mit
Almara
Berlinski Beat
Capella Bartica
Eleya Folk
Emian
Estampie
Faey
Fiddlers Green
Fuchsteufelswild
Grai
Heimataerde
Incantatem
Irfan
Kilkenny Knights
L.E.A.F
Malva de Runa
Omnia
Ouberet
Qntal
Ratatosk
Romengo
RUTA
Satyrias
Storm Seeker
Van Langen
Varius Coloribus
Experience
Violons Barbares
Waldkauz
sowie
Beatrice
Kelvin Kalvus
u.a.
|
Selb, Goldberg 08-11.09.2016
Acht Festivals hat Selb schon erleben dürfen, Ausgabe Nummer 9 war wettertechnisch sicher das Highlight.
Nicht nur die Besucher wurden an den 3 Tagen mit strahlendem
Sonnenschein und bestem Festivalwetter verwöhnt, auch die
zahlreichen Helfer hatten sowohl beim Aufbau, wie auch Abbau viele
Sonnenstunden als Belohnung bekommen. Und das haben sie sich auch
wirklich verdient, denn einmal mehr glänzte das Festival mit einer
perfekten Organisation, die kaum Wünsche offenlies. Trotzdem
wurden die Besucher gefragt, was man noch verbessern könnte, denn
das Ziel ist es ein ganz besonderes Festival für die Besucher
abzuhalten, die 2016 in so großer Zahl wie noch nie das Festival
Mediaval besucht haben. Aber nicht nur an die hatte man gedacht, auch
die Musiker wurden mit einer kostenlosen Massagemöglichkeit im
Musikerzelt überrascht. Fast schon überflüssig zu
erwähnen, dass auch die Pressevertreter bestens umsorgt wurden,
wie man es von keinem anderen Festival gewohnt ist. Selb ist
einfach das Highlight schlechthin. Das hat sich inzwischen nicht nur
Deutschlandweit herumgesprochen. Ausgabe 10 sollte eine weitere
Steigerung der Besucherzahlen bringen, der Rekordvorverkauf deutet
schon einmal darauf hin. Denn bereits über 1200 Besucher haben
sich schon Tickets für 2017 zum Schnäppchenpreis gesichert,
eine weitere Belohnung der Veranstalter für die vielen treuen
Festival Mediaval Fans, für die man sich zum 10- Jährigen im
nächsten Jahr auch die eine oder andere Überraschung
einfallen lassen wird.
Und doch lief nicht alles rund, als ein kleines Beispiel sei nur das
Pech mit dem Bandshuttle erwähnt, der auf dem Weg nach
München mit Defekt liegenblieb. So musste ein Taxi 2 Musiker nach
Selb bringen, Zusatzkosten von über 500 Euro, die in keinem Etat
vorgesehen sind als Folge. Als Randnotiz sei dabei nur erwähnt,
dass der Taxifahrer, aufgrund der netten Besatzung (L.E.A.F) und dem
beeindruckenden Goldberggelände überhaupt keine Lust hatte
zurück nach München zu fahren, sondern viel lieber das ganze
Wochenende in Selb verbracht hätte. Vieles davon kriegen die
Besucher gar nicht mit und vom Vorwurf man verdient sich als
Veranstalter eine goldene Nase ist man wirklich meilenweit entfernt.
Gilt es doch die Defizite der vergangenen Jahre auszugleichen. Und wenn
dann schon mal ein ansehnliches Plus herauskommt, dann kann man sicher
sein das Blaecky Schwarz und sein Team, das in das Festival
reinvestieren, damit es noch beeindruckender, noch schöner und
noch unvergesslicher für die Musikfans wird. Und so beginnen viele
schon fleißig mit dem zählen und freuen sich auf Ausgabe 10.
Denn Ausgabe Nummer 9 war auch wie die 8 zuvor, einfach nur traumhaft
schön
Almara
Genug der Vorrede, inzwischen auch eine
gute Tradition in Selb, der Beginn des Festivals in der Christuskirche
mit einer ganz besonderen musikalischen Darbietung. Diesmal mit Almara,
ein Ensemble für Alte Musik, mit dem musikalischen Schwerpunkt der
weltlichen Musik des Mittelalters und der Renaissance. Schwere Kost,
also nichts zum Feiern und Party machen sondern zum zuhören und
eintauchen in eine längst vergangene musikalische Klangwelt, die
Almara gekonnt wieder zum Leben erweckten. Die Musiker studierten an
den Musikhochschulen in Mailand, Basel, Den Haag und New York und mit
Elisabeth (Lisa) Pawelke und Birgit Muggenthaler-Schmack hatte Almara
auch 2 ganz bekannte Musiker in seinen Reihen. Letztere, die gute
Birgit, hatte sich ein richtiges Mammutprogramm vorgenommen. Nach dem
Almara Konzert ging es zum Schandmaul-Gig nach Markneukirchen,
ebenfalls im kleinen Rahmen um Tags drauf mit Schandmaul vor knapp
50.000 Fans das Unheilig-Konzert zu supporten. Elisabeth Pawelke
dürfte vielen Faun Fans bis heute unvergessen geblieben sein.
Jahrelang eine der weiblichen Stimmen der Paganfolk-Band konnte man sie
auch schon bei VocaMe und Estampie erleben. Und so ganz zum Schluss,
sozusagen als Goody und absoluten Höhepunkt gab Almara noch einen
Faun Song zum besten, großartig und mit Gänsehautgarantie
fürs Publikum. Die schlugen aber sogleich mit langanhaltendem
Applaus zurück, was die erfahrenen Musiker ebenfalls sichtlich
bewegte. Ein beeindruckender Auftakt gerade für die Liebhaber der
klassischen Mittelaltermusik und ein fantastisches Publikum, das sich
wirklich ein Sonderlob verdient hat.
Der
Freitag
Der Zug durch die Stadt
Bevor das Festival offiziell eröffnet wurde, hatte man
Gelegenheit eines der Selber Wahrzeichen, den Andre-Turm inkl. Blick
über Selb, zu besichtigen. Danach zog ein großer Tross mit
Artisten, Feuerspuckern, Musik, Lagergruppen und Besuchern durch die
Innenstadt zum Rathaus um das Selber Stadtoberhaupt abzuholen und
sicher zum Goldberg zu geleiten. Neugierig von den Selbern beäugt,
gab es immer wieder Applaus für die Teilnehmer. Eine feine Idee,
die man unbedingt beibehalten sollte und auch wenn es das erste Mal
schon sehr viele Teilnehmer waren, dürfen es das nächste mal
gerne noch viel mehr sein.
