Das vierte Festival Mediaval 09-11.09.2011
          
                          Im Mittelalter hat man ein Leben, reich an Taten und noch reicher an Untaten....
                                                                                                                          Johann Nestroy


Selb, Tag 1: 09.09.2011



Iliana

Nach der Eröffung des 4 Festivals Mediaval durch die 3 rührigen Organisatoren und Bürgermeister

Kreil hatte man die erste Überraschung für das Publikum parat. IlianA aus Belgien gaben in Selb

 ihre musikalische Visitenkarte ab. Der Name Iliana bedeutet übrigens in Bulgarisch "schönes

herziges Mädchen". Passt also gut auf die Sängerin, aber vielleicht will man ja nicht herzig sein und

deshalb schreibt man den Bandnamen hinten auch mit einem großen A. Wahrscheinlich hab nicht

nur ich mir verwundert die Augen gerieben, denn mit Luka (Didgeridoo-Spieler) und Mich

(Ex-Drummer -nicht der letzte!) standen 2 ehemalige Omnia-Mitglieder mit auf der Bühne. Und bei


Luka scheint das noch so neu zu sein, dass man nicht einmal im Programmheft eine Information

   

dazu finden konnte. IlianA wurde eigentlich aus Spaß als Nebenprojekt gegründet und haben sich in

kürzester Zeit in Belgien und den Niederlanden in der Pagan-Folk-Szene einen Namen gemacht.

Warum konnte man in Selb sehr deutlich hören. Mit Flöte, Davul , Gitarren, Slideridoo ,Drums,

Percussions und Violine zaubert man einen Sound auf die Bühne der den alten Omnia-Sound nicht

so ganz unähnlich wäre, wie einige Konzertbesucher meinten.Beeinflusst von den verschiedenen

Kulturen, den Klängen der Natur und von Mutter Erde, wie die Band sagt. Ein weites Spektrum um

Songs zu schreiben und Melodien zu erschaffen , so dass man noch einiges in Zukunft erwarten

kann.

Immer im Zentrum des Geschehens die Sängerin Lucille mit ihren bisweilen etwas eigenwilligen

Tanzstil, dagegen ist die beeindruckend tiefe Stimme von Luka noch relativ selten zu hören.

Schade, denn gerade die ist besonders markant. Aber daran arbeitet man, wie er mir nach dem 

Gig erzählte. IlianA sind also noch im Entwicklungsstatus, kamen in Selb aber schon jetzt großartig 

an. Ein sehr sehr gelungener Auftakt des Festivals 2011. Und sicher nicht der letzte Auftritt in Selb.

Nun einige weitere Iliana-Pics


 

Hannan El Shemouty

Erste Band auf der Burgbühne war um 18.00 Uhr Hannan El Shemouty aus Ägypten, die allerdings

nun nach dem Erhalten eines Stipendiums seit 1994 in Deutschland , erst in Köln und seit 1999 in

Berlin lebt. Sie war zusammen mit ihrer Band erstmals in Selb zu Gast war. Die Musikerin Musikpädagogin und Musikwissenschaftlerin hat ihre Quanoun mitgebracht, eine 84seitige Zither,

die sie als eine von wenigen Frauen perfekt beherrscht. Die Dame ist also eine echte Koryphäe auf ihrem Gebiet. Allerdings war der Klang für deutsche Ohren vielen wohl zu orientalisch und exotisch, auch für meine.

Faun

Das ist bei Faun ganz anders, die als nächstes auf der Schlossbühne spielten. Faun sind in Selb

schon gute Tradition, ein Festival ohne sie ist eigentlich schwer vorstellbar. Mit einer Stunde war die

Auftrittszeit in diesem Jahr aber schon sehr knapp bemessen, so dass man leider nur sehr wenig

aus dem wirklich extrem gelungenen neuen Album Eden, das Ende Juni 2011 erschienen ist, hören

konnte. Wollte man doch auch die schönen alten Lieder dem Publikum nicht vorenthalten. Wie

gewohnt wurde der Faun-Auftritt natürlich auch durch Gäste wieder bereichert, in diesem Jahr die

zierliche Beatritsche und Luka von IlianA, ein jahrelanger guter Freund der Band. 

Beatritsche gehört wie Faun ebenfalls schon fast zum Inventar des Festivals Mediaval. Beatrice

Baumann, wie sie mit richtigem Namen heißt, stammt aus Berlin. Sie ist eine extrem vielseitige

Künstlerin. So ist sie neben der Kontaktjonglage  auch als Feuerkünstlerin tätig.  Ob allein oder im

Team Beatritsche ist ein echter Hingucker. Wie steht so schön auf der Homepage ihrer Agentur 

Nicht Glaskugeln sind es die sie jongliert,

sondern das Licht, das Leben und die Fantasie, die dort in ihren Händen tanzen."

