Das vierte Festival Mediaval 09-11.09.2011
            Man darf anders denken als seine Zeit, aber man darf sich nicht anders kleiden.                                                                                                   Marie von Ebner-Eschenbach


Selb, Tag 3: 11.09.2011



Harlekins Traum

   

Der Sonntag begann wieder mit dem Besuch der Theaterbühne wo Harlekins Traum den "Battle"

um den goldenen Zwerg in der Kategorie Mittelalterrock eröffneten. Wie schon im

Spielmann-Wettbewerb war auch diesmal die Qualität der Bands sehr hoch und die Jury tat mir

schon richtig leid. Hatte man bereits Samstag heftig diskutiert um sich für eine Band gemeinsam zu

 

entscheiden, so war es Sonntag bestimmt ähnlich schwierig. Seit 2007 gibt es die Band aus dem

Raum Würzburg nun schon. Und die hatten eine Besonderheit zu bieten, die schon beim

Soundcheck auffiel. Ein Herr saß da in seinem Sessel und beobachtete die Zuschauer und chillte

vor sich hin. Mit Beginn des Konzertes erwies sich der nach Eigenaussage "Manager der Band"

dann als Handlanger und versorgte die Musiker mit allerlei Klimbim zur Freude des zahlreichen

 

Publikums, die sich zu so früher Stunde um die Theaterbühne versammelt hatten . Und das wurden

von Minute zu Minute, angelockt von den rockigen Klängen immer mehr. Harlekins Traum bemühte

sich nicht nur um einen guten musikalischen Auftritt , sondern mit allerlei Gimmiks auch um eine

unterhaltsame Show. Einen Fanclub hatte man ebenfalls dabei und eine Trompete hat man am

Wochenende auch noch nicht gehört. Gut gemacht Harlekins Traum.

Noch einige Bilder vom Sonntags-Opening




Wolkenstayn

 

Um 11.30 begann dann Wolkenstayn auf der Schloßbühne zu spielen. Eine ideale Auftaktband um

gemütlich zu den sanften Klängen der Musik den Tag mit einen leckeren Frühstücksbier in der

Sonne zu beginnen, wovon reichlich gebrauch gemacht wurde. Oder die leckere Apfellimo zu

probieren , einzig das selbst zusammengemischte Kirschbier eines Standes aus Bier und

Kirschsaft war wahrlich ungenießbar, jetzt weiß ich auch wie der Ausdruck Gesöff oder Plörre

entstanden ist. Die Wortschöpfer haben auch so ein Kirschbier getrunken.

Winterstorm

Der größte Lapsus an den 3 Tagen Festival Mediaval war, dass ich den Auftritt von Winterstorm

wegen des fotografierens auf der Schloßbühne schlichtweg verpasst habe. Ich kam nur noch zum

Ende des Konzertes hin, wo vor der Bühne eine gewaltige Menschentraube herumsprang und die

Band aus dem Raum Bayreuth, also aus meiner Heimat, gnadenlos abfeierte. So etwas hab ich bisher noch nie auf der Theaterbühne gesehen und es war sogar deutlich mehr los als auf der

Schloßbühne bei den zur gleichen Zeit spielenden Wolkenstayn. Es ist wahrlich kein Wunder, dass die Band in diesem Jahr den goldenen Zwerg gewonnen hat, wenn man sah wie begeistert die

Leute waren. Denen waren die 30 Minuten Winterstorm und ihre Mischung aus Power, Viking, Epic und Folkmetal definitiv zu wenig. Leider gibt es somit auch keine weiteren Fotos, ein Jammer. Aber
das kann ich ja im nächsten Jahr nachholen, wenn Winterstorm auf eine der großen Bühnen eine Stunde zeigen dürfen, was sie drauf haben

Metusa

Schwer hatte es nach diesem Auftritt die 3. Band im Wettbewerb, Metusa, die von den 3 Bands

 

sicher die meiste Bühnenerfahrung haben. Sie als Newcomer zu bezeichnen ist schon fast eine

Beleidigung. Metusa sind eine hochinteressante Band. Es gibt sie als Rockversion , genauso wie

als Spielmannstruppe die sich unters Volk mischt und unplugged ihre Lieder zum besten gibt. 