In schon guter Tradition wurde dann auf der Schloßbühne das
Festival Mediaval durch den Selber Oberbürgermeister Ulrich
Pötzsch, der sich immer mehr als echter Glücksgriff für
die Stadt Selb entpuppt, eröffnet. Außerdem wurde die
Speerspitze der vielen Helfern dem schon zahlreich erschienenen
Publikum vorgestellt. Sie stehen stellvertretend für die vielen
vielen ehrenamtlichen Helfern auf der Bühne und wurden völlig
zurecht mit viel Applaus belohnt.
Dann folgte die erste Band und gleich eines der musikalischen Highlights des Wochenendes
L.E.A.F
Bereits im letzten Jahr
konnte Kat Geevers als Sängerin von Folk Noir begeistern. Nun
hatte sie ihre eigene Band mitgebracht. Die aus den Niederlanden
stammende Frontfrau Kati Ran, wie sie sich nun nennt und ihre Folkband
L.E.A.F haben sich dem nordischen Folk verschrieben und stellten in
Selb vor allem Songs aus ihrem neuen Album LYS (Licht) vor. Und die
erweisen sich allesamt, egal ob in Schwedisch, Altnordisch, Englisch
oder Norwegisch gesungen als Ohrenschmaus. Und neben Kat verstand es
besonders Harfinistin Jaqueline Helisir auch stimmlich voll zu überzeugen. Ein ganz
ganz starker Auftakt der 4 Blondienen und ihrer 2 Quotenmänner,
der leider viel zu früh im Festivalprogramm angesetzt war. Denn
dadurch haben all jene, die noch mit der Anreise beschäftigt
waren, ein echtes Highlight verpasst.
Varius Coloribus Experience
Genauso eigenwillig und schlecht zu merken, wie der Bandname war die
Show von Varius Coloribus Experience, die während ihres Gigs mit
einem Schnapstablett erfreut wurden. Wie kann man so schön im
Programmheft lesen "Inferno und Erlösung - bei Varius findet man
beides untrennbar verbunden". Etwas an Inferno erinnerte der Auftritt
der 4 alten Hasen der Mittelalterszene schon, die mit zum Teil kurios
anmutenden Instrumenten, wie ein Wah-Wah Gerät eine Musik
zelebrierten, die ziemlich eigenwillig als Trancehaltige
Mittelaltermarktmusik beschrieben werden kann. Genauso eigenwillig wie
die Instrumentierung, nein sie haben den Gitarristen nicht geschrumpft,
ist das optische Erscheinungsbild. Ob man als
Mittelalter-Schlagwerkquäler tatsächlich einen Helm braucht,
sei dahingestellt, lustig war es trotzdem. Und man weiß ja nie,
ob nicht eine tieffliegende Kokosnuss aus der nahen Piratenbucht
gefolgen kommt. Grund dafür gab es jedenfalls keinen, die Band
versteht es ihr Publikum zu unterhalten, wenn auch vielleicht nicht
jeden.
Estampie
Sigrid Hausen und Michael Popp, zwei der Estampie-Gründer hatten
an diesem Wochenende mit ihrem Doppelauftritt viel Bühnenzeit zur
Verfügung, was ihnen sichtbar Spaß bereitete. Vor der Qntal
Show am Samstag gab es aber erst einmal den klassischeren Crossover Mix
beider Bandprojekte zu Gehör. Dadurch, dass man an beiden
Tagen Gelegenheit hatte sowohl Estampie, wie auch Qntal live zu
erleben, hatte man auch einen guten Vergleich zwischen beiden
Projekten.
Neben vielen Gemeinsamkeiten, wie die Eindringlichkeit und die
Ausdrucksstärke mit der man versucht, die mittelalterliche Musik
mit modernen Poparrangements zu verbinden, bei Estampie liegt der Focus
trotzdem mehr auf dem klassischen Bereich. Gerade haben sie ihr neues
Album Por Amor herausgebracht, in dem man mittelalterliche Klänge
mit orientalischen mixt und genauso wie beim erstmaligen Hören der
CD bedarf es auch beim Liveauftritt, den Willen aufmerksam
zuzuhören und sich in die Klangwelten der 1985 gegründeten
Band fallen zu lassen. Auch da haben sie mit Qntal etwas gemeinsam, nur
fällt einem das bei Qntal sicher leichter. Keine Musik für
ein Mainstreampublikum, aber das gab es in Selb ja eh noch nie.
Oubéret
Oubéret sind eine Band die man geradezu als exemplarisch
typische Festival Mediaval Band bezeichnen kann. Oft hat man von
solchen Bands wenig bis gar nichts gehört und wird dann nicht nur
positiv überrascht, sondern ziemlich begeistert, was man dann zu
hören bekommt. Das gilt übrigens im gleichen Maße
für Violons Barbares, die danach die Schloßbühne
bespielten. Aber zurück zu den Franzosen von Oubéret,
die nach dem ruhigen Estampie-Gig das von Song zu Song immer
größer werdende Publikum auf ihre musikalische Reise durch
Schottland, Irland, nach Galizien und in die heimatliche Bretagne
mitnahmen. Mit Tänzen, Shandys und Pub-Klassikern brachte man
mächtig Bewegung ins Mediaval-Publikum und sorgte so ganz nebenbei
auch für viel Umsatz bei den Getränkeständen, denn was
passt besser zu einem Guiness, als die unterhaltsame Show von Oubéret,
die absolute Überraschung des Tages, auch wenn man gleich darauf
mit Violons Barbares eine ähnlich große Überraschung
erleben konnte.
