|
Autumn Moon Festival 2015
  Die Hölle stelle ich mir als einen Ort vor, an dem die Engländer kochen, die Italiener  
  Lastwagen bewachen und die Deutschen Fernsehunterhaltung machen.  Robert Lemke


Hameln, 30.und 31.10. 2015



Das erste Autum Moon Festival



Hameln kennt durch die Geschichte vom Rattenfänger sicher jeder. Gut möglich, dass Hameln in einigen Jahren auch zumindest bei den Musikfans durch sein Autumn Moon Festival ähnlich bekannt wird. Auf alle Fälle haben die Macher bei der ersten Ausgabe ganz viel Herzblut investiert, extrem viel Mut bewiesen und ein beeindruckendes Line-up zusammengestellt. Und sie wurden dafür auch reichlich belohnt. Denn neben bestem Wetter, über das sich besonders die Besucher des Mystic Halloween Marktes und die im Freien auftretenden Bands gefreut haben wurden sie sowohl von Bandseite, wie auch vom Publikum mit reichlich Lob überschüttet, völlig zurecht. Auch wenn noch nicht alles rund lief, so erwies sich zum Beispiel die Soundabmischung in der Sumpfblume als schwierig, was besonders am Samstag erhebliche Verzögerungen zur Folge hatte und auch die Lichtausstattung der Bühnen war etwas dürftig, das trübte das Gesamterlebnis Autum Moon aber nur marginal.

Bestnoten verdient auch die Festivallocation. Die große Rattenfängerhalle, in die man als Bar ein richtiges Piratenschiff hinein gebaut hatte und die deutlich kleinere Sumpfblume in unmittelbarer Nähe sind bestens für das Festival geeignet. Die Idee den Platz dazwischen mit einem schön gestalteten Markt zu nützen war eine große Bereicherung des ganzen Festivalwochenendes. Der Halloween Markt, stand allen, auch den Nicht-Konzertbesuchern offen und wer am Sonntag Lust hatte, konnte nach den 2 Konzerttagen das Wochenende mit einem Marktbesuch ausklingen lassen. Neben besagten 2 Bühnen und der kleinen auf dem Markt lag eine vierte Bühne auf einem Schiff direkt neben dem Markt vor Anker, so dass man eine weitere Spielstätte ständig bespielen konnte.  Und als weiteres Angebot konnte man auf dem Ausflugsschiff  Holzminden über die Weser schippern und einem Konzert der Ye Banished Privateers beiwohnen oder das Frühstück bei musikalischer Begleitung von McCabe und Kanaka fahrend auf der Weser verbringen.

Neben der Musik gab es natürlich auch Gaukelei mit Vitek , Kindertheater, eine Akrobatik-Show mit The Flag, die großartige Beatrice Baumann als Walking Act, Feuerspektakel,  Lesungen, ein Live Painting, Theater mit Pomp und Puder, eine Burlesk-Show von Lady Litty und diverse Workshops. Und als Krönung des ganzen Ye Banished Privateers, die die Bühnen noch um einige mehr erweiterten, an allen möglichen und unmöglichen Orten auftauchten und musizierten und scheinbar nicht totzukriegen sind. Dazu aber noch später mehr.

Nun aber zum Musikprogramm vom Freitag.

Das Programm in der Rattenfängerhalle


 

Serenity


Symphonic Metal aus Österreich ist noch immer relativ ungewöhnlich. Von Finnland gewohnt, ist die Alpenrepublik da eher Entwicklungsland und Georg Neuhauser, der Bandkopf hinter Serenity ein ehrgeiziger hochtalentierter Entwicklungshelfer. Wer die Karriere der Band objektiv verfolgt hat, wird nicht umhin können, festzustellen, dass sich Serenity kontinuierlich positiv weiterentwickelt hat, was auch in Hameln überdeutlich wurde. Vor allem die Hinzunahme einer weiblichen Sängerin tut Serenity extrem gut. Wenn der Posten mit Natascha Koch dann auch noch so gut besetzt ist, macht es doppelt Spaß den Auftritt der Band beizuwohnen. Tasha hat alles was eine Frontfrau so braucht, Bühnenpräsenz, ne klasse Stimme, gewaltig Energie und ihr hübsches Aussehen ist sicher auch kein Fehler. Besonders viel Spaß macht es die beiden zu beobachten, wenn sie sich die ganze Bandbreite an Gefühlen durch Blicke von Liebe bis zum Hass zuwerfen und sich stimmlich dabei gegenseitig „hochschießen“. Großes Kino gleich zu Beginn des Autumn Moon Festivals, das bei der schwierigsten Spielzeit gleich zu Beginn des Festivals am Freitagnachmittag deutlich mehr Besucher verdient hätte.

