Als absolute Highlights des
Feuertanz-Jubiläumsfestivals in Abenberg, dem Herzen Frankens, mit
seiner schönen Burg erwiesen sich die beiden Mitternachtskonzerte.
Dabeisein war definitiv Pflicht und wer nicht dabei war oder sein
konnte hat wirklich etwas verpasst. Wobei man überhaupt
feststellen muss, dass das Programm der 15. Ausgabe richtig begeistern
konnte. Zwei echte Headliner mit Schandmaul am Samstag und Saltatio
Mortis Freitag. Dazu die Co-Headliner Mono Inc. und Omnia, die für
viel Stimmung und Begeisterung im Publikum sorgten. Weitere fesselnde
Konzerte gab es von Knasterbart, The Dolmen, Vroudenspil, Ignis Fatuu,
Folk Noir, Feuerschwanz usw. Einen Schwachpunkt gab es an beiden Tagen
definitiv nicht. Jedes Konzert war für sich allein
besuchens- und hörenswert. Und wenn man dann das Gesamtpaket mit
überzeugendem Rahmenprogramm u.a. mit dem großartigen
Gaukler Lupus, Marktmusik mit Tir Nan OG und Trollfaust, ein
schöner Mittelaltermarkt im Innenhof, eine entspannte Security und
eine rundum gelungene Organisation betrachtet, dann war jeder Euro gut
investiert und es auch nicht verwunderlich, dass wie ja schon gewohnt
auch die 15. Ausgabe ausverkauft war. Teil 16 folgt am 24. und 25. Juni
2016. Wenn also im Dezember der Vorverkauf startet sollte man schnell
sein, das Feuertanz ist immer einen Besuch wert, jede Wette auch im
nächsten Jahr.
Einzig der Wettergott war nicht so ganz in Feierlaune. Es hätte
allerdings weit schlimmer kommen können nach den ganzen
Wetterprognosen im Vorfeld. Gerade am Samstag war mal Regen mal
Sonnenschein sein Beitrag, den das feierwütige Festivalvolk mit
Gleichmut ertrug, die Laune ließ man sich davon jedenfalls nicht
verderben. Das Publikum erwies sich somit einmal mehr als Hart im
Nehmen und inzwischen ist das Feuertanz Festival eine Art
Riesen-Familientreffen geworden.
Bestens gelaunt waren auch die Moderatoren die Herren Hotze und
Fummelfips Knasterbart am Freitag, sowie die 2 Lachgranaten Pamaptut
Samstags, die ebenfalls als Pluspunkt des Festivals nicht
unerwähnt bleiben dürfen. Beide Paare machten das auf ihre
ganz eigene Art und zum Glück durften der“ Hopfen
Holger“ und der „Glauchau-Max“ auch 30 Minuten
Extra-Gute Laune verbreiten, man sollte den vieren einen
Renten-Moderatorenvertrag anbieten.
Reliquiae
Auftaktkonzerte sind ja nie einfach. Doch die als
Teenie-Mittelaltertruppe von den Moderatoren angekündigten
Reliquiae hatten damit kein Problem. Nicht nur, dass der
Besucherandrang schon recht groß war, auch die Stimmung war
sofort bestens. Sicher ein großer Verdienst des Sängers und
seiner spielfreudigen Truppe, die vom Szeneklassiker über
russische Volkslieder bis zum Cover Rocksong so ziemlich alles drauf
haben und dies auch überzeugend darboten. Und auch wenn der
Sänger Bastus und gerade Comatus der Textdichter der Band noch
recht jung ausschauen, man sieht das Oil of Olaz doch etwas bewirkt,
gibt’s die Band schon seit 2009. Vielleicht hält auch die
Luft in Osnabrück, wo die Jungs herkommen, die Menschen besonders
frisch. Man weiß es nicht genau. Was man aber sicher weiß
ist, dass fleißig am neuen Album Winter gearbeitet wird, das noch
2015 erscheinen soll. Einen Vorgeschmack in Form eines Musikvideos wird
es demnächst geben.
