Der
Schluss der Nightwish Show mit dem Song „The Greatest Show on
Earth“ sagt eigentlich alles über die Qualität dieser
außergewöhnlichen Finnischen Band und steht wie kein zweiter
an diesem Abend für all das, was Nightwish lieben
und was das Publikum an Nightwish so liebt. Wer traut sich schon
überhaupt einen Song mit fast 25 Minuten live zu
präsentieren. Nightwish schon, sie lieben den Bombast, das
große Drama, epische Musik in epischen Bildern die hängen
bleibt, sowohl klanglich als auch optisch. Dank der großartigen
überdimensionalen Videowand im Hintergrund, die selbst im letzten
Winkel der Arena noch gut zu erkennen war und die Bilder von Mutter
Erde genauso packend an die Frau und den Mann brachten wie die Musik
selbst. Vom ruhigen verträumten Intro anschwellend zu einer
ganz großen Nightwish Nummer unterstützt von einer
Pyrotechnik, die noch einmal alle Register zieht ist „The
Greatest Show on Earth“ ein furioses Ende einer höchst
beeindruckenden Nightwish Show die noch lange im Gedächtnis haften
bleibt. Und die große Lust auf neue musikalische Ergüsse und
weitere Live-Shows der Finnen macht. Als dann die letzten Takte
verklungen waren und sich die Musiker bei einer rappelvollen
Nürnberger Arena verabschiedeten brach der Applaus los. Stehende
Ovationen, minutenlanger Beifall , das Publikum hatte ein feines
Händchen dafür, nicht mit Zugaberufen diese besondere
Stimmung zu zerstören, weil jeder der über 8000 wusste nach
so einem Finale Furioso kann nichts mehr kommen. Bei Kapitän
Tuomas Holopainen, dem niederländische Musikexport Sängerin
Floor Jensen, Bassist Marco Hietala, Gitarrist Empuu Vuorinen, Pipe und
Tin Whistle Mann Troy Donockley, der seit 2013 in der Band, den Live
Sound unheimlich bereichert und Schlagzeuger Jukka Nevalainen muss sich
Gänsehaut am ganzen Körper bemerkbar gemacht haben in diesem
Moment. Es war der verdiente Lohn für ein großes
Musikspektakel, das man den Besuchern an diesen Abend bot. Mit
Unsummen werden unsere Opernhäuser und der Bereich der Klassik
unterstützt, vielleicht ist eine Band wie Nightwish um den
genialen Komponisten Tuomas Holopainen am Keyboard die neue Klassik,
die neue Oper, auch wenn der opernhafte Gesang zu Zeiten einer Tarja
Turunen deutlich auffälliger und soundprägender war. Auf alle
Fälle ist es ganz große Unterhaltung.
Unterhaltung, die Dank einer sehenswerten Pyrotechnik nicht nur kracht
scheppert und wummst, sondern die auch mit ganz intimen ruhigen
Momenten wie z.B. beim Song The Islander strahlt, wie die komplette
Arena, ausgeleuchtet von Feuerzeugen und unzähligen
Händybildschirmen, ein Bild das genauso im Gedächtnis haften
bleibt , wie eine im Trockeneissturm stehende Band mehrmals an diesem
Abend.
Wish i had an Angel, Wishmaster, The Beauty and the Beast, Amaranth,
Over the Hills and far away und was man alles an Knallern geschrieben
hat gabs alle NICHT. Die wurden wie vieles andere einfach
weggelassen. Da wirkte Nemo unter Songs wie Shudder before the
beautiful, Yours is an Emty Hope, My Walden, Elan, Edema Ruh, Weak
Fantasy, alle vom neuen Hammeralbum Endless Forms Most Beautiful fast
wie ein Exot.
Die Setlist hatte viel Neues aber auch ganz Altes zu bieten, wie
Stargazer, Eröffnungssong des 2. Albums der Band Oceanborn, 1998
erschienen. Ein Oldie der genauso jung und frisch daherkommt wie die
Akteure auf der Bühne die mit Floor Jensen eine Idealbesetzung am
Mikrofon haben. Auch wenn man in der Vergangenheit gezeigt hat, dass
man mit den unterschiedlichsten weiblichen Stimmen bestehen kann, die
Frontfrau der Symphonic Metal Band ist trotzdem nicht unerheblich
fürs positive Wirken des Gesamtpaketes Nightwish. Und das wirkte
an diesem Abend gewaltig nach, so gewaltig, dass sich viele
Konzertbesucher schon kurz danach über die sozialen Netzwerke ein
Wiedersehen so bald als möglich wünschten. Zu Recht,
Nightwish ist in aktueller Besetzung ein Muss nicht nur für
Symphonic Metal Fans.