Ein charismatischer Frontmann und gutgelaunte Mitmusiker sorgten für viel Stimmung vor der

 

Theaterbühne und Metusa sind sicher auch nicht das letzte mal am Goldberg zu Gast. Von der

sanften Ballade bis zum derben Sauflied haben sie alles drauf und können ihr Publikum bestens

unterhalten. Leider musste es einen Sieger geben sowohl Metusa, wie auch Harlekins Traum hätten

den Zwerg genauso verdient gehabt.

Nun gibts noch einige Bilder von Medusa

Omdulö

Den Zwerg haben Omdulö bereits zuhause stehen. Denn als Sieger im Bereich Spielmann im Jahre

2010 durfte man 2011 auf der großen Bühne ran. Und hier konnte man den andächtig lauschenden

Zuhörern erneut zeigen, dass der Sieg mehr als verdient war. Omdulö sind ganz ruhige Vertreter der

Mittelaltermusik. Ihre Songs haben etwas lautmalerisches an sich und sind ein Mix aus Folk und

ruhigen mittelalterlichen Klängen. Manchmal kommt auch sehr ruhiger Pagan Folk durch. Die Band

aus dem thüringischen Altenburg bezeichnen ihre Musik selbst als "Experimentalfolk". Ein reiches

Instrumentarium mit Drehleier, diverse Flöten, Gitarre, Bouzouki, Nyckelharpa, Percussions,

Bodhran und Digeridoo helfen ihnen dabei und zeigen auch wie abwechslungsreich und

ungewöhnlich die Musik für Omdulö ist. Genauso ungewöhnlich ist der Bandname der sich aus den

Worten OM (von Trommeln) Du (Dudelsack) und LÖ (Flöten) zusammensetzt. Auch hier war jemand

sehr kreativ, eine Kreativität die viele der Songs wiederspiegeln. Omdulö sind keine Band zum

gnadenlos abfeiern , sondern zum zuhören , genießen, träumen und dahinschmelzen. Und das fällt

Männern bei einer Band mit Frauenmehrheit und besonders hübschen Sängerin umso leichter.

Musikalisch experimentieren kann man viel, so dass man sicher auch bei Omdulö noch viele tolle 

experimentelle Folküberraschungen in Zukunft erwarten kann.

Und wenn die auch so liebevoll arrangiert und gefühlvoll instrumentiert werden

wie die, die man am Sonntag in Selb vorstellte, dann wird der Fankreis von Omdulö

noch stark anwachsen. Oder hat schon mal jemand schöner und überzeugender 

Meeresrauschen auf die Bühne gebracht.

Ein sehr gelungenes Konzert von Omdulö.

Minnesangs Frühling

Auf der Schloßbühne stellte sich als nächstes Minnesangs Frühling vor. Wie der Name schon verrät

macht die Band hauptsächlich Minnesang. Minnesang ist eine wie man in Wikipedia lesen kann

"schriftlich überlieferte hoch ritulalisierte Form der gesungenen Liebeslyrik" und die gaben Sänger

Knud Seckel und seine Mitmusiker nun eine Stunde lang zum besten. Minnesangs Frühling ist ein Versuch, den Leuten heute näher zu bringen wie so etwas früher geklungen hat. Der historische

Anspruch an sich selbst und die Musik die man abliefert ist hoch und Knut Seckel gehört ja in Selb inzwischen schon fast zum Inventar. Seckel der Kunstgeschichte und Musikwissenschaften in

Heidelberg studiert hat tritt außerdem noch Solo auf und ist auch bei Poeta Magica auf der Bühne, ein Mammutprogramm.