Und damit dürfte Reliquiae noch bekannter werden, solche gelungene
Auftritte wie beim Feuertanz sind sicher auch keine schlechte Werbung
in eigener Sache. Übrigens wem der Herr an der Geige bekannt
vorkam, den hat man sich kurzerhand von Vogelfrey ausgeborgt. Alex ist
somit nur Gastmusiker und kein festes Bandmitglied
Vroudenspil
Gute alte Bekannte im Frankenland sind die Band Vroudenspil. Zum
Glück vergeht kaum ein Jahr, wo man sie bei einem der Burgfestival
antreffen kann. Und das ist auch gut so, denn egal ob im letzten Jahr
beim Schlosshof-Festival oder diesmal beim Feuertanz, Vroudenspil sind
eine Garantie für beste Stimmung und gute Laune im Publikum. Und
diesmal in Abenberg schon gleich, sind die Bandmitglieder doch
gesundheitlich alle wiederhergestellt. Besonders auffällig zu
beobachten war dies beim Rücken geschädigten
Quetschkommodenspieler „Der Seewolf“ , den man schon lange
nicht mehr so dynamisch und enthusiastisch erlebt hat, was der Show der
Band auch sehr zu gute kommt. Auch Phyra lahmt nicht mehr, beste
Voraussetzungen also um die Menge mit Piraten-Folk, -Rock- und
–Ska zum ausflippen zu bringen. Und gleich nach dem Feuertanz
wird mit Hilfe von Produzent und Subway Trommler Simon Michael
fleißig am neuen Album geschraubt, das wohl im November im Handel
zu kaufen ist und mit einer Release-Show auch würdig dem
Piratenvolk vorgestellt wird.
Rapalje
Wesentlich ruhiger ging es dann bei Rapalje zu, die passend zum
zeitweise etwas kalten Wetter auch schon mal einen Weihnachtssong
anstimmten. Sie können allerdings auch anders und zeigten mit dem
Manowar Cover Heart of Steel, das Manowar auch völlig anders und
extrem reizvoll klingen kann. Damit konnten sie genauso punkten wie mit
ihrem Dudelsackspieler, einen Dudelsack-Flammenwerfer sieht man sicher
nicht alle Tage. Das Showhighligt der Band aus Groningen in den
Niederlanden, die mit William einen Sänger haben, der mit
seinem Timbre nicht nur die Frauen zum Dahinschmelzen bringen kann.
Rapalje zu Deutsch Radau sind aber eher ruhigere Vertreter ihrer
Gattung und glänzten mit eigenen Songs und Traditionals aus Irland
und den UK. Ein perfekter Gegenpool zu den Auftritten davor. Einmal
mehr kamen die Niederländer sehr symphatisch rüber und
punkteten auch bei der Security für den aufrichtigen Dank für
deren tollen Job. Eine Band die einen dafür extra während der
Show verdientermaßen einmal die Hand schüttelt, haben die
Damen und Herren von Consec sicher auch nicht alle Tage
Knasterbart
Wer die Bands Mr. Hurley und die Pulveraffen und Versengold kennen und
schätzen gelernt hat (was wirklich nicht schwer ist), der kann
sich gut vorstellen, dass eine Band kombiniert aus Mitgliedern beider
Bands unter dem witzigen Namen Knasterbart genauso begeistert, wie die
Stammcombos.
"Hotze Knasterbart, Fummelfips Knasterbart, Hackepeter Knasterbart,
Schramme Knasterbart, Fidolin Knasterbart, Klappstuhl Knasterbart
und der Knüppelkalle Knasterbart", um die 7 Herren mal
gebührlich vorzustellen, bieten dem Publikum Gossenfolklore vom
feinsten, vom allerfeinsten sogar. Ein großes Vergnügen ist
es das Treiben auf der Bühne zu erleben und den lasterhaften Pack
zuzuhören. Und genau das muss man auch, denn die Songs sind
mit viel Wortwitz ausgestattet sowie mit Tiefsinn, Hintersinn und
Unsinn. Mal sinnvoll mal sinnfrei, aber immer hörenswert und das
ist der einzige Kritikpunkt eines höchst vergnüglichen
Auftritts, es fällt schwer sich darauf zu konzentrieren, bei all
der Action auf der Bühne.