Das Konzert war aber nicht nur wegen Nightwish besuchenswert. Mit 3
Bands völlig unterschiedlicher Stilrichtungen hat man ein tolles
Konzertpaket geschnürt. Naturgemäß
stößt das nicht bei allen Fans auf Begeisterung, der Abend
war aber auf alle Fälle eine gute Gelegenheit sich musikalisch
über den Tellerrand zu bewegen. Und wenn das so sehenswert
passiert wie bei Amorphis die den Abend eröffneten und danach mit
Arch Enemy muss man feststellen alles richtig gemacht.
Amorphis zählen in Finnland zu einem der absoluten Top Acts im
Metal Bereich, kein Wunder bei einem Frontmann wie Tomi Joutsen , der
nicht nur wegen seines eigenartigen Mikrofons alle Blicke auf sich zog.
Ganz so Melancholic ist ihr Metal meiner Meinung nach jedoch nicht,
obwohl man sie gerne in diese Schublade steckt, aber hörenswert
allemal. Mitgebracht hat man das neueste Album Under the Red Cloud und
der Auftritt macht durchaus Lust darauf, sich damit intensiver zu
beschäftigen.
Nach Amorphis kam der absolute Knaller des Abends mit extravagantem
Bühnenoutfit und blauen Haaren auf die Bühne gestürmt.
In Amerika des Öfteren als „Hottest Chick of Metal“
bezeichnet, das ist Alissa White-Gluz Sängerin von Arch
Enemy zweifellos. Nicht wenige Besucher-Kinnladen blieben erst einmal
offen stehen, vor allem die derer, die die 30- jährige Kanadierin
bisher noch nie singen gehört haben.
Es gibt wohl keine Frau im Musikbusiness die so singt (wobei die
Bezeichnung singen hier relativ ist), so sehr nach Mann klingt
und trotzdem so weiblich und sexy daherkommt wie Alissa White-Gruz.
Dass ihre Art des Gutturalen Gesangs im höchsten Maße
anstrengend ist kann man sich gut vorstellen, wenn man das hört
was sie da so an Lauten herauspresst, wirken tut es trotzdem nicht so.
Die Frau wirbelt und springt, schreit und growlt , ein kleiner
Wutnickel mit blauen Haaren, der wie kaum eine zweite alle Blicke auf
sich zieht. Da werden selbst noch so gute Musiker zu Randerscheinungen.
Es gibt Frontfrauen und Frontfrauen und es gibt Alissa
White-Gluz. Die bekennende Vegetarierin, Kämpferin für den
Tierschutz und die Umwelt ist hart im Nehmen. Selbst ein Rippenbruch
hat sie 2014 nicht davon abgehalten das Konzert zu Ende zu spielen. Da
wird der knüppelharte Death Metal der Band fast zur totalen
Nebensache. Es geht allerdings scheinbar noch härter, da man die
Musik der Schweden von Arch Ememy eher als Melodic Death Metal
bezeichnet. Melodic ist trotzdem klein geschrieben, grunzen und
schreien groß und Alissa White-Gluz ist Weltmeisterin darin.
Die Dame kann übrigens auch wirklich singen, beim Canadian Idol
hat sie sich vor langer Zeit einmal beworben und auch damit den Recall
bestanden, gefragt ist das bei Arch Enemly aber (leider) nicht. Schade,
denn mit so einer Frontfrau wäre dadurch noch viel
abwechslungsreichere und spannendere Musik möglich. Aber wer
braucht das schon bei einer solchen Rampensau (im positivsten aller
Sinne gemeint). Die junge Dame hat übrigens auch schon als
Sängerin bei Nightwish ausgeholfen, schade, zu gerne hätte
ich das einmal gehört.
Abschließend noch ein großes Lob an den Veranstalter
Hertlein GmbH und die vielen Securities von B.O.S, die den
beeindruckenden Konzertabend erst zu dem machten was es war. Ein echtes
Erlebnis für Aug und Ohr, hoffentlich bald wieder.
Zu den Bildergalerien