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Shamrock Castle 2016
   Wenn Sie dieses Spiel atemberaubend finden, dann haben Sie es an
   den Bronchien.                                             Marcel Reif    


Schloss Jägersburg, Bammelsdorf 08+09.07.2016



Der Bericht zum Festival


Der Freitag:

Es war das bisher längste Shamrock Castle Festival, vielleicht auch das bisher Schönste. Erstmals durfte man 2 Tage lang feststellen „Folk`s not dead“, und das bereits am ersten Festivaltag, als der Hauptakt und Festival-Mitveranstalter Fiddlers Green noch gar nicht auf der Bühne stand. Von Celtic Rock bis zum New Folk deckt das Shamrock Castle die gesamte Bandbreite der Folkmusik ab. Die Krönung der beiden Festivaltage ist natürlich der Auftritt vom Fiddlers Green, für die der Veranstaltungsort Schloss Jägersburg zum zweiten Wohnzimmer geworden ist.
Gut erreichbar bietet der Schlossinnenhof eine wunderbare Open Air Kulisse, kostenlose Parkplätze, viel Platz zum Zelten, mal wieder perfektes Open Air Wetter und das Getränke- und Essensangebot mit Irischen Bier, Cider und Irischen Spezialitäten lässt auch keine Wünsche offen. Fast überflüssig zu erwähnen, dass die entspannte Atmosphäre und das großzügige Gelände auch bestens geeignet sind, um mit der ganzen Familie nach Bammersdorf bei Forchheim zu kommen.
Umso mehr, da man nun 2 tolle Festivaltage mit großartigen Bands erleben kann.

Ganaim


So wie Ganaim, die alle Besucher von Ausgabe Nummer 6 bereits bestens kennen und schätzen gelernt haben. Hatte die Band 2015 an gleicher Spielstätte noch (ziemlich unbekannt) ihr Livedebüt als Trio, so konnte man sich inzwischen einen beträchtlichen Fankreis erspielen. Da konnte selbst der unmerkbare Titel ihrer Debüt-CD „Ceol on Mhuileann“ nichts daran ändern.
Nach dem Feuertanz Festival 2016 war das Shamrock Castle die zweite Gelegenheit die großartige Band 2016 im Frankenland zu erleben, die inzwischen fleißig am CD-Nachfolger arbeiten. Die eine oder andere Idee, wie man die Scheibe denn dann nennen könnte, gab Pinto  an diesem Abend auch gleich zum Besten, genauso wie Einblicke in neues Material. Und wer Ganaim bisher nicht gehört oder live erlebt hat und denkt traditionelle Musik mit Kompositionen von vielen Hundert Jahren auf rein akustischen Instrumenten gespielt kann nur langweilig sein, der sollte sich Saskia, Zorny und Pinto einfach selbst anhören. Und egal ob zu Tam Lin, Johnny Cope oder the Boys of Bedlam um nur mal drei Songs zu nennen, Ganaim holten ihr Publikum vom ersten Takt an ab und nahmen sie mit auf ihre unterhaltsame Reise durch die keltische Musik die auch vor Ländern wie Spanien und Frankreich nicht Halt macht. Ein abwechslungsreicher, sehr unterhaltsamer Set, eine perfekte Einstimmung auf das Kommende.

The O`Reillys and the Paddyhats


Wesentlich punkiger ging es dann bei The O`Reillys and the Paddyhats zu. Bereits der Beginn mit den zwei als Kobolde (Leprechaun) gekleideten  Fahnenschwingern und ihren großen Irischen Flaggen konnte voll überzeugen und machte Lust auf mehr. Der Auftritt der siebenköpfigen Band, die es auch versteht sich optisch und showtechnisch gut in Szene zu setzen,  wurde schnell zum Happening. Es wurde im Publikum gemoshed, gepogt, geslamt, gefeiert oder einfach nur wippend zugehört.  Die Energie der Band sprang sofort über, und man kann sicher sein, dass die sieben nicht nur das Shamrock, sondern auch das legendäre Wacken Festival aufmischen werden, wo man sie in diesem Jahr 3 mal live erleben kann. Und von der Piratennummer ala Flogging Molly  bis zum Irisch Folk Klassiker haben die 6 Männer und ihre hübsche Quotenfrau an der Geige alles drauf. Der Sound kommt passend richtig ungeschliffen und roh rüber, da muss nicht jeder Ton sitzen, umso authentischer ist das Ganze. Und mit Banjo, Waschbrett und Stahlketten lässt es sich auch wunderbar musizieren. Als weitere Überraschung hat man noch einen wirklich gut singenden Schlagzeuger im Team und spätestens bei der Bandhymne Paddyhats wurde auch noch der letzte zum Paddyhat-Fan.