Violons Barbares
Als die loslegten, mag der eine oder andere erst einmal gedacht haben, who kills the cat? Denn Obertongesang, eine Morin Khoor
aus der Mongolei, eine 14 seitige
Gadulka aus Bulgarien und ein Schlagzeugaufbau vom Feinsten kombiniert,
das ist schon ziemlich gewöhnungsbedürftig. Zumindest am
Anfang, als das Publikum höchst reserviert verfolgte was die 3
Herren da oben so fabrizierten. Was dann allerdings losbrach war schon
ziemlich überraschend. Denn von Song zu Song schafften es die 3
Herren von Violons Barbares mit ihrem Balkan Volksmusik meets
Mongolenrock immer mehr zu begeistern.
Und als sich der Bulgare Dimitar Gougov und der Mongole Dandarvaanchig
Enkhjargal ein Fiddle-Duell ala Apocalyptica lieferten und dazu die
Percussions des Franzosen Fabian Guyot den Rythmus vorgaben, war das
Publikum ziemlich aus dem Häuschen. Mutig mutig, so eine Band als
Headliner zu buchen, das gibt es wohl nur in Selb. Und es hat
funktioniert und wie. Selbst Steve Sic Evans van der Harten, Omnia
Bandchef war so fasziniert, dass er sich danach bei Blaecky Schwarz
für dieses ganz besondere musikalische Erlebnis bedankte.
Geradezu spektakulär auch die Stimmrange des Mongolischen
Sängers mit dem unaussprechlichen Namen, der seine Stimme immer
wieder beeindruckend als Instrument einzusetzen versteht.
Trotzdem und das soll hier auch nicht unerwähnt bleiben, gab es
sicher auch Besucher die das alles ganz schrecklich fanden. Denn
zwischen totaler Faszination und Ablehnung gibt es bei Violons Barbares
kaum etwas dazwischen.
Für den Festivalabschluss des Tages waren Artistica
Anam Cara zuständig, die mit ihrer Feuerschow viele Besucher
anzogen. Dazu später mehr.
Der Samstag
Incantatem
Wie schon mehrfach in
einem Festival Mediaval Bericht erwähnt gilt auch in diesem Jahr
der Grundsatz, früh Aufstehen lohnt. Denn auch in diesem Jahr
erwiesen sich die Wettbewerbe um den Goldenen Zwerg als Highlight.
Incantatem waren am Samstag Punkt 11 Uhr die Ersten, die den Kampf um
den Goldenen Zwerg in der Kategorie Mittelalter-Rock aufnahmen. Dazu
sind die Hamburger reichlich früh aufgestanden, um aus Hamburg
rechtzeitig in Selb einzutreffen. Umso ausgeschlafener
präsentierten sie dann ihren Volk- bzw. Folkmetal und man machte
damit beste Werbung für die erste CD, die demnächst
erscheinen soll. Mit Johanna Heesch hat die Band auch die von Vogelfrey
bestens bekannte Cellistin in ihren Reihen, die den Sound wie auch bei
Vogelfrey, entscheidend mitprägt. Ein Glücksgriff für
die Band, Glück auch für alle die sich schon an der
Theaterbühne versammelt haben um Incantatem zu erleben. Es lohnte
sich.
Storm Seeker
Das kann kann auch über Storm Seeker sagen, die nach einem
charmanten "Commercial Break" der Moderatoren von Basseltan dem
Publikum so allerlei Leckereien aus der Fressmeile vorstellten und
probieren ließen (großartige Idee!), die Bühne
rockten. Und wie. Piraten Folk Metal aus der Piratenhochburg Neuss mit
Cello und Drehleier, das fetzt. Pirate Scum heißt ihre erste CD,
die danach auch dankbare Abnehmer fand. Da sich auch Storm Seeker als
eingespielte homogene Truppe erwiesen, war schon jetzt eine
Entscheidung zu fällen, weder für Jury und Publikum nicht
einfach.
Fuchsteufelswild
Das am Ende allerdings die Dritte Band des Tages,
Fuchsteufelswild, den Zwerg mit nach Regensburg nehmen durften
war trotzdem keine Überraschung. Denn die im Jahre 2014 von
Bastian Brenner und Mazze Huber, der inzwischen die Band verlassen hat,
gegründete Formation hat seit Gründung nicht nur wegen
diverser Bestetzungswechsel, sondern auch mit überzeugenden
Auftritten von sich Reden gemacht. MPS Auftritt und Support-Shows
für Corvus Corax sorgten für weitere Bekanntheit und einen
inzwischen entsprechend großen Fankreis, der auch auf der
Theaterbühne die Band unterstützte. Als absoluter
Glücksfall für die Band entpuppt sich auch Ella Zinnober, die
als
weiblicher Gegenpart zu Sänger Basti, auch ihre "Rampensau-
qualitäten" entdecken darf. Fast überflüssig zu
erwähnen, dass der Platz um die Theaterbühne extrem gut
gefüllt war, was natürlich zusätzlich half, durfte doch
das Publikum mitentscheiden.
Lange Gesichter gab es bei den anderen Bands aber keine, völlig
zurecht, denn alle drei konnten sehr positiv überzeugen,
Skaluna
Zwei Bands litten defnitiv unter dem sehenswerten Bandbattle auf der
Theaterbühne, kostete der doch richtig Zuschauer. Neben
Punch`n`Judy vor allem auch dem Sieger 2015 in der Kategorie Spielleute
Skaluna, die sich auch mit einem veränderten Lineup
präsentierten.
Punch`N`Judy
Man nehme im übertragenen Sinn einen großen Topf, kippe
etwas Mittelalter Mugge, einen Schuss Folk, eine Prise Metal und zum
Abschmecken noch Rock mit rein und fertig ist ein höchst
bekömmliches Gebräu, dass die Band gerne als Crossover Folk
bezeichnet. Ganz so einfach ist das aber noch nicht, es bedarf noch
eines höchst überzeugenden Frontmanns, den die Band mit
Captain Cooper Kaeufer auch gefunden hat. Und dann sollte man noch gute
Mitmusiker besitzen, auch das ist im Falle von Punch`N`Judy kein
Problem. Vor allem das Akkordeon macht mächtig etwas her. Bereits
beim Feuertanz Festival konnten Punch`N`Judy überzeugen, der
Festival Mediaval Auftritt schloss da nahtlos an. Eine erste
Hörprobe aus dem im Dezember erscheinenden Album "Rum Soda und
Punch" gab es auch zu Gehör, Weihnchten dürfte somit gerettet
sein und die Recklinghausener gerne wieder in Selb vorbeischauen.