Davon ließ sich die spielfreudige Band aber nicht entmutigen, hatte sichtbar Spaß beim Auftritt und nützte den Gig als gute Eigenwerbung für eine weitere, dann spätere Spielzeit, beim Autumn Moon.

Übrigens hat der umtriebige Georg zusammen mit Charlotte Wessels von Delain und Oliver Philipps von Everon unter dem Namen Phantasm ein Symphonic-Rock Musical am Start, das ebenfalls mächtig Spaß macht und dessen Live-Umsetzung bestimmt ein Knaller ist. Serenity ist 2016 mit Xandria auf Tour, hingehen lohnt!

 

Qntal


Wie nicht anders zu erwarten war der Auftritt von Qntal (gesprochen übrigens Kann-tall) für die einen, die mit ihrer ganz speziellen Art Altes mit Neuem zu mischen nichts anfangen können, nicht gerade der Hit. Dies war jedoch eindeutig die Minderheit. Alle anderen hatten viel Spaß an dem ganz speziellen Crossover von Elektronik mit Mittelalterlichen Instrumenten und Klängen, der von 2 unfassbar beeindruckenden weiblichen Stimmen (Sigrid Hausen und Sarah Newman) getragen wird. Michael Popp und Ernst Horn haben 1991 den Grundstein für etwas ganz einmaliges gelegt und auch wenn letzterer nicht mehr dabei ist und später mit Deine Lakaien noch seinen großen Auftritt haben sollte,  hat sich das Projekt Qntal musikalisch in all den Jahren prächtig entwickelt. Qntal schaffen es grandios einen hohen musikalischen und historischen Anspruch  und ihr Repertoire an alt- und mittelhochdeutschen, lateinischen, englischen und in manch anderer Sprache geschriebenen Texten so unterhaltsam und modern auf die Bühne zu bringen, dass es schwerfällt ruhig zu stehen. Einzig etwas mehr Licht hätte den Auftritt gut getan (worunter auch die Bilder leiden), ansonsten eine großartige Vorstellung der Münchner Band.

 

In Strict Confidence


Gute Bekannte in der schwarzen Szene sind In Strict Confidence, die 1989 erste musikalische Gehversuche starteten. Mit dumpfer EBM hat die Band allerdings nichts am Hut, das Ganze ist musikalisch zwar hart aber durchaus vielschichtig und auch die Optik kommt bei der Band sicher nicht zu kurz. Auch wenn die 2 Damen stark von der Leinwand im Hintergrund ablenken, auch darauf lohnt sich immer wieder ein Blick zu werfen. So wurde der eine oder andere Ohrwurm der Band mit ziemlich drastischen Bildern unterlegt. In Strict Confidence bot ein audiovisuelles Kontrastprogramm zu Qntal, das beim Publikum prächtig ankam.

 

Megaherz


Ein Baseballschläger als Mikrofon, ein an Batmans Gegenspieler Joker erinnernder Zombie als Leadsänger, eine ebenfalls großartig geschminkte Band, optisch blieben bei Megaherz keine Wünsche offen. Und auch musikalisch war das, was Sänger Alexander „Lex“ Wohnhaas und seine Truppe vom Stapel ließ erste Sahne, wenn man mit Neuer Deutscher Härte etwas anfangen kann. Zombieland das neuste Werk der Band war das bisher kommerziell erfolgreichste Megaherz-Album und ein gewaltiger Karriereschritt für die schon immer höchst sehenswerte Band. Vor allem Live garantieren Megaherz beste Unterhaltung und Lex Wohnhaas und seine Mimik sind allein das Eintrittsgeld des Tages wert. Und so wird ganz in schwarz- weiß auf der Bühne, zusammen mit dem enthusiastischen Publikum davor, eine muntere Zombieparty gefeiert, die sich gewaschen hat. Mit Erdwärts steht eine neue EP in den Startlöchern, darauf darf man sich genauso freuen, wie die Band einmal live zu erleben. Der Hameln Auftritt macht jedenfalls unheimlich Lust auf mehr und das möglichst bald.

 

Omnia


Symphonic Metal, avantgardistischer Mittelalter-Pop, Electro, Neue Deutsche Härte und nun Pagan Folk. Abwechslungsreicher kann man ein Konzertprogramm eigentlich nicht mehr gestalten. Dass man mit „Real Instruments“ wie Steve Sic so schön sagte das Publikum genauso in Ekstase versetzen kann bewiesen die Holländer in wieder einmal wie im Fluge vergehenden viel zu kurzen 75 Minuten eindrucksvoll. Und das in atemberaubendem Tempo, man wollte dem Publikum möglichst viel von der musikalischen Welt von Omnia näher bringen, so dass man sehr mit Ansagen geizte. Für ein „ das kommt davon, wenn man die Natur fickt“ blieb aber dennoch Zeit, leider nicht für eine lautstark durch das Publikum geforderte Zugabe, was Omnia einige Pfiffe einbrachte. Völlig zu Unrecht, die Holländer wären nur allzu gerne wieder auf die Bühne gesprungen, schließlich war man jetzt richtig warmgespielt. Man durfte nur leider nicht. Vielleicht gönnt man den Niederländern im nächsten Jahr etwas mehr Spielzeit, das begeisterte Publikum hätte sicher genauso wenig dagegen, wie auf ein Wiedersehen in Hameln 2016.

