Als die Rabenbrüder
mit dem Song Ecce mundi gaudium die Bühne betraten herrscht schon
nach wenigen Takten gleich gute Stimmung im Publikum. Trotz Bestuhlung,
denn Rabenbrüder-Songs sind auch bestens geeignet um zu Stehen und
sich zu bewegen, wie zum Beispiel zum Trink und Freudenlied aus dem
Französischen mit dem Titel Tourdion. Trotzdem war die Bestuhlung
natürlich angebracht, gerade bei Elfenthal aber auch die
Rabenbrüder passten ihr Set etwas dem zu erwartet ruhigen
Elfenthal Auftritt an, ohne dass das ganze langweilig wurde. Dafür
sorgten schon die netten Zwiegespräche untereinander und
launischen Bemerkungen der Akteure zum Publikum wie z.B. „Was Du
heute kannst entkorken, dass verschiebe nicht auf morgen“. Mit
der Rabenballade folgte ein eher trauriges Lied, eine Ballade aus
Schottland, die zu den bekanntesten Songs des Trios gehört. In der
Folge erfuhr der Konzertbesucher, dass es 4 Rabenbrüder gab, warum
man Gott danken sollte, dass man kein Ochs geworden ist und dass sich
auch mit alten Weibern Geschichten entspinnen können, die sind
dann allerdings nicht mehr lustig. Mit Wohlwollen konnte man
feststellen, dass die Jungs auch Acappela singen können und dass
man mit Feenlächeln einen Elfenthal Song aus der Rockoper der Band
gecovered und ins Deutsche übertragen hat.
Als man den Song Böses Weib mit den Worten „Es gibt nur ein
böses Weib, aber jeder denkt er hat sie“ anmoderierte hatte
man die Lacher auf seiner Seite und danach wieder richtig Stimmung in
der Bude. Und nach „Tocs Occitans“ wurde es richtig
andächtig als die Rabenbrüder Greensleeves anstimmten. Die
englische Volkslied-Melodie , die laut Wikipedia auf die Musikalische
Grundform der Romanesca beruht kennt ja fast jeder und von den
Rabenbrüdern mal deutsch und mal englisch gesungen entfaltet das
Lied mit Unterstützung des Publikums einen ganz besonderen Reiz an
diesem Abend, ein Vortrag der mit langanhaltendem Applaus des Publikums
in einer Zugabe endete. Und hier wurde das Publikum gefragt, was sie
gerne hören würden, worauf wie aus der Pistole geschossen
"Geteert und Gefedert" als Antwort kam. Es wäre auch zu schade
gewesen, dem Publikum das großartige zeitkritische Stück
vorzuenthalten. Ist der Song doch sicher eines der gelungensten
Beispiele dafür, dass man auch die Mittelaltermusik gut in die
Neuzeit übertragen kann, ohne dass deren Reiz verloren geht.
Dank gilt den Rabenbrüdern auch, dass man den Mut hatte, diesen
Konzertabend im thüringischen Saalfeld auf die Beine zu stellen,
ein Ort der trotz Feengrotten nicht gerade als Mekka der
Mittelalterszene bekannt ist. Und mit dem Veranstaltungshaus Prinz im
Saalfelder Ortsteil Wöhlsdorf hat man auch eine tolle Location und
eine engagierte Truppe gefunden um den besuchenswerten Konzertabend
auszurichten. Hoffentlich nicht die letzte Veranstaltung dieser Art und
dann bietet sich zuvor auch ein Besuch beim Mexikaner , der unglaublich
einladend im gleichen Gebäude untergebracht ist, an.
Wesentlich klassischer wurde es nach dem Rabenbrüder
Auftritt beim
Hauptact Elfenthal, the Early Music Ensemble. Dies ist die ruhige,
klassische
Seite von Maite Itoiz und John Kelly, die als Rockopera-Show jedes
Festival zum Beben bringen können. An diesem Abend wurde es mit
Unterstützung von Tenor Jose Luis Jimenez , Mezzosopranistin
Zuberoa Aznarez und der Viola da Gamba spielenden
Gudrun Fuss aus Düsseldorf aber klassisch. The Early Music
Ensemble sind sicher mit die klassischste Art, sich der Musik der
damaligen Zeit zu nähern. Und dazu hat man sich nicht nur
repräsentative Stücke der damaligen Zeit wie z.B. von
Hildegard von Bingen, Alfonso X, Claudio Monteverdi und
überraschenderweise auch von Richard Löwenherz ausgesucht.
