Mehr als 7 Jahre ist die
erste Kirchentour her, ein wirklich guter Grund für die Letzte
Instanz nun Teil 2 zu starten. Ein Geschenk für die Fans, war das,
was in der Nürnberger Jugendkirche geboten wurde allemal. Ein
echter Augen und Ohrenschmaus, Musik für alle Sinne in einer
ziemlich ungewohnten Location sozusagen. Zugegeben ist die Lux-Kirche
zwar nicht das typischste Kirchengebäude Deutschlands und schon
gar nicht das repräsentativste, aber doch eine perfekte Location
für diesem Abend. Respekt an den Pfarrer der Lux Kirche, der sich
als schlauer Luchs erwies und einen Auftritt, wie auch viele andere
Pfarrer auf der Tour möglich machte, indem sie die heiligen Hallen
für etwas so weltliches, wie ein Akustikkonzert zur Verfügung
stellten. Man tut gut daran, Posts auf Facebook wie „ hätte
auch nicht gedacht, dass ich einmal eine Kirche betrete“ zeugen
davon, dass die Kirche seine Schäfchen damit vielleicht leichter
erreicht und die Schäfchen merken, dass das gar nicht weh tut,
eine Kirche zu betreten, geschweige denn, dass man urplötzlich zu
Staub zerfällt. Eine Win- Win Situation sozusagen, die man in
München leider nicht erkannt hat. Denn da muss die Band mangels
Kirche ins Backstage ausweichen. Ob es an dem Song „Dein
Gott“ lag, der mit der Textzeile „Ich bin dein Gott, dein
Racheengel“, den es übrigens im Set nicht gab, oder am
Bandnamen Letzte Instanz, den die Kirche ja für sich in Beschlag
nimmt ganz nach der Devise -es gibt nur eine letzte Instanz und die
singt nicht- ist schwer zu sagen. Fakt ist sowas muss man locker
aushalten und man hat definitiv einmal mehr in München eine Chance
vertan, gerade einmal auch Nichtkirchenbesucher und ein junges Publikum
zu erreichen. Aber damit tut man sich in Kirchenkreisen ja traditionell
schwer. Schön, dass es auch modernere Kirchenvertreter gibt, die
aus anderem Holz geschnitzt sind, wie z.B. in Nürnberg, davon
zeugt übrigens auch ein Konzertplakat für eine Veranstaltung
mit Mono Inc. im Voyeur und für die Eisheilige Nacht im Saal.
Keine Angst also vor dem fast nur in schwarz gekleideten Publikum, eine
Farbe die der Kirche ja eigentlich alles andere als fremd ist.
Bevor Holly (Ex Loose jetzt) Hoffmann und seine Truppe loslegte gab es
ein überraschendes Vorprogramm. Frau Schmitt, ihres Zeichens
Geigenengel bei Subway to Sally supportete natürlich mit Geige und
dem trommelnden Ehemann im Schlepp die Letzte Instanz und gab dem
aufmerksam lauschenden Publikum Gelegenheit der „Schmittschen
Hausmusik“ beizuwohnen. Eine spannende Kombination Geige
und Schlagzeug, Instrumentals die vom Klang nur mit Geige und
Schlagzeug instrumentiert, so eigen und ungewöhnlich sind, dass
man sich schwer tut das genremäßig irgendwo einzuordnen.
Glückwunsch den beiden, zu klingen wie sonst niemand ist schon mal eine tolle Basis für die Zukunft.
Als Abschluss gab es dann 2 Geigenstücke, vorgetragen zusammen mit
Ally the Fiddle. Zwei Geigen, zwei großartige
Violinistinnen und zwei gute Freundinnen sorgten für einen sehr
klassischer Abschluss des musikalischen Vorprogramms, dass bestimmt
nicht jedem zusagte, aber vielleicht auch jene neugierig machte, was
daraus noch spannendes entstehen kann, zum Beispiel wenn man sich aus
der reinen Instrumentalschiene in Richtung Gesang weiterentwickelt. Der
Auftritt in Nürnberg war auf alle Fälle ein
überzeugender Anfang und das bei einer, privat bedingt, ziemlich
schwierigen Vorbereitung im Vorfeld der Tour.