Malva de Runa
Malva de Runa waren das perfekte Kontrastprogramm zu Punch`N Judy mit
ihren eigenen Songs, die sehr traditionell gehalten, mit Harfe und
Cello instrumentiert, einen wunderschönen ruhigen Kontrast
darstellten. Ein Ausflug von Anatolien in den mittleren Osten hatten
die symphatischen Spanier nach Selb mitgebracht. Und nicht nur das
leuchtend rote Kleid der Sängerin erfreute so manchen
Festivalbesucher. Zumindest zu Beginn, als in der Nachbarschaft dann
aber die Dudelsackspieler bei den Highlandgames alles gaben, hatte es
Malva de Runa echt schwer, dagegen anzukämpfen.
Faey
Mit Dudelsackbeschallung musste Sandra Elflein und ihre Band zum
Glück nicht kämpfen, eher schon damit, dass sie immer wieder
neue Musiker integrieren muss, was es nicht leichter macht ihr wirklich
ambitioniertes Folk-Pop Programm weiterzuentwickeln. Die
Überraschung war aber gerade, wenn man Faey schon mal live erlebt
hat, jedoch groß. Der Auftakt mit 2 wunderschönen
englischsprachigen Popsongs schlug ein, wie die sprichwörtliche
Bombe. Eine neue Facette der ehemaligen Faun Sängerin, die
unglaublich Lust auf das neue Album macht. Zu Faey kann man
Zuhören, sich Zurücklegen und Genießen, aber auch zum
Tanzen lädt der 60 minütige Auftritt ein, der viel zu schnell
zu Ende ging. Apropos Musiker, mit Matze hatte man erstmals einen
Geiger dabei, der die Band auch musikalisch hörbar bereicherte.
Ein ganz starker Auftritt der Bamberger Band, der Lust auf mehr machte.
Heimataerde
Festivalbesucher sind ja die unterschiedlichsten Musikgenres gewohnt,
was Heimataerde dem Besucher auf der Burgbühne nach dem
melodischen Faey zumutete war ziemlich lauter und richtig starker
Tobak. Medieval Musik mit Dark Elektro und Techno bzw. EBM zu mixen ist
schon sehr schräg und vielleicht hätte auch der eine oder
andere Besucher liebend gerne das "Hick Hack Hackebeil" gezückt
und es den untoten Tempelrittern ums Ohr gezogen. Spätestens als
die sich an einen der Mittelalter-Klassiker "Herr Mannelig" fast bis
zur Unkenntlichkeit vergingen. Die Bässe waberten, die Samples
donnerten aus dem Lautsprecher und Ashlar von Megalon gab, genauso wie
seine Brüder alles. Laut waren sie die Gotteskrieger. In der Tat,
aber auch extrem unterhaltsam, auch wenn die blutdurchdrängte
Show, wie auch die Musik, nichts für Feingeister war. Die sind
aber sicher rechtzeitig geflüchtet, dafür füllte sich
der Platz vor der Burgbühne immer mehr mit Konzertbesuchern die
sich von Heimataerde begeistern ließen bis man schließlich
so viele Besucher anzog, wie wohl um diese Zeit nach nie auf der
Burgbühne. Die Begeisterung war jedenfalls groß, Heimataerde
waren ohne Frage eine der Entdeckungen des Wochenendes. Wer die Band
erlebt hatte, kann vielleicht auch nachvollziehen, wieso man beim
Bandvoting zum Mera Luna 2017 zur Zeit einen sensationellen 13. Platz
belegt und damit vor Bands wie HIM, Fiddlers Green, Nightwish,
Eluveitie, Placebo und Corvus Corax um nur einmal ein paar zu nennen.
Grai
Auch schön, einmal eine Band aus Tatarstan
erleben zu können. Der Bandname hat übrigens nichts mit der
Abkürzung für Global Returnable Asset Identifer, also der
Identifizierungsnummer für Transportverpackungen zu tun, sondern
bedeutet auf Deutsch Rabenschrei. Die Female Fronted Band, wie es in
Neudeutsch so schön heißt, hat neben wirbelnden Haaren und
aggressiven Growls, ohne die geht es im Folk Metal scheinbar nicht,
trotzdem deutlich mehr zu bieten, als bierdusselige Sauf und
Trinklieder. Zwar geht es auch Partytauglich, aber nicht nur. Selbst
ruhig und verträumt haben Grai drauf, ohne dabei die Kitschkiste
aufmachen zu müssen, oder es geht auch schon mal ganz ohne
Stimme. Viel Abwechslung einer Band, die mit Irina Zybina eine
Sängerin in ihren Reihen haben, die auch showtechnisch stark an
Laura Binder, die weibliche Stimme der ungarischen Band Dalriada
erinnert und sich ebenfalls als wahrer Wirbelwind mit fliegender
Mähne auf der Bühne entpuppt. Viel Energie, viel
Leidenschaft, die das russische Sextett nach Selb mitgebracht hat, sehr
zur Freude besonders der Folk-Metal Fraktion im Publikum.
Omnia
20 Jahre Paganfolk, 20 Jahre Omnia, was passt da besser als das
Jubiläum im eigenen Wohnzimmer zu feiern, denn Omnia und das
Festival Mediaval ist nicht nur eine nun 9 Jahre andauernde
Erfolgsstory, die Niederländer lieben das Festival und
schätzen es sehr, falls es die Zeit zulässt, den Kollegen
beim musizieren zuzuhören oder über den Goldberg zu
schlendern. Wobei das mit dem schlendern so eine Sache ist. Denn
ständig werden sie mit Autogramm- und Bildwünschen
überhäuft. Umso mehr sollte man auch mal Verständnis
haben, wenn die wirklich extrem fannahe und zugängliche Band
einmal auch etwas genervt reagiert. Aber zurück zur
Jubiläumsshow, die es diesmal quasi in 2 Teilen gab. Teil 1 am
Samstag, Omnia verstärkt mit einem bekannten Gesicht, Gitarrist
Joe Hennon. Der war von 2005 bis 2014 festes Omnia-Mitglied und so
konnte man die Niederländer einmal mit 2 Gitarristen erleben. Und
auch, wenn das viele dem stoischen Mienenspiel von Joe nicht entnehmen
konnten, der Mann kann lachen und es hat ihm auch Spaß gemacht
vor einer solch großen Jubiläumskulisse zu spielen.
