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Die Rabenbrüder und Elfenthal 2014
        Was du heute kannst entkorken, dass verschiebe nicht
                 auf morgen             Dr. Winfried Rathke (?)


Saalfeld, Prinz 07.11.2014


Als die Rabenbrüder mit dem Song Ecce mundi gaudium die Bühne betraten herrscht schon nach wenigen Takten gleich gute Stimmung im Publikum. Trotz Bestuhlung, denn Rabenbrüder-Songs sind auch bestens geeignet um zu Stehen und sich zu bewegen, wie zum Beispiel zum Trink und Freudenlied aus dem Französischen mit dem Titel Tourdion. Trotzdem war die Bestuhlung natürlich angebracht, gerade bei Elfenthal aber auch die Rabenbrüder passten ihr Set etwas dem zu erwartet ruhigen Elfenthal Auftritt an, ohne dass das ganze langweilig wurde. Dafür sorgten schon die netten Zwiegespräche untereinander und launischen Bemerkungen der Akteure zum Publikum wie z.B. „Was Du heute kannst entkorken, dass verschiebe nicht auf morgen“. Mit der Rabenballade folgte ein eher trauriges Lied, eine Ballade aus Schottland, die zu den bekanntesten Songs des Trios gehört. In der Folge erfuhr der Konzertbesucher, dass es 4 Rabenbrüder gab, warum man Gott danken sollte, dass man kein Ochs geworden ist und dass sich auch mit alten Weibern Geschichten entspinnen können, die sind dann allerdings nicht mehr lustig. Mit Wohlwollen konnte man feststellen, dass die Jungs auch Acappela singen können und dass man mit Feenlächeln einen Elfenthal Song aus der Rockoper der Band gecovered und ins Deutsche übertragen hat.

Als man den Song Böses Weib mit den Worten „Es gibt nur ein böses Weib, aber jeder denkt er hat sie“ anmoderierte hatte man die Lacher auf seiner Seite und danach wieder richtig Stimmung in der Bude. Und nach „Tocs Occitans“ wurde es richtig andächtig als die Rabenbrüder Greensleeves anstimmten. Die englische Volkslied-Melodie , die laut Wikipedia auf die Musikalische Grundform der Romanesca beruht kennt ja fast jeder und von den Rabenbrüdern mal deutsch und mal englisch gesungen entfaltet das Lied mit Unterstützung des Publikums einen ganz besonderen Reiz an diesem Abend, ein Vortrag der mit langanhaltendem Applaus des Publikums in einer Zugabe endete. Und hier wurde das Publikum gefragt, was sie gerne hören würden, worauf wie aus der Pistole geschossen "Geteert und Gefedert" als Antwort kam. Es wäre auch zu schade gewesen, dem Publikum das großartige zeitkritische Stück vorzuenthalten. Ist der Song doch sicher eines der gelungensten Beispiele dafür, dass man auch die Mittelaltermusik gut in die Neuzeit übertragen kann, ohne dass deren Reiz verloren geht.

Dank gilt den Rabenbrüdern auch, dass man den Mut hatte, diesen Konzertabend im thüringischen Saalfeld auf die Beine zu stellen, ein Ort der trotz Feengrotten nicht gerade als Mekka der Mittelalterszene bekannt ist. Und mit dem Veranstaltungshaus Prinz im Saalfelder Ortsteil Wöhlsdorf hat man auch eine tolle Location und eine engagierte Truppe gefunden um den besuchenswerten Konzertabend auszurichten. Hoffentlich nicht die letzte Veranstaltung dieser Art und dann bietet sich zuvor auch ein Besuch beim Mexikaner , der unglaublich einladend im gleichen Gebäude untergebracht ist, an.

