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Das 9. Festival Mediaval 2016
               Das Geheimnis der ewigen Jugend lautet: Gesunde
              Ernährung, Sport und sein wahres Alter verschweigen.   


Selb, Goldberg  08-11.09.2016





Acht Festivals hat Selb schon erleben dürfen, Ausgabe Nummer 9 war wettertechnisch sicher das Highlight.
Nicht nur die Besucher wurden an den 3 Tagen mit strahlendem Sonnenschein und bestem Festivalwetter verwöhnt, auch die zahlreichen Helfer hatten sowohl beim Aufbau, wie auch Abbau viele Sonnenstunden als Belohnung bekommen. Und das haben sie sich auch wirklich verdient, denn einmal mehr glänzte das Festival mit einer perfekten Organisation, die kaum Wünsche offenlies. Trotzdem wurden die Besucher gefragt, was man noch verbessern könnte, denn das Ziel ist es ein ganz besonderes Festival für die Besucher abzuhalten, die 2016 in so großer Zahl wie noch nie das Festival Mediaval besucht haben. Aber nicht nur an die hatte man gedacht, auch die Musiker wurden mit einer kostenlosen Massagemöglichkeit im Musikerzelt überrascht. Fast schon überflüssig zu erwähnen, dass auch die Pressevertreter bestens umsorgt wurden, wie man es von keinem anderen Festival gewohnt ist. Selb ist einfach das Highlight schlechthin. Das hat sich inzwischen nicht nur Deutschlandweit herumgesprochen. Ausgabe 10 sollte eine weitere Steigerung der Besucherzahlen bringen, der Rekordvorverkauf deutet schon einmal darauf hin. Denn bereits über 1200 Besucher haben sich schon Tickets für 2017 zum Schnäppchenpreis gesichert, eine weitere Belohnung der Veranstalter für die vielen treuen Festival Mediaval Fans, für die man sich zum 10- Jährigen im nächsten Jahr auch die eine oder andere Überraschung einfallen lassen wird.
Und doch lief nicht alles rund, als ein kleines Beispiel sei nur das Pech mit dem Bandshuttle erwähnt, der auf dem Weg nach München mit Defekt liegenblieb. So musste ein Taxi 2 Musiker nach Selb bringen, Zusatzkosten von über 500 Euro, die in keinem Etat vorgesehen sind als Folge. Als Randnotiz sei dabei nur erwähnt, dass der Taxifahrer, aufgrund der netten Besatzung (L.E.A.F) und dem beeindruckenden Goldberggelände überhaupt keine Lust hatte zurück nach München zu fahren, sondern viel lieber das ganze Wochenende in Selb verbracht hätte. Vieles davon kriegen die Besucher gar nicht mit und vom Vorwurf man verdient sich als Veranstalter eine goldene Nase ist man wirklich meilenweit entfernt. Gilt es doch die Defizite der vergangenen Jahre auszugleichen. Und wenn dann schon mal ein ansehnliches Plus herauskommt, dann kann man sicher sein das Blaecky Schwarz und sein Team, das in das Festival reinvestieren, damit es noch beeindruckender, noch schöner und noch unvergesslicher für die Musikfans wird. Und so beginnen viele schon fleißig mit dem zählen und freuen sich auf Ausgabe 10. Denn Ausgabe Nummer 9 war auch wie die 8 zuvor, einfach nur traumhaft schön

Almara

Genug der Vorrede, inzwischen auch eine gute Tradition in Selb, der Beginn des Festivals in der Christuskirche mit einer ganz besonderen musikalischen Darbietung. Diesmal mit Almara, ein Ensemble für Alte Musik, mit dem musikalischen Schwerpunkt der weltlichen Musik des Mittelalters und der Renaissance. Schwere Kost, also nichts zum Feiern und Party machen sondern zum zuhören und eintauchen in eine längst vergangene musikalische Klangwelt, die Almara gekonnt wieder zum Leben erweckten. Die Musiker studierten an den Musikhochschulen in Mailand, Basel, Den Haag und New York und mit Elisabeth (Lisa) Pawelke und Birgit Muggenthaler-Schmack hatte Almara auch 2 ganz bekannte Musiker in seinen Reihen. Letztere, die gute Birgit, hatte sich ein richtiges Mammutprogramm vorgenommen. Nach dem Almara Konzert ging es zum Schandmaul-Gig nach Markneukirchen, ebenfalls im kleinen Rahmen um Tags drauf mit Schandmaul vor knapp 50.000 Fans das Unheilig-Konzert zu supporten. Elisabeth Pawelke dürfte vielen Faun Fans bis heute unvergessen geblieben sein. Jahrelang eine der weiblichen Stimmen der Paganfolk-Band konnte man sie auch schon bei VocaMe und Estampie erleben. Und so ganz zum Schluss, sozusagen als Goody und absoluten Höhepunkt gab Almara noch einen Faun Song zum besten, großartig und mit Gänsehautgarantie fürs Publikum. Die schlugen aber sogleich mit langanhaltendem Applaus zurück, was die erfahrenen Musiker ebenfalls sichtlich bewegte. Ein beeindruckender Auftakt gerade für die Liebhaber der klassischen Mittelaltermusik und ein fantastisches Publikum, das sich wirklich ein Sonderlob verdient hat.


