Der Satz „Folge
einfach dem sanften Ton meiner Stimme“ stammt aus dem Film
Monster AG. Die echten Monster, nämlich die aus Finnland, die gab
es statt im Fernsehen im Hirsch live zu bewundern. Und von wegen sanfte
Stimme, ein echtes Monster klingt anders. Wie Lordi halt, rauh
ungeschliffen und nach True Metal eben.
Lordi sind wohl eine der wenigen Metal Bands, die auch vielen Leuten
ein Begriff sind, obwohl sie mit dieser Art Musik rein gar nichts am
Hut haben. Das ist zwar nicht schon seit dem Jahr 1992 so, als Tomi
Putaansuu oder kurz Mr. Lordi seine Monsterband gegründet hat,
sondern 2006 mit der Teilnahme Finnlands am Eurovison Song Contest
entstanden. Zuerst belächelte man die Finnen, aber als sie den
Wettbewerb dann mit gewaltigem Punktvorsprung gewannen und 70000 Finnen
die Band in Helsinki nach ihrer Rückkehr begeistert feierten
lachte keiner mehr. Ohne Frage half die Monstershow, aber das Lied hat
auch eine echte Qualität, die selbst einen Nicht-Metal-Fan
begeistern konnte. Eine Qualität die nicht nur der Song "Hard Rock
Halleluja" aufweist, den es beim Konzert als dritten Song nach
„Nailed by the Hammer of Frankenstein“ und „This is
Heavy Metal“ zu hören gab, sondern auch viele viele andere
Songs der Finnen. Das wurde an diesem Abend überdeutlich,
überhaupt der Auftakt mit diesen 3 Reissern ist ja schon kaum zu
toppen.
Lordi sind zwar Metal, aber nicht nur Krach sondern durchaus auch
melodisch, hörbar und richtig fetzig, eben auch für den
Nicht-Metaller. Und wem die Musik schon gar nicht gefallen will, der
kann sich immerhin an einer Bühnenshow erfreuen, die man in dieser
Art sonst nirgends erleben kann.
Welche Band geht schon als Zombi und Monster bis zur Unkenntlichkeit
verkleidet auf die Bühne und welche Frau hat schon, so wie Hella,
den Mut zur Hässlichkeit. Hella, die lebensgroße, oder sagen
wir in dem Fall lebenskleine Puppe und Keyboarderin der Finnen ist das
(vermutlich, man weiß es ja nicht genau) weibliche Wesen der Band.
Hübsch und sexy ist sie ja (zumindestens auf der Bühne)
nicht, Keyboard spielen das kann sie aber auch als Monster richtig
klasse. Und das mit dem hübsch kann man ja nicht beurteilen,
vermutlich steckt da eine höchst ansehnliche Person im
Puppenkostüm.
Auch Insekten-Pastorzombie-Schlagzeuger Mana, Ox fleischgewordener
Ochsenbassist der Band und Amen, die Mumie der Band, die als wieder
auferstandener Pharao die Gitarren aber weniger die Ohren der Besucher
quält machen echt was her.