Überhaupt die Kulisse. Der Platz vor der Schloßbühne
war so voll wie wohl noch nie. Und das Publikum wie immer in Selb, ein
echtes Jubiläumsgeschenk. Aber auch für die vielen Omnia Fans
gab es ein Geschenk, die neue CD Prayer, in die man sich, so richtig
verlieben kann. Und mit "Prayer" als Konzertauftakt, "One way living"
dem "Freedom Song" "Wolf An Dro" "Freya" und dem "Alan Lee Tango" gab
es auch viele Songs im Set aus dem neuen Album. Und gerade letzterer
ist wieder einmal ein perfektes Beispiel, dass Pagan Folk ala Omnia
auch als Tango möglich ist und zum genialen Stück Musik wird.
Nicht fehlen durften auch Kracher wie "Black House", "Toys in the
Attic", "Dance until we die" und als Krönung des Abends und
letzte Zugabe "Morrigan". Genauso wenig durfte Kelvin Kalvus und
seine Kugeln fehlen, eine davon erwies sich diesmal dabei als
äußerst widerborstig. Sehr zum Verdruss des
Kontaktjonglagegroßmeisters, doch eigentlich überhaupt nicht
dramatisch, ganz im Gegenteil. So sieht man wenigstens einmal, dass es
doch nicht so einfach ist, wie es beim Zugucken bisweilen erscheint,
wenn die Kugeln wie Patex an den Händen und Armen kleben.
Sound gut, Licht klasse, Band in Feierlaune, rundum wieder ein Genuß die "Earth Warrior" in Selb zu erleben.
R.U.T.A
Leidtragende der Omnia-Jubiläumsshow war definitiv die Band aus
Polen. Denn die Besucher kamen nur sehr schleppend in Richtung
Burgbühne geschlendert und wurden dann aufgrund
der Klänge der, wie im wieder einmal sehr hilfreichen
Programmheft zu lesen ist,
"Reaktionären-Terroristisch-Anarchische-Union" eher ver- als
angetrieben. Polnische Protest und Wiederstandsmusik, anspruchsvoll
statt massentauglich, der radikale Musikclan macht es seinem Publikum
wirklich nicht leicht, so dass sich die in der Piratenbucht für
Stimmung sorgenden Pyrates über zusätzliche Zuhörer
freuen durften.
Qntal
Wie Omnia wollte auch Qntal ihr Jubiläum mit besonderen
Gästen feiern, wobei es dann schon etwas ärgerlich war, dass
die im Vorfeld angekündigten Alex Wesselsky, wie auch Timur
Karakus von Schöngeist durch Abwesenheit glänzten. Trotzdem
gab es immer noch jede Menge zu sehen, Beatrice Baumann mit
Kontaktjonglage und zu "Flamma" mit Freundin und kleiner Feuershow.
Oder den "Oberton-Mongolen" EPI von Violons Barbares, der wieder
mächtig für Stimmung sorgte. Beeindruckend war es auch die
Greifvögel auf der Bühne zu erleben, wobei hier der Sound
bewußt zurückgefahren wurde, und man schon die
Musikunempfindlichsten Vögel ausgewählt hatte. Und die
erwiesen sich eindeutig als Qntal-Fans und saßen entspannt selbst
auf Syrahs Arm, wie wenn sie das täglich machen würden. Auch
das Publikum zeigte Feingefühl und spendete vogelfreundlichen
Applaus. Ein kleiner Ausblick auf die achte Scheibe von Qntal mit dem
Titel "Sumervar" war eine weitere Abendüberraschung.
Michael Popp, Sigrid "Syrah" Hausen, der aus Kulmbach stammende
Schlagzeuger Markus Köstner und Sarah Newman, die bei Qntal besser
als bei Estampie zur Geltung kam, können einen mit ihrem
Mittelalter-ELektromix wirklich fesseln und begeistern. Besonders gut
beim Song "Schnee" und die Nebelmaschine und das Bühnenlicht
sind wichtiges Beiwerk der trotz fehlender Gäste sehr gelungenen
Jubiläumsshow.
Capella Bardica
Es ist schon eine liebgewonnene Tradition, das die 2 Pur Pur
Mädels, Musiker von Saitenweise und Heiter bis Folkig einen
Konzerttag beschließen. Diesmal war es der Samstag,als man unter
dem Namen Capella Bardica zusammen mit Musikern von den
Galgenvögeln eine sehr unterhaltsame Mischung aus altbekannten
Klassikern und nicht ganz so bekannten Folksongs zum Besten gab.
Und das vor einer wirklich für die späte Zeit erfreulich
großen Kulisse.
Der Sonntag
Waldkauz
Eine gute Idee ist es den Sonntagsbrunch auf der Theaterbühne
abzuhalten. Zu Essen und Trinken, bei Traumwetter übrigens, gibt es
in Reichweite ja genug, obendrauf als Sahnehäubchen Bands die es
lohnt entdeckt zu werden. Ganz so spannend und eng wie der Wettbewerb am Samstag,
wurde es am Sonntag in der Kategorie Spielmann allerdings nicht. Zu überzeugend war mit
Waldkauz der spätere Gewinner, die Auftaktband des Wettbewerbs. Das
kleine „Familienunternehmen“ im Jahre 2012 hat seit Gründung von
Schwester Gina Klause, Bruder Peter und Schwager Lennart, seitdem
nicht nur musikalische Verstärkung, sondern auch eine unglaubliche
Entwicklung genommen, die noch lange nicht am Ende ist. Ganz im
Gegenteil. Es ist nicht vermessen zu vermuten, dass sie den Pagan
Folk der nächsten Jahre entscheidend mitprägen werden. Demnächst
soll nach dem Debütalbum „Komm mit“ ja Neues erscheinen, auf das
man sich genauso freuen darf wie 2017 auf einen weiteren Auftritt
beim Festival Mediaval. Durch die inzwischen aufgrund vieler Konzerte
erlangter Routine, so war man unter anderem beim ersten Autumn Moon
2015, beim MPS und dem WGT schon zu Besuch, war man natürlich
extrem gut eingespielt und hatte auch hier klare Vorteile.