 

Deine Lakaien


Im sehr schön gestalteten Programmheft zum Festival ist über Deine Lakaien zu lesen, dass man in zweieinhalb Dekaden Bandgeschichte neun Studioalben veröffentlicht hat und dabei eigen und furchtlos experimentierfreudig geblieben ist. Das trifft es wirklich gut, was Ausnahmestimme Alexander Veljanov und Soundtüftler Ernst Horn mit ihrem Projekt geschaffen haben. Auch in Hameln zeigt sich auf wirklich beeindruckende Weise, dass man sich als Band selbst treu bleiben und mit einer Mischung aus Dark Wave, Gothic, Pop, Avantgarde und der Ausnahmestimme Veljanovs die Menge total begeistern kann. Das zeigte der nicht endend wollende Applaus des Publikums, das die bestens gelaunten Musiker, vor allem Veljanov schien einen Clown gefrühstückt zu haben, eindrucksvoll belohnte. Keine Frage der Headliner war das Sahnehäubchen eines musikalisch höchst abwechslungsreichen und sehr sehenswerten Festivaltages.

 

Konzerte in der Sumpfblume


Dunkelschön


Auftaktband des Tages in der Sumpfblume war Dunkelschön in der Rockvariante, akustischer konnte man sie dann auf dem Schiff 5 Stunden später erleben. Die Rockshow war leider nur gerade einmal 30 Minuten lang, das ist definitiv zu wenig Spielzeit. Allein der Auf- und Abbauaufwand für so wenig Spielzeit stehen in einem krassen Missverhältnis und für die Band ist es nicht einfach bei einer so kurzen Spielzeit sich adäquat beim Publikum vorzustellen. Vielleicht dann lieber die eine oder andere Band weniger und dafür generell längere Spielzeiten wären sicher eine Überlegung wert. Dass es trotzdem Dunkelschön problemlos gelang, mit dem Kurzset richtig für Stimmung zu sorgen spricht für die Qualität der gesundheitlich ziemlich angeschlagen Musiker. Aber auch für das Publikum, das die Sumpfblume schon zu so früher Stunde gut füllte und gegenüber den leider parallel spielenden Serenity deutlich mehr Zuschauer anlockte.


Waldkauz


Die Band aus Hildesheim war mit ihrem Pagan Folk aus dem Märchenbuch wie geschaffen für einen Auftritt auf dem Schiff. Auch wenn es da ziemlich eng zuging. Mit einer Vielzahl akustischer Instrumente gelang es trotzdem das Publikum zu verzaubern.

 

TÜSN


Wer hat nur den Text zu TÜSN im Programmheft entworfen. Auch nach mehrmaligem Lesen ist man genauso schlau wie zuvor was einen bei der noch sehr unbekannten Truppe erwartet. Kein Wunder hat man es trotz längerer Ankündigung bis jetzt noch nicht geschafft eine CD zu veröffentlichen. Inzwischen sieht es aber gut aus, dass die Jungs von denen man noch so wenig weiß endlich in die Gänge kommen. Der verschrobene Indie Pop  und die teilweise hohe Stimme des Sängers sind auf alle Fälle ziemlich gewöhnungsbedürftig und speziell. Irgendwo aufgrund der Einzigartigkeit aber auch richtig genial.  Live machen sie schon einmal mächtig Spaß bei einer ziemlich fragwürdigen Konzertausleuchtung. Reden ist Silber Tanzen ist Gold war das erste Lebenszeichen der Band, ein Motto, dass das Publikum dankbar aufnahm und zum zappeligen TÜSN-Sound begeistert mitzappelte. Es wird Zeit, dass die CD erscheint, könnte ein richtiger Knaller werden.


 

Cultus Ferox


Das Spielmannsvolk von Cultus Ferox war für die Dudelsackklänge des Tages verantwortlich und nach der Devise, jeder Festivaltag ein Teufel auf die Bühne, war auch der Feuerteufel von Cultus Ferox mit an Bord, der von Tanzwut hatte am nächsten Tag seinen großen Auftritt. Aber nicht nur optisch auch musikalisch weisen beide Teufel, wie ihre Bands durchaus Ähnlichkeiten auf. Cultus Ferox, die für ihr neues Album Nette Jungs viel Lob eingeheimst haben, sorgten mit ihrem kraftvollen treibenden Mittelalterrock und die sehenswerte Show für viel Freude im Publikum. Und wer ein richtiges Schlagwerk vermisst hatte, der kam nun endlich auch auf seine Kosten, leider allerdings nur kurze 45 Minuten lang, die dann auch noch wie im Flug vergingen.