Das kann man der Band aber nicht anlasten, schon eher den
Veranstaltern, die gerade im Süden das verlauste Piratenpack
bisher viel zu wenig gebucht haben. Das muss sich schlagartig
ändern, damit auch noch der letzte Doofpattel Songs wie
„Sauf mich schön“ und“„Brantwein für
alle“ problemlos von der ersten bis zur letzten Zeile mitsingen
kann. Mit Schlagzeug, allerlei Akustischem und E-Gitarren, Bass,
Geige und auch schon mal einer Mandoline wird dem Publikum das
Gossenabitur abgenommen und die haben fraglos alle bestanden.
Durchgefallen ist dagegen der eine oder andere Facebook-Besucher der
auf der Bandseite seinen Kommentar hinterlassen hat. Einige davon geben
sie sehr zur Belustigung des Publikums zum besten und sorgen damit
für reichlich Lacher im Publikum. Fazit: Wer zum Lachen in den
Keller geht, sollte da bleiben und Knasterbart meiden, alle anderen sei
die Band wärmstens ans Herz gelegt, auch wenn die leckere Lotta
vielleicht nicht neben einem im Publikum steht. Und falls doch,
Glück gehabt.
Omnia
Was soll man zu den Niederländern von Omnia noch groß sagen.
Inzwischen sollte sich herumgesprochen haben, dass es sich um eine
großartige Live-Band handelt die mit ungewöhnlichem
Instrumentarium einen ganz eigenen Sound fabriziert, der gemeinhin als
Pagan-Folk weit mehr Leute faszinieren kann , als man vielleicht
allgemein auch aufgrund des Namens erwartet. Und daneben haben sie auch
ein echtes Anliegen, sie sind die Stimme der Natur und das lassen sie
sich auch nicht und von niemanden nehmen, auch beim Feuertanz- Auftritt
nicht. Das ist aber nicht nur Mache, Omnia steht somit nicht nur
für die Musik, sondern für ein Lebensgefühl und
würden mehr Menschen so positiv unkommerziell und naturbezogen
ausgerichtet sein, wie die sympathischen Holländer, die Welt
wäre um vieles besser. Natürlich sind sie aber in erster
Linie zum Musikmachen hier und das zelebrieren sie auch in Abenberg auf
ihre ganz eigene Weise mit einer Setlist, die vom ersten bis zum
letzten Song begeistert, aber auch immer das Gefühl
zurücklässt, es war einfach wieder viel zu kurz. Omnia
sind in den letzten Jahren auch musikalisch noch so gewachsen, man kann
echt gespannt sein, was da demnächst noch an großartigen
musikalischem Output kommt. So einiges ist zu vermuten, arbeitetet man
doch parallel fleißig an 2 CDs die musikalisch ziemlich
unterschiedlich sein werden. Aber mehr soll noch nicht verraten werden.
Saltatio Mortis
Dass ausgerechnet der Headliner den zwiespältigsten Auftritt an
diesem Tag hinlegt, war zuvor und auch aufgrund der Setlist nicht zu
erwarten, Denn die hatte es in sich und war auch ein kleiner Ausblick
auf das demnächst erscheinende neue Album der Band. Und auch wenn
das jetzt nicht hier her passt, aber soviel sei schon mal dazu
erwähnt. Das Album ist der absolute Knaller, das beste was die
Band je veröffentlicht hat. Und das einen vom ersten bis zum
letzten Song extrem fesselt und noch lange darüber hinaus. Ein
mutiges und beeindruckendes Album ist es geworden und „Wo sind
die Clowns“ an diesem Abend vorgestellt, entfaltet sofort auch
Live seinen Reiz. Und das ist bei weitem nicht der stärkste Song
auf Zirkus Zeitgeist das im August erscheinen wird und das ich jeden
ans Herz legen will.
