Faun
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Konzerthalle 09.03.2015
Mit der musikalischen
Bühnenumsetzung des Konzeptalbums Luna hat sich Faun sicher an das
bisher größte Projekt ihrer Karriere herangewagt. So haben
sie im Vorfeld ein zauberhaftes Bühnenspektakel versprochen und
sich deshalb mit den Gastmusikern Maya Friedman und Efren Lopez und
den 2 wirklich bezaubernden Künstlerinnen Masha Shushera und
Yulya Kholeva aka. Ayuna beeindruckend verstärkt. Mit deren
Hilfe und entsprechendem Bühnenbild hat man sich daran gemacht,
das mystische Bild des Mondes und der antiken Mondgöttin Luna
aufgehen zu lassen. Was die Verkaufszahlen des Albums betrifft ist dies
auch famos gelungen, das dazugehörige Album hat Platinstatus
erreicht, wird sehr geliebt, aber wie auch schon der Vorgänger
„Von den Elben“ gerade bei den alten Faun-Fans zum Teil
ganz schön verrissen.
Und ähnlich kontrovers werden auch die Reaktionen
zur Luna-Tour ausfallen, die so anders ist, wie alle Faun Konzerte
zuvor, allein schon durch die Bestuhlung.
Aber der Reihe nach. Bereits mit Blick auf die 2
schwarzen Nightliner vor der Tür sieht man, dass die Luna Tour
schon eine größere Nummer ist, auch die Konzertlocation in
Bamberg zeugt davon.
Genügt die Konzerthalle Bamberg doch höchsten
internationalen Ansprüchen an Akkustik und Klangvolumen, wie es so
schön auf der Homepage heißt. Die Heimat der Bamberger
Symphoniker glotzt mit 1400 Sitzplätzen und einer gewaltigen
Bühnenfläche von 250 qm und ist fraglos einer der
schönsten Konzertsäle Bayerns.
Wer allerdings denkt, dass dadurch die Tonabstimmung
besonders einfach wird, den muss man enttäuschen. In dem Moment wo
es nicht nur rein akustisch zugeht, und das geht auch bei Luna nur
dann, wenn man auf Niel Mitra und seine Samples verzichten würde,
wird es mit der Tonabstimmung tricky. Und wer will schon auf den
sympathischen Musiker mit seinem gewinnenden Lachen und seinem wie
immer stylischen Outfit der so wichtig für den speziellen Faun
Sound ist, verzichten. Und so hatte der Tonmann ganz schön zu tun
und machte einen großartigen Job. Tontechnisch ließ Luna
keine Wünsche offen.
Als sich kurz nach 19.00 Uhr die Hallentüren
öffneten gab es auch gleich den ersten Blickfang zu bestaunen.
Eine leibhaftige Mondgöttin begrüßte das Publikum mit
gewinnendem Lächeln, strahlenden blauen Augen und reizvoller
Optik. Und da Mondgöttinen zum Glück nicht kamerascheu sind,
konnten die Besucher auch fleißig Erinnerungsfotos
schießen, was viele dankbar nützten.
Eine wunderschöne Einstimmung von Ayuna und ihr
tolles Outfit auf das folgende Konzert, noch schöner wäre es
allerdings gewesen, auch Masha schon vor der eigentlichen Show
bewundern zu dürfen.
Ein echter Knaller war dann der Konzertbeginn. Das
Licht ging aus und der umgehend folgende mächtige
Trommelschlag schreckte das erwartungsfreudige Publikum hoch, Faun
hatte sofort die volle Aufmerksamkeit und der ESC –Song
„Hörst du die Trommeln“ inklusive klasse Trommelsolo
der beiden Trommler konnte seinen Reiz weit besser entfalten als beim
Qualifikationswettbewerb zum Eurovision Song Contest 2015, als der Song
in dem 3 Minuten ESC-Format ziemlich blutleer
rüberkam. Das war diesmal anders, das Lied (diesmal in
vernünftiger Länge und mit Trommelsolo) überzeugte und
erwies sich als gelungene Einstimmung auf das nun Kommende. Und auch
das herzliche Willkommen mit der gewohnt charmanten Ansage von Bandchef
Oliver S.Tyr (der sich leider während der Show viel zu viel
zurücknahm) ließ einiges erhoffen und erwarten, Erwartungen
denen man in der Folge der Show aber nur zum Teil gerecht wurde.
Das lag sicher nicht an den Gastmusikern, hier hatte
man ein echt glückliches Händchen bewiesen. Nicht erst seit
Dunkelschön, weiß man, dass ein Cello bestens mit einem
mittelalterlichen Instrumentarium wie z.B. der Nyckelharpa harmoniert.
Auch Maya Friedman, die fast Deutsch klingende und in den Niederlanden
studierende russische Cellistin zeigte eindrucksvoll, dass das Cello
eine echte Bereicherung der mystischen Faun-Klangwelt darstellt. Und so
machte es große Freude, die barfuß die Bühne
betretende Musikerin in ihre Klangwelt eintauchen zu sehen. Maya erwies
sich als das absolute musikalische Highlight des Abends.