 

Tying Tiffany


Der absolute Kontrast zu Cultus Ferrox folgt im Anschluss mit dem in Padua geborenen italienischen Flummi Tying Tiffany. Electroslash ist ja nicht jedermanns Geschmack und neben etwas Elektropunk und wenig Rock kann man die Musik von Tying Tiffany wohl gut in erster Linie diesem Genre zuordnen. Egal ob man die Musik mag oder nicht, allein das Treiben auf der Bühne macht Spaß zum anschauen. Tying Tiffany wirbelte und sprang als gäbe es kein Morgen mehr und ihre Band wollte da in nichts nachstehen und war mit großem Einsatz dabei. Auch ein großer Teil des tanzenden Publikums konnte der Musik so einiges abgewinnen so dass die Location schon nach kurzer Zeit Saunatemperaturen erreicht hatte.  Tying Tiffany hatte ebenfalls sichtbar Freude an dem Autum Moon Clubgig und dem tollen Publikum, so dass sie zum Ende des Auftritts gleich einige Zuschauer zum gemeinsamen tanzen und Party feiern mit auf die Bühne zog.

 

Euzen


Jeder mag Maria, kein Wunder ist die Frontfrau der dänisch-norwegischen Band Euzen nicht nur die Normalheit und Nettigkeit in Person, sie sieht auch noch großartig aus. Das allein ist es aber noch nicht, was so faszinierend an ihr ist. Sie hat auch eine Stimme die einen einmal gehört nicht mehr loslässt. Kein Wunder, dass der Fankreis wächst und wächst, auch oder gerade weil Euzen eine Musik machen, die dort weitermacht, wo Valravn aufgehört haben. Zwar nicht eins zu eins vergleichbar, eine gewisse Ähnlichkeit ist, sicher auch weil Christopher Juul bei beiden Bands entscheidend mitwirke, aber sicher nicht wegzudiskutieren. Einflüsse aus Folk, Rock, Klassik und diversen Spielarten elekotronischer Musik schaffen einen ganz eigenen Musikstil mit hohem Wiedererkennungswert, weit weg vom Mainstream aber doch die schöne Melodie nie aus dem Auge verlierend. Nur leider an diesem Abend definitiv zu laut, aber das war das einzig negative an dem Faszinosum Euzen mit seiner großartigen Frontfrau Maria Franz. Alle lieben Maria, nach dem Auftritt sind es wieder ein paar mehr geworden.

 

Trollfest


Je später der Abend desto besoffener die Gäste, die Norweger von Trollfest luden auf alle Fälle zu einem ganz speziellen Trinkfest um 01.00 Uhr nachts , ganz nach dem Motto des zweiten Albums „Willkommen Folk Tell Drekka Fest“ und das Volk war mit Feuereifer dabei, die Band mit ihrer durchgeknallten Mischung aus Humppa , Ska, Metal, etwas Folk und Tango und was sich sonst noch so alles findet gnadenlos abzufeiern. Allen voran die trinkfreudigen Spielleute von Cultus Ferox. Bisweilen musste man schon fast Angst haben dass die überschwängliche Party etwas aus dem Ruder lief, aber die Trolle auf der Bühne hatten alles gut im Griff. Trollfest verstehen es die in Trollsprak gesungenen Lieder auch optisch sehenswert zu präsentieren und sorgten damit für einen höchst vergnüglichen spektakulären Abschluss eines ersten wunderschönen und musikalisch extrem abwechslungsreichen ersten Konzerttages.



Der Samstag



Das Programm in der Rattenfängerhalle






Nachtgeschrei




Welche musikalische Qualität das erste Autumn Moon Festival auch am Samstag zu bieten hatte, kann jeder selbst sehr gut ermessen, der die Band Nachtgeschrei aus dem Frankfurther Raum bereits einmal live erleben konnte. Denn ihre Art Mittelalterrock, von ruhig bis richtig heavy, mal sinnlich dann wieder brachial macht wirklich Spaß, besonders live. Eine charismatische Truppe mit sehr charismatischen Sänger die das Publikum mitreissen kann gleich am Anfang des Tages, da ist sofort prächtge Stimmung und hohes Niveau garantiert. Und so legten Nachtgeschrei in den 45 Minuten, die ihnen zur Verfügung standen auch los wie die Feuerwehr. 45 Minuten wurde praktisch Nonstop gerockt was das Zeug hielt. Dadurch verging die Zeit wie im Fluge, nicht wenige wünschten sich, dass Nachtgeschrei noch länger auf der Bühne gestanden hätten.