Versengold


Nach den zwei sehr unterschiedlichen Bands zuvor hatte auch der Headliner des Abends Versengold seinen ganz eigenen Sound zu bieten. Vom tanzbaren Partysong, über das fröhliche Trinklied, bis zur ruhigen Ballade  oder dem einen oder anderen gesellschaftskritischen Song ist das Repertoire unheimlich breit aufgestellt und durch die Bandvergrößerung auch der Sound noch satter geworden. Das zeigt sich auch in Bammersdorf. Das ist einfach passend zum CD Titel zeitlos schöne Musik, die selbst den größten Tanzmuffel nicht ruhig stehen lässt. Auch weil die überschwängliche Freude der Truppe auf der Bühne sofort im Publikum ankommt. Passend startet man mit „Versengold“ einen Set  voller Klassiker wie „Hoch die Krüge“, „3 Weiber“, „Spaß bei Saite“, „Paules Beichtgang“, „Kein Trinklied“ oder  „Fass voller Wein“. Immer unterstützt vom sangesfreudigen Publikum auf Schloss Jägersburg. Genauso lang ist übrigens wieder die Liste der Songs, die man hätte unbedingt noch spielen müssen. Deshalb sei schon jetzt auf ein ganz besonderes Event verwiesen. Die Versengold Folk-Nächte 2016  und eines der Konzerte findet auch im Frankenland in Würzburg am 08.12. 2016 statt. Dann ist genauso wie an diesem Abend Partystimmung und gute Laune garantiert. Man kann der Band halt stundenlang zuhören. Einzig Bodhran-Spieler Pinto dürfte nach seinem Mammutprogramm an diesem Abend froh gewesen sein, dass das Ende des klasse Konzertes endlich gekommen war.

Der Samstag

Tir Nan Og

Der zweite Tag des Shamrock Castle Festivals bei bestem Festivalwetter startete wie auch schon Tag 1 mit einer großartigen Opening-Band. Benannt nach dem Land der ewigen Jugend in Gällisch sind Tir Nan Og der perfekte Opener für den 2. Tag des Shamrock . Allerdings mussten Geiger Matze, Trommler Volker, Bassmann Joggl, und Gitarrist und Leadsänger Robert  vor noch nicht allzu langer Zeit den Verlust ihres charismatischen weiblichen Wesens Carina verkraften. Doch so ganz ohne Frau wollte man dann doch nicht und hat nun mit Ella, die seit Ende 2015  das jüngste Bandmitglied ist, das große Los gezogen.
Die Tin und Low Whistle Spielerin, die auch schon mal zum Harmonium greift, hat sich inzwischen prächtig eingelebt und bereichert die Band auf ihre eigene positive Art, ohne Carina zu ersetzen oder ersetzen zu wollen. Und so ganz nebenbei ist auch die neue in ihrem wunderschönen Kleid ein Hingucker.
Bei Tir Nan Og geht es also auch nach dem Musikerwechsel weiterhin steil bergauf, der Set kam großartig an und sorgte für prächtige Stimmung, obwohl aufgrund des frühen Auftrittbeginns noch längst nicht alle Festivalbesucher den Weg in Richtung Bühne gefunden hatten. Doch angelockt vom leidenschaftlichem Irish Folk der Eichstätter Band füllte sich der Platz vor der Bühne zusehends mit Menschen, die sich sehr schnell  zum tanzen oder mitwippen verführen ließen.