  Der Freitag


Der Zug durch die Stadt


Bevor das Festival offiziell eröffnet wurde, hatte man Gelegenheit eines der Selber Wahrzeichen, den Andre-Turm inkl. Blick über Selb, zu besichtigen. Danach zog ein großer Tross mit Artisten, Feuerspuckern, Musik, Lagergruppen und Besuchern durch die Innenstadt zum Rathaus um das Selber Stadtoberhaupt abzuholen und sicher zum Goldberg zu geleiten. Neugierig von den Selbern beäugt, gab es immer wieder Applaus für die Teilnehmer. Eine feine Idee, die man unbedingt beibehalten sollte und auch wenn es das erste Mal schon sehr viele Teilnehmer waren, dürfen es das nächste mal gerne noch viel mehr sein.
In schon guter Tradition wurde dann auf der Schloßbühne das Festival Mediaval durch den Selber Oberbürgermeister Ulrich Pötzsch, der sich immer mehr als echter Glücksgriff für die Stadt Selb entpuppt, eröffnet. Außerdem wurde die Speerspitze der vielen Helfern dem schon zahlreich erschienenen Publikum vorgestellt. Sie stehen stellvertretend für die vielen vielen ehrenamtlichen Helfern auf der Bühne und wurden völlig zurecht mit viel Applaus belohnt.
Dann folgte die erste Band und gleich eines der musikalischen Highlights des Wochenendes

L.E.A.F



Bereits im letzten Jahr konnte Kat Geevers als Sängerin von Folk Noir begeistern. Nun hatte sie ihre eigene Band mitgebracht. Die aus den Niederlanden stammende Frontfrau Kati Ran, wie sie sich nun nennt und ihre Folkband L.E.A.F haben sich dem nordischen Folk verschrieben und stellten in Selb vor allem Songs aus ihrem neuen Album LYS (Licht) vor. Und die erweisen sich allesamt, egal ob in Schwedisch, Altnordisch, Englisch oder Norwegisch gesungen als Ohrenschmaus. Und neben Kat verstand es besonders Harfinistin Jaqueline Helisir auch stimmlich voll zu überzeugen. Ein ganz ganz starker Auftakt der 4 Blondienen und ihrer 2 Quotenmänner, der leider viel zu früh im Festivalprogramm angesetzt war. Denn dadurch haben all jene, die noch mit der Anreise beschäftigt waren, ein echtes Highlight verpasst.

Varius Coloribus Experience


Genauso eigenwillig und schlecht zu merken, wie der Bandname war die Show von Varius Coloribus Experience, die während ihres Gigs mit einem Schnapstablett erfreut wurden. Wie kann man so schön im Programmheft lesen "Inferno und Erlösung - bei Varius findet man beides untrennbar verbunden". Etwas an Inferno erinnerte der Auftritt der 4 alten Hasen der Mittelalterszene schon, die mit zum Teil kurios anmutenden Instrumenten, wie ein Wah-Wah Gerät eine Musik zelebrierten, die ziemlich eigenwillig als Trancehaltige Mittelaltermarktmusik beschrieben werden kann. Genauso eigenwillig wie die Instrumentierung, nein sie haben den Gitarristen nicht geschrumpft, ist das optische Erscheinungsbild. Ob man als Mittelalter-Schlagwerkquäler tatsächlich einen Helm braucht, sei dahingestellt, lustig war es trotzdem. Und man weiß ja nie, ob nicht eine tieffliegende Kokosnuss aus der nahen Piratenbucht gefolgen kommt. Grund dafür gab es jedenfalls keinen, die Band versteht es ihr Publikum zu unterhalten, wenn auch vielleicht nicht jeden.

Estampie


Sigrid Hausen und Michael Popp, zwei der Estampie-Gründer hatten an diesem Wochenende mit ihrem Doppelauftritt viel Bühnenzeit zur Verfügung, was ihnen sichtbar Spaß bereitete. Vor der Qntal Show am Samstag gab es aber erst einmal den klassischeren Crossover Mix beider Bandprojekte zu Gehör. Dadurch, dass man an beiden Tagen Gelegenheit hatte sowohl Estampie, wie auch Qntal live zu erleben, hatte man auch einen guten Vergleich zwischen beiden Projekten.
Neben vielen Gemeinsamkeiten, wie die Eindringlichkeit und die Ausdrucksstärke mit der man versucht, die mittelalterliche Musik mit modernen Poparrangements zu verbinden, bei Estampie liegt der Focus trotzdem mehr auf dem klassischen Bereich. Gerade haben sie ihr neues Album Por Amor herausgebracht, in dem man mittelalterliche Klänge mit orientalischen mixt und genauso wie beim erstmaligen Hören der CD bedarf es auch beim Liveauftritt, den Willen aufmerksam zuzuhören und sich in die Klangwelten der 1985 gegründeten Band fallen zu lassen. Auch da haben sie mit Qntal etwas gemeinsam, nur fällt einem das bei Qntal sicher leichter. Keine Musik für ein Mainstreampublikum, aber das gab es in Selb ja eh noch nie.

Oubéret


Oubéret sind eine Band die man geradezu als exemplarisch
typische Festival Mediaval Band bezeichnen kann. Oft hat man von solchen Bands wenig bis gar nichts gehört und wird dann nicht nur positiv überrascht, sondern ziemlich begeistert, was man dann zu hören bekommt. Das gilt übrigens im gleichen Maße für Violons Barbares, die danach die Schloßbühne bespielten. Aber zurück zu den Franzosen von
Oubéret, die nach dem ruhigen Estampie-Gig das von Song zu Song immer größer werdende Publikum auf ihre musikalische Reise durch Schottland, Irland, nach Galizien und in die heimatliche Bretagne mitnahmen. Mit Tänzen, Shandys und Pub-Klassikern brachte man mächtig Bewegung ins Mediaval-Publikum und sorgte so ganz nebenbei auch für viel Umsatz bei den Getränkeständen, denn was passt besser zu einem Guiness, als die unterhaltsame Show von Oubéret, die absolute Überraschung des Tages, auch wenn man gleich darauf mit Violons Barbares eine ähnlich große Überraschung erleben konnte.