Eleya Folk
Da hatten es die 3 Hexen von Eleya Folk, wie sie sich bezeichnen schwer, mit ihrem Mix
aus Balladen und Trinkliedern mitzuhalten. Schlecht war der
Auftritt aber keineswegs, ganz im Gegenteil. Eine Frontfrau, die
auch wirklich eine ist und sehr sympathisch rüberkam und ein
musikalischer Mix, der, wenn man auch die Steampunk Ansätze noch
weiter ausbaut, für sich spricht, geben Hoffnung für die Zukunft. Da
auch die Instrumentierung mit Laute, Bouzouki, Bodhran, Davul, Bass
und E-Gitarre viele Möglichkeiten offenbart, sollte man die Mädels
unbedingt im Auge behalten.
Satyrias
Das gilt auch für die Dritte Band im Wettbewerb, Satyrias, die im
April 2016 ihre erste CD "Schicksalswind" veröffentlicht haben. Und
auch wenn ihnen das Schicksal mit dem Sieg um den Goldenen Zwerg
nicht hold war, so konnte das Trio trotzdem mit fetzigen Melodien
überzeugen.
Magister Bombastus, Fabius die Ratte und El Marinero hatten auf
alle Fälle sichtbar Spaß genauso wie das tanzende Publikum vor der
Bühne.
Kilkenny Knights
Fast ein Heimspiel ist der Auftritt für Kilkenny Knights, stammt
die Band ja aus dem etwa 80 km entfernten Coburg. Warum die Band 2015
den Goldenen Zwerg gewinnen konnte und seitdem mit rießigen
Schritten die (Irish- Celtic) Folkpunkszene aufmischt wurde erneut
überdeutlich. Inzwischen hat man bereits 2 extrem gelungene Cds
veröffentlicht. "Highland Rebels and Lowland Buskers" so der Titel
ist in diesem Jahr erschienen und daraus wurden genauso Songs
vorgestellt wie vom ersten Album Brady`s Pub Tales". Auch die
unbändige Energie bei ihren Liveauftritten ist der Band nicht
abhanden gekommen, ganz im Gegenteil. Mit großer Spielfreude,
möglichst nah beim Publikum und somit auch eine ganze Zeit
im Fotograben sorgte Kilkenny Knighst für mächtig Stimmung
und große Begeisterung im Publikum. Auch Dank ihrer
Ausnahmeflötistin Bine, die sowohl musikalisch, wie auch optisch
unersetzlich ist.
Emian
Etwas Pech hatte die Pagan Folkband aus Italien, denn viele Zuschauer
verfolgten den Wettbewerb um den Goldenen Zwerg oder stillten nach den
furiosen Kilkenny Knights ihren Hunger, so dass der Andrang auf der
Schlossbühne sich etwas in Grenzen hielt. Eigentlich schade
für die Band, die 2015 den European Celtic Contest gewonnen hatte
und die mit ruhigen Tönen die anwesenden Zuhörer mit ihrer
Musik in ihren Bann zogen. Keltische, Nordische und italienische
Mittelaltermelodien haben die Italiener inzwischen auf 2 CDs gepresst,
die Grundlage für den Auftritt in Selb. Auch Dank einer
abwechslungsreichen Instrumentierung, bei der die Harfe von Anna
Cefalo, besonders herausstach, werden Emian sicher noch öfters auf
Deutschen Bühnen zu hören sein.
Irfan
Zu keiner anderen Band passt das Balkan Special besser als zu Irfan,
stammt die Band doch aus Bulgarien, nach Griechenland dem
zweitgrößten Land der Balkanhalbinsel. Entsprechend stark
ist die Musik natürlich auch davon beeinflusst. Wobei in Irfans
Musik viel verschmilzt, wie man auch im Programmheft lesen konnte, wo
Einflüsse aus Persien, dem Kaukasus, Nordafrika und dem mittleren
Osten erwähnt werden, nicht zu vergessen das mittelalterliche
Europa. Entsprechend exotisch ist der elektronisch, akustische Musikmix
der Bulgaren, der jedes Weltmusikfestival aufwerten würde. Da die
Band zu den ganz ruhigen Vertretern gehören, bot sich geradezu an,
den heißen Sonnenstrahlen in Richtung Schatten zu entfliehen und
dort im Liegen das Konzert zu genießen. Und so waren die
Plätze im Schatten begehrt und der Platz vor der Bühne
verhältnismäßig überschaubar gefüllt, obwohl
sehr viele Besucher das Konzert verfolgten. Sicher auch, weil das
neuste, inzwischen dritte Werk der Bulgaren „The Eternal
Return“ viel Kritikerlob einheimsen konnte. Irfans neue
Sängerin Denitza Seraphimova ist stimmlich das zentrale Element
der Band und schafft es zusammen mit einer überzeugenden
Rhythmusfraktion, und vielen akustischen Instrumenten einen
hypnotischen faszinierenden und fremdländischen Sound auf die
Burgbühne zu zaubern, der bei vielen Besuchern großartig
ankam
Ratatosk
Mit Balkanmusik haben die Finnen wenig am Hut, ihre Musik kann man eher
dem Nordic Folk zurechnen, wobei auch sie als ruhigere Vertreter des
Musikbusiness gar nicht so weit entfernt von Irfans Musik waren. Bei
Ratatosk wird meist schwedisch gesungen und neben alten Folkmelodien
nützen sie auch die eine oder andere mittelalterliche
Kirchenmelodie als musikalischen Input. Da die Band erst 2013
gegründet wurde, sind die Finnen auch in Europa noch sehr
unbekannt, eine der Bands zum Entdecken im Lineup 2016
Marcus van Langen
Unbekannt und Marcus van Langen, passen dagegen nicht zusammen.
