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Shamrock Castle-Celtic und New Folk Festival 2015
           Vergangenheit ist, wenn nichts mehr weh tut.  Mark Twain


Schloss Jägersburg, Eggolsheim 11.07.2015


Wie hat Rene Wolfrum nach dem Shamrock Castle Festival so schön in Facebook geschrieben: „Zwischen die Kastanien im Innenhof von Schloss Jägersburg passt tatsächlich noch ein Festival rein. Sehenswert!“. Besser kann man das eigentlich gar nicht ausdrücken. Ein malerischer Schlossinnenhof mit den mächtigen, schattenspendenden Bäumen  und gleich im Außenbereich des Schlosses der Zeltplatz. Die verkehrsgünstige Anbindung, Parkplätze in ausreichender Zahl auch gleich daneben, ein gemütlicher Biergarten mit Livemusik von Joe Ginnane in den Umbaupausen, für Hunger und Durst war auch gesorgt, sowie das endspannte Consec-Securityteam, was will man als Festivalbesucher mehr.  Die Rahmenbedingungen inklusive des perfekten Open-Air Wetters hätten nicht besser sein können. Es lag also an den Bands etwas daraus zu machen und das machten sie mit Bravour.

Selfish Murphy


Positiv ist schon einmal zu vermerken, dass die Herren aus Transsilvanien niemand gebissen haben und ihnen auch kein Blut aus dem Mund rann, wie dem bekanntesten Transsilvaner Dracula, der wohl bekannteste Rumäne bis heute.
Spitze Zähne hatten sie übrigens auch nicht und ob die Sonnenbrillen nötig sind, weil es sich ebenfalls um lichtscheues Gesindel handelt, war in der Kürze des Festivals auch nicht zu ermitteln. Was aber schon schnell klar wurde, ist, dass die Band ihr Handwerkszeug versteht und der Sänger die Massen durchaus mitzureißen versteht. Und das nicht nur allein, auch die anderen Bandmitglieder bemühten sich nach Kräften um die Show und so kam schon sehr schnell richtig Stimmung auf. Die Band gibt es nun schon seit 2011, ist in Deutschland zu Unrecht aber noch recht unbekannt, was sich durch solch gelungen Auftritte aber schnell ändern sollte. Der „rumänische“ Irish Folk mit Songs wie dem Kracher Molly Malone gleich zu Beginn, mit Dirty Old Town, God Save Irleland und dem Drinking Song, um nur ein paar zu nennen, macht richtig Spaß, auch wenn die Band das Genre sicher nicht neu erfunden hat. Das ist aber auch nicht deren Ziel, sie wollen ihr Publikum unterhalten und diese Aufgabe haben sie mehr als vortrefflich erfüllt.

Ganaim


Wenn Pinto bekannt von Versengold etwas macht, dann macht er das richtig. Und so ist es nicht allzu verwunderlich, dass seine Nebenprojekt Ganaim schon kurz nach Gründung im Herbst 2014 für viele positive Meldungen sorgte. „Ceol on Mhuileann“ heißt das erste Album und ist ein richtig schönes Album mit ruhigem Celtic Folk geworden, das auch live großartig funktioniert. Das ist vor allem auch ein Verdienst der großartigen Geigerin Saskia, die Pinto mit nach Jägersburg gebracht hat. Mit einem dritten Musiker verstärkt, trat Ganaim als Trio auf, das wesentlich ruhiger als zuvor Selfish Murphy, aber noch überzeugender, den vollen Schlossplatz unterhielt. Und nicht nur die Musik traf viele Besucher mitten ins Herz, auch die gelungene Liebeserklärung von Pinto an Saskia, traf voll ins Schwarze.
„Ceol on Mhuileann“ ist eine historische musikalische Reise durch die verschiedensten Regionen und Länder Europas die früher unter keltischem Einfluss standen und denen man rein akustisch eine musikalische Stimme gibt. Zeit und Platz zum Träumen also, wer Pinto kennt kann sich trotzdem gut vorstellen, dass trotzdem keine Geschichtsstunde daraus wird und selbst die Möglichkeit zum Tanzen besteht. Und wer gedacht hat, dass 75 Minuten Spielzeit bei nur einer Platte, die deutlich kürzer ist, ein Problem sind, der wurde ebenfalls eines besseren belehrt. Weder Publikum noch Ganaim hatten genug, man hätte den Dreien auch gerne noch länger zugehört. Und das Publikum muss man hier noch einmal explizit loben. Nicht nur, das sie das ganze Festival über alle Musiker mit großer Begeisterung und Leidenschaft unterstützten und toll feierten, sie konnten auch aufmerksam zuhören, was vor allem dem Ganaim Auftritt sehr zu Gute kam und gerade bei Festivals nicht alltäglich ist.

