Für reichlich Wirbel im Vorfeld hat der
Termin des Glühmet Festivals 2015 parallel zur Würzburger
Eisheiligen Nacht gesorgt. Haben in der Vergangenheit nicht wenige
Konzertbesucher gerne beide Veranstaltungen besucht, war dies in diesem
Jahr durch die Terminüberschneidung leider nicht möglich.
Verblüffend auch, weil beide Veranstaltungen vom selben Booker
gebucht werden und sich gegenseitig Konkurrenz zu machen ist sicher
auch nicht im Sinne der gut befreundeten Bands.
Im Nachhinein muss man allerdings feststellen, dass der Termin sicher
eher der Eisheiligen Nacht geschadet hat, denn das Glühmet
Festival war, wie auch schon im Jahr zuvor, restlos ausverkauft. Und
das bereits im Vorfeld der Veranstaltung, so dass es abends gar keine
Kasse mehr gab und nicht alle Einlass fanden. Wer also nun schon wieder
leer ausging, der sollte sich schon jetzt für Karten für 2016
bemühen, dass einem dies nicht zum dritten Mal in Folge passiert.
Und damit ist bei der Qualität der Veranstaltung definitiv zu
rechnen.
Dass das Festival wieder so gut besucht war liegt sicher in erster
Linie an Feuerschwanz und seinen treuen Fans, die von wer weiß
woher zum Partyfeiern angereist sind. So wie die 2 Hamburger
Mädels in der ersten Reihe, die sich mangels Geld acht Stunden
lang mit allen möglichen Regionalzügen nach Nürnberg
gequält haben und am nächsten Tag das Ganze retour, weil der
ICE einfach zu teuer ist. Oder die Fans aus der Schweiz, die es sich
nicht nehmen ließen beim Glühmet Festival dabei zu sein.
Aber auch die anderen Bands zogen die Leute an. Es hat sich
inzwischen herumgesprochen, dass das Glühmet Festival nicht nur
Feuerschwanz in Bestform garantiert, sondern das Lineup jedes Mal beste
Unterhaltung bietet. Und da machten 2015 auch Fiolka, Harpyie und Tir
Nan Og keine Ausnahme. So dass das Glühmet Festival 2015,
einschließlich des kleinen aber feinen Außenbereichs
vergnügliche Stunden garantierte und der Genuss eines
Glühmets auch kulinarisch gesehen nicht zu verachten war.
Fiolka
Fiolka hatten die Rolle des Einheizers inne, womit die Band aus dem
Nürnberger Raum absolut keine Probleme hatte. Mehr schon mit
dem Ton, ähnlich wie auch bei Harpyie danach, war der nicht
wirklich gut. Es scheint aber auch kein allzu leichtes Unterfangen zu
sein, den Sound mit einem sehr speziellen Mix aus Elektronik und
handgemachter Musik mit akustischen Instrumenten live richtig gut
hinzubekommen.
Und genauso ungewöhnlich wie der Mix aus alten Instrumenten mit
modernen Grooves sind es die Songs, die in unterschiedlichen Sprachen
gesungen werden. Ein Weltmusikmix im besten Sinne des Wortes einer Band
, die mit „Elec Tree“ inzwischen ein erstes Album am Start
hat und immer mehr Fans gewinnt. Warum, kann man sowohl auf „Elec
Tree“ gut nachvollziehen, wie auch an diesem Abend im knackvollen
Hirsch, der sich im Laufe des Abends von einer reinen Konzertlocation
zur Wohlfühlsauna mit Klamotten veränderte. Ein guter Grund
also die Klamotten abzulegen, wozu auch der eine oder andere
männliche Konzertbesucher gleich Fiolkas Sängerin Lauren
Weser aufforderte. Die erwies sich aber einmal mehr nicht nur als echte
Frontfrau um das Wort Rampensau einmal nicht zu gebrauchen, sondern
auch als extrem schlagfertig und wollte dem genauso wenig nachkommen,
wie Fiolkas Männerquartett mit Peter Söltl, Armin Rauls, Alex
Zwingmann und Robert Herold.