Ewig ist also die erste Kirchentour unter dem Titel das weiße
Lied her, was liegt da näher, als dass die Brachialromantiker Teil
2 unter dem vielversprechenden Titel Letzte Instanz –brachial
leise mit dem Song Ewig beginnen, während Sänger Holly durchs
Publikum schreitend sofort die volle Aufmerksamkeit der ausverkauften
Kirche auf sich vereint. Was dann folgte war wirklich großes
Kino, ein Werbung für Live Musik mit Gänsehautfaktor, beste
Werbung für großartige Lichtinstallationen (Chapeau Andraj
Sonnenkalb) die Konzerte um so viel schöner machen und ein
eindrucksvoller Beweis, dass Live Musik ohne Ohrstöpsel die
schönste Art ist, sie zu genießen.
Und es war ein Abend voller Überraschungen, weniger das
musikalische Können der Gäste Frau Schmitt und Ally the
Fiddle, die zusammen mit Benni Cellini und M- Stolz ein fantastisches
Streichquartett abgaben, ihre Qualitäten sind hinreichend bekannt.
Überraschender da schon Geheimtipp Lisa Morgenstern am Piano , die
die Songs auch sehr überzeugend stimmlich unterstützte und
aufwertete. Der Mund blieb vielen dann aber so richtig offen stehen,
als ihr beim Song „Burry Me“ die Bühne alleine
gehörte, man erstaunt war , wie rau und kräftig das zarte
Wesen loslegt und mit ihrem großartigen Song bleibenden Eindruck
hinterließ. Oder das neue Bandgesicht an Percussions und Drums
Andy Horst, der sich musikalisch als wahrer Glücksgriff entpuppte.
Der Nürnberger hatte bei seinem Heimspiel sichtbar Spaß, der
Diplommusiker, Diplommusiklehrer und Dozent an der Deutschen Pop
Akademie ist eine echte Bereicherung für die Band. Die
größte Überraschung bot allerdings die Setlist
selbst in der sich auch Neues wiederfand. Erweist sich der
eine neue Song ohne jetzt zu viel zu verraten als typischer Instanz
Song mit Brüchen, Rhythmus und Tempowechseln, wie man das von der
Band gewohnt ist, was dazu führt, dass man die Songs
öfter hören muss, bis sie sich so richtig entfalten, so ist
in Deine Augen mit Duettpartnerin Lisa Morgenstern extrem
eingängig und einer der absoluten Höhepunkte des Abends.
Selbstverständlich gab es auch Kracher wie „Wir sind
allein“, „Mein Todestag“, und „Von Anfang an in
der Setlist“, die sich als sehr kurzweilig erwies. Auch wenn der
eine oder andere Besucher sich sicher ganz andere Songs gewünscht
hätte. Mit Sandmann endete passend ein denkwürdiger Abend.
Getragen von einem aufmerksamen und begeisterten Publikum, das es zum
Schluss größtenteils nicht mehr auf die Sitze hielt, hatte
daran bis auf einen gesundheitlich angeschlagenen M Stolz , auch alle
beteiligten Musiker sichtbar großen Spaß. Der heilt aber
glücklicherweise tapfer durch. Abgerundete wurde der
Konzertabend danach für alle die wollten bei einen Gläschen
im Vorraum der Kirche oder einem Foto mit den beteiligten Musikern, die
sich einmal mehr als wohltuend fannah und normal präsentierten.
Zwei Verlierer gab es an diesem Abend dann aber doch, das ist zum einen
MTV, die bis heute nicht geschnallt haben, dass ihnen ein Letzte
Instanz MTV Unplugged in ihrer Reihe definitiv fehlt. Und zum anderen
das Publikum, das liebend gerne das Gehörte zum nochmaligen und
nochmaligen Hören mit nach Hause genommen hätte, aber leider
gab es davon weder einen USB Stick zu kaufen, noch ist eine Live CD
geplant. Wirklich ein Jammer. Aber vielleicht lässt man sich ja
wenigstens zu einem kaufbaren MP3 Mitschnitt hinreißen. Zu
wünschen wäre es, dafür ist die Tour musikalisch viel zu
schön, als dass man es nicht als Tondokument für die Ewigkeit
erhält.