Wesentlich klassischer wurde es nach dem Rabenbrüder Auftritt beim Hauptact Elfenthal, the Early Music Ensemble. Dies ist die ruhige, klassische Seite von Maite Itoiz und John Kelly, die als Rockopera-Show jedes Festival zum Beben bringen können. An diesem Abend wurde es mit Unterstützung von Tenor Jose Luis Jimenez , Mezzosopranistin Zuberoa Aznarez und der Viola da Gamba spielenden Gudrun Fuss aus Düsseldorf aber klassisch. The Early Music Ensemble sind sicher mit die klassischste Art, sich der Musik der damaligen Zeit zu nähern. Und dazu hat man sich nicht nur repräsentative Stücke der damaligen Zeit wie z.B. von Hildegard von Bingen, Alfonso X, Claudio Monteverdi und überraschenderweise auch von Richard Löwenherz ausgesucht. Richard Löwenherz, der das Stück in Gefangenschaft geschrieben hat, als er damals glaubte, dass niemand kommen und ihn befreien würde, ist ja nicht gerade  als großer Songschreiber in die Geschichte eingegangen. Das ganze versucht man auch möglichst authentisch rüberzubringen, man benützt historische Instrumente, wie z.B. ein besonders schönes Exemplar einer Rabel (aus Kantabrien), ein Holzinstrument das erstmals im 12 Jahrhundert Erwähnung fand und die Maite in 2 Stücken einsetzte. Das optisch einer Violine ähnlich sehende Streichinstrument wird jedoch fast wie ein Cello gespielt und man findet es neben den Spanischen Regionen Kantabrien und Asturia auch in Teilen Lateinamerikas wieder. Und so ging es in der Zeitmaschine auf der Bühne zurück in die Vergangenheit zu den Königshäusern Englands und Spaniens, eine ganz besondere Reise die die Formation Elfenthal ihrem Publikum anbot und die nahmen das dankbar an. Mucksmäuschenstill lauschte man den großartigen Stimmen der Akteure und geizte nicht mit Applaus. Und wer jetzt denkt, dass das alles ziemlich trocken langweilig und anstrengend ist, der kennt Maite Itoiz nicht. Mit ihrem unglaublichem Charme , ihrer ansteckenden Fröhlichkeit und des schelmischen Lausemädchen Grinsens hat sie nicht nur die Zügel auf der Bühne in der Hand, sondern schafft es auch fast im Alleingang , dass man mächtig Spaß hat, bei der Zeitreise dabei zu sein. Auch wenn man, wie ich,  nie auf die Idee käme die Musik daheim im Wohnzimmer CD-Player einzulegen. Bei der Rock-Opera ist das völlig anders , die könnte ich auch zuhause rauf und runter hören und deshalb sei es auch nur der Vollständigkeit halber noch einmal ausdrücklich erwähnt, Maite Itoiz ist eine der faszinierensten Stimmen des Musikbusinesses, die Frau kann nicht nur als Opernsängerin glänzen, sondern muss sich auch vor der legendären Nightwish Stimme und jetzt solo auftretenden Tarja keineswegs verstecken, wenn es bei der Rock Opera Symphonic Metal zu hören gibt. Aber zurück zum klassischen Konzertabend in Saalfeld und zu Maites Ehemann John Kelly, der wie eigentlich alle Kellys richtig klasse singen kann.  Und das auch wunderbar in italienisch, ein absolutes Highlight an diesem Abend. Und nachdem die arme Maite sich das Bein gebrochen hat und mit 2 Krücken auf die Bühne humpelte, war der fürsorgliche Ehemann, der in letzter Zeit wie man hören konnte, auch richtig gut kochen gelernt hat, umso mehr gefordert.

Elfenthal, egal ob als Rockshow oder wie heute als klassisches Ensemble sind immer einen Konzertbesuch wert und Maite Itoiz und John Kelly gehören zudem mit zum nettesten, was man als Musikfan auf oder nach der Show erleben kann. Es ist immer wieder eine große Freude sie zu treffen, das fanden auch viele Besucher die sich danach über Autogramme Fotos und signierten CDs freuen konnten.  Leider musste Maite sich an diesem Tag Bein bedingt trotzdem wesentlich rarer machen, als gewohnt, Beinbrüche brauchen selbst bei einer Weltklassesängerin einfach ihre Zeit und Ruhe.




Und nun zu den Bildergalerien

























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