Lupus Vagabundus

War das Geschehen auf den beiden Konzertbühnen bisher von sehr ruhigen Tönen gekennzeichnet

so durften die Spielleute aus dem Raum Regensburg mit den Namen Lupus Vagabundus das

Publikum endlich mit ihren fröhlichen bisweilen leicht derben Weisen richtig aufwecken. Und das

ihnen das vortrefflich gelang zeigen die tanzenden Menschen auf den beiden Bildern recht gut.

Wie steht es so schön auf der Bandhomepage "Lebenslust pur und Lebensfreude satt, so

präsentieren sie Mittelalter. Mit Dudelsack, Schlagwerk, Flöten Drehleier Laute und diversen

Pfeiffen, nicht zu vergessen den Gesang schafft man viel Mittelalterflair und gute Laune zu

verbreiten. Und so kommen die Besucher relativ schnell auf Touren. Außerdem gibt sich die Band

auch Mühe etwas für die Unterhaltung des Publikums zu bieten, was ebenfalls sehr gut ankommt.

Und selbst Headbangen ist bei Lupus Vagabundus angesagt, so dass man sich schon mal auf den

dann folgenden Auftritt von Krypteria gut einstellen konnte.

Zuvor gibts aber von Lupus Vagabundus erst noch einige Bilder.

Krypteria

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Ally the Fiddle

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Regicide

Unter den 2 extrem starken Metall-Acts zuvor litten dann Regicide, die sich ebenfalls diesem

Musikstil verschrieben haben. Es war wirklich sehr unglücklich, gleich noch eine

Violin-Metall-Rockband danach spielen

zu lassen. Das dachten sich scheinbar auch viele Besucher des Festivals so dass der

Zuschauerzuspruch relativ bescheiden war. Hier wäre ein Wechsel zwischen Horch und danach

Regicide sicher sinnvoller gewesen. Regicide (Engl. für Königsmord) stammen aus Oldenburg. Die

Band wurde bereits 2001 gegründet, aber erst 2004 erschien die erste CD. "2008 gab man dann

eine Bandpause bekannt, die erst 2011 beendet wurde. Als erstes wurde die Band-Webside im

Juli wieder in Betrieb genommen und nun stand man beim Festival Mediaval wieder live auf der

Bühne, allerdings mit veränderter Besetzung. So hat man mit Birgit Lau , die schon bei Mandrake

bewiesen hat, dass sie singen kann als weibliche Stimme gewinnen können und auch Gitarrist

Michael Borchers ist neu bei Regicide. Leider war aber auch bei mir nun eine Essens und

Trinkpause angesagt , so dass ich vom Auftritt nicht allzuviel mitbekommen habe.

Auch von Regicide einige weitere Bilder

Horch

Eine Kultband stand als nächstes auf der Burgbühne und machte dort die Lichter für 2011 auch aus.

Horch wurden 1979 als Folkband in der damaligen DDR in Halle an der Saale gegründet. Sie

verkörpern somit das gelebte Ostdeutsche Mittelalter und haben sich auch durch die Wende nicht

beeirren lassen. Noch heute stehen sie mit ihrem wie es so schön im Programmheft heißt

"Barock`n Roll" auf der Bühne um die Zuhörer mit mittelalterlichen Weisen zu erfreuen. Und mit

einem meiner absoluten Mittelalter -Lieblingslieder Schockschwerenot, das ich bisher nur von


Duivelspack kannte. Den Titel gibt es aber wie ich aber inzwischen mitbekommen habe eben auch

(eine aufmerksame Sängerin hat Spaß)

von Horch, wie auch von Bergfolk, Rabenschrey und z.B. Krax den Klampfenquäler. Es ist also ein

Evergreen der Mittelalterszene und als der bekannte Text "Als ich nachts nach Hause kam und nicht

wie sonst mein Weib vernahm, kein Zetern drang mir an mein Ohr, kein Nudelholz schlug mir davor"

wurde im Publikum kräftig mitgesungen.