Stattdessen machte man lieber Musik und damit beste
Fiolka-Eigenwerbung. Eine junge Band von der man auch in Zukunft
hoffentlich noch mehr hören und sehen wird.
Harpyie
Der komische Vogel, der danach auf der Bühne stand und dem es gar
nicht so leicht fiel mit der Vogelmaske den ersten Song zu singen war
Aeloo die Windböe und seine Truppe, die ihre ganz besondere
Freakshow sehr zur Freude des begeistert mitgehenden Publikums
zelebrierten. Und die waren so begeistert dabei, das dem liebenswerten
und hochengagierten Sänger der Band das Grinsen gar nicht mehr aus
dem Gesicht wich, als er nach dem ersten Song die Maske ablegte.
Das Konzeptalbum Freakshow, die gleichnamige CD ist ein Meilenstein
für die Band aus Ostwestfalen geworden und ist auch
bühnentechnisch sehenswert umsetzbar, allerdings weniger an diesem
Abend, denn bei 4 Bands ist der Platz auf der eh schon nicht
großen Bühne doch extrem begrenzt und somit auch die
Möglichkeiten der showtechnischen Umsetzung.
Es war schon nicht einfach die 6 alle unterzubringen und gerade Bassist
Gyronimus Basstard stand leider meist ganz im Dunkeln am Rande der
Bühne. Ein Schicksal , das er mit Robert Herold von Fiolka teilte,
so dass es von beiden leider kaum brauchbare Fotos gibt.
Aber zurück zu Harpyie, die mit „Freakshow“,
„Monster“ und „Fauler Zauber“ gleich 3
Folk-Metall Knaller nacheinander raus hauten. Die härtesten
Klänge des Tages kamen sichtbar gut beim Publikum an und auch der
Refrain zum Metal-Kinderlied „Der schwarze Mann“ wurde
enthusiastisch mitgesungen bzw. gegrölt.
Als mit dem neunten Song „Sturmvögel“, die Hymne der
Band um Quotenfrau Mechthild Hexengeige, unweigerlich das Ende gekommen
war, hätten sich nicht wenige über Zugaben gefreut, im
strammen und hervorragend geplanten Ablauf war dafür aber
verständlicherweise kein Platz.
Die Band arbeitet übrigens schon fleißig am Freakshow
Nachfolger, der ebenfalls als Konzeptalbum mit einem höchst
spannenden Thema daherkommen wird, ein Stoff der auch
Bühnentechnisch gewaltig etwas hergibt. Mehr sei aber noch nicht
verraten. Aufgrund des Themas und der Leidenschaft mit der die Band
wieder mit Oberfränkischer Produzentenhilfe von Simon Michael an
die Sache rangeht, lässt vermuten dass die immer mehr
wachsende Fangemeinde sich auf einen erneuten Knaller freuen kann, der
Freakshow vielleicht sogar in den Schatten stellen kann. Und um den
Sound noch satter zu machen sucht man gerade nach einem weiteren
Dudelsack- bzw. Drehleierspieler/in.
Feuerschwanz
Nach der furiosen Harpyie-Freakshow und einer wieder wohltuend kurzen
Umbaupause war alles für die Hausherren, Lokalmatadoren und
Glühmet-Veranstalter (zusammen mit dem Concertbüro Franken)
Feuerschwanz gerichtet. Und wie kann man besser ein Feuerschwanz-Set
beginnen als mit dem Song „Aufs Leben“, die lebensbejahende
Feierhymne der Band, die 2015 ganz unfreiwillig gewaltig für
Schlagzeilen gesorgt hat. Einigen studentischen Wirrköpfen fiel
nichts Besseres ein, als Feuerschwanz als Frauenfeindlich zu
brandmarken, worauf ein fragwürdiger Veranstalter sie erst gebucht
und nach den irrwitzigen Protesten wieder ausgeladen hatte. Dass dieser
Vorwurf größter Blödsinn ist, konnte man nach
„Zuckerbrot und Peitsche“ auch beim Song „Herz im
Sturm“ erleben, als Prinz
„Superlistig-Hodenherz“ mit großer Freude erst
die hübsche junge Dame aus dem Publikum bezirzte, um ihr dann
gekonnt einen Kuss zu entlocken. Immer wieder schön anzuschauen
und einer der Klassiker zu der natürlich auch die Metverkostung
gehörte, auf die man diesmal auch nicht verzichten wollte.