Getoppt wird das ganze natürlich noch von Mr Lordi, gelernter
Make-Up und Spezialeffekt-Künstler, der mit seinen
blutunterlaufenen Augen, seinen gewaltigen Fledermausschwingen und
seinen Plateauschuhen so gar nichts von den knudelligen Monstern der
Monster AG hat. So muss ein Monster ausschauen, dass einem Angst
einflößen kann. Auch dem Publikum, wenn er mit seiner
Druckluftpistole, das Publikum mal so richtig abkühlt oder mit der
rotierenden Kreissäge in Richtung Publikum wandert. Ob man einem
Kind (Puppe- nur mal zur Vorsicht diese Anmerkung) unbedingt die
Gedärme raus reißen muss, oder einen anderen Fratz ins
Gesicht beissen, sei einmal dahingestellt. Als „junger"
Vater hat man da schon sehr gemischte Gefühle. Kleinkinder
mag Mr. Lordi also nicht, bzw. kleine Monster die werden
dahingemetzelt. Und auch das Publikum bekommt etwas ab, Konfetti aus
der Konfettikanone sind noch das angenehmste. Über das Kunstblut
aus dem Eimer hat sich da vielleicht nicht jeder gefreut. Auf alle
Fälle nicht ein Fotograf beim Konzert am Vortag in Leipzig, der
sich massiv beschwert hat mit dem Ergebnis, dass es in Nürnberg
gleich keinen Fotograben gab. Vielen Dank "lieber“ Kollege,
die anwesenden Fotografen haben den Fotograben auf alle Fälle sehr
vermisst und hätten gerne schönere Bilder vom Konzert
gemacht. Apropos Leipzig, da standen Lordi 20 Minuten länger und
mit 3 Liedern mehr auf der Bühne. Da mussten die Finnen auch nicht
pünktlich die Halle räumen. Ganz anders leider an diesem Tag
im Hirsch, hier musste wegen einer weiteren Veranstaltung danach der
Konzertbeginn nach vorne verlegt werden und ein Konzertende bei 3 Bands
um 21.45 Uhr gibt es sicher auch nicht oft. Wirklich schade, man
hätte die Finnen mit den Songs "Don`t let my Mother know",
"Monster is my Name" und "Horrorfiction" gerne auch in Nürnberg
gehört aber das lag nicht in deren Macht. Einzig das quälend
lange Intro hätte man vielleicht zu Gunsten eines der 3 Songs
weglassen können.
Es gab aber noch genug hörenswertes wie "Hella`s Kitchen" mit
großartigem Keyboard Solo, „Hell sent in the Clowns“
mit ebensolchen auf der Bühne, "Give your Life for Rock ´n´ Roll",
"Sir, Mr Presideath Sir", bei der Mr. President Lordi optisch wieder
zur Höchstform auflief oder die Zugabe "Would you love a
Monsterman" um nur mal einige zu nennen.
Ja die Nürnberger lieben ihre Monstermänner und Frau (gehen
wir mal davon aus liebe Hella), das sah man schon weit vor
Konzertbeginn als die Schlange am Einlass vor Öffnung erstaunlich
groß war und ein rappelvoller Hirsch feierte die Finnen dann auch
gnadenlos ab.
Wie heißt ein Song der Setlist so schön „not the
nicest guy“, ne das sind die Finnen in ihren Bühnenoutfits
auch wirklich nicht und für den Schuss Erotik sind die Damen
Chorsängerinnen verantwortlich, die als Flugbegleiter und
stimmgewaltige Songveredelung einen großartigen, unverzichtbaren
Teil des Abends darstellen. Aber höchst sehenswert und einmalig
ist Lordi allemal und auch der Nicht Metal Fan wird an Lordi live
wirklich seine Freude haben. Chapeau
Gleich 2 Vorbands gab es zur Einstimmung. Palace aus Speyer um
ihren Sänger Harald "HP" Piller erinnern etwas an die Scorpions,
allerdings ohne deren großartigen Balladengen, Scorpions light
sozusagen. Als Opener sorgen sie aber prächtig für Stimmung
und einen sehr gelungenenen Konzertauftakt.
Vielleicht liegt es daran, dass die Italiener Sinheresy als
Nightwish Coverband ihre Karriere starteten, wieso man sie als
Symphonic Metal Band ankündigte. So ganz nachvollziehen kann ich
das nicht, mit Symphonic Metal hat das wenig zu tun. Mir fehlt neben
der symphonischen Komponente vor allem auch der typische Frauengesang
von Bands wie Epica, Nightwish, Within Temptation etc. die man als
Referenz dieses Genres anführen kann. Das kann Sängerin
Cecillia Petrini mit ihrer Stimme einfach nicht leisten, trotzdem ist
der Auftritt keine Enttäuschung. Vor allem in Kombination mit
Sänger Stefano Sain klingt das gar nicht schlecht, auch wenn der
echte Metalhead mit der Band wohl recht wenig anfangen kann. Die 2 sind
übrigens nicht nur musikalisch, sondern auch optisch ein
sehenswertes Team und eine weitere gute Einstimmung auf das Highlight
des Abends, Lordi.
Zu den Bildergalerien