 

Bevor Horch nach Selb kamen spielen sie in diesem Jahr übrigens auch beim Festival in Wacken,

was etwas überrascht, denn mit Metall hat die Band gar nichts am Hut. Die Band ist also ebenfalls

legendär, auf über 2400 Konzerte in Deutschland Österreich, der Schweiz , England, Ungarn , Polen

Tschechien, Russland und Italien kann man inzwischen zurückblicken und hat dabei 32 KFZs

verschlissen. Und die Band macht mit ihrer Spielfreude nicht den Eindruck, wenn 2011 das letzte

Konzertjahr sein würde. Und das Publikum hatte, wie die Bilder zeigen, sichtlich Spaß.

Poeta Magica

Mit Poetea Magica war dann das Ende des Festivals Mediaval gekommen. Es sollte ein ganz

besonderes Ende und noch einmal ein echtes Highlight mit einem Knalleffekt werden , leider kam

der Knalleffekt jedoch vom Himmel mit Gewitter , Sturm und Starkregen. Sprich es schüttete sofort

wie aus Eimern und die gewarnten und umsichtig handelnden Veranstalter hatten das Festival

zurecht zwangsläufig schweren Herzens eine Stunde früher enden lassen. Das ist nicht nur bitter für

die noch zahlreich anwesenden Zuhörer, sondern auch für Poeta Magica die mit einem

Großaufgebot an Musikern die Edda, eine der berühmtesten Dichtungen und die wichtigste Quelle

altnordischer Mythologie zeitgemäß umsetzen wollten. Hierzu hatte man sich sogar die Dienste

eines Literaturprofessors gesichert, der sowohl stimmlich, wie auch optisch ganz hervorragend für

die Rolle des Erzählers geeignet war. Und auch 2 schwedische Gastmusiker wurden verpflichtet

und der mehrfach an diesem Wochenende aktive Knut Seckel stand ebenfalls mit auf der Bühne.

Außerdem wurde weder an den Musikern noch am Licht gespart, so dass die ganze Inszenierung

auch optisch sehr gut in Szene gesetzt wurde. Poeta Magica waren übrigens auch ein Beispiel

dafür, wie man Nebel auch positiv einsetzen kann und nicht mal die Bilder ständig vernebelt werden.

Durch den Wolkenbruch  wurde aus der Edda aber ein Wet-T-Shirt Contest. Bis auf die Haut

durchnässt, manches Zelt vor dem Volllaufen rettend hatten die zeltenden Festivalbesucher alle

Hände voll zu tun, sich vor den Wassermassen und Hagelkörnern in Sicherheit zu bringen.

Das besinnliche Ende eines großartigen vierten Festivals Mediaval war somit leider buchstäblich

ins Wasser gefallen.

Trotzdem möchte ich hier nochmal die aus dem mittelhessischen Dexbach stammende

Mittelalter-Folkband Poeta Magica um den Kopf der Band Holger Funke besonders loben. Der

auch als Eventmanager arbeitende Funke hat sich größte Mühe gegeben etwas ganz besonderes

auf die Beine zu stellen. Zwar wurde er dafür nicht vom Himmel belohnt aber zuvor zumindest von

vielen andächtig lauschenden Festivalbesuchern. Und so war der Wolkenbruch der einzige

Negativpunkt eines einzigartigen Festivals, wie die drei anderen zuvor auch schon. Das Festival

Mediaval ist wirklich ein ganz besonderes Festival, wer es nicht glaubt der sollte sich einfach mal 

bei Festivalbesuchern umhören oder die Gästebucheinträge der beteiligten Musiker. Die

Festivalhomepage oder diverse Facebook-Kommentare anschauen. Und jede Wette das Festival

2012 wird mindestens wieder genauso schön. Hoffentlich dann auch wieder bei so schönem Wetter

     

von Freitag nachmittag bis Sonntag Abend.



Noch einige Bilder vor dem großen Regen














 















































































Tja und dann kam er , der schon erwähnte große Regen