Dope Stars Inc.


Das absolute Kontrastprogramm zu Nachtgeschrei folgte danach mit den Italienern von Dope Stars Inc. Sowohl musikalisch, auch auch mit ihrer androgynen Aufmachung auch optisch. Eine Band, die man auf Grund ihres Musikstils eher geografisch in England beheimatet vermutet hätte. Denn Musik die ganz eigen irgendwo zwischen Gothic, Indutrrial, Punk und Heavy Rock angesiedelt ist, ist alles aber sicher nicht typisch italienisch. Vor allem ist sie aber heftig laut, so dass Dope Stars Inc. ohne Ohrstöpsel wirklich nicht zu empfehlen sind. 2005 kam mit Neuromance die erste CD heraus, der man 2015 mit TerraPunk ein inzwischen  fünftes Album folgen ließ. Und wie schon der Titel der neuesten Scheibe vermuten lässt, ging Sänger Victor Love und seine Bandkollegen ziemlich punkrotzig zu Werke.
Und so hatten an dem Auftritt besonders die Fans der härteren Klänge wohl den meisten Spaß.

Clan of Xymox


Wesentlich ruhiger und sphärischer ging es dann mit der niederländischen Band Clan of Xymox weiter. Die aus der damaligen Hausbesetzerszene hervorgegangene Band wurde bereits 1984 in Nimwegen gegründet und zählt zu den Urgesteinen der Schwarzen Szene. Mit ganz viel Darkwave, Gothic und Elektronik hat sich der Sound in all den Jahren nicht wirklich gravierend verändert. Gut so, dass man sich bis heute treu geblieben ist, auch 32 Jahre nach der Gründung machen Clan of Xymox noch immer richtig Spaß. Auch wenn die Band Showtechnisch sicher nicht zu den Granaden des Tages zu zählen war.

Tanzwut


Über das ehemalige Corvus Corax Zweitprojekt muss man eigentlich nicht mehr viele Worte verlieren. Seit längerem hat Teufel die Band komplett von Corvus Corax abgenabelt und den ehemaligen harten Mittelalterrock incl NDH und Industrialklängen erst um akustische Nuancen erweitert um dann 2011 mit Morus et Diabolus ein ganzes Album ohne E-Gitarren herauszubringen. Seitdem ist Tanzwut musikalisch noch viel breiter aufgestellt und als wandlungsfähige Mittelalterband ein gern gesehener Gast auf den Festivalbühnen. Gerade auch, weil Teufel es bis heute ausgezeichnet versteht, sich und seine Truppe auch showtechnisch überzeugend in Szene zu setzen. Auch in Hameln wo man sich wirklich beeindruckend präsentieren konnte. Mit Pyrotechnik untersützt rockte Teufel und Konsorten die Rattenfängerhalle wie man es von Tanzwut schon lange nicht mehr gesehen hatte. Von den Outfits bis zur Choreographie stimmte einfach alles, was ich vom letzten Tanzwut-Auftritt, den ich erlebt hatte nicht wirklich behaupten kann. Das sah auch das Publikum so, das extrem zahlreich das Bühnentreiben heftig abfeierte.

Leaves Eyes


Den Megaauftritt schlechthin lieferte dann Leaves Eyes ab, nicht ganz überraschend bei einer Frontfrau wie Liv Kristine. Die Norwegerin ist eine der besten Symphonic Metal Stimmen weltweit und hat mit ihrer damaligen Band Theatre of Tragedy nicht unerheblichen Anteil daran, dass Symphonic Metal bei vielen Musikfans so beliebt ist.
Das zweite große Plus ist die neueste Scheibe der Band King of Kings die man völlig zurecht als Referenzwerk des Symphonic Metals bezeichnen kann. Das Konzeptalbum über den ersten norwegischen König Harald Fairhair ist der Knaller schlechthin und trotz wirklich schon sehr guten Alben in der Vergangenheit ein echter Meilenstein für Leaves Eyes. Kein Wunder, dass man mit positiven Kritiken geradezu überschüttet wurde und die King of Kings Tour eine absolute Erfolgsstory wurde. Auch der Auftritt in Hameln, der leider nur eine Stunde lang war und viel zu schnell verging. Auch weil man es verstand, showtechnisch grandios zu unterhalten und das Biest der Truppe Ehemann Alex Krull zur schönen Liv vermutlich nicht nur als Ehemann, sondern auch als musikalischer Partner ein echter Glücksgriff ist. Eine Geschichtsstunde, wie es besser kaum geht, chapeau.