Ein Meister seines Faches ist auch Efren Jose Miguel
Lopez Sanz, ein absolut musikverrückter Spanier, der einfach mal
so locker 60 Instrumente beherrscht und die, wie Bandchef Oliver S.Tyr
bei seiner Vorstellung zum besten gab, auch alle am liebsten
mitgebracht hätte. Man hat sich dann auf 3 einigen können, in
Bamberg hätten aber alle 60 problemlos Platz gefunden, der
Bühnenbereich hätte das locker hergegeben.
Beide waren ein absoluter Gewinn an diesem Abend und
bekamen den entsprechenden Raum ihr großartiges Können zu
demonstrieren. Auch bei der Bühnendeko und dem Licht hat man sich
echt Mühe gegeben und sich so einiges einfallen lassen. Leider kam
dies wegen der Größe der Bühne und der Helligkeit der
Wände aber nicht in voller Schönheit zum tragen. Es
hätte einen unglaublichen Aufwand bedurft, einen schwarzen Rahmen
um die Akteure zu zaubern, der optische Eindruck wäre dadurch noch
deutlich beeindruckender gewesen, als es die offene Bamberger
Bühne mit ihren weißen Wänden und den vielen
grünen Notausgangsschildern zuließ. Schade für Kilian
Keuchel und seine vielen kreativen Ideen, die dadurch nicht vollends
zur Wirkung kamen. Dafür waren Mashas Tribal Dance und ihre
Sicheln und Ayuna mit ihrer Feuershow und ihrem Videodance der
Blickfang schlechthin. Schade, dass beide nicht auch zusammen als
Feuerkünstler zu sehen waren, denn auch die in Kiew geborene
Masha Shushera beherrscht eigentlich diese Kunst.
Warum die Show aber trotzdem nicht voll zündete
liegt ausschließlich an Faun und ihrem Musikprogramm selbst. So
ruhig gab es Faun bisher noch nie, das tranceartige, meditative der
Musik fehlte fast völlig, dafür gab es viele sehr ruhige
Momente, vieles was einem Weltmusikfan sehr gefallen dürfte und
aufgrund der sehr lieblichen Stimmen von Fiona Rüggeberg und Katja
Moslehner, schon sehr soft um das Wort schlagerartig nicht zu
bemühen rüberkam. Dies ist vielleicht auch einer der
Gründe warum sich das Publikum kaum zum Tanzen motivieren
lies, es kann aber auch daran liegen, dass sich die Band inzwischen
einfach ein ganz anderen Publikum stattdessen oder zusätzlich
erspielt hat, und gerade die Musikliebhaber der ganz ruhigen Töne
alle nach Bamberg gekommen waren. Denn die Zurückhaltung war
allerorten zu spüren, was bei Oberfranken ja noch in
größerem Maße von Natur aus ausgeprägt ist. Bis,
ja bis zu dem Moment als Faun mit Wind und Geige richtig Gas
gaben, sich bis zum Bühnenrand nach vorne bewegten und ein
richtiger Ruck durch das Publikum ging.
Von dem Song an war richtig Stimmung im Saal, das
Publikum wie verwandelt und so wurden auch die Songs Rhiannon und Tinta
gefeiert Der Song „Wenn wir uns Wiedersehen“ wurde
zur Bandvorstellung genutzt, und auch „Hymn to Pan“ gab es
als Zugabe bei immer noch guter Stimmung im Publikum. Warum man dann
ausgerechnet als weitere Zugabe einen „Abschied“
präsentierte, der zwar von der Melodie wunderschön, vom
Gesang aber viel zu lieblich, wie pappsüße Limonade
daherkommt und entsprechend wenig Applaus bekam, bleibt Bandgeheimnis.
Da hatte ein Teil das Auditorum aber schon im Irrglauben „die
kommen eh nicht nochmal wieder“ den Saal verlassen. Deshalb ein
kleiner Tipp für die nicht so regelmäßigen
Konzertbesucher, solange das Licht im Saal nicht angeknipst wird, gibt
es gute Chancen, dass ein Konzert noch nicht vorbei ist.
Das muss aber der eine oder andere neue Konzertbesucher
erst noch lernen, genauso wie die echten Hardcore Faun Fans den
musikalischen Wandel ihrer Band. Wohlfühlen müssen sich in
erster Linie die Musiker mit dem was sie tun, und je mehr Zuhörer
man damit gewinnen kann, desto erfreulicher ist es für die Band.
Und den größtmöglichen Erfolg gönnt man der netten
Truppe sowieso.
Und die erwies sich auch danach als sehr fannah und
stand einschließlich Gastmusiker und den beiden Tänzerinnen
gerne für Fotos und Autogramme zur Verfügung. Und die wurden
besonders gerne auf den wirklich sehr gelungenen Tourplakat zur
Luna-Tour verewigt.
Und nun zum absolut sehenswerten optischen Eindruck
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