Warum es trotzdem ein zwiespältiges Vergnügen war lag vor
allem an der nicht gerade überzeugenden Soundabmischung mit
diversen nervenden Rückkopplungs- und Tonproblemen und einer
„Kirmes-Lichtshow“ die mich wenig überzeugt hat. Ich
vermise echt die Zeiten, als Saltatio auch schon mal den einen
oder anderen Pyroeffekt aus der Feuerkiste gekramt haben. So
bleibt die Hoffnung auf die „Zirkus Zeitgeist“ Tour Ende
des Jahres, eine großartige Live Band sind Saltatio Mortis
fraglos und das werden Alea und Co. Da dann hoffentlich auch allen
beweisen können.
The Dolmen akustisch
Guten Morgen England, wann wacht ihr endlich auf und merkt, was ihr an
dieser großartigen Band habt. So ganz hat sich das im
Queen-Mom-Land bis heute nämlich noch nicht herumgesprochen, dass
die Dolmens richtig etwas können, da sind die Deutschen schon
weiter , die haben die Band aus Weymouth schon länger in ihr Herz
geschlossen. Und war der Auftritt beim Feuertanz 2014 schon
beeindruckend, das was Sänger Taloch Jameson , Gitarrist Josh
Elliott, Trommeltier Chris Jones und die großartige Kayleigh
Marchant mit Ex-Metusa-Verstärkung Anja Novotny abliefern muss man
gesehen haben.
Und schon gleich an diesem denkwürdigen Abend in der
„Burgsauna“. Angekündigt als THE DOLMEN-akustisch
wurde schnell klar um nicht zu sagen bereits nach einem Lied, dass die
Engländer alles können aber nicht akustisch. Das nimmt ihnen
aber sicher keiner der Besucher übel, aber aufgrund deren
„Unvermögen“ entwickelte sich eine der
denkwürdigsten Vorstellung , die dieser Saal wohl bisher erlebt
hat. Und spätestens als Kayleigh Marchant beim Tanzen im Publikum
aus lauter Leidenschaft auf den Boden knallte, wurde die Band gnadenlos
und völlig zurecht abgefeiert. Und um das ganze noch zu toppen
hielt es dann Rob Borschat und Daphyd Sens von Omnia , die
begeistert den Gig verfolgten nicht mehr im Publikum, man holte sie auf
die Bühne und los ging der Trommelwahnsinn. Und auch wenn
Daphyd der weit besere Didgespieler ist, so ne ganz schlechte Figur an
der Trommel machte er auch nicht, während Rob und Chris sich ein
Trommelduell lieferten an dem sich Kayleigh und Taloch dann ebenfalls
beteiligten. Das war spontan , nie geprobt und so wurde sehr zur Freude
vom Publikum und den Musikern gejammt was das Zeug hält. Und so
hatten die Musiker sichtbar mindestens genauso viel Spaß wie das
Publikum und der junge Mann im Rock der seinen Jungesellenenabschied
mit The Dolmen feierte und Kayleigh nicht nur einmal aus dem Konzept
brachte, weil lachen und singen gar nicht so einfach gemeinsam zu
bewerkstelligen ist. Und so ging ein denkwürdiger erster
Festivaltag denkwürdigst (zum Glück) unakkustisch
unvergesslich zu Ende.
Ignis Fatuu
Heimspiele gelten allgemein als Vorteil, für Ignis Fatuu war es
auf alle Fälle einer. Als Opener von einem extrem gut
gefüllten Festivalgelände so abgefeiert zu werden von einem
Publikum das dem Wind und Regen trotzt ist ein toller Lohn für
eine Band die mit Irene nur noch ein echtes Gründungsmitglied
aufweist. Aber trotz aller Besetzungswechsel der letzten
Zeit und trotz diverser Schwierigkeiten in der Vergangenheit
trifft der Spruch Totgesagte leben länger perfekt auf Ignis Fatuu
zu. Zum Glück vergisst man in der Setlist auch die
„alten“ Klassiker nicht und so entwickelt sich ein sehr
gelungener Auftritt an dem das Publikum sehr schnell „Blut
geleckt“ hat. Und so fliegt auch der eine oder andere (allerdings
nicht vom Körper gerissene) BH auf die Bühne und so allerlei
anderes mehr oder weniger fragwürdiges „Zeug“. Das
Publikum hatte mächtig Spaß am Auftritt von Ignis Fatuu,
denen man wirklich wünscht, dass endlich wieder richtig Ruhe im
Besetzungskarusell einkehrt und man sich in der neuen Besetzung
weiterhin positiv weiterentwickeln kann. Selbst der zum Teil heftige
Regen konnte die Stimmung kaum bremsen, ein sehr vielversprechender
Auftakt für das nun Folgende.