Beyond the Black


Das nach dem Highlight Leaves Eyes die nächste Band mit ähnlicher Musik nicht gnadenlos abkackt ist vor allem auch ein Verdienst von Sängerin Jennifer Haben. Die Mannheimer Newcomer, erst 2014 gegründet, haben die Szene in den nicht mal 2 Jahren ihres Bestehens aufgemischt, wie keine zweite bisher. Den ersten Live-Auftritt gleich in Wacken, Einstieg des Debütalbums auf Platz 12 der Deutschen Charts und als Vorband von Saxon, Within Temptation und Billy Idol unterwegs, so eine Bandgeschichte hat wohl sonst niemand vorzuweisen. Wenn man sie dann aber beim Autumn Moon live erlebt, ist das nicht mehr ganz so überraschend.
Die Musik geht einfach wunderbar ins Ohr, eingängig ohne zu trivial und glatt gebürstet zu sein und breit aufgestellt von Pop bis Metal deckt man die Vorlieben eines großen Hörerkreis bestens ab.
Die Musik von Beyond the Black geht also sofort ins linke Ohr und nicht genauso schnell vom rechten wieder raus, sondern bleibt hängen. Und dann hat man diese phantastische Frontfrau, die großartig singen kann, bildhübsch ausschaut und auch noch extrem sympathisch rüberkommt. Allerdings hält sich das Küken der Truppe aus meiner Sicht noch viel zu stark zurück. So großartig und gut die Musiker auch sind Beyond the Blacks größtes Plus ist Ausnahmetalent Jennifer Haben und je mehr Raum man ihr gibt, desto beeindruckender wird das Live Erlebnis. Deshalb kann man auch auf das Gegrunze, nur weil szenetypisch,  aus meiner Sicht gut verzichten, auch wenn Beyond the Black das Stilmittel des Gutturalgesang zum Glück sehr sparsam einsetzen. Man muss keine prophetischen Fähigkeiten besitzen um zu vermuten, dass mit dem zweiten Album Lost and Forever die Erfolgsstory beeindruckend weitergeht, Jennifer Haben und Band sind ein Erlebnis. Und hoffentlich auch einmal ein rein akustisches, auch das dürfte für die Ausnahmefrontfrau kein Problem sein und viele Songs würden im akustischen Gewand ganz neue Nuancen entfalten können.

And One

Es bedarf schon eines außergewöhnlichen Headliners, wenn nach 2 solchen Gigs in Folge auch der letzte Auftritt in der Rattenfängerhalle nivaumäßig nicht deutlich abfallen soll. Für Steve Naghavi und seine Synthie-Popband And One war das zwar eine Herausforderung aber kein echtes Problem. Unglaubliche viele And One Fans im Publikum feierten die Band vom ersten Takt an begeistert. Und auch wenn der in Teheran geborene Frontmann körperlich nicht zu den größten der schwarzen Szene zählt, musikalisch und bühnentechnisch sieht das völlig anders aus. Schick im Anzug und charismatisch wie eh und je, sang und tanzte sich der Frontmann durch 90 Minuten musikalisch abwechslungsreiche Bandgeschichte, unterstützt von einer bestens gelaunten Band. Einzig der Lichtmann konnte da nur begrenzt mithalten, etwas mehr Licht hätte den And One Auftritt sichtlich gut getan. Das einzige nicht überzeugende eines ansonsten perfekten Schlusspunkts von 2 tollen Tagen mit vielen beeindruckenden Auftritten in der Rattenfängerhalle.

Konzerte in der Sumpfblume


Diabulus in Musica





Mit Symphonic Metal startete das Programm am Samstag in der Sumpfblume. Ein bißchen an Theatre of Tragedy erinnern die Spanier von Diabulus in Musica. Nicht die einzige Nähe zu Liv Kristine, war man gerade doch zusammen auf Tour unterwegs und da passte es perfekt, dass auch die Supportband in Hameln beim Autumn Moon auftreten konnte. Und das mit einer deutlich sichtbar in anderen Umständen befindende Sängerin Zuberoa Aznarez. Das hinderte Sie aber nicht daran, ihre beeindruckenden Stimmumfang unter Beweis zu stellen. Ob man dem heranwachsenden Nachwuchs mit der fast brachialen Lautstärke einen Gefallen tut, sei mal dahingestellt. Die Liebe zum Symphonic Metal bekommt er aber schon vor der Geburt mit eingepflanzt. Schade, dass man die Spanische Band bisher in Deutschland kaum zu Gesicht bekommt. Überzeugend war das, was man in den 45 Minuten ablieferte allemal und macht Lust auf mehr.