Das ist keine Übertreibung, die extrem zierliche und bezaubernde Künstlerin verplüfft mit ihrer

Kreativität und ihren Ideen immer wieder ihr Publikum. Und wenn es ihr langweilig wird, dann ist sie


auch schon mal als Stier am Festivalgelände unterwegs. Langweilig wurde es ihr am Wochenende

nicht, neben eigenen Soloauftritten war sie auch bei anderen Bands ein gerngesehener Gast. So finden sich auch bei der einen oder anderen Band noch Bilder von ihr. Und als sich das Festival

dem Ende neigte  und sie sich eigentlich schon lange auf den Weg nach Berlin hätte machen können, da kam sie als Stier verkleidet  Richtung Burgbühne dahergestelltzt und sorgte, wie man

sieht, für großes Erstaunen bei dem kleinen Kind, was das wohl für komisches sprechendes Tier sein möge, das da nun vor ihm steht.

Einfach um den Leuten eine Freude zu machen, nachdem mehrere Besucher danach gefragt haben, hat sie sich nochmals ins Kostüm geschmissen. Das sagt viel über Beatritsche aus, die

ebenfalls ein großer Fan des Festivals in Selb geworden ist. Und das Publikum jedesmal aufs neue verzaubern kann.

Aber wieder zurück zu Faun, wobei über sie viel zu erzählen ist

eigentlich wirklich nicht nötig. Die "Münchner" sind jedem Mittelalter-Musikfan bestens bekannt und

warum dies so ist konnte man auch diesmal in Selb eindrucksvoll erleben. Dass für Faun das

Festival Mediaval etwas ganz besonderes ist sieht man auch daran, dass die Band um Sänger

Oliver Pate das ganze Wochenende auf dem Festivalgelände unterwegs war und sich Interessierte

bei Perkussionist Rüdiger Maul in die Kunst des Rahmentrommelspiels , was er meisterlich

beherrscht, einweihen lassen konnten. Fazit, ein klasse Auftritt, wenn auch etwas kurz was aber

logischerweise nicht an der Band lag. Denen ist es eh schwer gefallen nicht noch einige Zugaben zu

geben, wie vom Publikum lautstark gefordert.

Deshalb bleibt einen eigentlich nichts anderes übrig, als Faun bei der Tour im

November gleich wieder anzuhören, denn dann gibts Faun satt mit mehr Musik aus

Eden. Auch vom Faunauftritt gibts nun weitere Bilder, damit jeder sieht was er

verpasst hat, wenn er nicht live dabei war.

Das aufmerksame Faun-Publikum

Kelvin Kalvus und Ayuna

Auf der Burgbühne gab es auch einen alten Bekannten zu sehen. Kelvin Kalvus, immer wieder ein

sehr gern gesehener Gast in Selb bezauberte mit seinen Glaskugeln das Publikum. Und das

klappte diesmal besonders gut, hatte er doch einen Gast aus Weißrussland namens Ayuna

mitgebracht . Die Frau mit dem heißesten Rückenausschnitt des Festivals passt nicht nur optisch

mit ihren raspelkurzen Haaren zu Kelvin,  ihre Feuerperformance ist zusammen mit den Glaskugeln

Genuß pur, zum Träumen und dahinschmelzen. Dadurch wird auch der Auftritt von Kelvin Kalvus

noch beeindruckender, hätte er die nette Ayuna nur damals beim Supertalent-Finale mitgehabt, er

hätte wohl gewonnen. 

Neben dem eigenen Auftritt, bei nicht gerade tollem Fotografierlicht, gibts bei den Konzertbildern

von Omnia noch weitere Fotos.

Die 2 waren eine perfekte Einstimmung auf die nächste Band 

"The Moon and the Nightspirit" aus Ungarn. 

Zuvor aber noch ein paar Bilder von den beiden.


7

The Moon and the Nightspirit

Sie sind bereits das zweite Mal in Selb zu Gast, beim ersten mal als Opener am Sonntag, diesmal

 

mit eineinhalb Stunden Spielzeit auf der Burgbühne am Abend. Dies allein zeigt schon die

Entwicklung der Band, die in Deutschland immer bekannter und beliebter wird. Inspiriert von den