Über ihn selbst gibt es schon genug Geschichten zu erzählen,
ob wahr oder unwahr, weiß man nie so genau. Jedes Jahr ist er in
irgendeiner Form auf dem Festival Mediaval vertreten, am
sehenswertesten mit „Des Teufels Lockvögel“ am
exotischsten mit seiner Band Shakai, am fragwürdigsten als Leiter
eines Mitternachts-Specials und am lustigsten als ewiger Spielmann der
seiner Gemeinde die Absolution erteilte. Und so präsentierte sich
der ewige Spielmann als charmanter Geschichtenerzähler,
humoristischer Sänger aber auch als einer der es versteht das
aktuelle Zeitgeschehen höchst unterhaltsam zu kommentieren und die
eine oder andere lustige Breitseite auf die katholische Kirche
auszuteilen. Und da man seine Gäste nicht auf dem trockenen sitzen
lässt gab es Messwein zur Freude der zahlreich erschienenen
Gemeindemitglieder, die vom Urgestein der Mittelalterszene bestens
unterhalten wurden.
Kelvin Kalvus
Das muss man zweifellos auch bei Kelvin Kalvus feststellen, der wie
Langen zu den „Gesichtern des Festival Mediavals“
gehört und es Jahr für Jahr aufs Neue versteht mit einer oder
mehreren Glaskugeln, die an ihm zu kleben scheinen, bestens zu
unterhalten. Und das auf eine wirklich witzige Weise, dank seines
Dialekts etwas an den Komiker Olaf Schubert erinnernd. Der würde
sich allerdings beim Versuch mit den Kugeln wohl eher die Zehen
brechen, während der Dresdner nicht nur das Spiel mit den Kugeln,
sondern auch mit dem Publikum perfekt beherrscht.
Romengo
Leidtragende der vielen Möglichkeiten die das Festival Mediaval
auch in diesem Jahr bietet waren die Ungarn von Romengo, die ihre
ungarische Olah-Zigeunermusik zu Beginn vor einem vergleichsweise
kleinen Publikum vorstellen durften. Sicher sind die
fremdländischen Klänge auch nicht jedermanns Geschmack und
gerade unsere Deutschen Ohren finden nur sehr schwer Zugang zu den
traditionellen Klängen, aber gerade das macht das Festival
Mediaval so reizvoll. Jeder der seinen musikalischen Horizont erweitern
will, kann dies gerne tun, wer nicht, der findet irgendwo anders auf
dem weiträumigen Gelände sicher das passende und beste
Unterhaltung. Oder man verfolgt einmal einen Soundcheck live.
Omnia und Irfan
So wie den von Omnia und das taten wieder unglaublich viele Menschen,
die sich auf der Schlossbühne versammelten, von der Neugier
getrieben, wie Omnia und Irfan zusammenklingen werden.
Aber auch weil Omnia Soundchecks immer höchst unterhaltsam
ablaufen. Doch in diesem Jahr merkte man Steve nicht nur eine gewisse
Anspannung an, aufgrund vieler Konzerte zuvor in diesem Jahr war sein
Akku schon im roten Bereich. Sicher auch ein Grund, warum man die
Autogrammstunde, sonst eine Selbstverständlichkeit, diesmal
ausfallen ließ. Ganz der Alte war er somit nicht, aber dies ist
eine andere Geschichte.
Dass das gemeinsame Special nicht ganz die hohen Erwartungen
erfüllte, lag sicher auch daran, dass beide Bands zu wenig Zeit
hatten gemeinsam einiges zu proben. So ist die Kritik von Kollegen, die
den Auftritt als zweites Omnia Konzert bezeichneten, durchaus
nachvollziehbar. Da sich außerdem die Setlist nicht wirklich
gravierend unterschied, was jammerschade war, war das gemeinsame
Musizieren zwar gut gemeint, aber nicht das vermutete Highlight des
Wochenendes. Trotzdem machte das Konzert, das Steve Sic erstmals in
seiner Konzertlaufbahn fast komplett im Sitzen verbrachte, immer noch
unglaublich Spaß. Und gerade all jene die die Holländer
nicht so oft in diesem Jahr gesehen haben, haben sich bestimmt
über die zweite Gelegenheit an diesem Wochenende gefreut. Trotzdem
ist ein Omniakonzert im Sitzen keine allzu gute Alternative für
die Zukunft, das dachte sich wohl auch der gute Steve, den man mehr als
einmal anmerkte, wie schwer ihm das Sitzen fiel.
Berlinski Beat
Völlig nachvollziehbar, dass man Berlinski Beat zu einem Balkan
Special einlädt. Blöd, dass die zweite unglaublich gelungene
Scheibe „Fräulein, könn Sie linksrum tanzen“ weit
weniger Balkan-Flair versprüht als die Premiere des Berliner
Corvus Corax Ablegers. Ahnen konnte man das nicht,
Veröffentlichungstermin war kurz vor Beginn des Festival
Mediavals. Das ist aber völlig egal, denn ohne die Männer in
ihren schicken Anzügen und den türkisen Hemden, wäre das
Festival Mediaval um eine echte Attraktion ärmer gewesen. Egal ob
mit Corvus Corax oder Berlinski Beat, die Einheit aus Musik, Show und
Unterhaltung haben die Berliner Jungs im Blut. Trotzdem verblüfft
das Corvus Corax Nebenprojekt immer wieder. Zum Beispiel welche
grandiosen Blechbläser die Band in ihren Reihen hat. Sie sind der
Garant dafür, dass der Berliner-Schnauze-Tanzmix auch wirklich
funktioniert, und wie. Tanzen, egal ob links oder rechtsrum muss man
zwangsläufig, bei dem Groove der Truppe, die vor Spielfreude nur
so sprühte. Egal ob Tuba oder Trompete, die Bläsertruppe ist
der Hammer. Genauso die Trommelfraktion, aber deren Qualität kennt
man ja schon von Corvus Corax. Was dann eher verblüfft ist die
Vielseitigkeit der Musiker, da darf der liebe Nori genauso als
Sänger ran, wie endlich wieder auch am Drummset. Und so werden die
Instrumente munter getauscht, Trommler spielt Bass, Vit spielt
gefühlt eigentlich alles und so weiter. Und der liebe Castus singt
auch gleich den Frauenpart, mit Kopftuch versteht sich.
Apropos Vit, wer das Glück hatte ihn bei der
Nach-Festival-Mediaval-Session zu erleben und seine Version von Take 5
(Dave Brubeck) miterlebt hat, der weiß, was das für
unglaublich guter Trompeter ist. Die neue Scheibe „Fräulein,
könn Sie linksrum tanzen“ ist ein weiterer Schritt nach
vorne und der Auftritt in Selb zeigte einmal mehr, wieviel
Kreativität in den Berlinern steckt. Und die muss zum Glück
immer wieder raus und für 2017 darf man sich erneut auf
Spektakuläres aus dem „Rabennest“ freuen.