Folk Noir
Und beim Folgenden wurde das von Ignis Fatuu mächtig
durchgedrückte Gaspedal erst einmal deutlich zurückgenommen,
aber auf eine extrem charmante und höchst hörenswerte Weise.
Es war der zweite Auftritt mit Livy Pear als neue Sängerin und
nach dem schon sehr überzeugenden Start beim Spectaculum Mundi,
gelang es Folk Noir problemlos sich weiter zu steigern. Oliver S. Tyr,
Stephan Groth, Trommler Alex Schulz und Livy Pear haben mit Folk Noir
eines der faszinieresten Dark-Folk-Projekte am Start mit gewaltig
Zukunftspotential. Fernab von Olivers und Stephans Hauptband Faun.
Selbst jemand der Faun gar nicht mag , sollte sich einmal mit Folk Noir
beschäftigen, es kann jedem passieren, dass einem Gesang ,
Instrumentierung und die düsteren Folksongs und düsteren
Balladen so packen und nicht mehr loslassen. Die Protagonisten tun mit
viel Leidenschaft auf alle Fällle alles dafür und setzen bei
ihrem zweiten Auftritt in neuer Besetzung erneut ein ganz ganz
großes Ausrufezeichen.
The Dolmen
Feuerwasser gab es vor dem Dolmen Gig fürs Publikum, musikalisch
von Pampautut überreicht, die auch sonst nicht mit Humor geizten
und für die kurzweiligsten 30 Minuten der 2 Festivaltage sorgten,
während im Hintergrund die Technik für den Dolmen-Auftritt
installiert wurde.
Dass es sich bei den Briten incl. großartiger Deutscher
Verstärkung um eine ganz besondere Band handelt , hab ich ja oben
schon geschrieben. Wer es nicht glauben will hätte sich einmal
„Rocky Road to Dublin“ geben sollen, es passiert ja
höchst selten, dass Musikstücke die 5 Minutengrenze
überschreiten, the Dolmen ist auch das völlig egal, sie
jammen was das Zeug hält, Auch beim zweiten Auftritt des
Wochenendes, der ebenfalls voller Energie strotzte. Was nach dem
Zustand der Musiker Samstag früh noch erstaunlicher war. Aber Red
Bull scheint gerade Keyleigh Flügel zu verleihen. Und sie kann
neben aller inatrumentaler Begabung auch verdammt schön singen,
das wünscht man sich für die Zukunft noch viel mehr. Erneut
großes Briten-Kino.
Feuerschwanz
Am Samstag war Heimspieltag, somit durften nach Ignis Fatuu die
Blödelbarden von Feuerschwanz natürlich nicht fehlen.
Außerdem gehört zum guten Ton eines Festivals natürlich
eine frauenfeindliche Band, und nach dem kleinen Skandal wegen der
Absage eines Konzertes durch einen fragwürdigen Uni-Veranstalter,
der Angst vor Massendemos wildgewordener und durchgeknallter
Feministinnen fürchtete scheute das Concertbüro Franken
dieses Risiko nicht und buchte Feuerschanz gerne fürs Lineup 2015.
Zum Glück, denn die Franken sind showtechnisch immer eine
Bereicherung, optisch gerade auch Dank der bildhübschen Miezen
schön anzuschauen und Dank Partysongs wie „Met und
Miezen“ und „Blöde Frage Saufgelage“ ein
Stimmungsgarant.