Ravenscry

Wesentlich weniger Symphonisch ging es danach mit Ravenscry weiter. Die ebenfalls Female-Fronted Band kann man eher dem Alternativ oder New Metal zuordnen. Und Giulia Stefani versteht ihr Handwerk und macht auch optisch mächtig etwas her. Gerade auch an diesem Tag in ihrer sexy Ledershort. Für Ravenscry gilt übrigens ähnliches wie für Diabulus in Musica. Die italienische Band ist ebenfalls noch nicht wirklich in Deutschland angekommen, umso schöner ist es, dass ein Festival wie das Autumn Moon es ermöglicht auf solche Bands aufmerksam zu werden. Und gerade die Metal Fans hatten beim Auftritt von Ravenscry, die sich in Hameln sowohl auf wie auch abseits der Bühne sichtlich wohl fühlten mächtig Spaß und es bleibt zu hoffen, dass man die nette italiensiche Truppe öfters einmal auch in Deutschland live erleben kann.

Harpyie


Leider erwies sich die Soundabmischung in der Sumpfblume als ziemlich schwierig, so dass ein eigentlich ideal ausgearbeiteter Zeitplan immer mehr durcheinandergewirbelt wurde und sich die Auftrittszeiten leider immer mehr nach hinten und somit parallel zu denen der Rattenfängerhalle verschoben. Um dem entgegen zu wirken wurden die Auftrittszeiten gekürzt, das einzige wirklich richtig Negative des großartigen Festivals. Erste Leidtragende waren die Sturmvögel von Harpyie, die schon deutlich später beginnen konnten als geplant.
Der Mittelalter-Metal der Ostwestfalen erwies sich als gelungener Kontrast zu den beiden Bands zuvor, schade dass die Freakshow von Aello, Mechthild, Gyronimus und Konsorten nicht einmal 45 Minuten dauerte. Aber auch so wurde deutlich, dass Harpyie mit der neuen Scheibe einen Quantensprung nach vorne gemacht haben und die Band es auch prima versteht, das Publikum showtechnisch zu unterhalten.

Cesair


Völlig aus dem Rahmen und das im positivsten möglichen Sinn folgte danch der Auftritt der Niederländer von Cesair. Dies, nox et Omnia heißt die erste Scheibe der Band und nicht ganz zufällig taucht auch hier der Name Omnia auf. Denn eine gewisse Nähe zu Omnia, mit denen man dick befreundet ist, ist nicht wegzuleugnen. Allerdings ist der Pagan Folk von Cesair deutlich orientalischer geprägt, Paganfolk zwischen Orient und Okzident sozusagen. Großes Plus der Band ist, dass alle Musiker mehrerer Instrumente spielen können, entsprechend abwechslungsreich und hörenswert ist der Sound von Cesair. Und als weiteres Plus hat man mit Monique eine großartige Sängerin gefunden. Die Frau mit dem schönsten Outfit des Wochenendes, elegant, stylisch und sexy, besser geht kaum war der absolute Blickfang und eroberte die Herzen der Besucher in der vollen Sumpfblume im Sturm. Großes Kino.

Me the Tiger


Wer beim Autumn Moon dabei war und den Auftritt von Me the Tiger verpasst hat, der darf sich im Nachhinein noch gepflegt in den Hintern beissen. War der Auftritt der Schweden doch einer der größten Überraschungen und absoluten Highlights des Wochenendes. Und das bei vielen wirklich extrem gelungenen und sehenswerten Konzerten. Der elektronisch geprägte Sound ist mal treibend dynamisch, mitreissend und gut tanzbar, dann wieder höchst melancholisch und verträumt. Vitriolic, die neue Scheibe ist alles andere als Gift für die Ohren sondern umschmeichelt das Gehör mit viel Abwechslung, starken Refrains und gelungenen Melodien. Neben den starken Songs fasziniert die Leidenschaft mit der die 3 auf der Bühne agieren. Jede Sekunde ihres Auftritts merkt man, wieviel Spaß die Schweden am Live spielen haben und mit Gabriella Aström hat man dann auch noch eine echte Rampensau gefunden, die mit ihrer großartigen Stimme mit höchsten Wiedererkennungswert vom ersten Ton an fasziniert. Vitriolic ist eines der Alben des Jahres 2015 und sollte in keinem Plattenschrank fehlen, wenn man Musik von Elektropop bis Darkwave mag. Auch weil die Band großen Wert auf ein soziales Engagement legt und dies in ihren Songtexten auch deutlich zum Ausdruck bringt. Das ist kein einfaches Tralala sondern Me the Tiger haben etwas zu sagen und sind "Aler Schwede" so ganz nebenbei auch noch eine phantastische Live-Band.
2016 kann man Me the Tiger beim Mera Luna erleben und man kann jeden nur raten, sich das Schwedentrio unbedingt zu gönnen.