Sagen und Märchen ihrer ungarischen Heimat versuchen sie den Zuhörer in ihre musikalische Welt

zu entführen, die im Vergleich zum ersten Auftritt nicht mehr so akustisch ist. Auch Agnes Toth hat

sich etwas verändert. Stand sie beim ersten Auftritt in Selb noch fast das ganze Konzert mit

geschlossenen Augen auf der Bühne, so sieht man sie immer wieder auch mit geöffneten Augen

am Mikrofon stehen. Trotzdem wirk sie immer noch sehr  in ihrer eigenen musikalischen Welt

versunken und schien das Publikum kaum wahrzunehmen. Soweit man dies im Nebel erkennen

konnte. Denn spätestens beim Auftritt von The Moon and the Nightspirit lernte ich mein Feindbild

des Wochenendes , die Nebelmaschine, erstmals in voller Pracht kennen. Auch the Moon and the

Nightspirit haben 2011 mit Mohalepte ein neues Album herausgebracht und stellten dem Publikum

einige der Songs live vor. Inzwischen ist es ihr viertes Album, so dass man ein breites Repertoire

an Songs zur Verfügung hat um das Publikum zu begeistern. Das gelang auch, allertdings muss ich

 

wirklich sagen, dass mich der wesentlich reduziertere akustische Auftritt beim ersten Selb-Besuch

noch mehr fasziniert hat. Trotzdem mag ich The Moon and the Nightspirit sehr, Agnes Toth ist

übrigens nicht nur eine großartige Sängerin. Wenn man sich die CD-Covers und Booklets

 

anschaut, dann sieht man, dass ihr nicht nur musikalisches Talent in die Wiege gelegt wurde.

Die ungarische Sprache ist zwar etwas ungewohnt, aber keinesfalls störend. Eine wirklich

spannende Band ist das, die mit ihrer zeitweise tranceartigen Musik, wohltuend anders ist. Wenn es

nach mir geht dürfen sie gerne jedes Festival Mediaval auftreten , je "unpluggter" desto besser.

Auch von The Moon and the Nightspirit noch ein paar Bilder

aufmerksam waren übrigens auch die Zuschauer

Zum Auftritt von Elfenthal geht’s hier.

Erebos Perchten

Wer nach Elfenthal immer noch nicht müde war, für den war auf der Burgbühne noch ein Act

angekündigt. Der ließ nach Studium des Programmheftes, das von gruselig und nichts für zarte

Gemüter sprach und von der Angst, die einen die Kehle zuschnüren könnte. Kein Wunder, dass

deshalb trotz später Stunde noch sehr viele Leute sich neugierig versammelt hatten und gespannt

warteten was nun kommen möge. Angeheizt wurde das ganze dann noch durch einen sehr

gelungenen Anfang und man wartete nun, dass eine Band im Stile von E`Nomine die Bühne enterte,

doch nix wars. Erebos Perchten machen keine Musik, auch wenn manche Zuhörer dies lautstark

forderten.

Inzwischen weiß auch ich das die Perchten im alpenländischen Brauchtum vorkommende Gestalten

sind, die vorwiegend im Dezember und Januar auftauchten und mit ihren Glocken , das wichtigste

Utensil den Winter zu vertreiben. Das war diesmal wegen der spätsommerlichen Temperaturen

Freitag Nachts allerdings nicht nötig, wären sie da lieber zum ersten Festival gekommen, als Nachts

die Temperaturen bis zum Gefrierpunkt zurückgingen und so mancher Musiker an seinem

Musikinstrument festzugefrieren drohte. Bekannt sind Perchten vor allem in Österreich wo vor allem

das Salzkammergut eine Perchten-Hochburg ist. Unserer Perchten kommen vom Bodensee und

sind in erster Linie bei Umzügen unterwegs. So wie in Selb, als eine Geschichte erzählende

Perchtenrotte war das ganze eher eine Premiere. Eine die deutlich ausbaufähiger ist und deshalb

nur teilweise als gelungen zu bezeichnen ist. Wirklich gelungen ist allerdings das optische

Erscheinungsbild der finsteren Gesellen. Allein die Masken sind absolut sehenswert. Und gerade

die sind ein teuerer Spaß und aus Holz geschnitzt bestimmt auch entsprechend schwer. Da

außerdem die Sehschlitze extrem klein sind, ist es sicher auch nicht einfach sich als Percht zu

bewegen. Wenn also einmal mitten in der Nacht so ein finsterer Geselle auf einen zuläuft , einfach

nach guter alter Hasensitte einen Haken schlagen und schnell davonlaufen. Das sollte funktionieren.

Optisch waren sie sicher eine gewaltige Bereicherung des Festivals, wenn die Jungs nun mit dem

Masken auch noch klasse Musik machen würden, die Band Lordi dürfte sich warm anziehen. So

blieb das Publikum aber etwas ratlos zurück, einer zeigte sogar recht drastisch was er vom Auftritt

hielt. 

Ganz so würde ich es allerdings nicht sehen, man muss noch kräftig daran feilen um das

Festival Mediaval Publikum vollends begeistern zu können.