Violons Barbares


Als die loslegten, mag der eine oder andere erst einmal gedacht haben, who kills the cat? Denn Obertongesang, eine Morin Khoor

aus der Mongolei, eine 14 seitige Gadulka aus Bulgarien und ein Schlagzeugaufbau vom Feinsten kombiniert, das ist schon ziemlich gewöhnungsbedürftig. Zumindest am Anfang, als das Publikum höchst reserviert verfolgte was die 3 Herren da oben so fabrizierten. Was dann allerdings losbrach war schon ziemlich überraschend. Denn von Song zu Song schafften es die 3 Herren von Violons Barbares mit ihrem Balkan Volksmusik meets Mongolenrock immer mehr zu begeistern.
Und als sich der Bulgare Dimitar Gougov und der Mongole Dandarvaanchig Enkhjargal ein Fiddle-Duell ala Apocalyptica lieferten und dazu die Percussions des Franzosen Fabian Guyot den Rythmus vorgaben, war das Publikum ziemlich aus dem Häuschen. Mutig mutig, so eine Band als Headliner zu buchen, das gibt es wohl nur in Selb. Und es hat funktioniert und wie. Selbst Steve Sic Evans van der Harten, Omnia Bandchef war so fasziniert, dass er sich danach bei Blaecky Schwarz für dieses ganz besondere musikalische Erlebnis bedankte.
Geradezu spektakulär auch die Stimmrange des Mongolischen Sängers mit dem unaussprechlichen Namen, der seine Stimme immer wieder beeindruckend als Instrument einzusetzen versteht.
Trotzdem und das soll hier auch nicht unerwähnt bleiben, gab es sicher auch Besucher die das alles ganz schrecklich fanden. Denn zwischen totaler Faszination und Ablehnung gibt es bei Violons Barbares kaum etwas dazwischen.
Für den Festivalabschluss des Tages waren Artistica Anam Cara zuständig, die mit ihrer Feuerschow viele Besucher anzogen. Dazu später mehr.



Der Samstag


Incantatem

Wie schon mehrfach in einem Festival Mediaval Bericht erwähnt gilt auch in diesem Jahr der Grundsatz, früh Aufstehen lohnt. Denn auch in diesem Jahr erwiesen sich die Wettbewerbe um den Goldenen Zwerg als Highlight. Incantatem waren am Samstag Punkt 11 Uhr die Ersten, die den Kampf um den Goldenen Zwerg in der Kategorie Mittelalter-Rock aufnahmen. Dazu sind die Hamburger reichlich früh aufgestanden, um aus Hamburg rechtzeitig in Selb einzutreffen. Umso ausgeschlafener präsentierten sie dann ihren Volk- bzw. Folkmetal und man machte damit beste Werbung für die erste CD, die demnächst erscheinen soll. Mit Johanna Heesch hat die Band auch die von Vogelfrey bestens bekannte Cellistin in ihren Reihen, die den Sound wie auch bei Vogelfrey, entscheidend mitprägt. Ein Glücksgriff für die Band, Glück auch für alle die sich schon an der Theaterbühne versammelt haben um Incantatem zu erleben. Es lohnte sich.

Storm Seeker


Das kann kann auch über Storm Seeker sagen, die nach einem charmanten "Commercial Break" der Moderatoren von Basseltan dem Publikum so allerlei Leckereien aus der Fressmeile vorstellten und probieren ließen (großartige Idee!), die Bühne rockten. Und wie. Piraten Folk Metal aus der Piratenhochburg Neuss mit Cello und Drehleier, das fetzt. Pirate Scum heißt ihre erste CD, die danach auch dankbare Abnehmer fand. Da sich auch Storm Seeker als eingespielte homogene Truppe erwiesen, war schon jetzt eine Entscheidung zu fällen, weder für Jury und Publikum nicht einfach.

Fuchsteufelswild


Das am Ende allerdings die Dritte Band des Tages, Fuchsteufelswild,  den Zwerg mit nach Regensburg nehmen durften war trotzdem keine Überraschung. Denn die im Jahre 2014 von Bastian Brenner und Mazze Huber, der inzwischen die Band verlassen hat, gegründete Formation hat seit Gründung nicht nur wegen diverser Bestetzungswechsel, sondern auch mit überzeugenden Auftritten von sich Reden gemacht. MPS Auftritt und Support-Shows für Corvus Corax sorgten für weitere Bekanntheit und einen inzwischen entsprechend großen Fankreis, der auch auf der Theaterbühne die Band unterstützte. Als absoluter Glücksfall für die Band entpuppt sich auch Ella Zinnober, die als
weiblicher Gegenpart zu Sänger Basti, auch ihre "Rampensau-
qualitäten" entdecken darf. Fast überflüssig zu erwähnen, dass der Platz um die Theaterbühne extrem gut gefüllt war, was natürlich zusätzlich half, durfte doch das Publikum mitentscheiden.
Lange Gesichter gab es bei den anderen Bands aber keine, völlig zurecht, denn alle drei konnten sehr positiv überzeugen,

Skaluna


Zwei Bands litten defnitiv unter dem sehenswerten Bandbattle auf der Theaterbühne, kostete der doch richtig Zuschauer. Neben Punch`n`Judy vor allem auch dem Sieger 2015 in der Kategorie Spielleute Skaluna, die sich auch mit einem veränderten Lineup präsentierten.

Punch`N`Judy


Man nehme im übertragenen Sinn einen großen Topf, kippe etwas Mittelalter Mugge, einen Schuss Folk, eine Prise Metal und zum Abschmecken noch Rock mit rein und fertig ist ein höchst bekömmliches Gebräu, dass die Band gerne als Crossover Folk bezeichnet. Ganz so einfach ist das aber noch nicht, es bedarf noch eines höchst überzeugenden Frontmanns, den die Band mit Captain Cooper Kaeufer auch gefunden hat. Und dann sollte man noch gute Mitmusiker besitzen, auch das ist im Falle von Punch`N`Judy kein Problem. Vor allem das Akkordeon macht mächtig etwas her. Bereits beim Feuertanz Festival konnten Punch`N`Judy überzeugen, der Festival Mediaval Auftritt schloss da nahtlos an. Eine erste Hörprobe aus dem im Dezember erscheinenden Album "Rum Soda und Punch" gab es auch zu Gehör, Weihnchten dürfte somit gerettet sein und die Recklinghausener gerne wieder in Selb vorbeischauen.