Lyriel


Da es durch die Terminverschiebungen nur für ein paar Bilder Zeit war, kann ich zum Auftritt von Schwarzer Engel auch wenig sagen. Umso mehr zum Auftritt von Lyriel, die mich schon beim Schandmaul Jubiläum überzeugt haben.
Als Dark Romantic Celtic Rock bezeichnet Lyriel ihre Musik die sich im Vergleich zu den Anfängen der Band deutlich weiterentwickelt hat. Besonders auffällig ist, dass  man neben Sängerin Jessica Thierjung der Bandcellistin Linda Laukamp nicht nur musikalisch sondern auch stimmlich einen immer größeren Raum gibt. Eine gute Entscheidung, dadurch hat die Musik der Band noch deutlich an Möglichkeiten gewonnen. Und die Streicherabteilung mit Linda einer der wohl hübschesten Deutschen Cellistinnen und Bruder Joon Laukamp an der Violine sind ein weiteres ganz großes Plus der Band. Dass die 2 Mädels sich auch noch sichtbar bestens verstehen macht das Ganze nur noch schöner, Lyriel sind auch 2015 höchst sehenswert und unterhaltsam. Nur schade, dass man so selten Gelegenheit hat, sie auf Deutschen Bühnen live zu erleben. Schön, dass es Festivals wie das Autumn Moon gibt, wo man an den beiden Tagen so viele sehenswerte Bands zu einem extrem fairen Eintrittspreis geboten bekam.


Ye Banished Privateers

Was wäre ein Bericht vom Autumn Moon ohne Ye Banished Privateers zu erwähnen.
Die Schweden waren die heimlichen Megastars des Festivals. Inspiriert vom Irish Folk, diversen Shanties und traditionellem skandinavischem Liedgut spielen sie eine ganz eigene Art von Piratenmugge, die wenig mit dem anderer Bands wie Pyrates, Vroudenspil, Elmsfeuer etc. zu tun hat. Das ist eine ganz eigene einzigartige  Punk-Folkmischung die man inzwischen auch auf 2 großartigen Alben mit nach Hause nehmen kann. Das besondere daran, Ye Banished Privateers können das überall, sie brauchen keine große Bühne, keine ausufernde Technik. Etwas Platz genügt, die zahlreichen Mitglieder der Band legen los und man sieht nur noch strahlende Gesichter im Publikum. So tauchte die Truppe immer wieder an verschiedenen Plätzen auf und legte los. Ob in der Fußgängerzone, bei einer Schifffahrt auf der Weser, im Eingangsbereich der Rattenfängerhalle, im Markt bereich und als Rausschmeiser Samstag Abend auf der Bühne der Sumpfblume, Ye Banished Privateers scheinen nie müde zu werden. Immer bestens drauf, immer voller Energie war jeder ihrer Auftritte musikalisch und showtechnisch ein absolutes Highlight, jeder Veranstalter kann sich glücklich schätzen, die Schweden im Lineup zu haben. Wahrscheinlich hätten die Schweden noch bis Sonntag morgen gespielt, der Auftritt in der Sumpfblume war ein grandioser Abschluss einen wunderschönen Festivals. Eine höchst beeindruckende Premiere der noch hoffentlich ganz viele folgen werden. Neben dem Megga der schwarzen Szene, dem in der Nähe beheimateten Mera Luna kann mit dem Autumn Moon etwas ganz großes in der Region entstehen, zu wünschen ist es der rührigen Orgatruppe allemal.

Trotz größter Mühe ist der Bericht übrigens immer noch rudimentär. So fehlen leider Bilder und Berichte von allen Konzerten der dritten Bühne. Auch das Schiff noch zu besuchen war einfach gar nicht mehr machbar und das ist jammerschade. Denn auch hier haben sich die Veranstalter nicht lumpen lassen.
Dunkelschön mit einem Akustik Gig, Tibetrea, die großartige Darksythpop Sängerin Monica Jeffries, Mythemia, die beim Festival Mediaval so begeistern konnten, Laura Carbone und Impius Mundi sind nur einige Beispiele die ich noch so gerne gesehen hätte. Genauso wie das eine oder andere Konzert auf der Outdoor Bühne. Viel zu kurz kam auch das Geschehen auf dem Markt. Auch hier war so viel geboten, wie z.B. Kontaktjonglage mit der großartigen Beatrice Baumann, Gaukler Vitek, Akrobatik mit The Flag und Theater mit Pomp und Puder um nur einige Beispiele zu nennen. Ganz zu Schweigen vom Geschehen im Sumpfblumencafe, wo vom Krimilivehörspiel bis zur Lesung ebenfalls einiges geboten war. Und wer selbst aktiv werden wollte konnte das bei diversen Workshops tun.

Welch eine Premiere!





Die Bildergalerien

(teilweise online-Rest in Arbeit)












www.gruftimusik.de / www.konzertreport.de / www.konzertimpressionen.de