Es geht inzwischen bekanntlich aber auch völlig anders „Auf
Wiederseh`n“ incl. eines mit der Stimme kämpfenden Ben
verfehlte auch diesmal seine Wirkung nicht.
Showtechnisch sind Feuerschwanz bei jedem Gig auch immer für etwas
Neues gut, optisch ist man somit auch durch die Interaktion mit dem
Publikum einmal mehr ganz weit vorne. Und die Hardcore-Feministinnen?
Die waren vielleicht auch anwesend, wussten aber das Treiben auf der
Bühne richtig einzuordnen und hatten genauso ihren Spaß.
Mono Inc.
Einer der umtriebigsten Sänger und Produzenten der letzten Zeit
Martin Engler und sein Bandprojekt Mono Inc. waren für die
Gothic-Töne an diesem Wochende zuständig, auch wenn man mit
Cowboyhut und T-Shirt bekleidet passend zum neuen Album Teringula
eher als Country-Cowboyband daherkommt. Mono Inc. sind aber immer noch
eine Gothic Band und eine die polarisiert. Vor allem ihr
"Kinderlied" Heile Heile Segen lässt so manchen Musikliebhaber die
Zehennägel hochrollen. Also auch mit neuer Optik alles beim
alten, kein Country sondern noch immer melodiöser Pop-Gothic
Sound. Noch immer eine hübsche Schlagzeugerin die auch als Mama
den Songs das gewisse Etwas bietet und noch immer eine Band die
unbestritten Live Qualitäten hat und es bestens versteht das
Publikum zu unterhalten. Und das macht den Massen sichtbar Spaß.
Der Platz knackvoll, die Stimmung ausgesprochen gut, der Mitsingfaktor
hoch. Und Engler schüttelt die Songs nur so aus dem
Ärmel. Kein Problem für ihn immer wieder neue Alben zu
veröffentlichen und kein Problem immer wieder eine eingängige
Melodie zu finden. Mono Inc. machen mächtig Spaß und die
Band kann sicher bei all dem Erfolg gut damit leben, dass es einige
gibt die gar nichts mit ihnen anfangen können. In Abenberg waren
es verschwindend wenig, was die große Begeisterung im Publikum
deutlich zeigte.
Schandmaul
Wer um 22.45 den erschreckend leeren Markt gesehen hat, der kann
ermessen welche Anziehungskraft die Headliner des Tages Schandmaul auf
die Feuertanz Familie hat. Verdientermaßen, erwies sich die
Münchner Mittelalterband, der man mit dieser Bezeichnung schon
fast Unrecht tut, versteht man es doch vortrefflich sich musikalisch
viel breiter aufzustellen auch diesmal als Highlight.
Ein inziwschen unglaublich großer musikalischer Katalog
höchster Qualität macht es leicht eine hörenswerte
Setlist zusammenzustellen, führt aber auch dazu, dass man genug
Songs vermisst. Und egal ob schnelle Nummer oder ruhige Ballade,
ob alter Kracher oder neuer Hit, ob Tanznummer oder Mitsing- Kracher.
Schandmaul hat es drauf und egal was die Band veröffentlicht ,
irgendwie hat man den Eindruck, die Songs werden schöner und
schöner. Hinzu kommt die von Schandmaul gewohnt gute Lichttechnik
und ein guter Sound. Da außerdem inzwischen alle Mamas wieder an
Bord sind, präsentiert man sich als musikalische Einheit, die nun
schon weit über 15 Jahre die Konzertbesucher fasziniert und dies
noch hoffentlich lange tun wird. Traumtänzer, Teufelsweib, Der
Teufel hat den Schnaps gemacht, Vogelfrei und und und, das
Stimmungsbarometer ist auf dem Höhepunkt angekommen. Einzig die
Feuerschwanz Einlage ging etwas daneben, das Schlauchboot mit dem Prinz
Hodi und Hauptmann Feuerschwanz über die Menge schwimmen wollten
ging in der Hitze buchstäblich jämmerlich unter. Was
lehrt uns die Geschichte? Heiße Scheinwerfer sind nur etwas
für Holzboote. Aber auch so kam das Feuerschwanz und Dolmen
Gastspiel beim Schandmaulauftritt gut an.
