Gabby Young
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Other Animals
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Jena, Kulturarena 21.08.2015
„Hereinspaziert
hochverehrtes Publikum, treten Sie ein. Sehen Sie, Staunen Sie,
hören Sie, genießen Sie“. So hätte der
Zirkusdirektor am Eingang stehend das Jenaer Kulturarenapublikum beim
Konzert von Gabby Young and Other Animals begrüßt und auf
das nun folgende eingestimmt. Den gab es allerdings nicht und doch
wurden die Besucher in den Zirkus bzw. in eine andere Welt
entführt. In die musikalische von Gabby Young und die ist anders,
einzigartig und einmalig schön. Wenn man auch bereit dazu ist,
sich darauf einzulassen. Wenn man es akzeptiert, dass die Musik immer
wieder mit überraschenden Tempowechseln,
Exzentrik, Theatralik und Bombast aufwartet und man damit
zurechtkommt, dass die
oktavenreiche Stimme von Gabby Young von sehr schrill bis tief so
ziemlich alles abdeckt, was gesangstechnisch möglich ist. Man kann
das durchaus nachvollziehen, wenn jemand das Dargebotene als
schrecklich empfindet, in Jena gab es auf jeden Fall kaum jemand. Der
fast ausverkaufte Theatervorplatz, der eine perfekte Location darstellt
fühlte sich sichtlich und hörbar wohl in der musikalischen
Welt der Engländerin, die sich als kleines kreatives
Geamtkunstwerk entpuppt, dass neben der Liebe zur Musik auch die Liebe
zur Mode mit ihrem Modelabel auslebt. Das sieht man ihr auch an, ein
Gabby Young Konzert in Jeans und T-Shirt. Undenkbar und viel zu
langweilig für die Musikerin, die mit 12 das jüngste
Mitglied der britischen National Youth Opera wurde. Es muss schrill
sein, bunt sein, Rüschen hier, Spitzen da einfarbig ist "boring".
Und unter der feuerroten Gabby Young Perrücke, stecken
genau so schöne rote Haare, eigentlich bräuchte sie die somit
gar nicht. Beim Bardentreffen hat sie sich mit ihrem Bühnenoutfit
selbst übertroffen (siehe hier) , aber
auch in Jena setzt der bunte Bonbon auf der Bühne ein
starkes optisches Ausrufezeichen, passend zur Musik, die so anders und
einzigartig ist und in der man wie Schokolade in der Sonne
dahinschmelzen kann.
Die Musik zu charakterisieren ist schwierig und doch
auch wieder so einfach. Es ist ein Sammelsurium aus Klassik, Pop, Jazz,
Swing, Latino, Chypsy, Folk, Cabaret und Steampunk, aber so wirklich
etwas darunter vorstellen kann man sich damit jetzt sicher nicht. Man
muss es erleben, man muss sie erleben und ihre Band um den genialen
Gitarristen Stephen Ellis, ihr nicht nur musikalischer Partner im
Geiste. Keiner wie er, kann die Einmaligkeit der fröhlichen Britin
so gut beurteilen, wird aus dem Paar im nächsten Jahr doch ein
Ehepaar. Somit hat sich Gabby Young neben einen vielleicht perfekten
Ehemann (was nur sie beurteilen kann) vor allem auch das wichtigste
Mosaiksteinchen der Faszination „Gabby Young and Other
Animals“ hoffentlich lebenslang gesichert, denn ohne ihn
wäre das Konzert weit weniger schön. Wie er auf der
Bühne abgeht und das Vorurteil von den ach so steifen
Engländern Lügen straft ist schon allein sehenswert. Der
Antonio Banderas der Gitarre lässt nicht nur viele Spanier, wie
auch Südamerikaner ob seines Talents ganz alt aussehen. Das gilt
übrigens auch für den Rest der Band, allen voran der Mann an
der Trompete.
Wenn das Gerücht stimmt, hat es die Welt Jeff
Buckley zu verdanken, dass die hochtalentierte Sängerin die
Opernkarriere nicht weiter verfolgte, weil sie sich völlig in
dessen Musik verliebte. Zum Glück, die musikalische Welt der Gabby
Young macht einfach süchtig und so wie es ihr mit Buckley ging,
ging es vielen Besuchern an diesem Abend, die von Song zu Song Band und
Sängerin immer mehr in ihr Herz schlossen, mitfeierten und als
rießiger Gabby Young Chor voll überzeugen konnten.
Schon allein der Beginn, mit einem Schlagzeugsolo dem
der Song „In Your Head“ folgte ist ungewöhnlich, die
Setlist des Tages war auffällig ruhiger als der Gig beim
Bardentreffen aber nicht weniger beeindruckend. Und dass die Frau mit
ihrer Stimme zu Tränen rühren kann, steht außer Frage.
Ein Anti-Kriegssong nur mit Gitarre vorgetragen und die Tränen
würden nur so kullern, aber eigentlich ist die Welt der Gabby
Young eine schöne, schrille, bunte und fröhliche mit Musik
zum feiern, tanzen und glücklich sein. Aber auch Balladen im Stile
des Übersongs „Fear of Flying“, der sich
natürlich auch in der Setlist wiederfindet, haben da ihren Platz.
Mit „Ask I A Question“ schließt der
Konzertabend und ich hätte da auch eine Frage. Wann kommen
die Engländer wieder nach Deutschland, wann kann man wieder
in diese großartige musikalische Welt von Gabby Young und Band
abtauchen, wie gesagt die Musik und die großartigen
Live-Qualitäten der Band machen süchtig. Und so wäre
ähnlich wie auf Zigarttenpackungen auf den Konzerttickets der
Hinweis „das folgende kann süchtig machen“ sicher
nicht verkehrt.
Und nun Gabby Young and Other Animals in Bildern
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