Malva de Runa


Malva de Runa waren das perfekte Kontrastprogramm zu Punch`N Judy mit ihren eigenen Songs, die sehr traditionell gehalten, mit Harfe und Cello instrumentiert, einen wunderschönen ruhigen Kontrast darstellten. Ein Ausflug von Anatolien in den mittleren Osten hatten die symphatischen Spanier nach Selb mitgebracht. Und nicht nur das leuchtend rote Kleid der Sängerin erfreute so manchen Festivalbesucher. Zumindest zu Beginn, als in der Nachbarschaft dann aber die Dudelsackspieler bei den Highlandgames alles gaben, hatte es Malva de Runa echt schwer, dagegen anzukämpfen.

Faey


Mit Dudelsackbeschallung musste Sandra Elflein und ihre Band zum Glück nicht kämpfen, eher schon damit, dass sie immer wieder neue Musiker integrieren muss, was es nicht leichter macht ihr wirklich ambitioniertes Folk-Pop Programm weiterzuentwickeln. Die Überraschung war aber gerade, wenn man Faey schon mal live erlebt hat, jedoch groß. Der Auftakt mit 2 wunderschönen englischsprachigen Popsongs schlug ein, wie die sprichwörtliche Bombe. Eine neue Facette der ehemaligen Faun Sängerin, die unglaublich Lust auf das neue Album macht. Zu Faey kann man Zuhören, sich Zurücklegen und Genießen, aber auch zum Tanzen lädt der 60 minütige Auftritt ein, der viel zu schnell zu Ende ging. Apropos Musiker, mit Matze hatte man erstmals einen Geiger dabei, der die Band auch musikalisch hörbar bereicherte. Ein ganz starker Auftritt der Bamberger Band, der Lust auf mehr machte.

Heimataerde


Festivalbesucher sind ja die unterschiedlichsten Musikgenres gewohnt, was Heimataerde dem Besucher auf der Burgbühne nach dem melodischen Faey zumutete war ziemlich lauter und richtig starker Tobak. Medieval Musik mit Dark Elektro und Techno bzw. EBM zu mixen ist schon sehr schräg und vielleicht hätte auch der eine oder andere Besucher liebend gerne das "Hick Hack Hackebeil" gezückt und es den untoten Tempelrittern ums Ohr gezogen. Spätestens als die sich an einen der Mittelalter-Klassiker "Herr Mannelig" fast bis zur Unkenntlichkeit vergingen. Die Bässe waberten, die Samples donnerten aus dem Lautsprecher und Ashlar von Megalon gab, genauso wie seine Brüder alles. Laut waren sie die Gotteskrieger. In der Tat, aber auch extrem unterhaltsam, auch wenn die blutdurchdrängte Show, wie auch die Musik, nichts für Feingeister war. Die sind aber sicher rechtzeitig geflüchtet, dafür füllte sich der Platz vor der Burgbühne immer mehr mit Konzertbesuchern die sich von Heimataerde begeistern ließen bis man schließlich so viele Besucher anzog, wie wohl um diese Zeit nach nie auf der Burgbühne. Die Begeisterung war jedenfalls groß, Heimataerde waren ohne Frage eine der Entdeckungen des Wochenendes. Wer die Band erlebt hatte, kann vielleicht auch nachvollziehen, wieso man beim Bandvoting zum Mera Luna 2017 zur Zeit einen sensationellen 13. Platz belegt und damit vor Bands wie HIM, Fiddlers Green, Nightwish, Eluveitie, Placebo und Corvus Corax um nur einmal ein paar zu nennen.

Grai

Auch schön, einmal eine Band aus Tatarstan erleben zu können. Der Bandname hat übrigens nichts mit der Abkürzung für Global Returnable Asset Identifer, also der Identifizierungsnummer für Transportverpackungen zu tun, sondern bedeutet auf Deutsch Rabenschrei. Die Female Fronted Band, wie es in Neudeutsch so schön heißt, hat neben wirbelnden Haaren und aggressiven Growls, ohne die geht es im Folk Metal scheinbar nicht, trotzdem deutlich mehr zu bieten, als bierdusselige Sauf und Trinklieder. Zwar geht es auch Partytauglich, aber nicht nur. Selbst ruhig und verträumt haben Grai drauf, ohne dabei die Kitschkiste aufmachen zu müssen, oder es geht auch schon mal ganz ohne Stimme. Viel Abwechslung einer Band, die mit Irina Zybina eine Sängerin in ihren Reihen haben, die auch showtechnisch stark an Laura Binder, die weibliche Stimme der ungarischen Band Dalriada erinnert und sich ebenfalls als wahrer Wirbelwind mit fliegender Mähne auf der Bühne entpuppt. Viel Energie, viel Leidenschaft, die das russische Sextett nach Selb mitgebracht hat, sehr zur Freude besonders der Folk-Metal Fraktion im Publikum.

Omnia


20 Jahre Paganfolk, 20 Jahre Omnia, was passt da besser als das Jubiläum im eigenen Wohnzimmer zu feiern, denn Omnia und das Festival Mediaval ist nicht nur eine nun 9 Jahre andauernde Erfolgsstory, die Niederländer lieben das Festival und schätzen es sehr, falls es die Zeit zulässt, den Kollegen beim musizieren zuzuhören oder über den Goldberg zu schlendern. Wobei das mit dem schlendern so eine Sache ist. Denn ständig werden sie mit Autogramm- und Bildwünschen überhäuft. Umso mehr sollte man auch mal Verständnis haben, wenn die wirklich extrem fannahe und zugängliche Band einmal auch etwas genervt reagiert. Aber zurück zur Jubiläumsshow, die es diesmal quasi in 2 Teilen gab. Teil 1 am Samstag, Omnia verstärkt mit einem bekannten Gesicht, Gitarrist Joe Hennon. Der war von 2005 bis 2014 festes Omnia-Mitglied und so konnte man die Niederländer einmal mit 2 Gitarristen erleben. Und auch, wenn das viele dem stoischen Mienenspiel von Joe nicht entnehmen konnten, der Mann kann lachen und es hat ihm auch Spaß gemacht vor einer solch großen Jubiläumskulisse zu spielen. Überhaupt die Kulisse. Der Platz vor der Schloßbühne war so voll wie wohl noch nie. Und das Publikum wie immer in Selb, ein echtes Jubiläumsgeschenk. Aber auch für die vielen Omnia Fans gab es ein Geschenk, die neue CD Prayer, in die man sich, so richtig verlieben kann. Und mit "Prayer" als Konzertauftakt, "One way living" dem "Freedom Song" "Wolf An Dro" "Freya" und dem "Alan Lee Tango" gab es auch viele Songs im Set aus dem neuen Album. Und gerade letzterer ist wieder einmal ein perfektes Beispiel, dass Pagan Folk ala Omnia auch als Tango möglich ist und zum genialen Stück Musik wird. Nicht fehlen durften auch Kracher wie "Black House", "Toys in the Attic", "Dance until we die" und als Krönung  des Abends und letzte Zugabe "Morrigan".  Genauso wenig durfte Kelvin Kalvus und seine Kugeln fehlen, eine davon erwies sich diesmal dabei als äußerst widerborstig. Sehr zum Verdruss des Kontaktjonglagegroßmeisters, doch eigentlich überhaupt nicht dramatisch, ganz im Gegenteil. So sieht man wenigstens einmal, dass es doch nicht so einfach ist, wie es beim Zugucken bisweilen erscheint, wenn die Kugeln wie Patex an den Händen und Armen kleben.
Sound gut, Licht klasse, Band in Feierlaune, rundum wieder ein Genuß die "Earth Warrior" in Selb zu erleben.