Die Kammer
Für einen großen Teil der Besucher war danach Schluss, es
hätten auch die wenigsten in der „Burgsauna“ Platz
gefunden. Und deshalb warteten ein ständig wachsender Trupp
Menschen geduldig ab 23.00 Uhr auf Einlass, damit man das
Kammer-Gastspiel auch miterleben konnte, trotz dem parallel laufenden
Schandmaul-Konzert . Als sich dann kurz vor 0.00 Uhr die Türen
endlich öffneten strömte eine gutgelaunte und gespannte
Menschenmenge in den Saal.
Hinter dem „Kammer-Orchester“ verbergen sich die Herren
Testory und Ambre, die nach einer ASP und Chamber-Vergangenheit
beschlossen haben auch weiterhin gemeinsam Musik zu machen. Entstanden
ist „Die Kammer“ und zusammen mit Freunden macht man
nun eine Musik, die so ungewöhnlich , unvergleichlich und
einzigartig ist , das es ein Jammer ist, dass man bis heute noch immer
den Geheimtip-Status nicht ablegen konnte , statt die
größten Hallen zu füllen. Aber dazu ist die Musik
vielleicht zu wenig "mainstreamig" und handgemachte Musik mit
ungewöhnlicher Instrumentierung nicht massentauglich genug.
Eigentlich ein Wahnsinn, wenn man sieht welchen Spaß alle an
diesem Konzert haben, sowohl die Musiker auf der Bühne, wie auch
das Publikum im Saal.
Man hätte das Konzert auch mit "Freunde musizieren für
Freunde" überschreiben können, diese paar Worte beschreiben
vielleicht am besten, was einem als Krönung des Tages geboten
wurde.
Und so wurden die, die gekommen waren für ihr Kommen auch
reichlich belohnt. Und das, obwohl man den Übersong „The
Orphanage“ gar nicht anstimmte, weil die Umsetzung in kleiner
Besetzung so nicht machbar ist. Denn neben den 2 Ms Matze und Max
gehören noch Aline Deinert an der Bratsche und neu Veronika
Münstermann am Cello als „kleines Streichorchester“
zur kleinen Besetzung an diesem Tag, nicht zu vergessen natürlich
Professor Matthias Raue und seine Violine. Wer es verpasst hat oder wem
die Kammer nichts sagt, der sollte sich einmal das Ingo Römling
Video zum Song Sinister Sister gönnen. Den Song gibt’s wie
viele andere auch an diesem Abend und die Stimme von Max Testory geht
einen, einmal gehört, eh nicht mehr aus dem Kopf.
Einen schöneren Abschluss hätte das Festival gar nicht finden
können und alle die dabei waren wünschen sich sicher
möglichst bald ein Kammer-Gastspiel in großer Besetzung
irgendwo im Frankenland. Anfang 2016 ist man mit Special Guest Lisa
Morgenstern wieder auf Tour um das 3. Album vorzustellen, allerdings
bisher wohl ohne einen Termin in Bayern, ein Jammer. Und das wird, wie
auch die beiden bisherigen Alben mit Sicherheit ein weiterer
Kammer-Ohrenschmaus.
Aber vieleicht trauen sich die Veranstalter, die großartige Band
in Vollbesetzung für die große Bühne 2016 zu buchen.
Jede Wette, die Band rockt die Hütte.
Die Bildergalerien vom Freitag mit
Reliquiae
Vroudenspil
Rapalje
Knasterbart
Omnia
Saltatio Mortis
The Dolmen akustisch
Lupus und Kasper der Gaukler
Publikum Galerie 1
Publikum Galerie 2
Publikum Galerie 3
Publikum Galerie 4
Die Bildergalerien vom Samstag mit
Ignis Fatuu
Folk Noir
Pampatut
The Dolmen
Feuerschwanz
Mono Inc.
Schandmaul
Die Kammer
Publikum Galerie 1
Publikum Galerie 2
Publikum Galerie 3
Publikum Galerie 4