The Moorings


Nach den irischen Franken ging es mit den Französischen weiter. The Moorings haben auch so gar nichts mit der typischen Französischen Musik einer ZAZ oder Patricia Kaas am Hut. Bereits 2006 als „The Mooring Mast“ gegründet, wollte man der traditionellen irisch/schottischen Pub und Folkmusik einem breiteren Publikum verhelfen. Daraus wurden The Mooring. Man begann eigene Songs zu schreiben. Auch musikalisch wurde man mutiger und flexibler. Punkrock und Countryelemente sorgten für einen wachsenden Fankreis, nicht nur in „Schei... Frankreich“ (Orginalton der Band an diesem Abend!), denn Landesgrenzen kannte und kennt die Band bis heute zum Glück nicht. Ob Italien, Österreich, Ungarn oder wo auch immer in Europa. Man kann immer auf The Moorings treffen, wie an diesem Tag beim Shamrock Castle. Zum Glück muss man sagen, die Jungs von Fiddlers Green haben wieder ein feines Näschen bewiesen als sie die Franzosen verpflichteten, die das schon gute Stimmungslevel gleich noch um einiges hochschraubten. Einen Wermutstropfen hatte der Auftritt dann aber doch. Denn die Franzosen geizten mit Songs in Landessprache.  Was doppelt schade ist, denn erstens klingt französisch gesungen einfach sehr schön und zweitens gehörte der Song in Französisch mit zum Highlight der Setlist. Und wie man eine technische Panne sehr charmant und unterhaltsam problemlos überbrücken kann, konnte man von The Moorings eindrucksvoll lernen.

Gudrun Walther und Jürgen Treyz


Für den größten Einschnitt im musikalischen Programm der zwei Tage sorgten dann Gudrun Walther und Jürgen Treyz, die viele zusammen mit ihrer Band Cara sicher schon live erlebt haben. Als Duo setzt man bewusst auf die ruhigen Klänge, gar nicht so einfach für das feierwütige und angeheizte Publikum nach dem fulminanten Franzosen sich von den beiden den Stecker ziehen zu lassen und aufmerksam zuzuhören. Manch einer war damit etwas überfordert und flüchtete in Richtung Biergarten, dafür kamen aber neugierige Biergartenbesucher und lauschten den zwei hochdekorierten Folkmusikern und ließen sich von der Stimme Gudrun Walthers verzaubern.

The Rumjacks


Die weiteste Anreise hatte die nächste Band im Lineup. The Rumjacks aus Australien flogen einmal rund um die Welt um beim Shamrock 2016 dabei zu sein.  Und die Gäste aus Sydney zogen den Stimmungs- und Lautstärkepegel wieder gewaltig nach oben. Kein Wunder ist der Punkrock und Celtic Folkrock der Rumjacks einer der raueren Art. Der Sänger scheinbar auch, aber darauf möchte ich dann jetzt lieber nicht eingehen. Für die Live-Party gemacht sind die Songs instrumentiert mit Mandoline, Banjo, Bouzouki, Bodhran, Gitarre (auch schon mal akustisch) und natürlich Schlagzeug. Musik aus dem Bauch heraus,  ein perfekter Anheizer für Fiddlers Green.

Fiddlers Green


Über die noch große Worte zu verlieren erübrigt sich ja fast. Im eigenen Wohnzimmer sind sie ja immer besonders gut, aber egal wo die Franken auftreten ist beste Stimmung garantiert. Und live lassen sie sich auch immer wieder Neues einfallen. Das war auch diesmal so. Mit "The More The Merrier" startete man und hatte sofort den kompletten Schlossinnenhof in ein Tollhaus verwandelt. Scheinbar waren inzwischen alle Besucher zum Konzert eingetroffen, es gab kaum mehr ein Durchkommen.  Egal was man anspielte „Mrs. Mc. Grath“ , „A Night in Dublin“ oder „Wall of Folk“ Fiddlers Green wurden begeistert gefeiert, auch Sänger Albi Albers bei seinem Solo. Ehrensache, dass bei „Raise your Arms“ alle Arme nach oben gingen und beim letzten Song vor der Zugabe „Folk`s not Dead“ die Stimmung ihren Höhepunkt erreicht hatte. Einen kleinen Einblick in neues Material gab es auch und so gingen 2 Stunden Konzert wieder wie im Fluge vorbei. Man konnte es gar nicht so recht glauben, dass das Ende schon gekommen war. Und das wurde traditionell zusammen mit vielen beteiligten Musikern anderer Bands auf der Bühne entsprechend gefeiert und die Freude auf 2017, wenn das nächste Shamrock Castle Festival ansteht ist schon jetzt groß.

 






Die Galerien


Ganaim


The O`Reillys and the Paddyhats


Versengold


Tir Nan OG


The Moorings


Gudrun Walther und Jürgen Treyz von Cara


The Rumjacks


Fiddlers Green


Impressionen vom Freitag


Impressionen vom Samstag Teil 1

Impressionen vom Samstag Teil 2









































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