Am schönsten anzuschauen ist allerdings auch diesmal eine der
Feuerschwanz Miezen, Mieze Myu, an deren Anblick sich nicht nur die
Männer erfreuen durften und ohne die eine Feuerschwanz Show nur
halb so schön wäre. Und die arme Fellnase hatte richtig
Stress, galt es doch in der Folge der Show ein Schlauchboot klar zu
machen und einen Leichtmatrosen aus dem Publikum über das
Händemeer des Publikums durch den Hirsch zu befördern.
Einen internen Wettbewerb, der übrigens eindeutig unentschieden
endete, hatte der Feuerschwanz Auftritt ziemlich unbemerkt für das
Publikum auch zu bieten. Die weibliche Geige Johanna von der
Vögelweide gegen die männliche Geige von Tir Nan Og, Johannas
Bruder Matze, der danach zeigen durfte, dass man das Geigentalent in
der Familie wohl schon mit der Muttermilch eingetrichtert bekommen hat.
Mit „Ketzerei“ hatte Feuerschwanz als große
Überraschung auch einen neuen Titel im Programm der genauso gut
ankam, wie die anderen 17 Songs an diesem Abend.
Tir Nan Og
Nach dem vielumjubelnden Gig durfte sich das Publikum im
Außenbereich bei einer heißen Feuershow bei erstaunlich
moderaten Wintertemperaturen ordentlich abkühlen, während im
Innenbereich die Bühne für den letzten Programmpunkt Tir Nan
Og hergerichtet wurde.
Und das war noch mal eine richtige Überraschung. Der
gällische Bandname, der so viel bedeutet wie „Land der
ewigen Jugend“ ist Gedächtnistechnisch und in richtiger
Schreibweise wiedergebend eine Herausforderung, die Musik macht
es da schon viel leichter nachhaltig im Gedächtnis haften zu
bleiben.
Es sind zwar keine irischen Sagenhelden, Feen und Elfen, die die
Bühne rockten, sondern echte Franken aus Eichstätt, ihr Irish
Folk Rock angelehnt an Bands wie den Dubliners, Dropkick Murphys , den
Pogues und nicht zu vergessen die bekanntesten irischen Franken
Fiddlers Green, geht aber auch ohne mystische Wesen unglaublich irdisch
direkt ins Bein und in die Gehörgänge. Und so machen die
rockigen Klänge, die launigen Ansagen und die stimmungsvollen
Lieder Lust auf Wippen, Tanzen, kräftigen Mitsingen bzw. bei
manchem auch auf Mitgröhlen und auf mehr von Tir Nan Og live.
Die Gelegenheit dazu wird es beim Schlosshof Festival 2016 in
Höchstadt Aisch geben, wo die Band sicher wieder groß
aufspielen wird. Da dann aber mit einem echten Wehrmutstropfen. Denn
Tir Nan Ogs absoluter Eyecatcher, die singende Flöten, Akkordeon
und Waschbrett spielende Carina, wird dann leider nicht mehr mit dabei
sein, was wirklich jammerschade ist. Mit Ella stand die
„Neue“ an diesem Abend aber bereits mit auf der Bühne
hielt sich aber noch dezent im Hintergrund. Kein leichtes Unterfangen
für sie die charismatische Carina zu ersetzen und man könnte
sich wirklich gut auch an das Sextett gewöhnen, dass den Hirsch
auch zu später Stunde richtig rockte . Die Entscheidung ist aber
wohl endgültig gefallen, bei Carinas Abschiedskonzert wird die
hübsche Dame letztmalig dabei sein.
Das war vielleicht die einzige schlechte Nachricht an diesem Abend, der
dem Publikum für das Eintrittsgeld wieder beste Unterhaltung bot.
Die Weihnachtsfeiertage ohne Glühmet Festival, undenkbar und somit
auf ein Neues 2016!