Richard Löwenherz, der das Stück in Gefangenschaft
geschrieben hat, als er damals glaubte, dass niemand kommen und ihn
befreien würde, ist ja nicht gerade als großer
Songschreiber in die Geschichte eingegangen. Das ganze versucht
man auch möglichst authentisch rüberzubringen, man
benützt historische Instrumente, wie z.B. ein besonders
schönes Exemplar einer Rabel (aus Kantabrien), ein Holzinstrument
das erstmals im 12 Jahrhundert Erwähnung fand und die Maite in 2
Stücken einsetzte. Das optisch einer Violine ähnlich sehende
Streichinstrument wird jedoch fast wie ein Cello gespielt und man
findet es neben den Spanischen Regionen Kantabrien und Asturia auch in
Teilen Lateinamerikas wieder. Und so ging es in der Zeitmaschine
auf der Bühne zurück in die Vergangenheit zu den
Königshäusern Englands und Spaniens, eine ganz besondere
Reise die die Formation Elfenthal ihrem Publikum anbot und die nahmen
das dankbar an. Mucksmäuschenstill lauschte man den
großartigen Stimmen der Akteure und geizte nicht mit Applaus. Und
wer jetzt denkt, dass das alles ziemlich trocken langweilig und
anstrengend ist, der kennt Maite Itoiz nicht. Mit ihrem unglaublichem
Charme , ihrer ansteckenden Fröhlichkeit und des schelmischen
Lausemädchen Grinsens hat sie nicht nur die Zügel auf der
Bühne in der Hand, sondern schafft es auch fast im Alleingang ,
dass man mächtig Spaß hat, bei der Zeitreise dabei zu sein.
Auch wenn man, wie ich, nie auf die Idee käme die Musik
daheim im Wohnzimmer CD-Player einzulegen. Bei der Rock-Opera ist das
völlig anders , die könnte ich auch zuhause rauf und runter
hören und deshalb sei es auch nur der Vollständigkeit halber
noch einmal ausdrücklich erwähnt, Maite Itoiz ist eine der
faszinierensten Stimmen des Musikbusinesses, die Frau kann nicht nur
als Opernsängerin glänzen, sondern muss sich auch vor der
legendären Nightwish Stimme und jetzt solo auftretenden Tarja
keineswegs verstecken, wenn es bei der Rock Opera Symphonic Metal zu
hören gibt. Aber zurück zum klassischen Konzertabend in
Saalfeld und zu Maites Ehemann John Kelly, der wie eigentlich alle
Kellys richtig klasse singen kann. Und das auch wunderbar in
italienisch, ein absolutes Highlight an diesem Abend. Und nachdem die
arme Maite sich das Bein gebrochen hat und mit 2 Krücken auf die
Bühne humpelte, war der fürsorgliche Ehemann, der in letzter
Zeit wie man hören konnte, auch richtig gut kochen gelernt hat,
umso mehr gefordert.
Elfenthal, egal ob als Rockshow oder wie heute als klassisches Ensemble
sind immer einen Konzertbesuch wert und Maite Itoiz und John Kelly
gehören zudem mit zum nettesten, was man als Musikfan auf oder
nach der Show erleben kann. Es ist immer wieder eine große Freude
sie zu treffen, das fanden auch viele Besucher die sich danach
über Autogramme Fotos und signierten CDs freuen konnten.
Leider musste Maite sich an diesem Tag Bein bedingt trotzdem wesentlich
rarer machen, als gewohnt, Beinbrüche brauchen selbst bei einer
Weltklassesängerin einfach ihre Zeit und Ruhe.
Und nun zu den Bildergalerien