Paddy Goes to Holyhead


Dies kam auch den Duoauftritt von Paddy goes to Holyhead zu Gute, die die Dynamik nochmals nach unten schraubten und damit gleich den zweiten Akustikgig nacheinander einläuteten. Ein mutiges Festival Line up, dass vor allem auch deshalb nicht zum Fiasko wurde, weil dem  Publikum nicht nur zum Feiern war, sondern man auch viel Freude am Zuhören und Musikgenießen hatte.
Die bereits im Jahr 1988 gegründete Band hat eine wechselvolle Bandgeschichte hinter sich, gehört aber auch 2015 noch lange nicht zum alten Eisen. Und so gelang es mit Irischen und Keltischen Songs von Leid und Liebe, Schmerz und Krieg das Publikum von Anfang bis Ende mitzunehmen. Und doch, die Show hat ihnen dann die ca. 10 Jahre alte Tochter eines der beiden gestohlen, die bei einem Lied mit auf die Bühne kam und einen gerade auch stimmlich sensationellen Auftritt hinlegte, das einen der Mund offen blieb.

Mr. Irish Bastard


Mit den Münsteraner Folk-Punks von Mr. Irish Bastard war wieder Party angesagt. Album Nummer 6 „The World, The Flesh and The Devil“ heimste viel Lob ein, völlig zurecht, wie man an diesem Abend auch Live erfreut feststellen konnte. Mr. Irish Bastard sind eine grandiose Live-Band. Schon nach wenigen Minuten zuckt auch beim größten Nichttänzer verstohlen das Tanzbein und will sich bewegen. Die Mischung aus The Pogues trifft Billy Idol fetzt total und egal ob Folk, Ska oder Punk, die Band hat alles drauf. Und selbst eine Coverversion wie „Spin me round“ von Dead or Alive wird zur unvergleichlichen Mr. Irish Nummer. Fast unnötig zu erwähnen, weit schöner als das Original. Einen besseren Einheizer konnte sich Fiddlers Green bei Ihrem Festival gar nicht wünschen, ein Wunder eigentlich, dass das begeistert mitgehende Publikum danach überhaupt noch in der Lage war stimmungsmäßig noch eins draufzusetzen. Hat ihnen Mr. Irish Bastard mit ihrer furiosen Show doch alles abverlangt. Hoffentlich sieht man die Band bald wieder einmal im Frankenland und wer sie verpasst hat, der sollte bei nächster Gelegenheit unbedingt hingehen.

Fiddlers Green


Seit 25 Jahren sind Fiddlers Green wohl auf so ziemlich jeder Bühne in Deutschland inzwischen zu Hause und irgendwie ist das mit den Erlangenern, wie mit einem guten Wein. Er reift mit den Jahren und wird immer besser. Gerade auch live. Das liegt vor allem daran, dass man sich nicht auf seinen Lorbeeren ausruht sondern höchst kreativ sich immer wieder neue optische Showelemente ausdenkt. Da bleibt es nicht einfach bei der Wall of Folk, die aus einem Fiddlers Programm natürlich nicht wegzudenken ist. Da bekommen auch einzelne Musiker immer wieder Raum sich musikalisch und optisch fantastisch zu entfalten. Wie zum Beispiel Toby an der Geige mit Trommelbegleitung.
Eines der Höhepunkte eines an Höhepunkten reichen Konzertes. Kein Konzert gleicht dem anderen, abgesehen von der großen Leidenschaft und den hohen Unterhaltungswert den alle Fiddlers Konzerte gleichermaßen aufweisen. Folk is not dead beweisen sie auch diesmal auf beeindruckende Weise und so ganz nebenbei haben sie mit dem Shamrock- Castle Festival ein klasse Event für dieses Statement geschaffen, das jedes Jahr einen Besuch lohnt. Auch dafür großen Dank und auf ein Neues 2016.












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