiben.
Bester Beweis, dass sie es echt verstehen
Gefühle in Liedern auszudrücken ist der Song Nimmermehr, den
man aber leider vergeblich in der Setliste sucht.
Und ich schätze es sehr, dass die Band nicht
nur Englisch sondern immer öfters auch in Deutsch unterwegs ist.
Dass man die Band nicht mag ist eine Sache, es
gebietet allerdings der Anstand, dass man dies in der ersten Reihe
stehend nicht unbedingt so deutlich zu verstehen gibt wie der Herr im
Publikum der Martin Engler bis zum Bluthochdruck reizte, so dass er
sich zu einigen Bemerkungen hinreissen ließ die ebenso
wenig in Ordnung sind. Noch dazu wo man sich sicher sein kann,
einen Großteil des Publikums hinter sich zu wissen. Eine
Randnotiz eines ansonsten gelungenen Auftritts der gleich mit Heile
Heile Segen, den bis heute am kontroversesten diskutierten Song der
Band losging und mit get some sleep endete. Und Martin Engler hatte
auch den Mut einmal einen ganz ruhigen Gegenpol zu dem ganzen positiven
Lärm zuvor zu setzen als er ganz allein mit Gitarre Halleluja
sang. Und dies mit wunderschöner tiefer Stimme. Chapeau Martin
Engler.
Eluveitie
Der Pagan -Death und Folkmetal der Schweizer Band
Eluveitie ist absolut nicht die Art Musik die ich gerne höre, das
hat sich auch durch den Neuzugang der 8-Köpfigen Band, die
Cellistin und Violinistin Nicole Ansperger nicht geändert. Auch
wenn sie dem Sound von Eluveitie richtig gut tut. Und doch muss auch
ich, als bekennender „Nicht-Metal-Hörer“ feststellen,
dass Eluveitie auch durchaus ihren Reiz haben. Vor allem dann, wenn es
einmal etwas ruhiger zugeht, Anna Murphy den Gesang übernimmt und
auch die Instrumentierung dazu deutlich folkiger wird. Wenn dann aber
Christian Glanzmann wieder ins Micro grunzt, schreit und growlt war es
das dann aber auch schon bei mir mit der Begeisterung. Das Publikum
sieht das aber zu großen Teilen anders und ließ
sprichwörtlich die Sau raus. Vor allem die riesige Wall of Death
war beeindruckend , genauso wie rücksichtsvoll trotz allem
Geschubse und Gerempels man miteinander umging. Und so schnell wie
einer mal hinflog und das passierte ständig, genauso schnell wurde
er von einem anderen aufgehoben um sofort danach wieder wie wild in die
Meute zu springen. Wer es etwas ruhiger wollte der stand am Rand und
beobachtete die fliegenden Haare der hübschen Musikerinnen oder
von Merlin Sutter, der auch diesmal sehr an den großartigen
Schlagzeuger der Muppets erinnerte. Und mag man über die
gesanglichen Fähigkeiten von Sänger Glanzmann denken wie man
will, die Energie und Leidenschaft, die er während des Auftritts
an den Tag legt ist schon sehens- und erlebenswert.
Eisbrecher
Einen besseren Headliner kann man sich als
Veranstalter nicht wünschen. Nicht nur, dass Alexander Wesselsky
und seine Jungs eine sehenswerte Show ablieferten die alles bot, was
Livemusik so attraktiv macht. Feuer, Requisiten, eine klasse Lightshow
an der sich viele Musiker ein Beispiel nehmen können und
Interaktion mit dem Publikum sind das eine, ein Frontmann, der
während des Festivals immer wieder mitten unter den Besuchern
weilte, Autogramme schrieb, für Fotos zur Verfügung stand,
die Kollegen beobachtete und völlig entspannt, uneingebildet und
natürlich, sichtbar Spaß mit dem Publikum hatte, eine tolle
Draufgabe. Und es sagt viel über den Menschen Wesselsky aus, der
nicht nur als Musiker sondern auch als Mensch bleibenden Eindruck bei
vielen Konzertbesuchern hinterließ. War die Eisbrechershow am
05.12.2013 im Löwensaal ja schon der Hit, Veldenstein stand
dem in nichts nach. Ganz im Gegenteil, durch die größere
Bühne und mehr Pyro-Möglichkeiten war alles sogar noch
beeindruckender zum Anschauen und Anhören. Und egal ob als
Kapitän, als Disco-Boy, als Bayer oder als klasse Donar von
Rabenschrey Kopie, Wesselsky machte in allen Rollen eine gute Figur.
Und man mochte ihm ein lautstarkes Ja zurufen als er ein bißchen
selbstverliebt in seiner ureigenen liebevollen Art ein „Mensch
bin ich gut“ ins Micro hauchte.
Hauchen oder besser gesagt singen durften dann
auch Menschen im Publikum, denn selbstverständlich besucht der
alles andere als menschenscheue Frontmann seine Fans auch während
der Show. Und das nicht nur im Graben sondern mitten drin, soweit es
technisch problemlos möglich war.
Eisbrecher aber nur auf Wesselsky zu reduzieren,
würde der Band nicht gerecht werden. Wesselsky, Noel Pix,
Jürgen Plangger und Konsorten sind eine starke Einheit und rocken
jede Bühne und kennen bereits im ersten Song „Kein
Mitleid“ mit dem schon ziemlich erschöpften Publikum. Die
geben aber nochmal richtig Gas, wie auch die Band mit Songs wie
Willkommen, Antikörper, Adrenalin, Eiszeit und vergiss mein nicht
um nur einige der 21 Set umfassenden Songliste.
Nicht zu vergessen auch Lichttechniker Marin Heining der mit der
Pyrocrew eine musikalisch klasse Vorstellung auch optisch beeindruckend
in Szene setzte.
Und als zum krönenden Abschluss eines
großartigen Open Airs 2 Raketen abgefeuert wurden , die Setlist
abgearbeitet war und eine sichtbar zufriedene Band sich von einem
ebenfalls zufriedenen Publikum verabschiedete, bekam man schon wieder
erste Sehnsucht nach mehr Eisbrecher live. Kein Problem, am 18.03 2015
gibt’s eine Fortsetzung im Löwensaal und mit Maerzfeld
gleich noch einen Top-Support obendrauf. Man sollte sich aber beeilen
inzwischen dürfte sich herumgesprochen haben wie sehenswert
Eisbrecher live sind.