R.U.T.A


Leidtragende der Omnia-Jubiläumsshow war definitiv die Band aus Polen. Denn die Besucher kamen nur sehr schleppend in Richtung Burgbühne geschlendert und wurden dann aufgrund der Klänge der,  wie im wieder einmal sehr hilfreichen Programmheft zu lesen ist, "Reaktionären-Terroristisch-Anarchische-Union" eher ver- als angetrieben. Polnische Protest und Wiederstandsmusik, anspruchsvoll statt massentauglich, der radikale Musikclan macht es seinem Publikum wirklich nicht leicht, so dass sich die in der Piratenbucht für Stimmung sorgenden Pyrates über zusätzliche Zuhörer freuen durften.
 

Qntal


Wie Omnia wollte auch Qntal ihr Jubiläum mit besonderen Gästen feiern, wobei es dann schon etwas ärgerlich war, dass die im Vorfeld angekündigten Alex Wesselsky, wie auch Timur Karakus von Schöngeist durch Abwesenheit glänzten. Trotzdem gab es immer noch jede Menge zu sehen, Beatrice Baumann mit Kontaktjonglage und zu "Flamma" mit Freundin und kleiner Feuershow. Oder den "Oberton-Mongolen" EPI von Violons Barbares, der wieder mächtig für Stimmung sorgte. Beeindruckend war es auch die Greifvögel auf der Bühne zu erleben, wobei hier der Sound bewußt zurückgefahren wurde, und man schon die Musikunempfindlichsten Vögel ausgewählt hatte. Und die erwiesen sich eindeutig als Qntal-Fans und saßen entspannt selbst auf Syrahs Arm, wie wenn sie das täglich machen würden. Auch das Publikum zeigte Feingefühl und spendete vogelfreundlichen Applaus. Ein kleiner Ausblick auf die achte Scheibe von Qntal mit dem Titel "Sumervar" war eine weitere Abendüberraschung.
Michael Popp, Sigrid "Syrah" Hausen, der aus Kulmbach stammende Schlagzeuger Markus Köstner und Sarah Newman, die bei Qntal besser als bei Estampie zur Geltung kam, können einen mit ihrem Mittelalter-ELektromix wirklich fesseln und begeistern. Besonders gut beim Song "Schnee" und die Nebelmaschine und das Bühnenlicht sind wichtiges Beiwerk der trotz fehlender Gäste sehr gelungenen Jubiläumsshow.


Capella Bardica



Es ist schon eine liebgewonnene Tradition, das die 2 Pur Pur Mädels, Musiker von Saitenweise und Heiter bis Folkig einen Konzerttag beschließen. Diesmal war es der Samstag,als man unter dem Namen Capella Bardica zusammen mit Musikern von den Galgenvögeln eine sehr unterhaltsame Mischung aus altbekannten Klassikern und nicht ganz so bekannten Folksongs zum Besten gab. Und das vor einer wirklich für die späte Zeit erfreulich großen Kulisse.



Der Sonntag


Waldkauz

Eine gute Idee ist es den Sonntagsbrunch auf der Theaterbühne abzuhalten. Zu Essen und Trinken, bei Traumwetter übrigens, gibt es in Reichweite ja genug, obendrauf als Sahnehäubchen Bands die es lohnt entdeckt zu werden. Ganz so spannend und eng wie der Wettbewerb am Samstag, wurde es am Sonntag in der Kategorie Spielmann allerdings nicht. Zu überzeugend war mit Waldkauz der spätere Gewinner, die Auftaktband des Wettbewerbs. Das kleine „Familienunternehmen“ im Jahre 2012 hat seit Gründung von Schwester Gina Klause, Bruder Peter und Schwager Lennart, seitdem nicht nur musikalische Verstärkung, sondern auch eine unglaubliche Entwicklung genommen, die noch lange nicht am Ende ist. Ganz im Gegenteil. Es ist nicht vermessen zu vermuten, dass sie den Pagan Folk der nächsten Jahre entscheidend mitprägen werden. Demnächst soll nach dem Debütalbum „Komm mit“ ja Neues erscheinen, auf das man sich genauso freuen darf wie 2017 auf einen weiteren Auftritt beim Festival Mediaval. Durch die inzwischen aufgrund vieler Konzerte erlangter Routine, so war man unter anderem beim ersten Autumn Moon 2015, beim MPS und dem WGT schon zu Besuch, war man natürlich extrem gut eingespielt und hatte auch hier klare Vorteile.

