Wenn ein durchaus
attraktiver Dreadlock-Man auf dem Tourplakat versucht einen Kolibri mit
dem Staubsauger einzusaugen und sein Programm „Rolle
Rückwärts“ nennt, was soll man da erwarten. Beste
Unterhaltung natürlich. Handelt es sich bei dem "Dreadlock-Man"
doch um El Mago Masin und der ist wohl einer von Deutschlands (passend
zur Frisur) relaxtesten und gechilltesten Komödianten, aber sicher
auch einer der Besten. Und er ist durch und durch Franke, das merkt man
nicht nur beim Bratwurst-Song (Broutwärscht), einer von wenigen
bekannten Nummern im neuen Programm von El Mago Masin.
Staubsauger und Kolibri sind wohl nicht zufällig gewählt, der
Kolibiri ist der einzige rückwärts fliegende Vogel und ein
Staubsauger ist das einzige Saug-statt Blasinstrument, man kann ja
schließlich mit allem Musik machen. Passt also perfekt zum
Programm "Rolle rückwärts“ und das ist in Schwarzenbach
bei der Premiere der Kleinkunstbühne "Hinterhalt" auch Programm.
Aus der Idee reifend dem Publikum etwas zu bieten, was der Besucher so
noch nicht erlebt hat ist "Rolle Rückwärts" entstanden und
das ist ein ganz besonderes Konzerterlebnis. Wobei das auch
grundsätzlich für El Mago Masin gilt, der mit seiner
Spontanität und seinem Improvisationstalent genauso wie mit seinen
Songs und Geschichten immer einen Besuch wert und eine Garantie
für einen höchst unterhaltsamen und vergnüglichen Abend
ist.
Auch in Schwarzenbach und gerade auch mit "Rolle Rückwärts",
ein Abend bei der sich die Zeitschleife umgedreht hat. Und das dies so
ist macht er dem Publikum am Anfang auf ganz geschickte Weise klar.
So geht es mit der Zugabe los und hört mit dem Warmspielen auf.
Ungewöhnlich, witzig und genial zugleich, denn dadurch ergeben
sich im Programm immer wieder spontan Chancen, ideal für den
Meister der Spontanität und Improvisation. Wie z.B. als er einen
Herrn lobt, wie gut er vor 30 Minuten auf der Bühne gesungen hat.
Der kann sich schon mal auf seinen großen Auftritt mental
vorbereiten, während man das Publikum in freudige Erwartung
versetzt. Das er dann als hupfendes Känguruh mit Rastafrisur endet
hätte er sich allerdings bestimmt nicht vorgestellt. Der Wolfgang,
wie er mit richtigen Vornamen heißt, singt von polnischen
Hafermastgänsen, das depressive Leben der Rauchmelder, von Caipis
aus der Schnabeltasse, Männern die nur mit Grundstück zum
Fundstück werden und von Tupperpartys und Dildos, die es da gibt,
Themen die die Welt nicht braucht und trotzdem schön dass es sie
gibt, wenn El Mago Masin einen Song daraus macht. Denn dann wird aus
dem dümmsten Titel noch große Unterhaltung. Und
natürlich singt er auch über seinen Vornamen, damit auch
jeder weiß, wie es ist, wenn man ein Wolfgang ist. El Mago Masin
kann aber auch anders, typischen englischen Humor in Songs packen wie
den vom Metzger Heinz, der sich durch den Fleischwolf dreht, wenns zu
Ende geht .
"Rolle Rückwärts" ist ein Programm das wächst, auch mit
den Reaktionen des Publikums, wie die Dame die selbst den sonst so
spontanen Masin einen Moment fast sprachlos gemacht hat mit der
Bemerkung „in meinem Schlafzimmer wärst du mir
lieber“. Und mit dem auf die Bühne geholten Publikum, wie
der arme Posaunist, der völlig irritiert ist, welche Töne er
auf einmal dem Plastikinstrument entlocken kann. Technik die begeistert
und die in "Rolle Rückwärts" sehr geschickt als Hilfsmittel
eingesetzt wird. Dazu zählt auch das extrem gelungene kleine Video
mit dem putzigen Liebespaar und dem Dreadlock-Man, der so ganz vertraut
wie ein Wolfgang schaut.
Einen entscheidenden Nachteil hat „Rolle
Rückwärts“ aber doch, die Wertschätzung und
Begeisterung die man dem Programm und dem Künstler in Form von
lauten Zugaberufen und Applaus entgegenbringen kann gibt’s ja
nicht, das war ja schon ganz am Anfang. Und so sieht das Ende dann eher
schlimm aus, als ein Teil des Publikums fluchtartig aufspringt als El
Mago Masin nach den ersten schrägen und schmerzhaften Tönen
auf der Plastikposaune ankündigt, dass er sich nun 30 Minuten
für den Abend warmspielt.
So verzichtet der sympathische Künstler freiwillig auf seinen
verdienten Lohn. Und den hätte er wahrlich verdient, war der Abend
(wie von ohm gewohnt) doch wieder höchst vergnüglich und
beste Unterhaltung.
Ein großes Lob muss man übrigens auch dem Veranstalter Karl
Süß zollen, der sich in Eigenregie einen Lebenstraum
erfüllt hat. Die eigene historische Immobilie mit
Kleinkunstbühne und das macht nicht nur ihn attraktiv, wie man
spätestens nach "Rolle rückwärts" weiß, sondern
vor allem die Stadt Schwarzenbach an der Saale, die damit ein echtes
Kulturhighlight ohne einen eigenen Cent draufzulegen dazubekommen hat.
Vielen Dank für soviel positives Engagement und viel Glück
mit der Programmzusammenstellung. Das wird nicht leicht nach so einem
Auftakt.
Und nun die El Mago Masin Bildergalerie