Fiddlers Green
Das Beste kommt zum Schluss heißt es ja immer, keine Frage beim
Festival Mediaval war das definitiv in diesem Jahr absolut
zutreffend. Denn was Fiddlers Green als Abschlusskonzert auf der
Schloßbühne hinlegten war wirklich superb. Die Erlangener
Folkrocker sind ja als famose Liveband nicht nur bundesweit
bekannt. Einen Ruf, den sie sich aber auch fleißig und hart
erspielt haben, sie sind sicher mit die tüchtigsten Livemusiker der
Szene und haben ähnlich wie Corvus Corax schon fast überall
gespielt. Nur nicht beim Festival Mediaval, da war es eine Premiere
und was für eine. Eine so gute, so überzeugende, dass man, will man
ein Programm mit den besten Bands aus 10 Jahren Festival Mediaval
zusammenstellen, an den Herren Albers, Schulz, Klug, Heindl, Jooss
und Prziwara einfach nicht vorbeikommen. Speedfolk der den bestens
gefüllten Platz vor der Schloßbühne zum toben brachte.
Und Fiddlers Green ließ sich nicht lumpen. Eine der Stärken der
Band ist ihre Spontanität, keine Show ist wie die andere. Immer
wieder lassen sie sich etwas besonderes einfallen. So auch diesmal,
als man kurzfristig beschloss im Stile einer Marching Band singend
und spielend durchs Publkum zu marschieren. Wie wenig das zuvor
strukturiert geplant war, sah man allein schon daran, dass man
nicht so wirklich wußte wohin und es schon ziemlich wagemutig
anmutetet als „Albi Albers“ singend versuchte die Behindertenrampe
zu erklimmen, während die Bandmitglieder grinsend den bequemen
Aufgang nahmen. Aber was ein echter Bergsteiger ist, der gibt sich
halt mit einfachen Aufgaben nicht zufrieden.
Das grandiose Publikum hatte so große Freude am Auftritt, dass sie
für Fiddlers Green eine ganz besondere Überraschung parat hatten.
Denn im Gegensatz zu den sonst üblichen Zugaberufen gab es nach den
2 Zugabeblöcken, als endgültig Schluß war, keine weiteren
Zugaberufe, sondern ein vielstimmiges Dankeschön an die Musiker zu
hören. Etwas, das echt Gänsehaut erzeugte, was selbst die
Vielspieler aus dem Frankenland bisher noch nie erlebt hatten und
auch bei ihnen Eindruck hinterließ. Es zeigt aber auch deutlich,
welch einmaliges Publikum das Festival Mediaval zu bieten hat. Jahr
für Jahr wohlgemerkt.
Kleines Fazit
Bevor ich meinen Bericht damit ebenfalls beende, noch einiges zum
Festival allgemein. Leider ist dies nur ein Teil dessen, was man
tatsächlich Jahr für Jahr erleben kann. Es wird immer mehr, man
kommt einfach gar nicht mehr herum. So blieb diesmal kaum Zeit die
Piratenbucht zu besuchen, allein hier ist übrigens ganz ohne
Eintritt ständig etwas geboten. Natürlich gab es auch diesmal so
viele absolut sehenswerte Kleinkünstler, wie die beeindruckende
Artistiktruppe Artisica Anam Cara, die neben Jonglage und Akrobatik
auch mit ihrer Feuershow überzeugten.
Basseltan sind Jahr für Jahr Garant für kurzweilige Unterhaltung
auf der Theaterbühne und auch als Moderatoren unersetzlich.
Beatrice und Kelvin Kalvus glänzten mit ihren Programmen, die so
unterschiedlich sind, obwohl beider Liebe den magischen Kugeln
gilt. Orientalischer Tanz mit Kahira, Maria die Gauklertochter, das
langbeinige hübsche Geschöpf, das schon beim Festzug die Blicke auf
sich zog, Lesungen mit Astrid Lang und Professor Rudolf Simek, alle
möglichen Workshops von Drehleier spielen mit Alex über
Historische Tänze bis zum Tin Whistle Lehrgang mit der großartigen Ella, eine
Liste die man noch lange weiterführen könnte. Denn die
Highlandgames müssten natürlich auch noch erwähnt werden, die
Falkner, die Regatta, der Meiler die Bogenschieß…. , einfach sich
selbst ein Bild machen. Und das geht übrigens auch mit Kindern,
sehr gut sogar. Das Festival Mediaval ist ein Wohlfühlfest für die
ganze Familie. Ein ganz großes Plus ist schon mal der Spielplatz
auf dem Gelände, was aber dazu führen kann, dass die lieben Kleinen
da erst mal nicht mehr wegwollen. Großartig angekommen ist bei
unserer kleinen Tochter neben dem Omnia Konzert vor allem auch die
Reitershow. So gut, dass die Mama gleich zweimal extra Eintritt
löhnen durfte, weil einmal nicht genug war. Das war aber auch der
Lapsus für viele der Extraeintritt, so dass sich die Ritterturniere
zu Pferd in der eigenen Arena nicht gerade als Zuschauermagneten
erwiesen. Das ist umso bedauerlicher, da die Show wirklich
sehenswert war, die Akteure richtig etwas konnten und eine weitere
Bereicherung des Programms darstellte. Das Alter der Kids spielt
übrigens auch keine Rolle, selbst die ganz Kleinen kann man zum
Festival Mediaval bedenkenlos mitnehmen, allerdings nicht ohne
Gehörschutz, gerade wenn es Richtung Bühne geht. Aufgrund der
Weitläufigkeit des Geländes findet man aber auch genug Platz und
ganz viele ruhige Ecken.
Und die erfreulichste Nachricht ganz zum Schluß, 2017 zum 10
Jährigen Jubiläum wird das Festival sogar einen Tag länger sein,
ein Tag mehr in die wunderbare Welt des Festivals einzutauchen und ein Grund mehr 2017 nach Selb zu kommen.
zu den Bildergalerien
werden natürlich erweitert, ich bitte um Geduld!
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