Eleya Folk

Da hatten es die 3 Hexen von Eleya Folk, wie sie sich bezeichnen  schwer, mit ihrem Mix aus Balladen und Trinkliedern mitzuhalten. Schlecht war der Auftritt aber keineswegs, ganz im Gegenteil. Eine Frontfrau, die auch wirklich eine ist und sehr sympathisch rüberkam und ein musikalischer Mix, der, wenn man auch die Steampunk Ansätze noch weiter ausbaut, für sich spricht, geben Hoffnung für die Zukunft. Da auch die Instrumentierung mit Laute, Bouzouki, Bodhran, Davul, Bass und E-Gitarre viele Möglichkeiten offenbart, sollte man die Mädels unbedingt im Auge behalten.

Satyrias

Das gilt auch für die Dritte Band im Wettbewerb, Satyrias, die im April 2016 ihre erste CD "Schicksalswind" veröffentlicht haben. Und auch wenn ihnen das Schicksal mit dem Sieg um den Goldenen Zwerg nicht hold war, so konnte das Trio trotzdem mit fetzigen Melodien überzeugen.
Magister Bombastus, Fabius die Ratte und El Marinero hatten auf alle Fälle sichtbar Spaß genauso wie das tanzende Publikum vor der Bühne.

Kilkenny Knights


Fast ein Heimspiel ist der Auftritt für Kilkenny Knights, stammt die Band ja aus dem etwa 80 km entfernten Coburg. Warum die Band 2015 den Goldenen Zwerg gewinnen konnte und seitdem mit rießigen Schritten die (Irish- Celtic) Folkpunkszene aufmischt wurde erneut überdeutlich. Inzwischen hat man bereits 2 extrem gelungene Cds veröffentlicht. "Highland Rebels and Lowland Buskers" so der Titel ist in diesem Jahr erschienen und daraus wurden genauso Songs vorgestellt wie vom ersten Album Brady`s Pub Tales". Auch die unbändige Energie bei ihren Liveauftritten ist der Band nicht abhanden gekommen, ganz im Gegenteil. Mit großer Spielfreude, möglichst nah beim Publikum und  somit auch eine ganze Zeit im Fotograben sorgte Kilkenny Knighst für mächtig Stimmung und große Begeisterung im Publikum. Auch Dank ihrer Ausnahmeflötistin Bine, die sowohl musikalisch, wie auch optisch unersetzlich ist.

Emian 


Etwas Pech hatte die Pagan Folkband aus Italien, denn viele Zuschauer verfolgten den Wettbewerb um den Goldenen Zwerg oder stillten nach den furiosen Kilkenny Knights ihren Hunger, so dass der Andrang auf der Schlossbühne sich etwas in Grenzen hielt. Eigentlich schade für die Band, die 2015 den European Celtic Contest gewonnen hatte und die mit ruhigen Tönen die anwesenden Zuhörer mit ihrer Musik in ihren Bann zogen. Keltische, Nordische und italienische Mittelaltermelodien haben die Italiener inzwischen auf 2 CDs gepresst, die Grundlage für den Auftritt in Selb. Auch Dank einer abwechslungsreichen Instrumentierung, bei der die Harfe von Anna Cefalo, besonders herausstach, werden Emian sicher noch öfters auf Deutschen Bühnen zu hören sein.

Irfan


Zu keiner anderen Band passt das Balkan Special besser als zu Irfan, stammt die Band doch aus Bulgarien, nach Griechenland dem zweitgrößten Land der Balkanhalbinsel. Entsprechend stark ist die Musik natürlich auch davon beeinflusst. Wobei in Irfans Musik viel verschmilzt, wie man auch im Programmheft lesen konnte, wo Einflüsse aus Persien, dem Kaukasus, Nordafrika und dem mittleren Osten erwähnt werden, nicht zu vergessen das mittelalterliche Europa. Entsprechend exotisch ist der elektronisch, akustische Musikmix der Bulgaren, der jedes Weltmusikfestival aufwerten würde. Da die Band zu den ganz ruhigen Vertretern gehören, bot sich geradezu an, den heißen Sonnenstrahlen in Richtung Schatten zu entfliehen und dort im Liegen das Konzert zu genießen. Und so waren die Plätze im Schatten begehrt und der Platz vor der Bühne verhältnismäßig überschaubar gefüllt, obwohl sehr viele Besucher das Konzert verfolgten. Sicher auch, weil das neuste, inzwischen dritte Werk der Bulgaren „The Eternal Return“ viel Kritikerlob einheimsen konnte. Irfans neue Sängerin Denitza Seraphimova ist stimmlich das zentrale Element der Band und schafft es zusammen mit einer überzeugenden Rhythmusfraktion, und vielen akustischen Instrumenten einen hypnotischen faszinierenden und fremdländischen Sound auf die Burgbühne zu zaubern, der bei vielen Besuchern großartig ankam

Ratatosk


Mit Balkanmusik haben die Finnen wenig am Hut, ihre Musik kann man eher dem Nordic Folk zurechnen, wobei auch sie als ruhigere Vertreter des Musikbusiness gar nicht so weit entfernt von Irfans Musik waren. Bei Ratatosk wird meist schwedisch gesungen und neben alten Folkmelodien nützen sie auch die eine oder andere mittelalterliche Kirchenmelodie als musikalischen Input. Da die Band erst 2013 gegründet wurde, sind die Finnen auch in Europa noch sehr unbekannt, eine der Bands zum Entdecken im Lineup 2016

Marcus van Langen


Unbekannt und Marcus van Langen, passen dagegen nicht zusammen. Über ihn selbst gibt es schon genug Geschichten zu erzählen, ob wahr oder unwahr, weiß man nie so genau. Jedes Jahr ist er in irgendeiner Form auf dem Festival Mediaval vertreten, am sehenswertesten mit „Des Teufels Lockvögel“ am exotischsten mit seiner Band Shakai, am fragwürdigsten als Leiter eines Mitternachts-Specials und am lustigsten als ewiger Spielmann der seiner Gemeinde die Absolution erteilte. Und so präsentierte sich der ewige Spielmann als charmanter Geschichtenerzähler, humoristischer Sänger aber auch als einer der es versteht das aktuelle Zeitgeschehen höchst unterhaltsam zu kommentieren und die eine oder andere lustige Breitseite auf die katholische Kirche auszuteilen. Und da man seine Gäste nicht auf dem trockenen sitzen lässt gab es Messwein zur Freude der zahlreich erschienenen Gemeindemitglieder, die vom Urgestein der Mittelalterszene bestens unterhalten wurden.

