"Augen unter Null", "Amok", "Eiszeit" und der das Borderline Syndrom thematisierende Song "Leider" begeistern ebenso wie "Prototyp" mit cooler Bühnenshow. Überhaupt lässt diese kaum Wünsche offen. Ob mit Trachtenhut, der Janker blieb in der Kabine, mit Russenmütze, die Russen haben es ihm an diesem Tag eh angetan oder mit Kapitänsmütze, die er dann doch nicht aufsetzte wegen des "entsetzlichen" Supports der sie bereits getragen hat, hingucken ist bei Eisbrecher Pflicht, schon allein deshalb weil Martin Heining die Band wieder so großartig ins rechte Licht rückte.
Nicht nur bei Himmel, Arsch und Zwirn wurde er deutlich, sprach auch aus, was er von seinen Besuchern erwartet, z.B. dass sie sich nicht einfach vor einen Karren wie die Pegida Bewegung spannen lassen und so ist This is Deutsch den es als letzten Song vor der Zugabe zu hören gab, auch sicher keine Werbebotschaft für die NPD, denn auch während des Konzerts wurde mehrfach überdeutlich, was man von Rechter Gesinnung hält.
Aber trotz manch Ernstem kam auch der Humor nicht zu kurz, z.B. als Alex im Publikum einen Herrn mit Freundin und nacktem Schädel entdeckte und das, mit Blick zum Drummer, mit dem Satz "es gibt noch Hoffnung (für Glatzköpfige)" kommentierte. Oder Korinth 205 zitierte, wo geschrieben steht "Kommet zu Zehnt" und er süffisant "Ist ne Weile her" folgen lies. Oder als er, der Haarlose, betonte dass er seine Haare wieder mit Gel schön gemacht hat, auch in Anspielung auf das Neue Video der Band und die Reaktionen darauf.
Obwohl man es den ein bißchen selbstverliebten Bandchef eigentlich nicht sagen sollte um seine Selbstverliebtheit nicht noch zu steigern, aber Alex Wesselsky ist live eine echte Attraktion. Einer der selbst beim Singen mitten im Song schon mal einen Zuschauer auf der Empore die Hand gibt und ein "guten Tag mein Herr " in den Song einbaut oder dem beim Singen und Blick ins Publikum ein "Mensch du hast aber auch schöne Haare" entfährt gibt es selten. Eine gehörige Portion Selbstironie, viel Witz und Charme und ein Nikolaussack voll mit Charisma und Sexappeal, nicht zu vergessen seine 1000 Gesichter von denen ein Till Schweiger nur träumen kann machen den Eisbrecher Frontmann mit zum Besten was die U-Musik live so zu bieten hat. Und das auch, wenn man nicht unbedingt ein Neue Deutsche Härte Fan ist. Denn auch die werden ihren Spaß haben und der eine oder andere Discoklang versteckt sich ja auch in der Eisbrecher Musik. Und rappen kann er ja auch, wenn er bei Miststück im Falcostil den Majasong runterrappt.
Man könnte noch viel schreiben von einer denkwürdigen Veranstaltung, nicht vergessen sollte man vor allem aber auch das Eisbrecher-Engagement für Skate Aid, eine Hilfsorganisation die Kinder und Jugendprojekte in Krisengebieten und sozialen Brennpunkten fördert und verwirklicht, z.B. zuletzt einen Skatepark in Bethlehem/Palästina. Wie sagte er so schön über Skate-Aid "wir sind ne schwarze Band, deshalb helfen wir schwarzen Jugendlichen" und so hat man eine Tombola zusammengestellt, bei der jedes Los gewinnt und die Eisbrecher mit vielen tollen Merchandise Utensilien bestückte und man Karten u.a. für das Amphi Festival und das E-tropolis gewinnen konnte.
Pünktlich geplant auf die Minute um 23.55 als die Band die Bühne gerade verlassen hatte legte das Schiff dann wieder an und wer Lust hatte konnte bei Schwarzen Klängen mit der Band noch bis 02.00 Uhr eine zünftige Aftershow-Party feiern.
Eine großartige Veranstaltung die unglaubich Lust auf die anstehende Tour die Ende Februar 2015 beginnt macht. Wer Eisbrecher noch nicht gesehen hat, sollte sich unbedingt aufmachen, es lohnt sich wirklich. Und die anderen werden es sich eh nicht nehmen lassen, auch dann wieder dabei zu sein.