Kelvin Kalvus


Das muss man zweifellos auch bei Kelvin Kalvus feststellen, der wie Langen zu den „Gesichtern des Festival Mediavals“ gehört und es Jahr für Jahr aufs Neue versteht mit einer oder mehreren Glaskugeln, die an ihm zu kleben scheinen, bestens zu unterhalten. Und das auf eine wirklich witzige Weise, dank seines Dialekts etwas an den Komiker Olaf Schubert erinnernd. Der würde sich allerdings beim Versuch mit den Kugeln wohl eher die Zehen brechen, während der Dresdner nicht nur das Spiel mit den Kugeln, sondern auch mit dem Publikum perfekt beherrscht.

Romengo


Leidtragende der vielen Möglichkeiten die das Festival Mediaval auch in diesem Jahr bietet waren die Ungarn von Romengo, die ihre ungarische Olah-Zigeunermusik zu Beginn vor einem vergleichsweise kleinen Publikum vorstellen durften. Sicher sind die fremdländischen Klänge auch nicht jedermanns Geschmack und gerade unsere Deutschen Ohren finden nur sehr schwer Zugang zu den traditionellen Klängen, aber gerade das macht das Festival Mediaval so reizvoll. Jeder der seinen musikalischen Horizont erweitern will, kann dies gerne tun, wer nicht, der findet irgendwo anders auf dem weiträumigen Gelände sicher das passende und beste Unterhaltung. Oder man verfolgt einmal einen Soundcheck live.

Omnia und Irfan


So wie den von Omnia und das taten wieder unglaublich viele Menschen, die sich auf der Schlossbühne versammelten, von der Neugier getrieben, wie Omnia und Irfan zusammenklingen werden.
Aber auch weil Omnia Soundchecks immer höchst unterhaltsam ablaufen. Doch in diesem Jahr merkte man Steve nicht nur eine gewisse Anspannung an, aufgrund vieler Konzerte zuvor in diesem Jahr war sein Akku schon im roten Bereich. Sicher auch ein Grund, warum man die Autogrammstunde, sonst eine Selbstverständlichkeit, diesmal ausfallen ließ. Ganz der Alte war er somit nicht, aber dies ist eine andere Geschichte.
Dass das gemeinsame Special nicht ganz die hohen Erwartungen erfüllte, lag sicher auch daran, dass beide Bands zu wenig Zeit hatten gemeinsam einiges zu proben. So ist die Kritik von Kollegen, die den Auftritt als zweites Omnia Konzert bezeichneten, durchaus nachvollziehbar. Da sich außerdem die Setlist nicht wirklich gravierend unterschied, was jammerschade war, war das gemeinsame Musizieren zwar gut gemeint, aber nicht das vermutete Highlight des Wochenendes. Trotzdem machte das Konzert, das Steve Sic erstmals in seiner Konzertlaufbahn fast komplett im Sitzen verbrachte, immer noch unglaublich Spaß. Und gerade all jene die die Holländer nicht so oft in diesem Jahr gesehen haben, haben sich bestimmt über die zweite Gelegenheit an diesem Wochenende gefreut. Trotzdem ist ein Omniakonzert im Sitzen keine allzu gute Alternative für die Zukunft, das dachte sich wohl auch der gute Steve, den man mehr als einmal anmerkte, wie schwer ihm das Sitzen fiel.

Berlinski Beat


Völlig nachvollziehbar, dass man Berlinski Beat zu einem Balkan Special einlädt. Blöd, dass die zweite unglaublich gelungene Scheibe „Fräulein, könn Sie linksrum tanzen“ weit weniger Balkan-Flair versprüht als die Premiere des Berliner Corvus Corax Ablegers. Ahnen konnte man das nicht, Veröffentlichungstermin war kurz vor Beginn des Festival Mediavals. Das ist aber völlig egal, denn ohne die Männer in ihren schicken Anzügen und den türkisen Hemden, wäre das Festival Mediaval um eine echte Attraktion ärmer gewesen. Egal ob mit Corvus Corax oder Berlinski Beat, die Einheit aus Musik, Show und Unterhaltung haben die Berliner Jungs im Blut. Trotzdem verblüfft das Corvus Corax Nebenprojekt immer wieder. Zum Beispiel welche grandiosen Blechbläser die Band in ihren Reihen hat. Sie sind der Garant dafür, dass der Berliner-Schnauze-Tanzmix auch wirklich funktioniert, und wie. Tanzen, egal ob links oder rechtsrum muss man zwangsläufig, bei dem Groove der Truppe, die vor Spielfreude nur so sprühte. Egal ob Tuba oder Trompete, die Bläsertruppe ist der Hammer. Genauso die Trommelfraktion, aber deren Qualität kennt man ja schon von Corvus Corax. Was dann eher verblüfft ist die Vielseitigkeit der Musiker, da darf der liebe Nori genauso als Sänger ran, wie endlich wieder auch am Drummset. Und so werden die Instrumente munter getauscht, Trommler spielt Bass, Vit spielt gefühlt eigentlich alles und so weiter. Und der liebe Castus singt auch gleich den Frauenpart, mit Kopftuch versteht sich.
Apropos Vit, wer das Glück hatte ihn bei der Nach-Festival-Mediaval-Session zu erleben und seine Version von Take 5 (Dave Brubeck) miterlebt hat, der weiß, was das für unglaublich guter Trompeter ist. Die neue Scheibe „Fräulein, könn Sie linksrum tanzen“ ist ein weiterer Schritt nach vorne und der Auftritt in Selb zeigte einmal mehr, wieviel Kreativität in den Berlinern steckt. Und die muss zum Glück immer wieder raus und für 2017 darf man sich erneut auf Spektakuläres aus dem „Rabennest“ freuen.

Fiddlers Green

Das Beste kommt zum Schluss heißt es ja immer, keine Frage beim Festival Mediaval war das definitiv in diesem Jahr absolut zutreffend. Denn was Fiddlers Green als Abschlusskonzert auf der Schloßbühne hinlegten war wirklich superb. Die Erlangener Folkrocker sind ja als famose Liveband nicht nur bundesweit bekannt. Einen Ruf, den sie sich aber auch fleißig und hart erspielt haben, sie sind sicher mit die tüchtigsten Livemusiker der Szene und haben ähnlich wie Corvus Corax schon fast überall gespielt. Nur nicht beim Festival Mediaval, da war es eine Premiere und was für eine. Eine so gute, so überzeugende, dass man, will man ein Programm mit den besten Bands aus 10 Jahren Festival Mediaval zusammenstellen, an den Herren Albers, Schulz, Klug, Heindl, Jooss und Prziwara einfach nicht vorbeikommen. Speedfolk der den bestens gefüllten Platz vor der Schloßbühne  zum toben brachte.  Und Fiddlers Green ließ sich nicht lumpen. Eine der Stärken der Band ist ihre Spontanität, keine Show ist wie die andere. Immer wieder lassen sie sich etwas besonderes einfallen. So auch diesmal, als man kurzfristig beschloss im Stile einer Marching Band singend und spielend durchs Publkum zu marschieren. Wie wenig das zuvor strukturiert geplant war, sah man allein schon daran, dass man nicht so wirklich wußte wohin und es schon ziemlich wagemutig anmutetet als „Albi Albers“ singend versuchte die Behindertenrampe zu erklimmen, während die Bandmitglieder grinsend den bequemen Aufgang nahmen. Aber was ein echter Bergsteiger ist, der gibt sich halt mit einfachen Aufgaben nicht zufrieden.
Das grandiose Publikum hatte so große Freude am Auftritt, dass sie für Fiddlers Green eine ganz besondere Überraschung parat hatten. Denn im Gegensatz zu den sonst üblichen Zugaberufen gab es nach den 2 Zugabeblöcken, als endgültig Schluß war, keine weiteren Zugaberufe, sondern ein vielstimmiges Dankeschön an die Musiker zu hören. Etwas, das echt Gänsehaut erzeugte, was selbst die Vielspieler aus dem Frankenland bisher noch nie erlebt hatten und auch bei ihnen Eindruck hinterließ. Es zeigt aber auch deutlich, welch einmaliges Publikum das Festival Mediaval zu bieten hat. Jahr für Jahr wohlgemerkt.

Kleines Fazit

Bevor ich meinen Bericht damit ebenfalls beende, noch einiges zum Festival allgemein. Leider ist dies nur ein Teil dessen, was man tatsächlich Jahr für Jahr erleben kann. Es wird immer mehr, man kommt einfach gar nicht mehr herum. So blieb diesmal kaum Zeit die Piratenbucht zu besuchen, allein hier ist übrigens ganz ohne Eintritt ständig etwas geboten. Natürlich gab es auch diesmal so viele absolut sehenswerte Kleinkünstler, wie die beeindruckende Artistiktruppe Artisica Anam Cara, die neben Jonglage und Akrobatik auch mit ihrer Feuershow überzeugten.
Basseltan sind Jahr für Jahr Garant für kurzweilige Unterhaltung auf der Theaterbühne und auch als Moderatoren unersetzlich. Beatrice und Kelvin Kalvus glänzten mit ihren Programmen, die so unterschiedlich sind, obwohl beider Liebe den magischen Kugeln gilt. Orientalischer Tanz mit Kahira, Maria die Gauklertochter, das langbeinige hübsche Geschöpf, das schon beim Festzug die Blicke auf sich zog, Lesungen mit Astrid Lang und Professor Rudolf Simek, alle möglichen Workshops von Drehleier spielen mit Alex  über Historische Tänze bis zum Tin Whistle Lehrgang mit der großartigen Ella, eine Liste die man noch lange weiterführen könnte. Denn die Highlandgames müssten natürlich auch noch erwähnt werden, die Falkner, die Regatta, der Meiler die Bogenschieß…. , einfach sich selbst ein Bild machen. Und das geht übrigens auch mit Kindern, sehr gut sogar. Das Festival Mediaval ist ein Wohlfühlfest für die ganze Familie. Ein ganz großes Plus ist schon mal der Spielplatz auf dem Gelände, was aber dazu führen kann, dass die lieben Kleinen da erst mal nicht mehr wegwollen. Großartig angekommen ist bei unserer kleinen Tochter neben dem Omnia Konzert vor allem auch die Reitershow. So gut, dass die Mama gleich zweimal extra Eintritt löhnen durfte, weil einmal nicht genug war. Das war aber auch der Lapsus für viele der Extraeintritt, so dass sich die Ritterturniere zu Pferd in der eigenen Arena nicht gerade als Zuschauermagneten erwiesen. Das ist umso bedauerlicher, da die Show wirklich sehenswert war, die Akteure richtig etwas konnten und eine weitere Bereicherung des Programms darstellte. Das Alter der Kids spielt übrigens auch keine Rolle, selbst die ganz Kleinen kann man zum Festival Mediaval bedenkenlos mitnehmen, allerdings nicht ohne Gehörschutz, gerade wenn es Richtung Bühne geht. Aufgrund der Weitläufigkeit des Geländes findet man aber auch genug Platz und ganz viele ruhige Ecken.
Und die erfreulichste Nachricht ganz zum Schluß, 2017 zum 10 Jährigen Jubiläum wird das Festival sogar einen Tag länger sein, ein Tag mehr in die wunderbare Welt des Festivals einzutauchen und ein Grund mehr 2017 nach Selb zu kommen.



zu den Bildergalerien

Almara




Der Zug durch die Stadt



Eleya Folk



Emian

Estampie



Faey









Impressionen vom Freitag



Impressionen vom Samstag





Incantatem



Irfan



Kelvin Kalvus




L.E.A.F


Malva de Runa




Oubéret







Violons Barbares




Waldkauz









werden natürlich erweitert, ich bitte um Geduld!























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